03.06.2006, 12:19
Wow ich habe eine kleine aber feine Stammleserschaft. Danke an Halliwell Paige, Karana und Chery für euer FB. Habe mich sehr gefreut.
Heute gibt es den nächsten Teil und vielleicht finden sich ja noch einige Leute, die die Geschichte nicht nur lesen, sondern auch kommentieren. Egal ob positiv oder negativ. Nur so kann ich dazu lernen. Also dann viel Spass beim Kapitel 4.
LG Emerson Rose
Teil 4
Sarah hat sich in der Zwischenzeit in ihr Zimmer geschleppt. Zitternd und schwer atmend lässt sie sich auf ihrem Bett nieder.
In halb sitzender Position, den Kopf leicht nach hinten geneigt, eine Tagesdecke über sich gebreitet, findet Anthony seine Tochter nach dem Mittag vor.
âHey.â Vorsichtig berührt er Sarahs Hand.
âOh, ich bin wohl eingeschlafen.â Sarah will aufstehen, aber Anthony hält sie zurück.
âBleib liegen. Deine Suppe kannst du auch im Bett essen.â
Nur ist das einfacher gesagt als getan. Mit zittriger Hand führt Sarah den Löffel zum Mund und verschüttet die Hälfte. Nachdem das Malheur beseitigt ist, füttert Anthony Sarah. Es ist nicht viel, was sie schafft, aber ganz ohne normale Nahrung geht es nicht.
SchlieÃlich stellt Anthony den Teller beiseite und Sarah meint leicht resigniert, â soweit ist es nun schon gekommen. Ich bin 17 Jahre alt und muss mich von meinem Vater füttern lassen.â
âDu weiÃt, ich würde alles für dich, für euch alle tun, nur damit ihr glücklich seid.â
Anthony schüttelt einige Kissen auf, damit Sarah sich wieder bequem dagegen lehnen kann.
âHeiÃt das, ich darf heute Abend weggehen? Ich wollte dir vorhin schon von unseren Plänen erzählen, aber du warst so schnell mit David verschwunden, dass ich gar keine Gelegenheit hatte.â
âEr hat mir von eurem Vorhaben erzählt.â
âNachdem du ihn ausgequetscht hast, wie eine Zitrone.â Sarah grinst. Sie kennt ihren Vater ziemlich genau.
âNicht direkt. Er war sehr mitteilsam und hat mir mein forsches Auftreten nicht übel genommen.â
âNa gut, wenn er sich von dir nicht hat verschrecken lassen, dann kann ich ja noch hoffen, dass meine Verabredung heute Abend auch auftaucht. Und bis dahin werde ich wohl noch eine Mütze voll Schlaf nehmen. Sagst du Dawn Bescheid, dass wir morgen quatschen. Ich bin fix und fertig.â Sarah kuschelt sich etwas tiefer in ihre Kissen und stellt das Sauerstoffgerät eine Stufe höher.
âGut ich wecke dich zum Abendessen. Brauchst du sonst noch etwas?â
âVielleicht eine Tylenol-.Tablette und eine Flasche Wasser. Ich glaube, ich habe schon wieder Fieber.â
ÃuÃerlich bleibt Anthony ruhig und holt die Sachen, aber in seinem Kopf schrillen alle Alarmglocken. Die Ãrzte im Krankenhaus hatten ihm Hoffnungen gemacht, dass die neue Antibiotikazusammenstellung helfen würde. Aber scheinbar führten die Bakterien in Sarahs Lungen immer noch einen erbitterten Kampf. Die Medikamente schlugen nicht an.
Zurück im Wohnzimmer setzt sich Anthony zu Jennifer auf die Couch und lächelt sie müde an, während er seine Brille putzt.
âWo sind die Mädchen?â Fragt er und nimmt sich die vor ihm liegende Post.
âMit Scoutch spazieren. Was also heiÃt, wir sind ganz allein im Haus.â Jennifer zieht die Beine an und lässt sich gegen Anthony fallen.
Der geht gern darauf ein und nimmt Jennifer in den Arm. Beide genieÃen die ruhige Zeit in ihrem Leben, wo sie sich einfach nur nahe sind. Und da Jennifer während der Woche mit Dawn in einem kleinen Appartement wohnt, sind die Stunden an den Wochenenden umso kostbarer.
