Hallo :herz: Ich wollte mal wieder was posten, ist nur ein ganz kleiner One Shot, um wieder so reinzukommen...würde mich sehr über FB freuen!
Titel: Wasserspiele
Autor : BuffyAnne
Genre : ?
Pairing : -
Raiting : G-6
Disclaimer : Alles meins.
Sonstige Bemerkungen/Spoilerwarnung: Hm...nichts.
Ich drehe deinen Kopf um 360 Grad, ertränke dich in schwarzem Tee. Fische ziehen emotionslos an dir vorbei, starren dich an, du starrst zurück, stumm wie ein Harung am Ende seines Aquariums. Du würdest lieber in einer Tasse dümpeln, und in Wasser, das wirklich schwarz ist, und woanders hinschauen. Ich hab aber nur einen Pappbecher für dich übrig, und Wasser, das behauptet, es sei schwarz. Und egal, wie sehr ich dir den Kopf verdrehe, du schaust immer in die falsche Richtung.
Wie lange kannst du die Luft anhalten?
Wie lange dauert es, bis die Haut an meinen Händen so schrumpelig ist, dass ich zur Mumie werde?
Ich ziehe den Teebeutel raus, du bist schon blind genug. Wenn du schlau wärst, würdest du dich jetzt daran festklammern, eine Bewegung würde reichen.
Der Beutel streckt dir sogar seine zarte, feuchte Faltenhand entgegen, aber du tust so, als würdest du ihn nicht sehen und sprichst mit den Forellen. Dass du nicht redest und sie nicht zuhören, ist dir egal. Sie ziehen schweigend ihre Bahnen, immer um dich rum, wie kleine Planeten.
Ich schreie dich an und brülle deinen Namen, du tarnst dich mit Korallen und lachst, weil Verstecken so toll ist und man das mit Wasser oder Fischen nicht spielen kann.
Ich schaue auf die Kirchturmuhr, Gott ist mein Zeuge, du müsstest jetzt tot sein, aber du lachst unsichtbare Luftblasen und ärgerst mich mit Worten, die ich nicht verstehe.
Ich schaue nach unten, so sah der Himmel aus, als du mir einen Fingerhut geschenkt hast.
Wenn ich dich hassen würde, hätte ich dich in Teer ertränkt.
Aber jetzt machst du Wassergymnastik in meinen Tränen, und meine Augen sollten so blau wie das Meer sein dabei, aber Romantik ist nicht so dein Ding, deswegen sind sie blau wie Müllsäcke.
Und ich trinke den Tee und die Tränen und die Fische, ersticke an Korallen, damit du nicht ertrinkst, und du rennst mit dem Kopf gegen den Becher, und ich will wissen warum, aber du redest nur mit Fischen, weil die nicht antworten.
Und ich werde müde, lege mich auf den Becherrand, ich lasse meinen Schlaf entscheiden, auf welche Seite ich falle, und ich zähle die Fische am müllsackblauen Himmel.
Und zurück bleiben eine Wasserleiche, Kotze aus Korallen und Lachen in Sardinenbüchsen.
Titel: Nox Aeterna - Ewige Nacht
Disclaimer: mir gehört nichts, ncihts, gar nichts ^^
Spoiler: keine
Genre: Thriller/Tragedy
Rating: ab 16
Wörter: 3.582
A/N: Eigentlich ist diese FF eine Longfic, aber ich dachte, bei knapp 4.000 Zeichen geht sie auch als OS durch ^^
[SIZE=2]PROLOG
Langsam, ganz langsam kam er auf sie zu, kramte die Kamera aus seiner Tasche hervor. Klick⦠Klick⦠Klickâ¦Zufrieden lächelnd wandte er sich um und machte sich auf den Heimweg. Es gab noch so viel vorzubereiten... Ein letztes Mal betrachtete er die Fotos, die er in den letzten Tagen, Wochen geschossen hatte. Auf einigen war eine junge, blonde Frau abgebildet. Sie war wunderschön, die blonden Haare fielen ihr locker über die Schultern. Stets war ein Funkeln in ihren Augen zu erkennen, sie strahlten eine innige Wärme, Liebe aus. Der Mann an ihrer Seite war groÃ, muskulös, wirkte auf den ersten Blick fast arrogant. Doch er hatte ein gutes Herz, niemand konnte das bestreiten.
