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heyy

Fand den Teil toll!
Du hast die Hochzeit toll beschrieben...
Der Trauspruch und auch das Ehegelübte war klasse. Sie haben durch die letzten Jahre sehr gut bewiesen, das sie sich lieben und sie somit auch die zukünftigen schwierigkeiten bekämpfen können. Ich hoffe es nimmt ein gutes Ende.
Den Zusatzteil würde ich auch gerne lesen!

Liebe Grüße
Derya
Hey, es freut mich ja sehr, dass euch die Hochzeit so gefallen hat und es gibt auch, wie versprochen den Zusatzteil. Nur leider noch nicht heute. Ich bin zwar schon die ganze Woche fleissig am schreiben, aber leider noch nicht fertig. Will auch gar nichts versprechen, wann genau. Darum hier noch ein kleiner Zusatz. Einige Bilder, z.B. die Ringe, der Strauss u.s.w.. Schaut sie euch einfach mal an. Zum vergrößern draufclicken.Smile

[Bild: th_Strumpfband.jpg]

[Bild: th_Hochzeitskleid.jpg]

[Bild: th_Hochzeitsanzug.jpg]

[Bild: th_EtwasAltes.jpg]

[Bild: th_EheringeSarahundDavid.jpg]

[Bild: th_Hochzeitsstrauss.jpg]
Ok, es geht doch schon weiter. Heute bin ich wirklich gespannt, wie es euch gefällt, oder ob ich das ganze doch etwas übertrieben habe. Es ist wahrhaftig ziemlich lang geworden. Zumindest für meine Verhältnisse. Na gut, ich habe mich wie immer über eure FB :freuuConfusedo doll gefreut. Darum habe ich mich ins Zeug gelegt und überlege außerdem, einen Sonderteil zu schreiben. Ich weiss, schon wieder einer, aber der wird dann ab 18 sein. Falls ich soweit bin, sag ich Bescheid. Erst mal wie immer viel Spass beim lesen.

Lg Emerson Rose

Teil 64 a

In dieser, ihrer Hochzeitsnacht, lieben Sarah und David sich, als hätte es die letzten Jahre nie gegeben. Voller Hingabe, Leidenschaft und Zärtlichkeiten. Ohne an die Vergangenheit oder Zukunft zu denken. Einzig und allein das Jetzt und Hier zählt, ist wichtig.

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Am nächsten Morgen hat es nicht nur erneut geschneit und die Landschaft sieht aus wie in einem Wintermärchen, das frisch vermählte Paar erwartet im Erdgeschoss auch ein liebevoll vorbereitetes Frühstück im Kreise der Familie. Mit allem, was dazu gehört. Frische Waffeln, helle und dunkle Brötchen, Rührei, verschiedene Sorten Marmelade, Schokocreme, Obstsalat, Fruchtquark, Aufschnitt und mehrere Varianten von Käse. Die Tafel lässt fast keine Wünsche offen. Es sei denn jemand bevorzugt Fisch am frühen Morgen. Den hatte Tony beim Einkauf schlicht und einfach vergessen.

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„Hat noch jemand Hunger.“ Jenny ist aufgestanden und räumt nun Teller, Tassen und Besteck in die Küche. Als Tony ihr folgen will und den Käse vom Tisch nimmt, ertönt Protest.

„Schon mal was von dem Sprichwort Käse schließt den Magen gehört“, nuschelt Nick mit halbvollem Mund und stibitzt sich einen weiteren Emmentalerwürfel von der Platte, bevor sie auf nimmer wieder sehen verschwindet.

„Da ist aber von einem Stück die Rede, und nicht von nem ganzen Pfund.“ Chris piekst ihrem Freund leicht in den Bauch. „Das war mal ein Waschbrettbauch Süßer“, fügt sie grinsend hinzu. „Jetzt ist es ein Waschbärbauch.“

„Ist ja schon gut. Ich bin fertig. Ihr könnt abräumen.“

„Nichts da, du hilfst mit“, kommt es nun von Tony. Chris nickt zustimmend und grinst dabei mit Alyson und Sarah um die Wette. Die jungen Frauen sind sich einig, also fügt sich Nick seufzend seinem Schicksal. Gegenwehr ist ohnehin zwecklos.

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„Und wie geht es Hannah und Emily. Alles in Ordnung?“ Sarah kann nicht aus ihrer Haut und muss einfach fragen. Sie hat die Stunden allein zwar sehr genossen, aber mit ihren Gedanken ist sie bei ihrer Familie.

„Mach dir keine Sorgen. Anne hat für die Kids eine Pyjama-Party bei Eliza und James im Haus arrangiert. Und so wie ich ihren Ideenreichtum kenne, werden sie jetzt gerade eine zünftige Schneeballschlacht veranstalten. Euer Au Pair ist wirklich Gold wert. Nett, immer hilfsbereit, liebenswürdig. Ihr könnt euch glücklich schätzen sie zu haben.“

„Das sind wir auch.“ David nickt. „Es war eine gute Idee.“

„Ganz meiner Meinung.“ Sarah sieht ihrem Ehemann verliebt in die Augen, bevor sie sich wieder an den Grund für die Abwesenheit ihrer Kinder erinnert. „Also, was habt ihr noch ausgeheckt, außer diesem tollen Frühstück, der Hochzeitsnacht…“

„Na letzteres lag ganz allein in euren Händen und so wie ihr strahlt, war es ein voller Erfolg.“

„Wohl wahr. Es war einmalig.“

„David!!“ Sarah knufft ihre bessere Hälfte empört in die Schulter.

„Was denn?“

„Ein Gentleman genießt und schweigt. Erst recht, wenn es sich um die Hochzeitsnacht handelt“, zischt sie ihm ins Ohr.

„Schon gut“, beschwichtigt Chris und zwinkert ihren beiden Schwägerinnen zu. „Ganz unschuldig sind wir an dieser Nacht schließlich nicht. Immerhin haben wir die passende Kleidung ausgesucht.“

„Was mich daran erinnert, dass ihr jetzt auch etwas aussuchen solltet. Was heissen soll, Koffer packen ist angesagt.“

Sarahs Augen werden groß. „Wir fahren weg?“

„Überraschung Nummer 2. Also ja. Komm.“ Alyson steht auf und hilft ihrer Schwester in den zweiten Stock. David folgt ihnen. Und während er einen Rollkoffer aus dem Arbeitszimmer holt, inspizieren die Damen der Schöpfung schon mal den Kleiderschrank. Was im Klartext bedeutet, Alyson sucht die Sachen aus den Regalen und Sarah bekundet Zustimmung oder Ablehnung. Eine sehr kraft sparende Methode für Sarah.

„Verrätst du uns, wo es hingeht?“ fragt sie, während sich durch Alysons und Davids Hände der Koffer langsam füllt. So ganz wohl ist ihr bei der Sache nämlich nicht. Seit September war sich nicht mehr für länger als einige Stunden aus dem Haus. Und nun, geht es über Nacht weg. Diese leisen Zweifel offenbart sie auch ihrer Familie.

„Süße, wir haben wirklich an alles gedacht, glaub mir. Lass dich einfach von uns leiten, dann klappt das schon.“

„Ok, überredet. Ich freue mich, ehrlich.“

„Fein.“ David küsst Sarah zärtlich auf die Stirn und geht dann aus dem Zimmer. „Ich hole schon mal die kleinen Sauerstoffpatronen aus der Garage.“

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Eine halbe Stunde später steht alles für eine Übernachtung zur Abfahrt bereit. Koffer, kleine Reisetasche, sowie Sarah und David. Und Oz mit seinem Jeep. Er und Alyson spielen Chauffeur, während die Eheleute auf dem Rücksitz Platz nehmen und langsam eine Ahnung bekommen, wohin es gehen wird. Denn Oz fährt raus aus der Stadt in Richtung Hartfort, biegt kurz vorher links ab und dann sind sie auch schon fast da, in dem kleinen Städtchen, welches David und Sarah bereits vor einigen Jahren für sich entdeckt haben.

Vor dem Dragonfly Inn, einem malerischen kleinen und dem einzigen Hotel. halten sie schließlich. Lorelai steht mit einem Mitarbeiter, warm eingepackt, auf der Veranda.

„Herzlich Willkommen bei uns meine Süßen und alles Gute zur Hochzeit.“ Überschwänglich begrüßt sie erst Sarah und dann David, während der junge Page das Gepäck ins Haus trägt. „Na, ist uns die Überraschung gelungen?“

„Ja sehr, ich freue mich unglaublich dich wieder zu sehen.“ Sarahs Augen leuchten, denn nicht nur Luke ist ihnen ein guter Freund geworden, sondern auch mit Lorelai verbindet sie ein starkes Band der Zuneigung.

„Und ich freue mich, euch eine unvergessliche Zeit in meinem Hotel bereiten zu dürfen. Ich darf also bitten. Die Honeymoon-Suite ist für euch vorbereitet. Das heisst Kaminfeuer, Diner for two, ein süßer Mitternachtssnack..“ Lorelai ist wie immer kaum zu bremsen, während sie ihre Gäste ins Haus geleitet. Alyson und Oz fahren derweil wieder nach Hause. Die Rückfahrt ist erst für den nächsten Abend vorgesehen.

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„Lorelai ist einfach ein Unikat“, schmunzelt Sarah vor sich hin, während sie es sich auf dem King Size Bett bequem macht und David den Koffer auspackt. Die Medikamente samt Liste, wann was einzunehmen ist, stellt er unauffällig auf einen kleinen Eckschrank im anliegenden Bad. Die Sauerstoffflasche mutet ohnehin schon etwas befremdlich an im Raum. Die ganze Einrichtung des Zimmers wirkt urgemütlich. Neben dem großen Doppelbett incl. Himmel steht ein wuchtiger Kleiderschrank in der einen Ecke. Dazu eine Kommode mit einem darüber angebrachten Spiegel. Eine kleine, kuschelige Sitzgruppe vervollständigt die Suite.