âAch ja, so könnte ich ewig liegen bleiben.â Jennifer seufzt verliebt. âSag mal, wenn Alyson und Sarah heute Abend ausgehen, wie wäre es dann mit einem romantischen Candlelight-Diner.â
âGute Idee. Allerdings vergisst du, dass Dawn auch noch da ist.â
âKeine Sorge. Unser Küken ist heute Nacht zu einer Pyjama-Party bei den Williams eingeladen. Wir sind also vollkommen ungestört. Ich fahre Dawn um sieben rüber.â
âMmm.â Anthony ist ganz in einen Brief vertieft.
âSag malâ, fragt er plötzlich, âhaben wir Mitte Oktober schon was vor?â
âAuÃer meinen Geburtstag nichts weiter. Wieso?â
âMeine Eltern wollen uns besuchen. Sie schreiben, sie möchten dich und Dawn endlich mal kennen lernen und ungefähr eine Woche bleiben.â
âKlar können sie kommen. Dann bringe ich meine Eltern bei mir in der Wohnung unter. Ich bin schon gespannt auf die Menschen, die dich groà gezogen haben.â
âDu wirst sie bestimmt mögen. Ich habe in jungen Jahren viel Unsinn angestellt, aber sie haben immer zu mir gehalten und mir auch beigestanden, als Jillien starb. Wer kommt überhaupt alles zum Geburtstag?â
âGute Frage. Schreib mal auf. Ich sag an. Also, deine Eltern, meine Eltern, Daniel, Sophie und Cassandra, dann unsere gesamte Rasselbande machen vier und am Abend Serina, Allan, Ryan und Jessica. Ich glaube das sind alle. Wie viel haben wir?â
âEinen Augenblick. Das macht nach Adam Riese mit uns siebzehn Personen. Bleibt nur die Frage, ob du Christin, Oz und vielleicht David auch einladen willst.â
âDas Jungvolk hat für den Abend bestimmt was anderes vor. Wir werden sehen. Die wichtigere Frage ist, wo alle sitzen sollen. Ich habe mir das so vorgestellt...â
Jennifer und Anthony schmieden Pläne. Weit kommen sie dabei nicht, denn als Alyson und Dawn mit Scoutch vom Spaziergang zurück sind, liegen die beiden auf dem Sofa zusammen-
gekuschelt und schlafen. Anthony hat wie immer vergessen seine Brille abzunehmen, so dass sie ihm nun halb auf die Nase gerutscht ist.
Dawn will gleich ihre Mutter wecken aber Alyson hält sie zurück.
âLass uns erst mal Tee kochen. Sie haben sich etwas Schlaf wirklich verdient. Sarah wurde Anfang letzter Woche trotz Lungenentzündung entlassen. Dad und Jenny haben einige ziemlich unruhige Nächte hinter sich.â
âWird Sarah wieder gesund?â In Dawns Augen spiegelt sich Angst wider. Sie fühlt sich sehr wohl im Hause Hemmingwell und möchte ihre neu gewonnenen Geschwister nicht mehr missen.
âBestimmt. Es dauert nur etwas länger, als die Ãrzte dachten. So und jetzt setzen wir Tee auf, der auch schmeckt. Du hättest das Zeug heute Morgen trinken müssen. Echt zum abgewöhnen.â
Währenddessen hat Scoutch sich wieder ins Wohnzimmer geschlichen und tappst solange auf Anthonys Hand rum, bis dieser endlich aufwacht.
âHey Scoutch. Was machst du denn hier. Bist du etwa ausgerückt. Wo sind Alyson und Dawn?â
âWir sind hier Dad.â Alyson trägt ein Tablett mit Tassen und Tellern herein und stellt alles auf dem Wohnzimmertisch ab.
âSag mal, habt ihr schon wieder Hunger?â Anthony reibt sich die Augen und rückt seine Brille zurecht.
âNa ja nicht unbedingt, aber schau mal auf die Uhr. Es ist gleich fünf, also Tea Time.â
âOh?â Das ist alles, was Anthony dazu sagen kann. Es kommt sehr selten vor, dass er am Nachmittag schläft und erst recht nicht so lange.