Auf anderen Bildern war ebenfalls eine Frau zu sehen. Sie war klein, hatte dunkle Haare, ein bildhübsches Gesicht. Auch sie strahlte etwas Besonderes aus, ihre Nähe gab einem Geborgenheit. Ihr bester Freund, der fast nie von ihrer Seite wich hingegen, war groÃ, dunkelblond, erinnerte mehr an einen Leibwächter.
Allesamt waren die vier Personen, die von ihrem Aussehen unterschiedlicher nicht sein könnten, beste Freunde, Arbeitskollegen. Sie alle waren als Privatermittler in einer Anwaltskanzlei angestellt, die von dem Mann geleitet wurde, der auf den letzten Fotos abgebildet war. Er war bei allen beliebt, gut aussehend, der blonde Zwirbelbart machte sein Gesicht unverkennbar und trug stets Anzug und Krawatte.
Erneut umspielte ein Lächeln seine Lippen, mit einem Knopfdruck schaltete er die Kamera aus, ersetzte sie durch ein Diktiergerät. Eigentlich war es fast schade, ihnen das anzutun, doch sie würden bekommen, was sie verdienten. Es war nur gerecht. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen, drückte auf âAufnahmeâ. Und begann zu sprechen.
1.
Erschrocken zuckte Katja zusammen, als das Telefon klingelte. Müde setzte sie sich ein kleinwenig auf und schielte auf die Uhr. Es war gerade mal 06:30, sie hätte noch zwei Stunden schlafen können. Gähnend hob sie ab. âHansen? Ingo⦠Kann das nicht warten? Okay, gut⦠Ich kommeâ¦â
âMoment, ich komme schon!â, hastig schnappte sich Sandra ein Handtuch, welches sie fest um ihren Körper wickelte. âBin schon am Weg!â, mit einer scharfen Linkskurve verlieà sie ihr Bad und griff nach dem Telefon. âIngo! So früh schon wach? Was? Ich bin in zehn Minuten da, bis gleich!â
âMan, welcher Vollidiot ruft denn um diese Zeit an?!â Verschlafen tastete Chris nach seinem Handy und hob ab, ohne auf das Display zu sehen. âWas? Ingo, ich glaub es ja nicht⦠Kommen, ist das dein Ernst?! Schön... Gib mir eine halbe Stundeâ¦â
âIngo, was soll das? Ich bin gerade beim Joggen, ich kann jetzt nicht kommen!â Sebastian warf einen Blick auf die Uhr und rollte mit den Augen. âIst es wirklich so wichtig? Na gut⦠Ich zieh mich nur noch schnell um, dann bin ich da.â
âSandra? Chris? Was macht ihr denn hier?â, stirnrunzelnd betraten Katja und Basti das Ermittlerbüro, sahen ihre beiden Kollegen verwundert an. Diese schienen nicht weniger überrascht. âDasselbe könnte ich euch beide fragenâ¦â, erwiderte Chris und gähnte herzhaft.
âIch hab euch alle vier angerufen.â, kam es plötzlich von hinten. Ingo stand in der Tür, blass, mit einem Umschlag in der Hand.
âWeshalb denn eigentlich?â, fragte Sandra und lieà sich müde neben Katja auf die Couch sinken. Ingo seufzte leise. âNunâ¦â, er legte das Couvert auf den Tisch. âDas lag heute in der Post⦠Ich denke, ihr solltet es euch ansehenâ¦â, vorsichtig holte er einen Stoà Fotos aus dem Umschlag hervor und reichte sie Basti. Dieser musste schlucken. âOh mein Gottâ¦â Ingo nickte. âDieses Tonband war auch noch dabei. Ich hab es mir noch nicht angehört, aberâ¦â, nachdem alle Bilder auf den Tisch gelegt wurden, drückte er auf âPlayâ. Sofort ertönte eine stark verzerrte, männliche Stimme.