„Gewundert hat es mich auf jeden Fall nicht, dass sie ihre Finger bei den Vorbereitungen im Spiel hatte. Immer wieder haben wir in den vergangenen Jahren davon gesprochen, hier mal Urlaub zu machen. Und wenn es nur für ein Wochenende ist. Und, jetzt sind wir hier und können zwei Tage in vollen Zügen genießen.“

„Ich hoffe du bist mir trotzdem nicht böse, wenn ich mich etwas ausruhe, bevor es an die nächste Überraschung geht. Es ist hier gerade so gemütlich.“ Sarah legt sich die Tagesdecke über die Beine. Trotz des Kaminfeuers ist ihr etwas kühl.

„Hey kein Problem. Wie wäre es solange mit einer Runde Kuscheln. Na, was sagst du?“ Wie eine Raubkatze pirscht David sich an seine Frau heran und legt sich schließlich neben sie.

„Eine gute Idee, sogar eine hervorragende. Dabei dachte ich, nach der letzten Nacht ist meine Lust gestillt.“ Sarah bahnt sich mit ihren Lippen einen Weg von Davids Ohr zu seinem Kinn bis hin zu seinen Lippen. „Dabei werde ich von dir wohl nie genug bekommen.“ Das sind die letzten Worte für eine lange Zeit von ihnen, denn sie geben sich ganz ihren Küssen und Streicheleinheiten hin.

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Sarah schläft jedoch bald ein, und David geht nach unten in die Lobby. Dort läuft ihm Lorelai über den Weg. „Hey, na wie gefällt euch das Zimmer? Alles in Ordnung. Kann ich noch irgendetwas für euch tun?“

David lächelt. Ihr Bemühen ist einfach nur rührend. Dabei weiß er von Luke, dass sie in ihrem Job vollkommen aufgeht und mit Herz und Seele dieses Hotel leitet. „Es ist einfach nur perfekt. Danke dafür. Sarah ruht sich etwas aus, bevor es am Nachmittag weitergeht. Ich habe nur eine kleine Bitte.“

„Heraus mit der Sprache.“

„Ich habe Hunger.“
Diesem Wunsch kann schnell nachgekommen werden. Und während David sich die Vorsuppe und den anschließenden Hackbraten schmecken lässt, unterhält Lorelai sich etwas mit ihm.

„Alysons Anruf vor zwei Wochen hat mich sehr überrascht. Als sie mir sagte, sie bräuchte ein Zimmer für eure Hochzeitsreise.“

„Was meinst du, wie überrascht Sarah und ich waren. Nicht wegen der Trauung, die haben wie ja selbst eingerührt.“ David schmunzelt. „Aber es ist schon ein gewisses Risiko mit zu Sarah zu reisen, überhaupt mit ihr unterwegs zu sein.“

„Dabei hat sie auf mich einen relativ stabilen Eindruck gemacht.“

„Es kommt mir so vor, als ob sie für unsere Hochzeit sämtliche Kraftreserven zusammen gesammelt hat, denn es ging ihr definitiv schon schlechter. Trotz der guten Momente, die wir gemeinsam erleben dürfen. Im Hintergrund ist die Hoffnung da und das Warten auf eine Veränderung. Unser Wunder.“

„Dass es Wunder gibt, seht ihr an Emily und Hannah. Wie geht es den Kleinen.“

„Wachsen und gedeihen. Beide. Wobei Emily mehr mitkriegt, als uns manchmal lieb ist. Tja und Hannah, sie ist einfach ein Schatz. Unser Sonnenschein. Mittlerweile lächelt sie jeden an, der sich mit ihr beschäftigt, erzählt uns in ihrer eigenen Sprache ihre Geschichten und ist äußerst pflegeleicht. Was heißen soll, sie schläft seit fast Anfang an durch und hatte bisher erst einen leichten Infekt. Inwieweit sich die frühe Geburt auf ihre Entwicklung auswirken wird, ist bis jetzt noch nicht abzusehen.“

„Ihr Glücklichen. Wenn ich da an das erste Jahr mit Victoria zurückdenke.“ Lorelai schüttelt gespielt theatralisch den Kopf. „Stundenlang sind Luke und ich damals mit unserem unruhigen Geist durch die Wohnung gelaufen und haben gehofft, dass sie aufhört zu schreien und endlich einschläft. Oft vergeblich und wir konnten unsere Stunden Ruhe gemeinsam an einer Hand abzählen. Aber wir haben es geschafft und würden Vicky für nichts in der Welt wieder hergeben wollen.“

„Na also.“ Gesättigt legt David Besteck und Serviette auf den Teller. Es ist kein Krümel übrig geblieben. „Bestell Sookie einen lieben Gruß von mir, sie hat sich wieder selbst übertroffen. Den Nachtisch nehme ich mit aufs Zimmer und teile ihn mit meiner Frau, wenn du nichts dagegen hast. Wie sich das anhört, meine Frau.“ Sinniert David vor sich hin. „Es war so einfach und fühlt sich so richtig an und doch irgendwie anders als vorher. Als würden wir mit dem gestrigen Tag noch einmal ganz von vorn beginnen.“

„Vielleicht tut ihr das ja in gewisser Weise.“

Tief atmet David ein und aus und steht dann auf. „Mag sein. Ich danke dir auf jeden Fall für deine Gesellschaft.“

„Nicht dafür. Es war mir ein Vergnügen. Wenn Sarah nachher bereits ist, zieht euch warm an und meldet euch einfach an der Rezeption. Aber lasst euch von Michel nicht abschrecken, er ist zwar ein bellender Hund, beißt aber garantiert nicht.“

„Danke für die Vorwarnung. Wir sehen uns nachher.“ Ihre Wege trennen sich am Fuße der Treppe.

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Als sich Sarah und David am Nachmittag ausgeruht und passend gekleidet der Rezeption nähern, steht tatsächlich ein junger, dunkelhäutiger Mann dahinter und schiebt etwas gelangweilt und missmutig das Reservierungsbuch von einer Seite zur anderen. Dabei brummelt er mit einem schweren französischen Akzent vor sich hin, was jedoch nicht verständlich ist.

„Ähm, sind sie Michel?“ wagt sich David vor, nachdem er sachte auf die kleine Klingel gedrückt hat, die den Tisch schmückt und dafür einen bitterbösen Blick erntet.

„Sehe isch so aus?“

„Doch, ja irgendwie schon. Lorelai hat sie äußerst treffend beschrieben“, kontert jetzt Sarah mutig, obwohl sie nur von Davids übermittelter Kurzbeschreibung ausgeht. Sie kann sich kaum das Lachen verkneifen.

„Isch finde es eine Unverschämtheit, jemanden nach seiner Autfarbe zu beurteilen. Isch bin Frankokanadier“, ereifert sich der Concierge und seine Stimme überschlägt sich fast dabei. Er hätte wahrscheinlich noch etwas weiter gezetert, wäre Lorelai in diesem Moment nicht aus dem Hinterzimmer gekommen.

„Das haben unsere Gäste damit auch nicht gemeint, sondern eher ihr unhöfliches Verhalten ihnen gegenüber. Wären sie also so nett und würden draußen veranlassen, die Pferde anzuspannen? Wenn es möglich ist, noch heute.“ Der richtige Tonfall und Michel macht sich auf den Weg. Äußerst widerwillig und nur unter Protest zwar, doch er geht.

„Was habe ich euch gesagt?“ Lorelai grinst schelmisch und ihre azurblauen Augen blitzen mit ihrem Lachen um die Wette. So schnell bringt sie nichts aus der Fassung. Stets gut gelaunt, temperamentvoll mit einem Optimismus ausgestattet, den fast niemand erschüttern kann, führt sie ihr kleines Hotel mit sehr viel Freude und Liebe. Das merken auch die Gäste, die einmal hier genächtigt, immer wieder gern zurückkehren, wenn sie in der Gegend sind, um nicht nur den ausgezeichneten Service sondern auch das sehr gute Essen zu genießen. „Michel ist ein sehr ungewöhnlicher Zeitgenosse. Trotzdem kann man sich auf ihn verlassen und er war hier bereits angestellt, als Mia noch das Hotel führte. Also lange vor meiner Zeit.“

„Gib es zu, du liebst den täglichen Schlagabtausch mit ihm. Ohne würde dir glatt etwas fehlen“, spricht Sarah Lorelai ihre Vermutung auf den Kopf zu.

„Schuldig im Sinne der Anklage.“

Mittlerweile sind sie zu dritt vor der Haustür angekommen. Auf dem kleinen Vorplatzrondell steht ein Zweispänner mit zwei wunderschönen Schimmeln und einer offenen Kutsche. Dazu der glitzernde, unberührte Schnee in der einbrechenden Dämmerung. Es ist ein Traum.

„Darf ich bekannt machen. Das sind Cashio und Desdemona, zwei unserer Hoteleigenen Pferde, sowie Charles. Er ist für die Tiere zuständig und heute euer Kutscher.“

Der Angesprochene steigt von seinem Bock und lüftet während der Begrüßung seinen Zylinder. Graumelierte, fast weisse Haare kommen zum Vorschein. „Gnädige Frau, der Herr, es ist mir ein Vergnügen. Darf ich ihnen beim einsteigen behilflich sein?“

Sarah schmunzelt, lässt sich jedoch gern helfen. Sie muss automatisch an ihren Vater denken. Die gleichen formvollendeten Manieren und der typisch englische Akzent beim sprechen.

„Ist alles ok? Sitzt ihr bequem?“ Lorelai schließt die kleine Tür der Kutsche. Charles hat schon wieder vorn Platz genommen und greift zu den Zügeln.

Sarah kuschelt sich noch näher an David und nickt zustimmend. Ihre grünen Augen leuchten ihn verliebt an und unter der dicken Wolldecke drückt er ihre Hand. „Von uns aus kann es losgehen.“

„Na dann, viel Spaß euch beiden. Wir sehen uns nachher wieder.“ Als sich die Pferde nach einem lauten Hüha mit der Kutsche in Bewegung setzen und vom Platz traben, winkt Lorelai hinterher. Am Ende des Gefährts hat sie kleine Glöckchen befestigt, die nun durch die Bewegung fröhlich läuten. Dadurch bleibt es den wenigsten Anwohnern verborgen, als das Gespann durch die Strassen der Kleinstadt zuckelt. Und es hat sich herumgesprochen, dass Sarah und David ihre Hochzeitsreise im Dragonfly Inn verbringen. Immer wieder erschallen Glückwünsche der Bewohner zu ihnen herüber. Mitten auf dem Marktplatz hat sich als Höhepunkt das Stadtorchester aufgebaut und gibt einige Lieder zum Besten.

