Und es ist schon wieder Sonntag. Kinder wie die Zeit vergeht.
Zum FB: Freu mich, dass meine geliebten Stamm-Leser und FB Schreiber Zeit für einen Kommentar gefunden haben. @Lava, Chery, Isi und Selene:knuddel:. So doll habe ich mich gefreut. :freu:
Zum heutigen Kapitel. Es ist wieder eins, das ich vor mittlerweile drei Jahren geschrieben habe, weil ich an anderer Stelle nicht weiterkam. Da ist mein Schreibstil auch noch etwas anders, aber ich habe im Nachhinein noch ein par Stellen ausgefeilt. Lange Rede, kurzer Sinn, ich weià ich schweife gern ab
Es geht weiter ein knappes halbes Jahr nach Davids Abreise.
Viel Spaà beim lesen.
LG Emerson Rose
Teil 35
Dezember 1997
Er zögert. Soll er oder soll er nicht. In dem Augenblick wird die Tür von innen geöffnet.â
âDavid???â Alyson schaut erst überrascht, dann ärgerlich.
âWas willst du hier?â fragt sie eisig und schlieÃt die Tür von auÃen ab.
âIch, ich möchte Sarah besuchenâ, stammelt David.
âAch ja, und sie hinterher wieder im Regen stehen lassen. So wie im Sommer.â Alyson geht zu ihrem Auto und will einsteigen, aber David hält sie zurück.
âBitte Alyson. Ich weiÃ, ich habe eine Menge falsch gemacht, und es tut mir auch leid. Ich kann daran nichts mehr ändern. Aber ich haben die ganze Sache sehr bereut, und zwar seit dem ich in Washington angekommen war. Doch was hätte ich tun sollen. Irgendwie hatte ich nicht den Mut, Sarah anzurufen. Zumindest bis heute nicht. Also lässt du mich zu ihr?â
âSie ist nicht zu Hause.â Alyson ist immer noch etwas gereizt, aber langsam bröckelt die Fassade.
âIch wollte gerade zu ihr. Also los.â
David atmet erleichtert auf, läuft rasch um das Auto herum und steigt ein. Ehe es sich Alyson wieder anders überlegt.
Schweigend fahren beide losâ¦
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âWie geht es Sarah?â versucht David ein Gespräch in Gang zu bringen
âWas glaubst du wohl. Sie hat gelitten wie ein Tier, sich tagelang in ihrem Zimmer verkrochen. Erst seit einigen Wochen geht sie wieder unter Menschen. Langsam wird es.â
âOh mann. Ich habe in den letzten Wochen vor meiner Abreise nach Washington kaum noch was mitbekommen. Am liebsten hätte ich mich irgendwo versteckt und abgewartet bis alles vorbei ist.â
âIch glaube dir, dass der Tod eines Elternteils sehr schwer zu verkraften ist. Ich weià wovon ich rede. Aber so wie du dich gegenüber Sarah verhalten hast, war einfach feige und mies. Was habt ihr euch letztes Jahr nach ihrem Unfall und Liams Geburt geschworen. Zusammen zu halten, was auch immer geschehen mag. Und dann das.â Alyson schweigt und David stehen kurzzeitig wieder Tränen in den Augen, wenn er an den Frühsommertag vor eineinhalb Jahren zurückdenkt.
Beide waren sie voll freudiger Erwartung auf ihren Sohn der Mitte Juli zur Welt kommen sollte und dann der Treppensturz auf dem Unigelände. Die Ãrzte konnten damals Sarahs Leben retten, die dabei eine gerissene Milz und innere Blutungen davon getragen hatte. Für Liam, der acht Wochen zu früh geboren wurde, gab es dagegen kaum eine Chance. Ihr kleiner Sohn starb sieben Tage später. Sarah und er waren am Boden zerstört, besonders als ihr die Ãrzte mitteilten, dass es ziemlich unwahrscheinlich sei, noch mal ein Kind zu bekommen. Das war jetzt schon so lange her und trotzdem waren die Narben der Erinnerung zwar verheilt aber noch lange nicht verblasst.
Verlegen wischt sich David eine Träne aus dem Gesicht und wendet sich zurück an Alyson.
âDanke.â
âWofür?â fragt diese.
âDass ich mit Sarah sprechen darf und du mich nicht hast abblitzen lassen.â
âNoch ist es nicht soweit. Ich nehme dich zwar mit, aber ob Sarah dich auch sehen will, weià ich nicht. Denn dieses Süppchen musst du selbst auslöffeln. Da werde ich dir garantiert nicht helfen.â
âTrotzdem danke. Wo ist Sarah eigentlich?â
âIm Krankenhaus.â
âEs ist doch nichts Ernstes?â Bei David schrillen plötzlich sämtliche Alarmglocken.