âGuten Morgen, ihr fünf⦠Ihr fragt euch bestimmt, was das Ganze hier soll⦠Nun, es ist ganz einfach⦠Ab sofort befolgt ihr genau meine Anweisungen⦠Oder ihr werdet es bitter bereuen. Ihr alle. Glaubt mir, ihr könnt euch nicht verstecken. Ich finde euch überall.â
âMeinst du, da könnte was dran sein?â, fragte Katja leise. Ingo zuckte mit den Schultern. âIch hab keine Ahnung⦠Aber wir müssen auf alle Fälle vorsichtig seinâ¦â
âKönnen wir denn etwas tun?â Chris, der nun endlich ebenfalls seine Müdigkeit abgeschüttelt hatte, stellte vier Tassen Kaffee auf den Tisch. âOder wäre es besser, einfach abzuwarten?â
Sandra runzelte die Stirn. âIch schlage vor, wir wartenâ¦â, entgegnete sie. âAuf jeden Fall werden wir Nachrichten erhalten, vielleicht heute schon⦠Ansonsten halte ich es für besser, wenn wir uns alle â einschlieÃlich dir Ingo â heute frei nehmen und dann werden wir sehen, was bis morgen geschiehtâ¦â
Sebastian nickte zustimmend. âIch bin Sandras Meinung⦠Es bringt nichts, hier Panik zu schieben, wenn diese Drohung nur aus der Luft gegriffen istâ¦â, er erhob sich. âDann sehen wir uns also morgen, ja?â
Ingo seufzte leise. âGut... Aber wenn etwas ist, dann meldet ihr euch, verstanden?â
Katja lächelte kaum merklich. âKlarâ¦â, erwiderte sie. âBis Morgen, Ingo.â
âIch krieg diese Fotos einfach nicht aus dem Kopfâ¦â, nachdenklich stocherte Sandra in ihrem Salat. âWas, wenn da doch was dran ist?â
Katja nippte an ihrer Cola. âWenn ich das nur wüssteâ¦â, entgegnete sie. âAber bis jetzt ist ja noch nichts passiert und es ist schon nach Mittagâ¦â
âTrotzdemâ¦â, Chris seufzte. âWir müssen vorsichtig sein⦠Wer weiÃ, wozu der Typ fähig ist⦠Immerhin hat er uns tage-, wenn nicht sogar wochenlang beobachtet und fotografiertâ¦â
âAber es ergibt keinen Sinnâ¦â, beinahe wütend schlug Sebastian mit der Faust auf die Tischplatte. âWieso ausgerechnet wir? Wir alle?â
Sandra zuckte nur mit den Schultern, auch Katja, die sonst immer eine Lösung parat hatte, blickte ratlos auf ihren Teller. âUnd wenn wir alle nach Hause fahren? Wer weiÃ, vielleicht finden wir irgendeinen Hinweisâ¦â
âVersuchen könnten wir es natürlichâ¦â, erwiderte Chris und erhob sich. âAber ich weià nicht, ob das was bringt... Vielleicht verrennen wir uns einfach nur in die Sacheâ¦â
âGlaub ich nichtâ¦â Basti schüttelte den Kopf. âWarum sonst macht sich einer so viel Mühe, ein Tonband aufzunehmen, fünf Personen über Wochen hinweg auf Schritt und Tritt zu verfolgen und zu fotografieren? Da muss etwas dahinter stecken⦠Nur weià ich einfach nicht, wasâ¦â
Müde blätterte Katja die Post durch. Ein einzelnes, zusammengefaltetes Blatt Papier fiel ihr sofort ins Auge. Stirnrunzelnd faltete sie es auseinander und begann zu lesen.