Lorelai hat sich wirklich etwas einfallen lassen, da sind sich Sarah und David einig, während sie den Weg Richtung See einschlagen, etwas außerhalb, und wie Kinder die unberührte Winterlandschaft bestaunen. Mittlerweile ist es zwar schon fast dunkel, doch das gibt dem ganzen erst die einzigartige Atmosphäre. Der Schnee knirscht unter den Kufen, das Hufgetrappel ist nur gedämpft zu hören, die Petroleumlaterne, vorn rechts an der Kutsche befestigt, schaukelt sacht hin und her. Alles ist so friedlich, fast wie verzaubert.

Aus einer anderen Zeit, als die Menschen nicht so sehr danach strebten, alles so schnell und perfekt wie möglich erledigen zu wollen. Nicht die Hektik bestimmte ihr Leben sondern eine Zufriedenheit, die heute nur noch selten zu finden ist. Selbst wenn der Alltag schwerer zu bewältigen war. Jetzt hört man lediglich das gelegentliche Schnaufen der Pferde und eine Eule in der Ferne rufen.

„Das ist Esmeralda“, erzählt Charles, als der Vogel mehrmals hintereinander zu hören ist. „Sie lebt schon viele Jahre hier in der Stadt und hat ihr Winterquartier bei uns im Pferdestall. Denn jetzt, wenn der Schnee so hoch liegt und alles bedeckt, ist es schwerer für sie nach Futter zu jagen, als in den Sommermonaten. Darum bekommt sie von uns ab und an einen Happen. Auch weil sie nicht mehr die Jüngste und schon eine alte Lady ist.“

Charles hat viele kleine Anekdoten auf Lager. Angefangen bei der Stadtgeschichte, bis hin zu seinen Bewohnern und ihren doch manchmal etwas skurillen Eigenarten. Er weiß seine Gäste in einzigartiger Weise zu unterhalten und die Zeit vergeht dadurch wie Flug. Schon sind Sarah und David wieder vor dem Hotel angelangt und steigen mit Charles Hilfe aus.

Obwohl Sarah ziemlich durchgefroren ist, setzt sie ihren Dickschädel durch und geht mit in den Stall, um den Pferden ihre Belohnung in Form von mehreren Stücken Würfelzucker und je eine Mohrrübe zu geben. David steht dabei etwas abseits und sieht seiner Frau beim füttern zu. Jetzt, völlig in die Aufgabe vertieft und unter Anleitung von Charles alles richtig zu machen, sieht man ihr ihre Krankheit und den schlechten Allgemeinzustand kaum an. Die dicken Wintersachen verbergen ihre magere Gestalt, ihre Wangen sind rosig und ihre Augen funkeln vor Lebensfreude und Energie. Energie, die sie die vergangenen Monate nicht mehr hatte und dadurch dieses Funkeln und Glitzern immer mehr verschwand. Jetzt gerade ist es so, als hätten sie ewig Zeit und David möchte diesen Augenblick am liebsten einfrieren, für immer festhalten. Auch wenn er genau weiß, dass das unmöglich ist. Für eine Sekunde möchte er es glauben.

„Sind sie nicht einfach toll. Schau doch David. So lieb und wie vorsichtig sie den Zucker von meiner Hand nehmen. Siehst du das? David!“
„Oh entschuldige bitte. Ich war in Gedanken.“ David tritt näher und hinter Sarah. Eine Hand legt er um ihre Taille, mit der andern streichelt er vorsichtig Desdemonas Hals. „Wirklich wunderschöne Tiere. Wenn du willst, kommen wir an einem anderen Tag mit den Kids wieder. Aber jetzt sollten wir vielleicht reingehen. Das Diner wartet und es ist wirklich saukalt hier draussen.“

Sarah lacht. „Mr. Hannigan, solche Worte aus ihrem Mund?“
„Emily und Hannah sind nicht in der Nähe. Es besteht also keine Gefahr, dass sie etwas aufschnappen, was nicht für ihre Ohren bestimmt ist.“ David drückt Sarah einen Kuss auf die Stirn. „Also kann ich sagen, was ich möchte, aber jetzt lass uns gehen.“

„Ok.“
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Das Essen, was Lorelai eigentlich nur für sie allein geplant hatte, nehmen Sarah und David doch lieber mit allen anderen Gästen im Speisezimmer ein. Es wird ein gemütlicher und schöner Abend mit allen Gästen, der erst sein Ende findet, als es fast Mitternacht ist.

„Na wie fühlst du dich Mrs. Hannigan?“ David kommt aus dem Bad, löscht das Deckenlicht und schlüpft schnell zu Sarah unter die Decke, wo sie es sich schon gemütlich gemach hat und in einer Broschüre über das Hotel blättert, während sie auf ihn gewartet hat.

„Sehr gut. Mr. Hannigan. Müde, erschöpft aber ansonsten kann ich nicht klagen. Es war einfach ein wunderschöner Tag.“ Langsam und leicht zieht Sarah mit den Fingern ihrer linken Hand Kreise auf Davids Brust und schmiegt sich in seine Armbeuge. „Glaubst du, das können wir morgen noch überbieten?“ Sie schaut kurz hoch in sein Gesicht. David hat die Augen halb geschlossen und genießt ganz offensichtlich die zarten Liebkosungen auf seiner Haut. Jedoch nicht soo sehr, um nicht zu antworten.

„Wer weiß? Ich habe gesehen, du das Niglige` von vergangener Nacht eingepackt. Da würde mir spontan einiges einfallen, was diesen Tag noch toppen könnte.“ David lässt seine Hände, soweit es seine derzeitige Stellung zulässt, jetzt ebenfalls wandern und fährt von Sarahs Schulter, ihre Arme, den Bauch bis zu ihren Hüften entlang. Dann ist leider Schluss.

„Wir sind heute wieder mal unersättlich“, flüstert Sarah ihm ins Ohr, kann ein leichtes Stöhnen jedoch trotzdem nicht unterdrücken. Die Berührungen lassen sie ebenfalls alles andere als kalt.

„Ich liebe meine Frau, und das möchte ich ihr auch zeigen. Mehr nicht. Allerdings gebe ich zu“, wendet er ein, „ist es bereits sehr spät. Für uns beide. Schließlich sind wir nicht mehr die jüngsten.“

„Ach ja?? Das sagt ausgerechnet der Mann, der im Mai seinen 29. Geburtstag feiert.“
Sarah lacht leise auf. „Und sag mir jetzt nicht, du gehst stark auf die 30 zu. Denn das tue ich auch.“

„Mein Reden. Darum sollten wir jetzt langsam schlafen. Alles andere verschieben wir auf morgen. Auch wenn es schwer fällt.“ David legt sich auf die Seite, sodass er Sarah ansehen kann und haucht ihr einen Kuss auf die Lippen. „Gute Nacht Sarah.“

„Gute Nacht David.“

Hand in Hand schlafen sie ein.

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Es ist dunkel, aber nicht so dunkel, dass man die Hand nicht vor den Augen sehen kann. Denn ein kleines Licht von weit her, spendet gerade soviel Helligkeit, dass der Weg erkennbar ist. Aber wohin führt er? Was ist das Ziel. Denn obwohl er einen Fuss vor den anderen setzt, ist kein Ende in Sicht. Oder doch, denn plötzlich taucht eine Gestalt am Ende des Lichts auf. Umgeben von einer strahlenden Aura, streckt sie einen Arm nach ihm aus. Doch diese Person winkt ihn nicht heran, sondern gebietet ihn, genau das Gegenteil zu tun. Dabei werden die Worte, anfangs leise und undeutlich langsam für ihn hörbar. „Sei nicht traurig, ich bin immer bei dir, aber meine Zeit ist gekommen. Sie sind da und nehmen mich mit.“
„Wer kommt und holt dich?“ fragt er und versucht seine Geschwindigkeit zu erhöhen. Ohne Erfolg. Je verbissener er schneller zu laufen versucht und sein Herz immer lauter gegen seine Brust hämmert, umso kleiner wird das Licht vor ihm und auch die Stimme immer leiser. „Bitte, geh nicht, sag mir, wer dich mitnimmt!“ Es ist zu spät, nun ist es schwärzer als die schwärzeste Nacht und er dreht sich im Kreis, während er versucht einen Ausweg zu finden. Ohne Erfolg. Nur die Angst steigt langsam in ihm auf und nimmt ihm die Luft zum atmen…

Schweißgebadet wacht David auf und greift automatisch neben sich. Doch da ist nichts. Der Platz ist leer. Sein Herzschlag beschleunigt sich um weitere Schläge, als er mit den Augen das Zimmer absucht und schließlich beim Fenster hängen bleibt. Ein Fensterflügel ist komplett geöffnet. Sarah steht davor und schaut in die Nacht. Still und unbeweglich. Der kalte Nachtwind spielt dabei mit ihren Haaren und lässt sie im Mondlicht silbern glänzen.

„Sarah? Schatz?“ Sich die Decke um die Schultern legend, geht David auf seine Frau zu und berührt sie sanft und vorsichtig. Sie scheint völlig in Gedanken und er will sie nicht erschrecken. Doch dem ist nicht so.

„Ich konnte nicht schlafen. Es war so still. Riechst du das?“ Sarah dreht sich zu David um, sodass eine Hälfte ihres Gesichts jetzt im Schatten liegt.
„Was rieche ich?“
„Den Schnee. Die Luft ist so klar und rein. Es wird bestimmt bald wieder schneien. Vor einigen Jahren hat mir Lorelai mal erzählt, sie kann riechen wenn es das erste Mal Schnee gibt. Bis jetzt habe ich das immer für einen reinen Glauben gehalten, aber sie hat recht.“

„Und das musst du ausgerechnet hier und heute in Erfahrung bringen? Bitte Süße, es ist eiskalt. Lass uns wieder ins Bett gehen.“
„Gleich. Die Sonne geht bald auf. Das möchte ich miterleben…“
David nickt zustimmend und holt schweigend für sich einen Pullover und für Sarah eine Strickjacke. Ihre unvollendeten Worte hallen in seinen Gedanken wider und bilden sich zu einem vollständigen Satz. …solange ich noch die Gelegenheit dazu habe. Sie vom Gegenteil zu überzeugen, wäre Zeitverschwendung, denn Sarah hat Recht. Also stellt er zwei Sessel vor das Fenster, brüht Tee auf und setzt sich dann zu seiner Frau. Beide zusätzlich in Decken eingehüllt, sehen sie zu, wie der Tag langsam zu neuem Leben erwacht.