âGut, dann gehe ich nachher noch raus und mähe des Rasen. Dawn hilfst du mir? Und Alyson du weckst Sarah und hilfst ihr beim anziehen.â Anthony verteilt in seiner gewohnt liebenswürdigen Art die Arbeit auf seine Familie.
âEhe du mich auch noch einspannst, ich habe zwei Körbe Bügelwäsche zu stehen und bin somit vollkommen ausgelastet.â Jennifer wehrt gleich jegliche Bitten ab.
Das würde ich mich nie wagen.â Anthony grinst verschmitzt und schaut Jennifer in ihre braunen Augen. Manchmal kann er es immer noch nicht fassen, dass diese schöne junge Frau wirklich seine Freundin ist. Immerhin ist er mit seinen 41 Lenzen nicht mehr der Jüngste und hat ab und zu schon arge Probleme mit Jennifers Temperament mitzuhalten. Die Jahre des Alleinseins haben in Form von grauen Haaren und ersten Falten im Gesicht, seine Spuren hinterlassen. Alyson und Dawn tauschen vielsagende Blicke aus. An die Turteleien ihrer jeweiligen Elternteile haben sich die beiden inzwischen gewöhnt. Amüsant ist es trotzdem immer wieder, wenn Anthony und Jennifer in aller Ãffentlichkeit miteinander flirten und ihren zweiten Frühling genieÃen.
Nach der Tea Time geht jeder seinen Verpflichtungen nach. Alyson lässt vorher Badewasser ein und betritt dann leise Sarahs Zimmer. Die Sauerstoffsonde gibt pfeifende Geräusche von sich. Die Flasche scheint fast leer zu sein, denn Sarah schnappt im Schlaf wie ein Fisch ohne Wasser nach Luft.
âSarah wacht auf.â Alyson setzt sich langsam auf die Bettkante ihrer Schwester.
âHi. Ist es schon so spät?â Sarah streckt langsam ihre Arme nach oben aus und kann nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken. âIch habe gerade so schön geträumt.â Versonnen lächelt sie vor sich hin.
âWenn ich raten dürfte, von David.â Alyson hat den verklärten Blick ihrer Zwillingsschwester richtig gedeutet, denn diese nickt.
âUnd, hat er etwas mehr erzählt, als bei mir gestern?â
âWir haben uns gut unterhalten.â Sarah gibt sich zugeknöpft und lässt Alyson erst mal zappeln.
âKomm schon, spann mich nicht auf die Folter.â
âIch erzähle es dir, wenn ich in der Badewanne bin. Holst du mir den Rollstuhl rüber?â
Unendlich langsam hangelt sich Sarah in ihren fahrbaren Untersatz. Alyson stöpselt derweil den Schlauch von der Sauerstoffflasche auf den Lindy Walker um, einem kleinen Kanister, den man sich über die Schulter schnallen kann.
âWie viel ist noch drin?â Fragt Sarah.
âGut halb vol", liest Alyson die Anzeige ab.
âDas reicht noch für 1 1/2 Stunden. Dad muss mir nachher noch mal den Akku wechseln, sonst sitze ich heute Abend irgendwann auf dem Trockenen.â
âAber jetzt gleich nicht mehr.â Mit Alyson`s Hilfe lässt sich Sarah in die Wanne gleiten. Dann schlieÃt sie für einen Moment die Augen und versucht ruhig zu atmen.
âHerrlich. Endlich merke ich mein lädiertes Knie nicht mehr.â
âIch habe etwas Eukalyptusöl ins Badewasser getan.â Alyson hat sich einen Hocker herangezogen und dreht jetzt gedankenverloren an ihren Zöpfen.