Es freut mich, dich zu sehen, Katja⦠Bald werden wir uns endlich gegenüberstehen⦠Sei auf der Hut, überall lauern Gefahrenâ¦
âOh mein Gottâ¦â, hektisch wählte Katja Bastis Nummer auf ihrem Handy. âGeh ran⦠Bitte, Basti, geh ranâ¦â
âKatja⦠Wir treffen uns in zehn Minuten beim Griechen⦠Und bring den Brief mit.â
âEr kennt unsere Namenâ¦â Sandra entfaltete das Blatt Papier und legte es zu den Anderen auf den Tisch. âEs scheint ihm wirklich ernst zu sein, wir müssen Ingo anrufenâ¦â
Basti schüttelte den Kopf. âMeinst du nicht, er hat schon genug um die Ohren? Es reicht doch, wenn wir ihm morgen die Briefe zeigen.â
Katja runzelte die Stirn. âSandra hat Recht, Basti⦠Wir haben ihm versprochen, uns zu melden, sobald etwas sein sollte...â
Mit einem zustimmenden Nicken holte Chris sein Handy hervor. Doch nach zwei Minuten klappte er es seufzend zu. âEr meldet sich nicht⦠Vielleicht sollten wir wirklich erst morgen zu ihm gehenâ¦â Er seufzte nachdenklich und wandte sich schlieÃlich Katja und Sandra zu. âAber eines ist gewiss: Ihr bleibt heute Nacht auf keinen Fall allein⦠Sebastian, du⦠du schläfst bei Katja und ich bei dir, Sandraâ¦â
Die beiden Frauen lächelten. âOkayâ¦â, erwiderte Sandra. âIch glaube, es ist wirklich das Beste so.â
2.
âChris, aufstehen⦠Wir müssen in die Kanzleiâ¦â, vorsichtig stellte Sandra eine Tasse Kaffee auf dem Boden ab und setzte sich zu ihm auf die Couch. âKomm schon, GroÃer, wach aufâ¦â
Müde hob Chris den Kopf. âJetzt schon?â, brummte er. Sandra nickte. âDie anderen warten schonâ¦â
âWie spät ist es?â
âGleich halb siebenâ¦â
Chris rollte mit den Augen. âWie kann man um die Uhrzeit nur so wach sein?â Sandra musste lachen. âEs ist halt nicht jeder so ein Langschläfer wie du⦠Und jetzt komm, sogar Katja ist schon auf dem Wegâ¦â
âDie Kanzlei ist vorübergehend geschlossen.â Stirnrunzelnd kam Katja ihrer Kollegin entgegen, die gerade die Treppen hinaufstieg. Diese hob eine Augenbraue. âWas?â Basti nickte nur.
Chris seufzte. âDann haben wir ein wirkliches Problemâ¦â Er kramte in seiner Hosentasche, jedoch ohne Erfolg. âHabt ihr den Schlüssel mit?â, fragte er. Die anderen schüttelten den Kopf. âAber vielleicht ist Ingo schon daâ¦â, meinte Katja nachdenklich und versuchte, die Tür zu öffnen. Lächelnd trat sie einen Schritt in den Vorraum der Kanzlei. âSeht ihr?â
âEs ist ungewöhnlich still hierâ¦â, murmelte Sandra nachdenklich. âIngo? Ingo, wo bist du?â Keine Reaktion. Chris musste schlucken. âGanz ehrlich? Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sacheâ¦â Basti schüttelte den Kopf. âIch auch nichtâ¦â, entgegnete er und öffnete die Tür zum Ermittlerbüro. Mit einem Schrei wich Sandra zurück und vergrub ihr Gesicht in Christians T-Shirt, auch Katja war mit einem Schlag kreidebleich im Gesicht geworden. âOh mein Gottâ¦â Hastig stolperte sie in den Raum, kniete sich zu Ingos leblosem Körper auf den Boden. âEr⦠er hat keinen Puls mehrâ¦â, flüsterte sie. âDer ScheiÃkerl hat ihn umgebracht⦠Einfach erstochenâ¦â
Sandra begann zu schluchzen. âNeinâ¦â Chris schloss sie fest in seine Arme, strich zärtlich über ihre Haare. Tränen liefen seine Wangen hinab. âSchhhh⦠Ruhig, Kleine⦠Ganz ruhigâ¦â