Wo sich Himmel und Erde berühren,
beginnt mehr als ein neuer Tag.

Selene

Hallo Süße :knuddel:

Schön, dass es weitergeht :freu:

Zitat:In dieser, ihrer Hochzeitsnacht, lieben Sarah und David sich, als hätte es die letzten Jahre nie gegeben. Voller Hingabe, Leidenschaft und Zärtlichkeiten. Ohne an die Vergangenheit oder Zukunft zu denken. Einzig und allein das Jetzt und Hier zählt, ist wichtig.

Was für ein himmlischer, vollkommener Anfang Wub
Einerseits ist er wunderschön, doch da ist auch dieser traurige Unterton. Ich hoffe wirklich, dass sich noch alles zum Guten wenden wird...

Zitat:Am nächsten Morgen hat es nicht nur erneut geschneit und die Landschaft sieht aus wie in einem Wintermärchen, das frisch vermählte Paar erwartet im Erdgeschoss auch ein liebevoll vorbereitetes Frühstück im Kreise der Familie. Mit allem, was dazu gehört. Frische Waffeln, helle und dunkle Brötchen, Rührei, verschiedene Sorten Marmelade, Schokocreme, Obstsalat, Fruchtquark, Aufschnitt und mehrere Varianten von Käse. Die Tafel lässt fast keine Wünsche offen. Es sei denn jemand bevorzugt Fisch am frühen Morgen. Den hatte Tony beim Einkauf schlicht und einfach vergessen.

Wow, und das wo ich heute erst so wenig gegessen habe...Muss mir dann dringend was machen, mein Magen knurrt bei diesen wunderbaren Beschreibungen.

Toll, dass du Stars Hollow wieder miteinbringst. Eine echt geniale Überraschung, ein Wochenendurlaub im Dragonfly!

Sarah und David sind so süß, ich bin wieder einmal hin und weg!

Lorelai ist wie immer klasse, du triffst sie spitze!
Schön zuhören, dass sie und Luke ein Kind haben Big Grin

Davids Alptraum war so traurig, hatte Tränen in den Augen.
Aber zum Glück war es nur ein Traum. Ich hoffe so sehr, dass es für Sarah noch eine Chance gibt.
Zitat:
Wo sich Himmel und Erde berühren,
beginnt mehr als ein neuer Tag.

Das war einfach perfekt. Der perfekte Abschluss eines perfekten Kapitels.

Ich liebe deine wunderbare Geschichte und dieses Kapitel hat mich wieder total begeistert!

Ich freue mich auf jedes neue Kapitel, und natürlich auch über jedes Sonderkapitel Big Grin

Bussi Selene
Hey Sweety xD
Der Teil war einfach nur wunderschön. Es ist wirklich schön,dass Sarah und David solche gemeinsamen Stunden noch miteinander verbringen und genießen können. Der Anfang war einfach nur fantastisch. Ein richtig klasse Einstieg.
Und die Überraschung ist den anderen echt gelungen. Was Lorelai sich alles ausgedacht hat für die Beiden, war einfach nur spitzenmäßig. Vor allem die Kutschfahrt und dann die ganzen Anekdokten dazu. Konnte ich mir richtig vorstellen.
Worüber ich ja jedes Mal schmunzeln muss ist, wenn du das AuPair erwähnst. Auch wieder bei dieser Stelle.
EmersonRose schrieb:Anne hat für die Kids eine Pyjama-Party bei Eliza und James im Haus arrangiert. Und so wie ich ihren Ideenreichtum kenne, werden sie jetzt gerade eine zünftige Schneeballschlacht veranstalten. Euer Au Pair ist wirklich Gold wert. Nett, immer hilfsbereit, liebenswürdig. Ihr könnt euch glücklich schätzen sie zu haben.“
Hast mich richtig perfekt getroffen xD
Aber der Traum von David war einfach nur total schrecklich und ich hatte richtig Tränen in den Augen, als ich ihn gelesen hatte. Ich hoffe, dass das nie passieren wird.
EmersonRose schrieb:
Wo sich Himmel und Erde berühren,
beginnt mehr als ein neuer Tag.
Einfach ein perfekter Schluss für diesen besonderen Teil. Freu mich auch schon auf einen Neuen von dir. Natürlich auch über den Sonderteil ^^
Hab dich lieb Anne
Erstmal sorry, ich hatte noch ein weiteres Sonderkapitel versprochen, aber ich bin die letzten Wochen völlig neben der Spur gewesen, soll heissen seit fast 3 Wochen durchweg krank und leider immernoch, habe kaum was zu Papier gebracht und nur gestern und heute einige gute Ideen im Kopf zusammen gesponnen. Leider für die falsche Story. Also geht es hier natlos mit Kapitel 65 weiter. Falls mir irgendwann noch mal ein "heisser" Teil einfallen sollte, kann ich ihn ja bei Bedarf verschicken. An der Geschichte ändert es nichts. Wie immer ein lieber Dank und einmal knuddeln an Anne und Selene. Es bedeutet mir sehr viel, dass ihr meine Story nicht nur lest, sondern auch kommentiert. Euch und allen anderen Lesern, wieder viel Spass dabei.

Teil 65

20. Februar 2003

„ring, ring.“ David ist mit einem Schlag hoch, als er das Klingeln des Telefons neben sich registriert.
„Hannigan?“
„Guten Morgen, hier spricht das Memorial Hospital.“
Das anschließende Gespräch lässt David endgültig wach werden. In seinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Mit einem leisen „Danke für die Information“, legt er nach kurzer Zeit auf.
Das was die Schwester am anderen Ende der Leitung ihm gerade mitgeteilt hat, grenzt an ein mittleres Wunder.

Langsam dreht er sich im Bett zu Sarah um, die wider Erwarten schläft. Das Sauerstoffgerät ist eine gewohnte Geräuschkulisse, die nicht mehr stört.
„Sarah hey komm, wach auf.“ Davids Stimme zittert, als er sie sanft weckt.
„Was ist denn los?“ Sarah schaut erst ihn verschlafen an, dann auf den Wecker. Es ist 3.15 Uhr.

„Das Krankenhaus hat gerade angerufen. Es ist eine Lunge für dich hier her unterwegs. Wir sollen sofort hinkommen.“
Sarahs Herz setzt einen Schlag lang aus, als sie Davids Worte hört und sein strahlendes Gesicht dabei sieht. Wie oft hatte sie sich in letzter Zeit gewünscht, an der jetzigen Situation etwas ändern zu können. Und jetzt wo es endlich soweit zu sein scheint, kriecht die nackte Angst in ihr hoch, vor dem allerletzten Schritt. Stumm nickt sie nur, doch David scheint das gar nicht zu bemerken. Voller Aufregung springt er aus dem Bett und sucht in aller Eile seine Klamotten zusammen.

„Ich bin gleich wieder da. Kommst du solange alleine klar?“
„Ja, geh ruhig.“ Schwach lächelt Sarah, während ihr David noch einen Luftkuss zuwirft und dann nach unten verschwindet.
Augenblicklich entgleisen ihr sämtliche Gesichtszüge. Die Furcht vor den folgenden Stunden hat wieder die Oberhand und lässt sich nicht so einfach vertreiben. Denn auch wenn es eine unglaubliche Neuigkeit ist, bleiben doch die Risiken der OP. Wenn etwas schief gehen sollte, sind es die letzten Minuten ihres Lebens.

Unendlich langsam zieht Sarah sich Hose und Pullover an und geht dann rüber ins Kinderzimmer zu Hannah.

Das kleine Mädchen, gerade mal neun Monate alt, ahnt nichts von den Sorgen, die ihre Mommy gerade beschäftigen, als sie ihrer Tochter beim Schlafen beobachtet und sanft eine verirrte Haarsträhne aus ihrem Gesicht streicht.
Sei brav meine kleine Maus. Dein Daddy wird gut auf dich acht geben, falls ich nicht wiederkomme. Er liebt dich über alles, genau wie ich auch.“
Hannah Lider flackern kurz, als sie die vertraute Stimme ihrer Mutter hört, wacht jedoch nicht auf, sondern schnauft nur leise im Schlaf.

Sich einige Tränen aus dem Gesicht wischend, geht Sarah weiter zu Emily. Sie hat einen wesentlich leichteren Schlaf und wacht auf, als sich die Zimmertür öffnet.
„Mommy?“
„Ja mein Schatz. Ich bin es.“ Sarah tritt näher und setzt sich in den Schaukelstuhl. Emily klettert aus ihrem Bett und kuschelt sich auf den Schoß ihrer Mom zusammen.
„Ist schon Morgen?“

„Nein, du hast noch Zeit, aber Mummy muss gleich weg. Ich habe dir doch erzählt, dass ich vielleicht bald für längere Zeit ins Krankenhaus muss.“
„Hmm. Aber du kommst doch wieder oder?“ Emily versucht tapfer zu sein und schluckt ihre aufsteigenden Tränen hinunter.

„So schnell es geht bin ich wieder bei dir Prinzessin, Derweil sind Daddy, Anne, Grandma, Grandpa und Granny Mia da und du passt auf Hannah auf. Versprichst du mir das Süße?“
„Ja Mommy.“
„Das ist schön.“ Sarah drückt Emily einen Kuss auf den Scheitel, streicht ihre verwuschelten, dunklen Locken glatt und hält sie dann ganz fest in ihren Armen.

Wenig später schaut David zur Tür herein.
„Sarah wir müssen langsam los.“ Vorsichtig nimmt er Emily hoch, die inzwischen wieder eingeschlafen ist, und legt sie zurück ins Bett. „Mia bleibt bei den Mädchen und dein Vater fährt uns.“
„Ok.“ Wie in Trance folgt Sarah ihrem Freund nach unten. Die Reisetasche, fertig gepackt, steht inzwischen seit fast vier Wochen griffbereit im Flur. Daneben jetzt Mia, Tony und Jenny.