âEinfach perfekt. Du solltest Krankenschwester werden. Machst das echt gut.â
âLieber nicht.â
âDoch. Einer muss mich schlieÃlich auch später pflegen.â
âSag so was nicht. Du wirst wieder gesund. Es dauert eben alles seine Zeit.â
âZeit ist das was ich nicht habe. Schau mich doch an. Würde ein Arzt mich so sehen, wäre ich schon längst wieder im Krankenhaus mit der Lungenentzündung und dem Fieber. Aber ich möchte heute Abend unbedingt weggehen, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf. Ich darf heute einfach nicht krank sein.â
âDavid bedeutet dir wohl eine Menge.â
âAuf jeden Fall freue ich mich schon riesig auf heute Abend. In seiner Gegenwart habe ich mich am Vormittag richtig wohl gefühlt und mir war ausnahmsweise mal nicht kalt.â
âUnd was hat er so erzählt?â
âSeine Schwester heiÃt Julie und 2 Jahre jünger. Die Eltern sind geschieden und der Vater muss wohl ein ziemlich cholerischer Mann gewesen sein. Bei dem Thema hat David kaum den Mund aufgekriegt. Der Vater hat ihn zwei Jahre regelmäÃig verprügelt und einen Krüppel aus seinem Sohn gemacht.â
âOh Mann. Das hat er dir alles so einfach gesagt?â
âDavid wollte mir wohl zeigen, dass man trotz Handicap einiges erreichen kann.â
âHat es geklappt?â
âEr hat auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.â Verträumt lächelt Sarah vor sich hin.
âUnd heute Abend wirst du einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.â Alyson saust in ihr Zimmer und kommt mit einem Frisurenmagazin zurück.
âMit den Haaren fangen wir an. Offen oder hoch gesteckt?â
âOffen, definitiv.â
âGut, Locken oder glatt?â
âWenn du mir hilfst, Locken.â
âKlar. Besser als für Dads Handlangerdienste eingespannt zu werden. Am besten ich drehe dir die Haare gleich auf groÃe Wickler. Dann können sie bis um 8.00 Uhr trocknen.â
âLass mich aber vorher raus, sonst bekomme ich noch Schwimmhäute an den Händen.â
Nachdem Sarah wieder mit Bademantel und Handtuchturban im Rollstuhl sitzt, ist Alyson fast genauso nass, wie ihre Schwester. Und während sie sich abtrocknet, rollt Sarah zurück in ihr Zimmer und inspiziert schon mal den Kleiderschrank. Da mehrmaliges Umziehen zu anstrengend und umständlich ist, muss sie vorher genau wissen, was sie anziehen will.
Kurze Zeit später steht Alyson wieder trocken hinter ihr und hält Sarah ein Paar Halbschuhe vor die Nase.
âWenn du willst, kannst du sie heute Abend tragen.â
âWirklich?â Sarah verschlägt es glatt die Sprache. Die Schuhe sind aus echtem verschieden farbigem Leder und Alyson`s ganzer Stolz. Die GroÃeltern haben sie zusammen mit einer Hose für Nicholas und einem Pullover für Sarah zu Weihnachten aus London geschickt. So etwas Edles kriegt man hier in Boston gar nicht.
âHauptsache du tanzt mir nicht die Sohlen durch.â Alyson grinst.
âEhrenwort. Ich werde mich zurückhalten. Aber was ziehe ich anâ, kommt Sarah auf ihr Hauptproblem zurück.
âIch weià gar nicht, welche Hose überhaupt noch passt. Die Waage hat gestern schon wieder 2 Pfund weniger angezeigt. Wenn ich bedenke, dass ich vor einem Jahr noch fast 100 Pfund gewogen habe. Das sind über 14 Pfund mehr gewesen.â
Alyson hat inzwischen einige Hosen aus dem Schrank genommen und hält nach einigen Ãberlegungen Sarah eine graue, gerade geschnittene Stoffhose hin.
âWenn ich mich nicht irre, hat dir die Jenny zum Geburtstag geschenkt. Sie müsste also in etwa passen.â
âKeine schlechte Idee und dazu den weiÃen Wollpullover aus London. Das ist zwar nicht gerade sexy, aber welche Kurven soll ich denn auch hervorheben, wenn ich keine habe.â
âIst das nicht etwas zu warm? Wie wärâs damit?â Alyson hält eine knallrote Bluse mit langen Ãrmeln hoch.