Mit zitternden Händen hob Basti den Zettel, der auf dem Tisch gelegen hatte, hoch und faltete ihn auseinander. âZur Abschreckungâ¦â, murmelte er. âDieser Dreckskerl... Ich ruf die Polizeiâ¦â Er griff nach dem Telefonhörer, lieà ihn jedoch gleich wieder sinken. âDie Leitung ist totâ¦â Katja holte ihr Handy hervor, wählte die Nummer. âIch⦠ich hab keinen Empfangâ¦â
âDann⦠dann lauf ichâ¦â, er wollte die Tür zum Treppenhaus öffnen. âScheiÃe⦠Wir⦠wir sitzen hier fest!â
Seufzend lieà sich Katja auf die Couch sinken, schloss für einen kurzen Moment die Augen. âIch glaub das alles nichtâ¦â Erschrocken zuckte sie zusammen, als plötzlich Sebastians Handy klingelte. Auch er musste schlucken, doch er hob ab. âJa? Was wollen Sie eigentlich von uns?!â
âStell auf lautâ¦â, flüsterte Sandra. Basti tat, was ihm gesagt wurde. Eine unbekannte Stimme ertönte. âTut mir Leid um euren Chef⦠Aber ihr habt mich nicht so ernst genommen, wie ich es wollteâ¦â, er lachte leise. âIm Laufe des Tages werde ich euch vieren Aufgaben stellen, die ihr erfüllen müsst⦠Wenn nicht⦠Stirbt noch einer von euch⦠Sebastian⦠Du bist der erste⦠Verlasse die Kanzlei und fahre zum Bahnhof⦠Weitere Informationen wirst du dort erhalten⦠Ich melde mich.â
Sandra musste schlucken. âWir⦠wir sind hier doch eingesperrt⦠Wie sollen wir dann rauskommen?â
Doch Chris schüttelte den Kopf. âDie Tür ist nicht mehr versperrt, Sandraâ¦â, murmelte er. Katjas Augen weiteten sich vor Schreck. âWisst ihr, was das bedeutet?â, fragte sie kaum hörbar. âEs⦠es muss noch jemand hier seinâ¦â
Nachdem Sebastian die Kanzlei verlassen hatte, sprang Christian auf. âIhr bleibt hier⦠Ich gehe nachsehen.â
Doch Sandra hielt ihn am Arm fest. âIch komm mit dir.â, entgegnete sie. âKatja, du bleibst hierâ¦â Katja nickte. âOkay⦠Aber seid vorsichtig, ja?â
Ein leichtes Lächeln umspielte Sandras Lippen. âKlarâ¦â
âUnd?â, nachdem Sandra und Chris zurück in das Ermittlerbüro kamen. Chris schüttelte den Kopf. âNichts⦠Wir haben mindestens drei Mal nachgesehen, aber Fehlanzeige⦠Der Typ muss verdammt clever seinâ¦â
Katja musste schlucken. âLangsam krieg ich Angstâ¦â, flüsterte sie. Sandra nickte. âIch auch, Katja⦠Ich auch...â
âVerdammt noch mal, wo bleibt er denn?!â, nervös ging Katja im Raum hin und her, wurde jedoch von Chris aufgehalten. âKatja, setz dich hin, du machst mich ja ganz nervös⦠Sebastian kommt bestimmt gleichâ¦â
Katja seufzte leise. âIch hoffe es...â
âBasti! Um Gottes Willen, was ist passiert?!â, erschrocken betrachtete Katja das blutverschmierte T-Shirt seines Kollegen. Inzwischen war es später Nachmittag, er war gerade von seinem dritten Auftrag zurückgekommen, und schloss für einen kurzen Moment die Augen. âIch⦠ich hab einen Menschen getötetâ¦â, flüsterte er. âEr hat von mir verlangt, einen Menschen zu tötenâ¦â
Katja und Chris starrten ihn entgeistert an. âDu hast was?!â Basti nickte. âIch musste es tun, Chris⦠Sonst hätte er euch umgebrachtâ¦â
âIch fass es nicht, Sebastianâ¦â, zischte Sandra und wandte sich ab. âDass du zu so etwas fähig bistâ¦â
Basti musste schlucken. âIch hab das doch nicht freiwillig getan, Sandra!â, rief er. Doch Sandra schüttelte den Kopf. âDas tut nichts mehr zur Sache...â
3.