„Es tut mir leid Dad, dass ich dir deinen Geburtstag versaue.“
„Ach Süße, denk so etwas nicht. Wenn heute alles gut geht, dann ist das das schönste Geschenk, was du mir machen kannst.“
„Dein Dad hat völlig Recht. Also halt die Ohren steif. Wir sehen uns bald wieder.“ Jenny kann normalerweise so schnell nichts erschüttern, aber jetzt laufen auch ihr die Tränen übers Gesicht, als sie Sarah zum Abschied umarmt. „Es wird alles gut“, flüstert sie noch leise und reicht ihre Adoptivtochter dann an Mia weiter.

„Ich drück dir die Daumen und mach dir keine Sorgen, wir passen auf deine Süßen gut auf.“ Sarah nickt nur stumm. Plötzlich fällt es ihr unheimlich schwer, dieses Haus und ihre Familie zu verlassen. Aufbrechen zu neuen Ufern. Vielleicht mit einem besseren Leben.

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Langsam entfernt sich das Auto in Richtung Stadt.
Schweigend schaut Sarah dabei aus dem Fenster in die Dunkelheit. Nur ab und zu huschen das Licht eines anderen Wagens oder Reklameschilder am Straßenrand an ihr vorbei.
David sitzt daneben und hängt selbst seinen Gedanken nach. Zur Freude über den Anruf mischt sich Sorge. Was wenn Sarahs Körper nach der OP das neue Organ wieder abstößt oder sie für die Transplantation schon zu schwach ist. Dann gibt es kein Zurück. Es muss einfach klappen.

Mit diesen und ähnlichen Überlegungen macht er sich selbst Mut und verdrängt damit die Zweifel ganz weit nach hinten.

Im Memorial Hospital wartet man bereits. Sowohl auf Sarah, als auch auf das Spenderorgan, welches aus Los Angeles eingeflogen wird.
David hilft seiner Frau hoch zu Station. Tony stellt das Auto auf dem Parkplatz ab und folgt den beiden dann.

Prof. Harold, Dr. Wyle und mehrere Schwestern wuseln um Sarah herum, als er das Zimmer auf der inneren Station betritt.
Es muss noch einmal Blut abgenommen werden, einige letzte Untersuchungen sind nötig, damit später alles reibungslos klappt.
Sarah erträgt die Tests mit einer stoischen Ruhe. Vielleicht aufgrund der vielen Medikamente, zu denen jetzt noch ein leichtes Beruhigungsmittel hinzukommt.

David steht derweil etwas hilflos daneben, nicht wissend, was er tun kann und soll.
Der Professor nimmt den beiden Männern schließlich die Entscheidung ab und befördert sie aus dem Zimmer auf den Flur. Da stehen sie nun, völlig übermüdet und darauf wartend, was als nächstes geschieht.

„Ich hole uns mal ne Tasse Kaffee“, durchbricht Tony irgendwann die Stille und geht auf die Suche nach einem Getränkeautomaten.
David nickt nur stumm und nimmt seinen Rundgang auf dem Korridor wieder auf. Dabei schaut er ständig auf seine Armbanduhr, zählt die Sekunden, Minuten und fragt sich, wann die Stunde der Wahrheit da sein wird. Eine schier unerträgliche Situation, so ähnlich wie damals kurz nach Liams Geburt. Unwissenheit, Sorge, Angst, Dinge die er inzwischen gut nach außen hin verbergen kann. Doch in seinem Inneren brodelt es wie in einem Vulkan, kurz bevor die Lava hoch quillt und sich über alles ergießt…

°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°

Ist Sarah schon im OP. Bin ich zu spät?“
David dreht sich erschrocken um und sieht Alyson auf sich zukommen. Reichlich verschlafen sieht sie aus. Die knallroten Locken sind zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Die gestreifte Hose und das karierte Shirt zeugen von einem hastigen Aufbruch.
„Nein, nein, sie untersuchen sie noch. Hi Alyson.“ David umarmt kurz seine Schwägerin in Spe.

Jenny hatte kaum die Worte Sarah und Krankenhaus am Telefon ausgesprochen, da bin ich auch schon los. Wo hast du Dad gelassen?“
„Holt Kaffee, falls er welchen findet. Ich glaube auf der Station gibt es keinen Automaten.“
„Gut. Hauptsache da drinnen sind sie bald fertig. Ich will Sarah wenigstens noch viel Glück wünschen. Oh man, das hört sich an, als müsste sie eine Prüfung bestehen.“
Alyson schüttelt den Kopf und wirft einen Blick durch das eingelassene Glasfenster zum Flur.

„In gewisser Weise ist es für sie auch eine Prüfung. Eine ziemlich schwere sogar.“ Tony taucht plötzlich hinter den beiden auf.
„Hier, Kaffee gab es leider nicht, aber ich denke schwarzer Tee tut es auch.“
„Danke.“
„Hi Dad. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“
„Danke Kleines. Gratuliere mir, wenn heute alles gelaufen ist. Dann ist mir zum feiern zumute.“

Gemeinsam gehen sie in den Aufenthaltsraum, wo Prof. Harold sie einige Minuten später aufliest.
Er deutet auf die Stühle in einer ruhigen Ecke und holt sich selbst eine Sitzgelegenheit heran.

„So, die letzten Voruntersuchungen sind abgeschlossen. Sarah ist zwar schon sehr schwach, aber es ist noch nicht zu spät. Sobald das Organ eingetroffen ist, werden wir mit der Operation beginnen. Das heißt, wir leiten die Narkose in ca. 20 Minuten ein. Zeit genug, um noch ein paar Worte mit Sarah zu wechseln, auch wenn sie durch das Beruhigungsmittel wahrscheinlich schon etwas schläfrig sein wird.
Wir tun auf jeden Fall unser Bestes, das sollten sie wissen. Trotzdem hängt viel davon ab, wie Sarahs Körper auf das neue Organ reagiert und ob sie den Lebenswillen aufbringt, das alles hier durchzustehen. Denn die OP ist erst der Anfang. Der Vorschlag erst mal nach Hause zu fahren und später ausgeschlafen wieder zu kommen, werden sie wahrscheinlich in den Wind schlagen. Aber es kann bis Mittag dauern, bevor alles beendet ist und wir Sarah auf die ITS verlegen.“

„Es werden eher noch mehr Leute hinzu kommen“, bemerkt Tony. „Aber danke für das Angebot Dr.“
„Keine Ursache. Wir sehen uns später.“ Der Professor verschwindet wieder.

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„Hallo kleine Schwester.“ Leise schließt Alyson die Tür hinter sich und tritt näher. Der Raum ist in ein sanftes Licht gehüllt. Nur das ständige Piepsen des EKG-Gerätes stört die Ruhe und erinnert daran, dass man sich in einem Krankenhaus befindet. Die Wände, in mediterranen Farben gestrichen, verbreiten ebenso eine angenehme Atmosphäre, wie die dazu gehörigen Möbel.

„Hi. Ich habe gehofft, dass du noch kommst.“ Sarah hat Mühe die Augen offen zu halten. Umständlich dreht sie sich etwas zur Seite, um ihre Schwester besser sehen zu können.
„Ich hab’s dir schließlich versprochen. Und wenn du hier raus bist, dann gehen wir Berg steigen“, grinst Alyson.
„Ja, falls ich hier wieder rauskomme. Ich weiß, ich habe um dieses Wunder gebetet und jeden Tag gehofft, aber jetzt, wo es soweit ist, habe ich furchtbare Angst. Dabei sollte ich dankbar sein für diese Chance.“

„Du bist dankbar, also red dir nichts ein. Dass du Angst hat, ist nachvollziehbar. Aber glaub mir, es wird alles gut gehen und in einigen Monaten kannst du mit den Kiddis draußen herumtollen. David wird euch dabei zusehen und allein das ist es doch wert, den letzten Kampf hier zu kämpfen. Wir alle stehen voll hinter dir.“
„Du weißt ziemlich gut, wie man Leute motiviert.“ Sarah lächelt leicht.
„Und hat es geholfen?“
„Ja etwas, danke. Du bist die beste Schwester, die man sich wünschen kann.“

„Das höre ich gern. Dann sehen wir uns also in einigen Stunden wieder. Ok?“
„Ja das werden wir.“
„Fein. Draußen stehen noch zwei gutaussehende Männer, die darauf brennen dir Glück zu wünschen. Ich werde sie mal von ihrer Ungeduld befreien.“ Alyson umarmt ihre Schwester noch einmal ganz fest und geht dann schweren Herzens nach draußen.
„Bye.“

Vor dem Zimmer steht eigenartigerweise nur Tony. Verstohlen wischt er sich gerade einige verirrte Tränen aus den Augen und putzt intensiv seine Brille.
„Wo ist David?“
„Unten. Er hat was im Auto vergessen.“
„Oh. Ok. Ich habe Sarah eigentlich versprochen, ich schicke ihr zwei hübsche Männer. Aber dann nimmt sie erst mal mit dir Vorlieb.“

Tony nickt nur stumm und hat die Hand bereits an der Klinke, als Alyson sich noch mal zu Wort meldet.
„Dad?“
„Ja Schatz?“
„Sie wird es schaffen. Sag ihr das. Zurzeit kann sie jede Menge positives Feedback gebrauchen.
„Das mach ich Süße.“ Er atmet tief durch und drückt dann die Tür auf…

Alyson schaut ihrem Vater kurz nach und sucht, wie schon Tony vorher, einen Kaffeeautomaten. Langsam machen sich die kurze Nacht und das frühe Aufstehen auch bei ihr bemerkbar.

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Als sie nach erfolgreicher Suche, die Nachtschwester hatte eine Kanne Kaffee zu stehen, wieder um die Ecke biegt, steigt David gerade aus dem Fahrstuhl. Tief in Gedanken versunken, dreht er ein kleines Kästchen in seinen Händen.

„Dad sagt, du hättest etwas im Auto vergessen?“ Sie tritt näher an ihn heran.
„Uhm ja, ja. Bei unserem Kurzurlaub letzten Herbst im Reha-Zentrum habe ich mir etwas in den Kopf gesetzt und bei einem Juwelier ein besonderes Armband anfertigen lassen.“

Zaghaft nimmt Alyson David die Schatulle aus der Hand und öffnet nach einem fragenden Blick und seinem Nicken den Verschluss. Zum Vorschein kommt ein silbernes feingliedriges Kettchen mit drei verschiedenen Anhängern.