âDas Teil ist viel zu groÃ. Ich ziehe lieber noch ein Top drunter.â
âGut dann lass mich jetzt deine Haare eindrehen. Sonst werden sie nicht mehr rechtzeitig trocken.â
PS: Ja ich bin fies, aber das Date kommt im nächsten Teil.:biggrin:
Heute gibt es den nächsten Teil und vielleicht finden sich ja noch einige Leute, die die Geschichte nicht nur lesen, sondern auch kommentieren. Egal ob positiv oder negativ. Nur so kann ich dazu lernen. Also dann viel Spass beim Kapitel 4.
LG Emerson Rose
Teil 4
Sarah hat sich in der Zwischenzeit in ihr Zimmer geschleppt. Zitternd und schwer atmend lässt sie sich auf ihrem Bett nieder.
In halb sitzender Position, den Kopf leicht nach hinten geneigt, eine Tagesdecke über sich gebreitet, findet Anthony seine Tochter nach dem Mittag vor.
âHey.â Vorsichtig berührt er Sarahs Hand.
âOh, ich bin wohl eingeschlafen.â Sarah will aufstehen, aber Anthony hält sie zurück.
âBleib liegen. Deine Suppe kannst du auch im Bett essen.â
Nur ist das einfacher gesagt als getan. Mit zittriger Hand führt Sarah den Löffel zum Mund und verschüttet die Hälfte. Nachdem das Malheur beseitigt ist, füttert Anthony Sarah. Es ist nicht viel, was sie schafft, aber ganz ohne normale Nahrung geht es nicht.
SchlieÃlich stellt Anthony den Teller beiseite und Sarah meint leicht resigniert, â soweit ist es nun schon gekommen. Ich bin 17 Jahre alt und muss mich von meinem Vater füttern lassen.â
âDu weiÃt, ich würde alles für dich, für euch alle tun, nur damit ihr glücklich seid.â
Anthony schüttelt einige Kissen auf, damit Sarah sich wieder bequem dagegen lehnen kann.
âHeiÃt das, ich darf heute Abend weggehen? Ich wollte dir vorhin schon von unseren Plänen erzählen, aber du warst so schnell mit David verschwunden, dass ich gar keine Gelegenheit hatte.â
âEr hat mir von eurem Vorhaben erzählt.â
âNachdem du ihn ausgequetscht hast, wie eine Zitrone.â Sarah grinst. Sie kennt ihren Vater ziemlich genau.
âNicht direkt. Er war sehr mitteilsam und hat mir mein forsches Auftreten nicht übel genommen.â
âNa gut, wenn er sich von dir nicht hat verschrecken lassen, dann kann ich ja noch hoffen, dass meine Verabredung heute Abend auch auftaucht. Und bis dahin werde ich wohl noch eine Mütze voll Schlaf nehmen. Sagst du Dawn Bescheid, dass wir morgen quatschen. Ich bin fix und fertig.â Sarah kuschelt sich etwas tiefer in ihre Kissen und stellt das Sauerstoffgerät eine Stufe höher.
âGut ich wecke dich zum Abendessen. Brauchst du sonst noch etwas?â
âVielleicht eine Tylenol-.Tablette und eine Flasche Wasser. Ich glaube, ich habe schon wieder Fieber.â
ÃuÃerlich bleibt Anthony ruhig und holt die Sachen, aber in seinem Kopf schrillen alle Alarmglocken. Die Ãrzte im Krankenhaus hatten ihm Hoffnungen gemacht, dass die neue Antibiotikazusammenstellung helfen würde. Aber scheinbar führten die Bakterien in Sarahs Lungen immer noch einen erbitterten Kampf. Die Medikamente schlugen nicht an.
Zurück im Wohnzimmer setzt sich Anthony zu Jennifer auf die Couch und lächelt sie müde an, während er seine Brille putzt.
âWo sind die Mädchen?â Fragt er und nimmt sich die vor ihm liegende Post.
âMit Scoutch spazieren. Was also heiÃt, wir sind ganz allein im Haus.â Jennifer zieht die Beine an und lässt sich gegen Anthony fallen.
Der geht gern darauf ein und nimmt Jennifer in den Arm. Beide genieÃen die ruhige Zeit in ihrem Leben, wo sie sich einfach nur nahe sind. Und da Jennifer während der Woche mit Dawn in einem kleinen Appartement wohnt, sind die Stunden an den Wochenenden umso kostbarer.