âIch geh mir mal ein Glas Wasser holen.â, seufzend erhob sich Basti. âWollt ihr auch was trinken?â Die anderen schüttelten den Kopf. Er verlieà das Büro, kam nach fünf Minuten mit einer vollen Flasche wieder. âWollt ihr sicher nichts?â Wieder Kopfschütteln. Immer noch würdigte Sandra ihn keines Blickes, doch wenigstens Katja und Chris schienen sich damit abgefunden haben, dass ihr bester Freund zu ihrem Schutz einen Menschen getötet hatte. Er öffnete die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Wie lange er schon nichts mehr getrunken hatte, er war am Verdursten. Als er sie geleert hatte, warf er sie achtlos in den Mülleimer. Kaum zwei Minuten später wurde Basti von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt, er griff sich an den Hals, es war, als würde etwas seine Kehle zuschnüren. Alles begann sich zu drehen, er bemerkte nur noch, wie Katja und Chris aufsprangen, zu ihm liefen, versuchten, ihm zu helfen. Selbst Sandra starrte ihn erschrocken an, doch plötzlich wurde alles schwarz.
âBasti? Basti, kannst du mich hören?â, vorsichtig tätschelte Katja seine Wange, versuchte, seinen Puls zu fühlen, doch sie hatte keinen Erfolg. âNein⦠Nein, das⦠das kann nicht seinâ¦â
âWas ist los?â, fragte Sandra leise. Die Panik in ihrer Stimme war nicht zu überhören. âWas ist mit ihm?â Katja schüttelte kaum merklich den Kopf. âEr⦠er ist tot, Sandra⦠Basti ist totâ¦â Schlagartig sprang Sandra auf und lief aus dem Raum, dicht gefolgt von Chris. Schluchzend rutschte sie an einer Wand entlang zu Boden, vergrub ihr Gesicht in den Händen. Chris kniete sich langsam zu ihr, legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter. âSüÃeâ¦â
âIch⦠ich hab mich nicht bei ihm entschuldigen könnenâ¦â, flüsterte sie. âIch war so unglaublich wütend auf ihnâ¦â
âIch weiÃ, Sandraâ¦â Schützend schloss er sie in seine Arme. âIch weiÃ⦠Aber ich bin mir sicher, dass Basti dir verzeihen wirdâ¦â
âWoâ¦woher weiÃt du das?â, fragte sie leise. Chris legte sanft einen Finger auf ihre Lippen. âIch spüre esâ¦â
âWas sollte das?!â, schrie Sandra in ihr Handy, als sie abgehoben hatte. âWarum hast du Sebastian umgebracht?! Wir haben deine verdammten Aufgaben doch alle erfüllt!â
âOh, Sandra, glaubst du wirklich, ich nehme euch dieses Schmierentheater ab? Du weiÃt doch genau so gut wie ich, dass Sebastian niemanden umgebracht hat⦠Er hat sich selbst in die Schulter geschossen⦠Um uns glauben zu machen, es sei das Blut seines Opfers⦠Ich muss zugeben, ein guter Trick⦠Aber nicht gut genug. Oh, und wenn du Katja siehst⦠Sag ihr bitte, dass sie in einer halben Stunde am alten Industriegelände sein sollâ¦â Zitternd lieà Sandra das Telefon fallen. âNeinâ¦â
âSüÃe, was ist denn?â, fragte Chris leise und erhob sich. Sandra schluchzte leise. âBasti, er⦠er war unschuldig⦠DU!â, fuhr sie Katja an, die eben den Raum betreten hatte. âEs ist deine Schuld, hab ich recht?! Du hast das alles inszeniert!â
Katja riss erschrocken die Augen auf. âDas ist doch nicht dein Ernstâ¦â, flüsterte sie. âSandra, hast du den Verstand verloren?! Wieso sollte ich das tun?â
Sandra lachte kurz auf. âWoher soll ich das wissen?! Ich bin nicht so krank wie du, Katja Hansen! Oder du, Christian?! Du hast die besten technischen Voraussetzungen! Für dich wäre es kein Problem, die Telefone zu manipulieren!â
âSandraâ¦â Chris legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter, doch sie riss sich los. âFass mich nicht an!â, schrie sie. âIhr habt gemeinsame Sache gemacht, stimmtâs?!â
âSandra, niemand von uns wäre jemals dazu fähig, an so etwas auch nur zu denkenâ¦â Katja musste schlucken. âBitte, werd vernünftig⦠Wir haben das alles genau so wenig veranlasst wie duâ¦â
Zitternd sank Sandra zu Boden, vergrub ihren Kopf in den Händen. âIch halt das alles nicht mehr ausâ¦â, flüsterte sie kaum hörbar. âIch⦠ich schaff das nicht mehr⦠Er macht uns alle kaputtâ¦â
4.