„Wow, das ist wunderschön.“

„Ja. Der kleine Engel hier steht für Liam. Hinten ist der erste Buchstabe seines Namens eingraviert. Außerdem sein Geburtsstein mit verarbeitet. Für Emily habe ich das Einhorn ausgesucht, weil es genauso ein Wunder ist wie sie. Und bei Hannah habe ich mich für einen Schmetterling entschieden. Sie ist noch so klein und zart, auch wenn sie es in einigen Monaten und Jahren nicht mehr sein wird.“ David lächelt bei dem Gedanken an seine jüngste Tochter.

„Die gesamten letzten Monate habe ich überlegt, zu welchem Anlass ich Sarah das Armband schenken könnte. Und gerade jetzt scheint mir der richtige Augenblick gekommen zu sein. Selbst wenn sie nicht für mich oder sich kämpft, dann wenigstens für unsere Kinder.“
„Glaub mir, sie tut das alles auch für dich und eure gemeinsame Zukunft.“
„Ich weiß.“ David nimmt die Schachtel wieder an sich, schaut noch einmal hinein und schließt sie dann.

Im gleichen Moment klappen die Türen von Sarahs Zimmer und zum OP-Bereich, am Ende des Flurs. Dr. Wyle kommt auf sie zu.
„Entschuldigung, wenn ich störe, aber der Hubschrauber ist im Landeanflug auf Boston. Es wird Zeit, Sarah in den OP zu bringen.

„Aber ich dachte, wir hätten noch ein paar Minuten.“ In Davids Stimme schwingt ein leichter Anflug von Panik mit.
„Leider sind Spenderorgane nicht unendlich haltbar. Tut mir leid, aber wir müssen beginnen.“

„Darf ich dann wenigstens mitkommen, bis vor die Schleuse. Bitte.“

„OK. Das dürfte machbar sein.“ John Wyle nickt verständnisvoll. Er kennt Sarah und David inzwischen seit zehn Jahren und weiß, wie nah sich die beiden stehen und was sie schon alles zusammen durch gestanden haben.

„Also komm. Kostümieren wir dich schnell.“

„Danke. Sagt ihr Sarah Bescheid?“

„Klar.“ Alyson klopft ihm aufmunternd auf die Schulter und schiebt ihn dann Richtung Doppeltür, wo John wartet.

Im Zimmer wird es derweil hektisch. Sarah ist kurz verwirrt und wirkt panisch.
„Geht es schon los? Wo ist David?“ Unruhig rutscht sie auf ihrem Bett hin und her.

„Der ist bestimmt draußen. Würden sie bitte kurz still halten. Ich brauche noch einen Zugang.“

Sarah hört der Schwester gar nicht zu. Unablässig stammelt sie vor sich hin und fuchtelt mit den Armen, so dass diese erstmal aufgibt und Verstärkung holt.

Als Ersatz steht Sekunden später Alyson auf der Matte.

„Hey Süße.“ Sie geht auf Augenhöhe mit ihrer Schwester. „David lässt sich gerade von John OP-Kleidung geben. Er wartet dort auf dich, da hier nicht mehr genug Zeit bleibt. Also lass die Krankenschwester bitte ihren Job tun.“

„Ich dachte, er wäre nicht mehr hier. Ich wollte ihm doch noch so viel sagen.“ Dicke Tränen quellen unter Saras Lidern hervor.

„Das wirst du auch. Das Team von US-Transplant ist nur schneller hier, als alle annahmen. Es geht jetzt schon los. Und alles, was du jetzt nicht mehr schaffst, erzählt ihr euch nach der Operation. Ok?“

Sarah nickt. Langsam beruhigt sie sich wieder und lässt sich ohne Probleme einen weiteren Zugang legen, bevor es mit dem Bett Richtung OP-Saal geht.

Bis dorthin, wo die Doppeltüren das Betreten von Unbefugten untersagen, begleiten Tony und Alyson sie, dann heißt es Abschied nehmen.
Drinnen geht es zu wie in einem Bienenstock. Ärzte, Schwestern, Pflegepersonal. Sie alle wissen genau, was zu tun ist, obwohl das Hin und Her, nicht danach aussieht.

David steht aufgeregt aber auch ängstlich in einer Ecke. Bekleidet mit einem blauen Kittel, passend farbiger Kappe, Mundschutz und Schuhüberziehern, sieht er nicht anders aus, als das Personal. Ungeduldig wartet er auf Sarah, um ihr vorher noch einige Worte sagen zu können, obwohl die Zeit langsam drängt.

Endlich, das rollende Bett mit Sarah drauf, wird herein geschoben.
Wie schmal und zerbrechlich sie in den weißen Laken doch wirkt, denkt David und tritt dann langsam an sie heran. Sucht sich einen Platz, wo er nicht im Weg steht.

„Hey Sonnenschein.“
Der ängstliche Ausdruck in Sarahs Gesicht verschwindet augenblicklich, als sie die vertraute Stimme ihres Ehemanns neben sich hört. Ehemann, wie sich das anhört. Nach über einem Monat immer noch ungewohnt aber trotzdem einfach nur richtig.
„David?!!“
„Ja ich bin’s. Sehe ich nicht unheimlich chic in dem Aufzug aus.“ David schiebt den Mundschutz runter und küsst sie sanft auf die Stirn.
„Ich dachte schon, wir würden uns nicht mehr sehen.“
„Ich hab’s dir versprochen, also bin ich hier. Und wenn alles vorbei ist, werde ich auch da sein. Vielleicht nicht mehr heute, aber morgen ganz bestimmt.“

„Das klingt so einfach aus deinem Mund. Was, wenn etwas schief geht.“
„Ich glaube fest an ein gutes Ende. Wir alle. Und da die Mädchen nicht hier sein dürfen, habe ich noch etwas für dich.“ David kramt etwas umständlich die Schachtel aus seiner Hosentasche hervor und öffnet sie vor Sarahs Augen.
„Wow, was ist das?“
„Ein Armband. Jeder der drei Anhänger steht für eines unserer Kinder. Es soll dir Glück bringen. Das kann schließlich nie schaden.“
„Danke. Es ist einmalig. Weißt du, dass du mir vor knapp zehn Jahren schon mal ein Armband geschenkt hast, mit den gleichen Worten. Da war ich auch im Krankenhaus. Der Tag nach unserem ersten Date.“

„Dass du dich daran erinnerst. Bemerkenswert. Obwohl ich unsere erste Verabredung auch nie vergessen habe. Du trugst einen wollweissen Pullover, eine graue Hose und deine Haare waren offen, so wie ich es am liebsten mag.“
„Ich bin beeindruckt. Dein Gedächtnis ist auch nicht zu verachten. Könntest du mir das Armband anlegen?“
„Gerade das ist das Problem. Im OP ist Schmuck nicht erlaubt, aber John hat mir versprochen, die Schatulle mit rein zu nehmen und gut drauf aufzupassen. Du kriegst es später wieder.“

„Ok.“ Abrupt sind sie wieder in der Gegenwart, die sie für wenige Minuten erfolgreich verdrängt hatten.
„Ich glaube es geht gleich los“, flüstert Sarah. Langsam flackern ihre Augen, die sie verzweifelt offen zu halten sucht.
„Ich werde auf dich warten“, sind Davids letzte Worte, die sie hört, bevor sie das Bewusstsein verliert und eine Krankenschwester ihr eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase stülpt.

„Komm David. Wir müssen anfangen.“ John steht plötzlich hinter David und geleitet ihn aus dem OP-Bereich. Willenlos lässt er alles mit sich machen und findet sich kurz darauf auf dem Flur wieder.
„Wir passen gut auf Sarah auf, aber etwas Beistand von dort oben“, John zeigt zur Decke, „kann bestimmt nicht schaden.“
David lächelt gequält auf. „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“
„Gut, wir sehen uns.“ John geht zurück und David zieht sich auf dem Weg zum Wartezimmer langsam Mundschutz und Mütze vom Kopf. Beim betreten des Raumes, schaut er auf die Uhr an der Wand und sagt dann leise. „Es geht los.“ Kurz nach fünf Uhr am Morgen….

TBC..?

PS: leider nicht beta gelesen, habe es vergeigt, abzuschicken, wer also fehler findet, darf sie mir sagen.
Hey Süße
Erst mal brauchst du dich nicht zu entschuldigen, wenn du keine Zeit hattest um etwas zu schreiben. Eine Krankheit auszukurieren ist wichtiger als etwas aufs Papier zubringen. Und auf einen "heißen Teil" können wir auch noch warten.
Kommen wir nun erst mal zu diesem Teil.
Du weißt gar nicht, wie mein Herz in die Höhe gesprungen ist, als das Krankenhaus angerufen und gesagt hatte, dass sie ein Organ hätten. Wäre am liebsten in meinem Zimmer auf und ab gesprungen vor Freude. Die Sorge die Sarah hat, kann ich gut nachvollziehen. Vielleicht sieht sie ihre Familie ja zum letzten Mal.
Die beiden Szenen mit den Kindern war einfach nur total schön und echt herzzerreißend.
Ich mag Alyson. Erinnert mich manchmal ein wenig an mich selber, wenn ich ehrlich bin. Immer so aufgedreht, gut drauf und immer einen passenden Spruch oder Ratschlag zur Seite.^^
Das Geschenk von David ist einfach nur wunderschön. Und ich finde die Bedeutung total klasse. Und ich hoffe so sehr, dass Sarah´s Körper das Organ nicht abstößt sondern annimmt.
Freu mich schon auf einen neuen Teil. Und kurier dich ordentlich aus. Haben wir dann mehr von dir^^
Hab dich lieb Anne
Heute ohne viele Worte, gibt es den nächsten Teil. Einmal knuddeln für Anne, die immernoch fleissig durchhält. Aber langsam geht es auf die Zielgerade. Also bitte schön Kapitel 66.
Viel Spass beim lesen.