âAch ja, so könnte ich ewig liegen bleiben.â Jennifer seufzt verliebt. âSag mal, wenn Alyson und Sarah heute Abend ausgehen, wie wäre es dann mit einem romantischen Candlelight-Diner.â
âGute Idee. Allerdings vergisst du, dass Dawn auch noch da ist.â
âKeine Sorge. Unser Küken ist heute Nacht zu einer Pyjama-Party bei den Williams eingeladen. Wir sind also vollkommen ungestört. Ich fahre Dawn um sieben rüber.â
âMmm.â Anthony ist ganz in einen Brief vertieft.
âSag malâ, fragt er plötzlich, âhaben wir Mitte Oktober schon was vor?â
âAuÃer meinen Geburtstag nichts weiter. Wieso?â
âMeine Eltern wollen uns besuchen. Sie schreiben, sie möchten dich und Dawn endlich mal kennen lernen und ungefähr eine Woche bleiben.â
âKlar können sie kommen. Dann bringe ich meine Eltern bei mir in der Wohnung unter. Ich bin schon gespannt auf die Menschen, die dich groà gezogen haben.â
âDu wirst sie bestimmt mögen. Ich habe in jungen Jahren viel Unsinn angestellt, aber sie haben immer zu mir gehalten und mir auch beigestanden, als Jillien starb. Wer kommt überhaupt alles zum Geburtstag?â
âGute Frage. Schreib mal auf. Ich sag an. Also, deine Eltern, meine Eltern, Daniel, Sophie und Cassandra, dann unsere gesamte Rasselbande machen vier und am Abend Serina, Allan, Ryan und Jessica. Ich glaube das sind alle. Wie viel haben wir?â
âEinen Augenblick. Das macht nach Adam Riese mit uns siebzehn Personen. Bleibt nur die Frage, ob du Christin, Oz und vielleicht David auch einladen willst.â
âDas Jungvolk hat für den Abend bestimmt was anderes vor. Wir werden sehen. Die wichtigere Frage ist, wo alle sitzen sollen. Ich habe mir das so vorgestellt...â
Jennifer und Anthony schmieden Pläne. Weit kommen sie dabei nicht, denn als Alyson und Dawn mit Scoutch vom Spaziergang zurück sind, liegen die beiden auf dem Sofa zusammen-
gekuschelt und schlafen. Anthony hat wie immer vergessen seine Brille abzunehmen, so dass sie ihm nun halb auf die Nase gerutscht ist.
Dawn will gleich ihre Mutter wecken aber Alyson hält sie zurück.
âLass uns erst mal Tee kochen. Sie haben sich etwas Schlaf wirklich verdient. Sarah wurde Anfang letzter Woche trotz Lungenentzündung entlassen. Dad und Jenny haben einige ziemlich unruhige Nächte hinter sich.â
âWird Sarah wieder gesund?â In Dawns Augen spiegelt sich Angst wider. Sie fühlt sich sehr wohl im Hause Hemmingwell und möchte ihre neu gewonnenen Geschwister nicht mehr missen.
âBestimmt. Es dauert nur etwas länger, als die Ãrzte dachten. So und jetzt setzen wir Tee auf, der auch schmeckt. Du hättest das Zeug heute Morgen trinken müssen. Echt zum abgewöhnen.â
Währenddessen hat Scoutch sich wieder ins Wohnzimmer geschlichen und tappst solange auf Anthonys Hand rum, bis dieser endlich aufwacht.
âHey Scoutch. Was machst du denn hier. Bist du etwa ausgerückt. Wo sind Alyson und Dawn?â
âWir sind hier Dad.â Alyson trägt ein Tablett mit Tassen und Tellern herein und stellt alles auf dem Wohnzimmertisch ab.
âSag mal, habt ihr schon wieder Hunger?â Anthony reibt sich die Augen und rückt seine Brille zurecht.
âNa ja nicht unbedingt, aber schau mal auf die Uhr. Es ist gleich fünf, also Tea Time.â
âOh?â Das ist alles, was Anthony dazu sagen kann. Es kommt sehr selten vor, dass er am Nachmittag schläft und erst recht nicht so lange.