âSie hat seit einigen Wochen Kreislaufprobleme und das atmen fällt ihr schwer. Sonst geht es ihr ganz gut. Die Ãrzte wollen sie zur Beobachtung einige Tage da behalten. Also reg sie nicht unnötig auf.â
âWenn sie mich sehen will, verspreche ich ganz brav zu sein.â
âGut. Dann komm. Wir sind da.â
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Gemeinsam betreten sie das Memorial Hospital und David folgt Alyson in die fünfte Etage. Sie meldet sich im Schwesternzimmer an und fragt auch gleich nach, ob Sarah in ihrem Zimmer ist. Als dies bejaht wird, betritt Alyson den kleinen Raum am Ende des Flurs und bittet David erst mal drauÃen zu warten.
âHey SüÃe, wie geht es dir?â Sie legt ein Bund Weintrauben auf den Nachttisch und gibt ihrer Schwester einen Kuss auf die Wange.
âMir ist so langweilig. Hoffentlich haben die Ãrzte bald alle Untersuchungen und Tests abgeschlossen. Ich will hier raus.â
Mühsam rappelt Sarah sich in ihrem Bett hoch. Es wird alles immer schwieriger. Selbst solche einfachen Sachen wie hinsetzen oder aufstehen.
âAnsonsten kann ich nicht klagen. Aber du scheinst einen Geist gesehen zu haben.â
Sarah mustert Alyson genauer, wie sie nervös von einem Bein aufs andere tritt. Sie kennt ihre Schwester sehr gut. Besonders, dass sie unangenehme Nachrichten schlecht vor anderen verbergen kann.
âAlso einen Geist nicht direkt.â Alyson windet sich wie ein Aal am Angelhaken.
âNa dann kann es so schlimm nicht sein. Spuks schon aus.â
âWenn ich dir das jetzt sage, versprich mir, mich nicht umzubringen und dich nicht aufzuregen.â
âAlyson!!!â Sarahs Ton wird schärfer.
âSchon gut, schon gut. David hat vorhin bei uns vor der Tür gestanden. Ich habe ihn mitgebracht.â
Endlich ist es raus und Alyson lässt sich erleichtert auf den Stuhl neben dem Bett fallen.
Sarah hat darauf nur eine Antwort.
âOh nein.â Sie schluckt schwer.
âDu musst nicht mir ihm sprechen. Ich habe ihm gesagt, ich frage dich zuerst. Es ist allein deine Entscheidung.â
âUnd wie geht es ihm?â checkt Sarah kurz die Lage.
âEr zittert vor Angst, du könntest ihm einen Korb geben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sein Verhalten wirklich bereut.â
Alyson grinst leicht, wenn sie an das Häufchen Elend drauÃen vor der Tür denkt. David ist wahrhaftig nicht der Kleinste mit seinen gut ein Meter neunzig, aber derzeit würde er glatt in ein Mausloch passen.
âGut, dann lass ihn rein. Ich werde es überleben.â
Alyson tut wie ihr geheiÃen und winkt David auf dem Flur heran.
âBenimm dich bloÃâ, flüstert sie ihm noch zu und bugsiert ihn damit ins Zimmer.
âHi.â Zögernd tritt David näher und weià gar nicht so recht, was er sagen soll. Mit einem Mal sind alle verdrängten Gefühle wieder da. Das Kribbeln im Bauch, die feuchten Hände. Genauso wie damals in der High School. Nur dass sie beide keine Teenager mehr sind, sondern erwachsene Menschen.
Auch Sarah geht es nicht viel anders. Hörbar zieht sie die Luft durch die Nase und versucht dadurch ihr klopfendes Herz zu beruhigen.
Wie oft hatte sie sich in den letzten Monaten gewünscht, dass David plötzlich vor ihr stehen würde. Und jetzt ist es soweit.
âWas willst du hier?â Sarah klingt kühler, als sie eigentlich möchte. Trotzdem lässt sie ihn erst mal zappeln.
âIch weiÃ, ich habe mich ziemlich mies benommen im Sommer. Ich war total durcheinander, konnte nicht mehr klar denken und habe einfach geglaubt, Flucht sei der einzige Weg, diesem Schmerz zu entkommen. Darum wollte ich mich bei dir entschuldigen und hoffe, dass du mir vergibst. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du mich hasst. Erst in Washington habe ich gemerkt, wie sehr du mir fehlst und dass ich dich brauche und ohne dich nicht leben möchte. Falls du, was ich verstehen könnte, nichts mehr mit mir zu tun haben willst, werde ich selbstverständlich sofort gehen. Auch wenn es mir unheimlich schwer fallen würde. So und da es jetzt raus ist, hoffe ich, dass es nicht zu abgedroschen geklungen hat.â
David setzt sich seufzend auf den Stuhl neben Sarahs Bett und wartet ängstlich auf eine Antwort.