Teil 66

Die nächsten Stunden ziehen sich wie Kaugummi in die Länge. David läuft immer wieder den Flur auf und ab, dreht eine Runde im Warteraum und beginnt von vorn.
Tony versucht sich auf ein wissenschaftliches Magazin zu konzentrieren, die auf dem Tisch rum liegen, putzt aber mehr seine Brille, als dass er liest.
Und Alyson, sie starrt aus dem Fenster. Sieht wie die Sonne langsam aufgeht und den Blick auf die winterkalen Bäume freigibt. Dabei ist sie mit ihren Gedanken ganz weit weg.

Erst als zwei bekannte Autos unten auf dem Parkplatz vorfahren, kehrt so etwas wie Leben in die junge Frau. Wenig später stehen Mia, Jenny, Oz und die Kinder auf der Station.
Die Kiddis sind nicht mehr zu halten, als sie Alyson und David sehen.
„Daddy, Mommy“, schallt es über den Flur. Da hilft auch keine Ermahnung der Erwachsenen, dass sie sich in einem Krankenhaus befinden.

Sean und Emily sind einfach nur froh, ihre jeweiligen Elternteile wieder zu sehen.
Besonders Emily belegt David sogleich mit Beschlag. Da er seine Tochter nicht lang tragen kann, setzt er sich und nimmt sie auf den Schoß.

„Daddy, wo ist Mommy?“ Ein Paar große braune Augen schauen ihn fragend und ängstlich an.
„Der Doktor versucht gerade deine Mom gesund zu machen. Aber es wird noch eine Weile dauern, bis du sie wieder siehst. Sie hat dir doch davon erzählt oder?“
„Ja.“ Emily pult an den Knöpfen ihrer Strickjacke. Zu deutlich hört David sie schniefen. Seine kleine große Tochter. Fieberhaft überlegt er, wie er der Fünfjährigen das alles hier erklären soll. Das Wichtigste weiß Emily. Mehr würde sie ohnehin noch nicht verstehen. Es tut ihm in der Seele weh, dass sie sich in ihrem Alter bereits mit solchen Dingen auseinander setzen muss. Das würde er ihr gern ersparen. Also startet er einen letzten Versuch, schiebt seine Hand unter ihr Kinn, so dass sie ihn ansehen muss.
„Süße! Deine Mom kommt wieder, ganz bestimmt.“

„Ja Daddy.“ Trotzig wischt sich Emily mit der Hand über ihre tränennassen Augen, wodurch die Brille verrutscht und die Gläser beschmieren. Dann strampelt sie sich frei und geht rüber zu ihren Großeltern, die sich in einer Ecke des Raumes leise unterhalten.

Mia hat alles schweigend beobachtet und tritt jetzt an David heran.
„Wie geht es dir?“ fragt sie sanft.
„Gelinde ausgedrückt, beschissen.“ Er seufzt resigniert. „Aber Emily hatte scheinbar auch keinen besonders guten Tagesstart.“

„Als ich sie heute Morgen wecken wollte, hat sie neben Hannahs Bett gelegen. Auf dem Boden, nur in ihre Zudecke gewickelt. Zum Frühstück hat sie dann nach viel gutem Zureden eine Tasse Kakao getrunken und ist ständig unruhig durch die Wohnung gelaufen. Ohne festes Ziel.“
„Ja unsere Große kriegt mehr mit, als mir manchmal lieb ist. Solche Ungewöhnlichkeiten hat Tony auch festgestellt, als wir im vergangenen September einige Tage weg waren. Wir haben nur bis jetzt davon Abstand genommen, sie zu einem Kinderpsychologen zu bringen, weil ich der Meinung bin, dass es Emily besser gehen wird, wenn Sarah wieder zu Hause ist. Im Endeffekt tut sie nur das, was ihr ihre Mom aufgetragen hat. Auf Hannah aufpassen.“

„Trotzdem sollte das nicht zur Gewohnheit werden.“
„Die Nacht verbringe ich zu Hause, auch wenn es mir verdammt schwer fallen wird. Es beruhigt Emily bestimmt etwas. Nur gut, dass Hannah noch so klein ist. Wo steckt sie eigentlich?“
„Bei Anne. Ich habe ihre vorhin alles erklärt. Sie bleibt so lange wie es nötig ist bei Hannah und wünscht euch alles Gute.“
„Ok. Die Schule ist inzwischen auch informiert. Logan hat mir heute und morgen frei gegeben. Dann ist ohnehin Wochenende und bis dahin hoffentlich das Schlimmste überstanden.“
„Das hoffen wir wohl alle…“

°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°

Stunden später, Sarah ist immer noch im OP, wird David überredet, in der Kantine etwas essen zu gehen. Immerhin ist es inzwischen Mittagszeit und bis auf literweise Kaffee und Tee hat noch niemand etwas vernünftiges in den Magen bekommen.

Alyson gibt im Schwesternzimmer Bescheid, und dann sitzen sie alle im Erdgeschoss und stochern in ihren Essen rum. Der Einzige, dem die Situation nicht auf den Magen schlägt, ist Sean. Artig isst er seine Nudeln auf, während Emily sich heftig wehrt, überhaupt einen Bissen zu sich zu nehmen.

„Bitte Süße. Du musst etwas essen. Wenigstens eine Kleinigkeit.“ Mit Engelszungen redet David auf seine Tochter ein. Ohne Erfolg.

„Ich mag aber nicht“, schnieft diese. Schon wieder laufen dicke Krokodilstränen über ihre geröteten Wangen.

„Ok, ich gebe auf. Komm her Prinzessin.“ Resigniert legt David die Gabel beiseite und hebt Emily auf seinen Schoß.

Das wird eine harte Zeit, denkt er und streichelt dabei über den braunen Lockenkopf der Fünfjährigen.

„Warum weint Em?“ Sean reibt sich müde die Augen und schaut fragend seine Mom an.
„Sie ist traurig mein Schatz, weil ihre Mommy nicht da ist.“
„Aber du bleibst bei mir oder?“
„Ja mein Großer. Trotzdem fährst du mit Daddy und den anderen jetzt nach Hause. Ich komme später nach. Es wird Zeit für deinen Mittagsschlaf.“

„Ok.“ Sean klettert von seinem Stuhl und tritt an Emily heran, die sich auf Davids Schoß zusammen gekauert hat. „Komm, wir wollen nach Hause.“ Auffordernd hält er seine kleine Hand hin und obwohl niemand damit rechnet, greift Emily danach und folgt ihrem Cousin Richtung Ausgang.
Von weitem hören David und Alyson noch, wie Sean zu Emily sagt.: „Wenn du willst, teilen wir uns meine Mummy, bis deine wieder da ist.
Emily nickt daraufhin und David denkt, wie einfach und unkompliziert die Kinder doch mit Schwierigkeiten umgehen. Zumindest manchmal.

Mia beschließt Sean und Emily mit nach Hause zu nehmen, damit Oz zur Arbeit kann. Sein Chef war am Morgen alles andere als begeistert, als er sich für den Tag frei nehmen wollte. Jenny schließt sich ihrer Schwiegermutter an, mit der Begründung, Nicholas und Christin erreichen zu wollen. Die beiden sind mit Sohn Ryan für einige Tage nach Florida geflogen und wollten erst am kommenden Abend zurückkehren. Nebenbei überlegt sie fieberhaft, ob es angebracht ist, ein Abendessen anlässlich Tonys Geburtstag vorzubereiten. Im Auto Richtung Heimat wird sie mit Mia darüber reden.

David hat zuerst Sorge, Emily könnte nicht ohne ihn weg wollen, aber sie ist so durch Sean abgelenkt, dass sie ohne Probleme mitfährt.
Wieder oben auf der Station, sucht David nach einem Telefon, um Eliza und James zu informieren.

„Benson?“

„Hi James. Ist Eliza in der Nähe?“

„Ja warte.“ Schritte entfernen sich und kehren nur Augenblicke später zurück.

„Hi David. Wie geht’s? Alles in Ordnung bei euch?“ Eliza klingt etwas abgehetzt.

„Gerade deswegen rufe ich an. Sitzt du?“

„Ich habe mir angewöhnt, Hiobsbotschaften auch im Stehen entgegen zu nehmen“, kommt ihre flapsige Antwort. „Aber ok, ich sitze und habe den Lautsprecher angestellt. James ist neugieriger als ein kleines Kind. Er hampelt ständig um mich rum.“

„Kein Problem. Das was ich sagen will, ist auch für seine Ohren bestimmt.“

„Na dann schieß los.“

„Ich bin hier im Krankenhaus. Heute Früh hat US-Transplant angerufen. Sie haben eine neue Lunge. Sarah wird seit acht Stunden operiert.“
Wie leicht das doch war, obwohl David dachte, die Worte nicht so einfach über die Lippen zu bringen. Am anderen Ende der Leitung ist es ruhig.

„Eliza??“

„Ja, ja ich bin noch dran. Jetzt weißt du, wie man mich sprachlos kriegt.“ Aufgrund des Tonfalles merkt David, dass sie mit den Tränen kämpft.

„Es wird bestimmt alles gut gehen“, hört er James sagen. „Ist doch so oder David?“

„Das glaube und hoffe ich auch. Der Prof. sagte es ist noch nicht zu spät, auch wenn es reichlich knapp war. Viel länger hätten sie nicht mehr warten dürfen, da Sarah ansonsten zu schwach für die Operation gewesen wäre. So hat sie eine gute Chance.“

„Dann ist gut. Hältst du uns auf dem Laufenden, falls es was Neues gibt?“ James hat das Wort ergriffen, da Eliza scheinbar gerade nicht in der Lage dazu ist.

„Ich melde mich, sobald Sarah alles überstanden ist. Bis dahin macht euch nicht zu viele Sorgen.“

„Danke David.“ Eliza hat sich wieder etwas gefangen. „Wir hören uns später.“

„Nicht dafür. Bye.“

°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°

David legt auf, atmet einmal tief durch und will dann wieder Richtung Aufenthaltsraum gehen, als Prof. Harold um die Ecke biegt. Noch in voller Montur.
„Ah David. Zu ihnen wollte ich gerade. Kommen sie mit, dann kann ich Tony und Alyson auch gleich die Neuigkeiten überbringen.“
David folgt dem Arzt ohne Worte, obwohl er es vor Neugier kaum aushält.