âGut, dann gehe ich nachher noch raus und mähe des Rasen. Dawn hilfst du mir? Und Alyson du weckst Sarah und hilfst ihr beim anziehen.â Anthony verteilt in seiner gewohnt liebenswürdigen Art die Arbeit auf seine Familie.
âEhe du mich auch noch einspannst, ich habe zwei Körbe Bügelwäsche zu stehen und bin somit vollkommen ausgelastet.â Jennifer wehrt gleich jegliche Bitten ab.
Das würde ich mich nie wagen.â Anthony grinst verschmitzt und schaut Jennifer in ihre braunen Augen. Manchmal kann er es immer noch nicht fassen, dass diese schöne junge Frau wirklich seine Freundin ist. Immerhin ist er mit seinen 41 Lenzen nicht mehr der Jüngste und hat ab und zu schon arge Probleme mit Jennifers Temperament mitzuhalten. Die Jahre des Alleinseins haben in Form von grauen Haaren und ersten Falten im Gesicht, seine Spuren hinterlassen. Alyson und Dawn tauschen vielsagende Blicke aus. An die Turteleien ihrer jeweiligen Elternteile haben sich die beiden inzwischen gewöhnt. Amüsant ist es trotzdem immer wieder, wenn Anthony und Jennifer in aller Ãffentlichkeit miteinander flirten und ihren zweiten Frühling genieÃen.
Nach der Tea Time geht jeder seinen Verpflichtungen nach. Alyson lässt vorher Badewasser ein und betritt dann leise Sarahs Zimmer. Die Sauerstoffsonde gibt pfeifende Geräusche von sich. Die Flasche scheint fast leer zu sein, denn Sarah schnappt im Schlaf wie ein Fisch ohne Wasser nach Luft.
âSarah wacht auf.â Alyson setzt sich langsam auf die Bettkante ihrer Schwester.
âHi. Ist es schon so spät?â Sarah streckt langsam ihre Arme nach oben aus und kann nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken. âIch habe gerade so schön geträumt.â Versonnen lächelt sie vor sich hin.
âWenn ich raten dürfte, von David.â Alyson hat den verklärten Blick ihrer Zwillingsschwester richtig gedeutet, denn diese nickt.
âUnd, hat er etwas mehr erzählt, als bei mir gestern?â
âWir haben uns gut unterhalten.â Sarah gibt sich zugeknöpft und lässt Alyson erst mal zappeln.
âKomm schon, spann mich nicht auf die Folter.â
âIch erzähle es dir, wenn ich in der Badewanne bin. Holst du mir den Rollstuhl rüber?â
Unendlich langsam hangelt sich Sarah in ihren fahrbaren Untersatz. Alyson stöpselt derweil den Schlauch von der Sauerstoffflasche auf den Lindy Walker um, einem kleinen Kanister, den man sich über die Schulter schnallen kann.
âWie viel ist noch drin?â Fragt Sarah.
âGut halb vol", liest Alyson die Anzeige ab.
âDas reicht noch für 1 1/2 Stunden. Dad muss mir nachher noch mal den Akku wechseln, sonst sitze ich heute Abend irgendwann auf dem Trockenen.â
âAber jetzt gleich nicht mehr.â Mit Alyson`s Hilfe lässt sich Sarah in die Wanne gleiten. Dann schlieÃt sie für einen Moment die Augen und versucht ruhig zu atmen.
âHerrlich. Endlich merke ich mein lädiertes Knie nicht mehr.â
âIch habe etwas Eukalyptusöl ins Badewasser getan.â Alyson hat sich einen Hocker herangezogen und dreht jetzt gedankenverloren an ihren Zöpfen.