âWeiÃt du eigentlich, wie sehr du mich verletzt hast.â David zuckt merklich zusammen. Die Worte treffen ihn wie ein Dolch ins Herz.
âNicht nur, dass du niemanden an dich ran gelassen hast, sondern auch die Aktion mit der Lehrerstelle in Washington. Ich weiÃ, es war schwer Arbeit zu finden. Aber meinst du nicht, ich hätte es gern gewusst, dass du dich so weit weg bewirbst. Was ist eine Beziehung denn wert, wenn man sich gegenseitig nichts mehr zu sagen hat. Vielleicht hätte ich dem sogar zugestimmt und dich unterstützt. Viele Paare führen eine Fernbeziehung und Washington ist schlieÃlich nicht am Ende der Welt. Aber einfach so die Taschen zu packen, ohne groÃe Abschiedsworte Schluss machen und zu gehen. Das war das letzte.â
Sarah bricht ab und atmet mit tiefen Zügen ein und aus. Ihr Puls rast schon wieder und kleine Pünktchen tanzen vor ihren Augen. Dazu kommt, dass ausgerechnet jetzt sich jemand weiteres zu Wort meldet und um sich tritt.
David hat die Abreibung stumm über sich ergehen lassen und schaut sich Sarah jetzt genauer an, als sie plötzlich abbricht.
âGeht es dir gut?â fragt er in einem Anflug von Besorgnis und will schon die Klingel drücken. Sarah nickt nur mit dem Kopf, kann aber ein leichtes Fluchen nicht unterdrücken.
âIch hole lieber eine Schwester.â David erhebt sich, wird aber von ihr wieder auf seinen Stuhl gedrückt. Sie nimmt seine Hand und schiebt sie vorsichtig unter ihren Pulli. David fühlt einen festen Bauch und etwas, das sich wie ein Klopfen anfühlt. Zaghaft aber immer wieder.
âOh mein Gott.â Mehr fällt ihm vor Schreck nicht ein. Dann bricht der Damm und seine Augen füllen sich mit Tränen.
âAber ich denke, ich meine Dr. Arketh hatte uns doch keine Hoffnungen auf ein weiteres Kind gemacht.â David ist ziemlich durcheinander und läuft erst mal im Zimmer auf und ab.
âAuch Ãrzte sind nicht allwissend. Ich habe es erst gemerkt, als ich schon im dritten Monat war. Und das war im August. Vorher habe ich die Ãbelkeit und die Kreislaufprobleme auf den Stress geschoben. Als ich es dann wusste, war ich mir nicht sicher, was ich tun sollte. SchlieÃlich hast du alle Brücken zwischen uns abgebrochen.â
âUnd geht es euch beiden gut? Ich meine, umsonst bist du wohl nicht hier.â David hat seinen kleinen Rundgang beendet, setzt sich wieder und nimmt vorsichtig Sarahs Hand. Sie zeigt keine Gegenwehr.
âDie Kleine bringt mich aus der Puste und tritt mir seit einigen Tagen regelmäÃig in den Rücken. Das tut schon etwas weh. Aber ansonsten ist alles in Ordnung. In zwei, spätestens drei Tagen bin ich wieder drauÃen.â
Sarah lächelt David an und der Funke springt über.
âWir bekommen Mitte Februar eine Tochter.â
Beiden rollen Tränen übers Gesicht, Tränen der Freude und des Glücks über den neuen Erdenbürger.
In dem Augenblick schaut Alyson zur Tür herein. Als sie die beiden so sieht, weià sie, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Leise schiebt sie einen Rollstuhl ins Zimmer und stellt ihn vor dem Bett ab.
âSo, ehe ihr hier einstaubt, lasst uns rausgehen. Anordnung von Dr. Alyson. Frische Luft für Mutter und Tochter. Zieh dich warm an. Es ist kalt. Ich warte solange drauÃen.â
Alyson zwinkert den Turteltauben kurz zu und geht wieder. Sie überlässt es David mit dieser neuen Situation klar zu kommen. Aber bis auf das Schuhe anziehen und zubinden, hat Sarah keine Hilfe nötig. Zwar etwas bedächtig, sucht sie sich eine Latzhose, einen Fleecepullover und eine Jacke raus. Nach fünf Minuten sind sie startklar. Auf dem Flur wartet Alyson mit einer Wolldecke, die sie sich im Schwesternzimmer ausgeborgt hat und verabschiedet sich vor der Tür verabschiedet von ihrer Schwester und ihrem Schwager.
TBC??
Kommentar: Ich habe es extra nicht erwähnt, sonst liest Isi wieder von hinten nach vorn. Ging das jetzt zu schnell? Hätte sie ihn noch etwas mehr zappeln lassen sollen. Würde mich mal interessieren, wie das ganze rüber gekommen ist??