„Professor?“ Tony geht sofort einige Schritte auf den Arzt zu, als dieser den Raum betritt.
„Es ist alles gut verlaufen. Aber wie wäre es, wenn wir uns setzen.“
Gemeinsam nehmen sie an einem kleinen Tisch in der Ecke platz.

„Wie gesagt, Sarah hat die Operation gut überstanden und die neue Lunge arbeitet wie vorgesehen. Trotzdem will ich ihnen nichts vormachen. Es war ein hartes Stück Arbeit und wir mussten sie zwei mal wieder beleben, weil ihr Herz nicht mehr wollte. Eine kombinierte Transplantation wäre vielleicht sinnvoll gewesen, aber das stand nicht zur Verfügung.“

„Aber sie wird doch keine Schäden zurück behalten, ich meine geistige.“ Antony beginnt mal wieder seine Brille zu putzen. Nervöse Angewohnheit.

„Sarahs EEG, das wir gleich nebenbei laufen hatten, zeigte keine neurologischen Auffälligkeiten, aber ganz sicher werden wir das erst wissen, wenn sie wieder wach ist. Das jedoch kann noch einige Stunden dauern. Sie bekommt jetzt Morphium gegen die Schmerzen, ein Antibiotikum und ein Immunsuppresivum um, wie der Name schon sagt, ihr Immunsystem weitestgehend zu unterdrücken. Nur so können wir vermeiden, dass ihr Körper die neue Lunge in absehbarer Zeit wieder abstößt.
Diese Kombination ist nicht ohne und wird dafür sorgen, dass Sarah auch über die Narkose hinaus schlafen wird. Es wäre also sinnvoll, wenn sie jetzt nach Hause fahren und morgen ausgeruht wieder kommen. Dann können wir mit Sicherheit schon mehr sagen. Und ich meine sie alle drei“, wiederholt sich Professor Harold mit Nachdruck und schaut dabei schmunzelnd zu David.

„Sobald sich in irgendeiner Weise etwas verändert, rufen wir sie sofort an. Außerdem sind entweder Dr. Wyle oder ich in nächster Zeit hier, um jederzeit ein Auge auf Sarah zu haben. Nach diesem langen Kampf sind wir alle mehr als gespannt, wie sich alles entwickelt. Schließlich transplantieren wir hier im Krankenhaus nicht jeden Tag eine Lunge.“

David nickt, wendet jedoch ein, „wenn es irgendwie geht, würde ich Sarah trotzdem gern sehen. Wenigstens für ein paar Minuten“, bittet er.
„Das dürfte machbar sein. Aber nur ganz kurz und nur einer. Tony, sie und Alyson können durch die Scheibe ins Zimmer sehen.“

Die beiden nicken stumm.

Gespannt folgen sie dem Professor eine Etage nach oben auf die Intensivstation, wo Sarah wohl die nächsten Wochen zubringen wird. Es ist die einzige Station, die über einen Isolierraum verfügt, denn jede Infektion kann derzeit verheerende Folgen haben. David bekommt, wie schon am frühen Morgen, einen Kittel und Mundschutz verpasst und betritt dann mit Prof. Harold durch eine Schleuse das Zimmer.

Geräusche empfangen ihn, die ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagen. Regungslos liegt Sarah in ihrem Bett. Klein, blass, richtiggehend verloren wirkt sie. Der Brustkorb hebt und senkt sich regelmäßig durch eine Beatmungsmaschine, Kanülen stecken in ihren Armen und versorgen sie mit Medikamenten. Ein Schlauch ragt aus dem Verband heraus und verschwindet an der Seite des Bettes. Wundsekret sammelt sich dort in einem angebrachten Beutel. Ein zweiter Beutel hängt daneben, dessen Sonde unter der Bettdecke in Sarahs Körper verschwindet und die Ausscheidungen auffängt.

Sie ist vollkommen abhängig von Maschinen, eine Tatsache, die sie so niemals akzeptiert hätte. Aber das ist jetzt eine Ausnahme.
„Keine Angst, das sieht erschreckender aus, als es ist, aber notwendig. Sobald Sarah aufwacht, ziehen wir den Beatmungsschlauch. Alles Weitere findet sich dann.“
„Mhm. Darf ich?“ Zaghaft zeigt David auf seine Freundin und tritt einen Schritt näher, so dass er jetzt genau vor ihr steht und sie berühren könnte.
„Hier setzen sie sich, nehmen sie Sarahs Hand und sprechen sie mit ihr. Auch wenn sie bewusstlos ist, man glaubt gar nicht, wie viel die Patienten dennoch mitkriegen. Ich bin gleich wieder da.“ Der Professor nickt David noch einmal aufmunternd zu und verschwindet dann aus dem Zimmer.

„Hi Sonnenschein. Habe ich dir versprochen, ich bin da, wenn alles überstanden ist? Ja das habe ich und ein Haufen Ärzte und Schwestern sind meine Zeugen. Tja und hier bin ich…“
Zaghaft berührt er Sarahs Hand, streichelt sanft darüber und nimmt sie schließlich in seine, während er gar nicht merkt, was er für einen Unsinn faselt. Nur um seine Unsicherheit zu überspielen. Andererseits ist es auch egal. Sarah ist hier, am Leben und er darf bei ihr sein. Alles andere ist in diesen Minuten unwichtig.

Trotzdem muss er sich irgendwann verabschieden. Prof. Harold schiebt ihn mit sanfter Gewalt aus dem Raum und veranlasst ihn so, nach Hause zu fahren, den restlichen Tag mit seiner Familie zu verbringen und den Ärzten hier im Krankenhaus alles weitere zu überlassen.

„Wir melden uns, sobald sich irgendwas ändern sollte“, verspricht der Professor. „Ansonsten möchte ich sie erst morgen wieder sehen. Vertrauen sie uns einfach.“

„Ja, doch das tue ich. Auch wenn es schwer fällt, Sarah hier zu lassen.“

„Wenn alles gut verläuft, hat ihre Frau die schlimmste Zeit ihres Lebens hinter sich. Dann kann es nur noch bergauf gehen.“

„In der Hölle waren wir auch schon.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich David von Prof. Harold und verlässt schweren Herzens und mit den Gedanken bei Sarah die Klinik. Draußen warten Alyson und Tony auf ihn. Gemeinsam fahren sie raus aus der Stadt nach Hause.


TBC..?

Selene

Hallo Süße :knuddel:

Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber ich hab zur Zeit sozusagen zwei Jobs und muss an meiner Bakkalaureatsarbeit schreiben. Ein Job ist noch dazu in Wien, dass heißt ich komm wegen dem Pendeln immer erst sehr spät nachhause. Ich komme wegen dem ganzen Stress schon das ganze Monat zu kaum etwas, habe auch noch massenhaft unbeantwortete Mails und Briefe und musste leider so ziemlich alle Menschen in meinem Leben die letzten Wochen etwas vernachlässigen. Gerade mal meinen Freund konnte ich etwas öfter sehen, da wir ja zusammen wohnen. Ich bin immer so todmüde von der Arbeit nachhause gekommen, musste dann entweder noch was für die Uni tun oder fiel auf die Couch und konnte gar nix Produktives mehr tun. Ich hoffe, du verstehst das und bist nicht allzu böse, dass ich mich erst jetzt melde.

Ich freue mich schon auf das Nachlesen deiner Kapitel und werde dir gleich Feedback geben. Bitte sei auch nicht böse, dass es diesmal nicht ausführlich werden wird. Deine wunderbare Geschichte hätte ausführliches Feedback verdient, aber ich bin einfach so müde. Das nächste Mal werde ich aber wieder ein längeres Kommentar abgeben.

Kapitel 65

Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als David von dem Anruf erzählte. Ich habe große Hoffnung, jedoch auch Sorge verspürt. Ich verstehe Sarahs Angst, wahrscheinlich würde es jedem Menschen so gehen. Ihre Gedanken haben mich zutiefst berührt. Ich wurde richtig unruhig, als sie sich verabschiedete und sie das Haus verließen. Du hast die Szenen im Krankenhaus einfach wunderbar beschrieben, hab alles genauso vor mir gesehen und war so nervös als wäre ich an Sarahs Stelle. Schön, dass Alyson und Tony gekommen sind. Ich finde es wundervoll, dass David bei der OP dabei ist und die Idee mit dem Armband war einfach toll.
Ich freue mich auf das nächste Kapitel, hab allerdings auch große Angst davor. Ich hoffe so sehr, dass Sarah die Chance auf ein neues Leben erhält.
Ich muss dir erneut Bewunderung aussprechen, wie du mit so einem ernsten Thema umgehst. Deine wunderbare Geschichte hebt sich deutlich von den anderen in diesem Forum ab, sie gehört für mich zu den besten, weil sie so tiefgründig ist und du einfach eine einzigartige Weise zu schreiben hast. Deine Charaktere sind authentisch und perfekt skizziert. Deine Geschichte hätte wirklich das Zeug veröffentlicht zu werden. Ich würde jedes Buch von dir kaufen.
Na gut, auf zum nächsten Kapitel. Ich bange...

Kapitel 66

Oh mein Gott, ich konnte die Aufregung Davids, Alysons und Tonys richtig spüren, bekam noch mehr Angst, als ich schon hatte. Es ist unglaublich, aber deine Geschichte lässt mich alles vergessen, ich tauche vollkommen in deine Welt ein und scheine ein Teil davon zu werden. Soetwas passiert mir nur bei wenigen Geschichten.
Unvorstellbar wie es der Familie, besonders David und Emily, aber natürlich auch alle anderen gehen muss. Du beschreibst diese schweren Stunden voller Angst, Hoffnung und Ungeduld sehr gekonnt, ich bewundere dich dafür.
Mir sind während des Teils mehrmals die Tränen gekommen, vor allem an der Stelle, als David zu Sarah sprach. Deine Geschichte ist einfach perfekt, Süße. Sie berührt mich so tief, ich weiß, dass ich sie ganz, ganz sicher nicht so schnell vergessen werde, wenn sie beendet ist.
Ich habe Panik vor dem nächsten Kapitel und hoffe, dass alles gut geht.
Nochmals ein großes Kompliment an deinen einzigartigen Schreibstil.

Freue mich auf alles neue von dir.

HDL Bussi Selene
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