âChris? Wie lange ist Katja jetzt schon weg? Ich fange langsam an, mir Sorgen um sie zu machenâ¦â
Chris zuckte mit den Schultern. âEine Stunde ungefähr⦠Aber mach dich nicht verrückt, SüÃe, sie kommt bestimmt bald zurückâ¦â
Erschrocken fuhr er herum. Hatte er eben eine Gestalt vorbeihuschen sehen? Er erhob sich, um nachzusehen, doch plötzlich wurde es stockdunkel im Raum.
âSandra?â, fragte Chris besorgt. Stille. âSüÃe, wo bist du?â Erneut erhielt er keine Antwort. âSandra, jetzt sag schon was!â
âHier bin ichâ¦â, flüsterte plötzlich eine männliche Stimme. Chris musste schlucken. âWer ist da?!â, er streckte seinen Arm aus, um die Gestalt zu packen, doch er griff ins Leere. Ein leises Lachen ertönte. âOh, Christian, du bist so naiv⦠Glaubst immer noch, du könntest mich findenâ¦â
âWas soll das?!â, schrie Chris. Wieder bekam er ein Lachen zur Antwort. âTöte michâ¦â, murmelte die Stimme. âIst das nicht alles, was du willst? Mich umbringen, mich bestrafen? Ich hab deinen besten Freund ermordet, Christian⦠Und deinen Vorgesetzten⦠Ich verdiene den Tod⦠Greif neben dich⦠Dort findest du alles, was du brauchst.â
Mit zitternden Händen tastete Chris die Couch ab. Tatsächlich lag eine Waffe neben ihm.
âNa los, Christian⦠Tu es⦠Ich steh direkt vor dir⦠Das ist deine Chanceâ¦â Langsam hob Chris die Waffe, seine Finger wanderten zum Abzug. âDu bringst nicht noch einen meiner besten Freunde umâ¦â, flüsterte er. Seine Stimme bebte vor Wut. Er zögerte für wenige Sekunden, schloss für einen kurzen Moment die Augen, doch dann drückte er ab. Der Mann lachte. âStimmtâ¦â, entgegnete er. âDas hast du gerade getanâ¦â
Mit einem Schlag war es wieder taghell im Büro, von der Gestalt war keine Spur zu sehen. Schlagartig lieà Chris die Waffe fallen, als er sah, was geschehen war. Vor ihm lag Sandra, blutüberströmt, mit weit aufgerissenen Augen. âNein...â Schluchzend sank er zu Boden, drückte ihren leblosen Körper fest an sich. âEs tut mir so Leid, mein Schatzâ¦â, flüsterte er immer wieder. Langsam nahm er Sandras Gesicht in seine Hände und drückte ihre Lippen auf seine. Nur einmal wollte er sie küssen⦠Ein einziger Kuss, das war alles, was er wollte, wovon er je geträumt hatte⦠Zärtlich strich er über ihre Wange, flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie, nur sie würde es hören, davon war er überzeugt. Es versetzte ihm einen Stich in der Brust, sie so zu sehen, niemals würde er mit der Schuld leben können, seine beste Freundin umgebracht zu haben⦠Zitternd suchte er erneut nach der Waffe, mit deren Lauf er vorsichtig seinen Hals, seine Wange streifte. So fest er konnte presste er sie an seine Schläfe. Und drückte ab.
5.
Ein ohrenbetäubender Knall zerriss die Stille. Katja, die gerade das Ermittlerbüro betreten hatte, sah nur noch, wie Chris, der Sandra in den Armen hielt, sie fest an sich drückte, blutüberströmt zu Boden sank. Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund, lief sofort zu ihnen. Ihre Knie begannen zu zittern, langsam sank sie zu Boden. Mit einem Mal bekam sie keine Luft mehr, es war, als schnürte eine unsichtbare Macht ihre Kehle zu. Langsam legte sie ihren Kopf auf Christians Brust und schloss ihre Augen. Tränen liefen lautlos ihre Wangen hinab. Sie hat das das Liebste, was sie je besessen hatte mit einem Schlag verloren.
Schluchzend griff sie nach ihrem Handy, das erneut klingelte. âWas hast du getan?!â, schrie sie ins Telefon. âDu verdammtes Arschloch, du hast sie umgebracht! Verdammt noch mal, warum?! Ich schwöre dir, du Dreckskerl, wenn ich dich in die Finger kriege, ich bring dich um!â Zärtlich strich sie Sandra eine Haarsträhne aus dem Gesicht, drückte ihre Hand ganz fest.
âOh, Katjaâ¦â, sprach eine männliche Stimme in ihr Ohr. âDu glaubst doch nicht wirklich, dass du mich finden kannst? Es wird Zeit, dass du mich vergisstâ¦â Ein dumpfes Geräusch war zu vernehmen, es erinnerte fast an einen Aufprall. Erschrocken lieà Katja ihr Handy fallen, noch immer zitternd erhob sie sich, stolperte aus dem Raum. âWo bist du?!â, rief sie. âKomm raus, verdammt noch mal!â
Keine Antwort. Ihr Atem ging schnell und unregelmäÃig, als sie die Tür zur Kanzleiküche öffnete. Ein Fenster stand sperrangelweit offen, langsam kam sie darauf zu, blickte nach unten. Eine Gestalt lag regungslos auf dem Boden, mit einem Handy in der Hand. Katja musste schlucken. âDu verdammter Feiglingâ¦â, flüsterte sie und wandte sich um. Lange noch blieb sie vor der geöffneten Tür stehen, betrachtete mit tränenüberströmtem Gesicht die toten Körper ihrer besten Freunde. Alles war zerstört, einfach alles⦠Langsam blickte sie nun auch an sich hinunter. Ihr zerrissenes, blutverschmiertes T-Shirt, die in den letzen Stunden wundgearbeiteten, schmutzigen Hände, mit Sandras und Christians Blut befleckt. Erst jetzt begann sie zu realisieren, dass sie lebte. Sie, Katja Hansen, war noch am Leben.
Wie in einer Art Trance gefangen stieg sie die Treppen hinab, öffnete die Tür und ging auf die StraÃe. Lange irrte sie dort umher, ohne zu wissen, wo sie war oder wohin sie wollte. Langsam begann es hell zu werden, sie begegnete vereinzelt Menschen, die beim Vorbeigehen an ihr herabsahen, als wäre sie verrückt, hätte ein Verbrechen begangen. Alles um sie herum drehte sich, doch sie zwang sich, weiterzugehen. Weiter, immer weiter, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach. Langsam rutschte sie an einer Wand hinab zu Boden, schlang zitternd ihre Arme um die Knie. Immer mehr Menschen gingen an ihr vorbei, viele, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Aber wenige schienen sie zu bemerken, zwei ältere Herren warfen ihr mitleidige Blicke zu, holten ihre Portemonnaies hervor und warfen Münzen zu ihr auf den Boden.
Doch Katja konnte dies nicht mehr wahrnehmen, denn sie hatte ihre Augen geschlossen und sich vollends den Bildern hingegeben, die sie von nun an jede Nacht heimsuchen würden.
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