âEinfach perfekt. Du solltest Krankenschwester werden. Machst das echt gut.â
âLieber nicht.â
âDoch. Einer muss mich schlieÃlich auch später pflegen.â
âSag so was nicht. Du wirst wieder gesund. Es dauert eben alles seine Zeit.â
âZeit ist das was ich nicht habe. Schau mich doch an. Würde ein Arzt mich so sehen, wäre ich schon längst wieder im Krankenhaus mit der Lungenentzündung und dem Fieber. Aber ich möchte heute Abend unbedingt weggehen, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf. Ich darf heute einfach nicht krank sein.â
âDavid bedeutet dir wohl eine Menge.â
âAuf jeden Fall freue ich mich schon riesig auf heute Abend. In seiner Gegenwart habe ich mich am Vormittag richtig wohl gefühlt und mir war ausnahmsweise mal nicht kalt.â
âUnd was hat er so erzählt?â
âSeine Schwester heiÃt Julie und 2 Jahre jünger. Die Eltern sind geschieden und der Vater muss wohl ein ziemlich cholerischer Mann gewesen sein. Bei dem Thema hat David kaum den Mund aufgekriegt. Der Vater hat ihn zwei Jahre regelmäÃig verprügelt und einen Krüppel aus seinem Sohn gemacht.â
âOh Mann. Das hat er dir alles so einfach gesagt?â
âDavid wollte mir wohl zeigen, dass man trotz Handicap einiges erreichen kann.â
âHat es geklappt?â
âEr hat auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.â Verträumt lächelt Sarah vor sich hin.
âUnd heute Abend wirst du einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.â Alyson saust in ihr Zimmer und kommt mit einem Frisurenmagazin zurück.
âMit den Haaren fangen wir an. Offen oder hoch gesteckt?â
âOffen, definitiv.â
âGut, Locken oder glatt?â
âWenn du mir hilfst, Locken.â
âKlar. Besser als für Dads Handlangerdienste eingespannt zu werden. Am besten ich drehe dir die Haare gleich auf groÃe Wickler. Dann können sie bis um 8.00 Uhr trocknen.â
âLass mich aber vorher raus, sonst bekomme ich noch Schwimmhäute an den Händen.â
Nachdem Sarah wieder mit Bademantel und Handtuchturban im Rollstuhl sitzt, ist Alyson fast genauso nass, wie ihre Schwester. Und während sie sich abtrocknet, rollt Sarah zurück in ihr Zimmer und inspiziert schon mal den Kleiderschrank. Da mehrmaliges Umziehen zu anstrengend und umständlich ist, muss sie vorher genau wissen, was sie anziehen will.
Kurze Zeit später steht Alyson wieder trocken hinter ihr und hält Sarah ein Paar Halbschuhe vor die Nase.
âWenn du willst, kannst du sie heute Abend tragen.â
âWirklich?â Sarah verschlägt es glatt die Sprache. Die Schuhe sind aus echtem verschieden farbigem Leder und Alyson`s ganzer Stolz. Die GroÃeltern haben sie zusammen mit einer Hose für Nicholas und einem Pullover für Sarah zu Weihnachten aus London geschickt. So etwas Edles kriegt man hier in Boston gar nicht.
âHauptsache du tanzt mir nicht die Sohlen durch.â Alyson grinst.
âEhrenwort. Ich werde mich zurückhalten. Aber was ziehe ich anâ, kommt Sarah auf ihr Hauptproblem zurück.
âIch weià gar nicht, welche Hose überhaupt noch passt. Die Waage hat gestern schon wieder 2 Pfund weniger angezeigt. Wenn ich bedenke, dass ich vor einem Jahr noch fast 100 Pfund gewogen habe. Das sind über 14 Pfund mehr gewesen.â
Alyson hat inzwischen einige Hosen aus dem Schrank genommen und hält nach einigen Ãberlegungen Sarah eine graue, gerade geschnittene Stoffhose hin.
âWenn ich mich nicht irre, hat dir die Jenny zum Geburtstag geschenkt. Sie müsste also in etwa passen.â
âKeine schlechte Idee und dazu den weiÃen Wollpullover aus London. Das ist zwar nicht gerade sexy, aber welche Kurven soll ich denn auch hervorheben, wenn ich keine habe.â
âIst das nicht etwas zu warm? Wie wärâs damit?â Alyson hält eine knallrote Bluse mit langen Ãrmeln hoch.
âDas Teil ist viel zu groÃ. Ich ziehe lieber noch ein Top drunter.â
âGut dann lass mich jetzt deine Haare eindrehen. Sonst werden sie nicht mehr rechtzeitig trocken.â
PS: Ja ich bin fies, aber das Date kommt im nächsten Teil.:biggrin: