GilmoreGirls.de - Community in Deutschland

Normale Version: One shots: "Non-GG"
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
Titel: Schutzengel
Autor: ordinary
Genre: /
Raiting: ab 6
Disclaimer: Mir gehört nichts
A/N: Enthält Spoiler für die 4. Staffel Supernatural, im besonderen für die Folge 4x20 The Rapture, während der der OS spielt.

Show Content
Titel: Blitze
Autor: ordinary
Genre: /
Raiting: ab 6
Disclaimer: Mir gehört nichts
AN/Inhalt: Gossip Girl
~ Mein Zuhause. Ja, diese Stadt ist mein Zuhause, aber es gibt Momente in denen ich mir wünschte sie wäre es nicht. Gerne würde ich sagen diese Momente wären wenige, nur einzelne Blitze, die aus kleinen, grauen Wölkchen hinaus brechen, in einer sonst wolkenlosen Nacht. Doch inzwischen kam es mir eher so vor, als wäre unbemerkt ein Sturm herauf gezogen. ~
Lily POV | Spielt direkt nach 1x06 | Keine Spoiler


Blitze

Die Lichter ziehen an uns vorbei, oder eher wir an ihnen. In der Limousine ist es dunkel. Er hat sogar darauf verzichtet die kleinen, bläulich leuchtenden Lichter einzuschalten, die normalerweise, wenn wir um diese Uhrzeit in dem kleinen, abgeschotteten Teil des kostspieligen Gefährts sitzen, alles in schwaches, aber gemütliches Halbdunkel hüllen.
Es ist das erste Mal, seit ich ihn kenne, das erste Mal, seit ich ihm schon vor geraumer Zeit nachgegeben habe, das er die Lämpchen nicht eingeschaltet hat.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass er es vergessen hat. Andererseits glaube ich auch nicht, dass er sie ausgelassen hat, weil er weiß, wie sehr es mir gefällt im Dunkeln zu sitzen und die Lichter der Stadt, die ich mein Zuhause nenne, zu beobachten.
Mein Zuhause. Ja, diese Stadt ist mein Zuhause, aber es gibt Momente in denen ich mir wünschte sie wäre es nicht. Gerne würde ich sagen diese Momente wären wenige, nur einzelne Blitze, die aus kleinen, grauen Wölkchen hinaus brechen, in einer sonst wolkenlosen Nacht.
Doch inzwischen kam es mir eher so vor, als wäre unbemerkt ein Sturm herauf gezogen. Er hatte uns noch nicht ganz erreicht, aber er war schon stark genug. Die kleinen Blitze, die zuvor oft Monate, wenn nicht sogar Jahre darauf gewartet hatten einzuschlagen, trafen nun in fast unheimlicher Regelmäßigkeit den Boden.
Der erste, der mich nur knapp verfehlte und der, wie ich inzwischen weiß, nur ein Vorläufer war, schlug vor über einem Jahr ein, als meine Tochter verlangte auf ein Internat gehen zu dürfen. Der nächste folgte, als mein Sohn versuchte sich das Leben zu nehmen. Ich zweifelte an mir. An mir als Mensch, aber noch wichtiger, noch bedrückender an mir als Mutter. Die nächsten Blitze kamen so schnell, so kurz hintereinander, in so kurzer Zeit, dass ich Schwierigkeiten habe mich mit allen auseinander zusetzen.
Meine Tochter kam zurück. Ich realisierte, dass ich es nicht ertrug, meinen Sohn um mich zu haben. Mein eigen Fleisch und Blut. Meinen Jungen. Das Abbild meines Versagens. Meine Tochter traf einen Jungen, den sie wirklich zu mögen scheint, aber mit ihm, kamen noch weitere Blitze. Der Klang seines Namens allein, der Name, nur dieser Name, brachte ein ganze Salve Blitze mit sich.
Ich weiß, der arme Kerl denkt ich könnte ihn nicht leiden, doch das stimmt nicht. Wenn er auch nur annährend so ist, wie der Mann, von dem er seinen Namen hat, kann ich nur hoffen, dass meine Tochter ihn nicht verkrault. Er kann ihr keine finanzielle Absicherung bieten, noch nicht, vielleicht niemals, aber er kann ihr etwas viel wichtigeres geben. Etwas, das die Mächtigen, die Männer mit Geld verlernen, spätestens dann, wenn sie ihre High School verlassen und in die Welt ziehen, um die Fehler ihrer Väter zu wiederholen.
Geld ist Macht. Geld macht das Leben leichter, aber was hat man für ein Leben, wenn das wichtigste fehlt? Wenn fehlt, was uns auf laufen hält? Wenn fehlt, was uns wach hält, was uns mit offenen Augen durch die Welt gehen lässt, was uns Hoffnung gibt, selbst dann, wenn alles hoffnungslos scheint?
Es ist, als müsste man sich entscheiden. Macht oder Hoffnung. Ein hoffnungsloses Leben. Ich bin mir sicher, die Hoffnungslosigkeit hat mich und meine Familie an den Punkt gebracht, an dem wir heute sind und das ist meine Schuld. Ich habe meine Kinder in diese Welt geboren, habe sie so erzogen, dass sie nicht an der Richtigkeit unserer Standards zweifeln, habe ihnen immer wieder nahe gebracht, wie dumm es wäre, dass was wir haben einfach aufzugeben, etwas anderes zu wollen.
Dabei hätte ich selbst am Besten wissen müssen, dass die andere Seite, die Seite auf der es Hoffnung gab, genau so lebenswert war, wenn nicht noch lebenswerter.
Ich weiß nicht, was mich dazu verleitet hat so zu sein. Ich weiß nur, dass ich seit Jahren keine Zweifel verspürt habe. Aber der Zweifel kam, zusammen mit den Blitzen.
Der letzte Blitz, der heftigste, der, der den Boden unter meinen Füßen zum vibrieren gebracht hatte, war erst vor wenigen Stunden eingeschlagen. Wie so viele Blitze zuvor war auch dieser eingeschlagen, ohne mir Zeit zugeben mich darauf vorzubereiten.
Es wurde hell, er schlug ein, verschwand und hinterließ einen grellen Lichtschein, der anders als sonst, nicht so schnell wieder verschwand. Er war noch da, sogar jetzt. Er spiegelte sich in den Lichtern vor dem Fenster der Limousine. In den Straßenlampen, den Scheinwerfen der Autos, hinter uns, vor uns, auf der Gegenfahrbahn, in dem Rot, dem Blau, dem Grün, dem Gelb, dem Weiß der Leuchtreklamen. Überall. Nur nicht hier. Nicht in dem kleinen, dunklen, für einen Moment einem Gefängnis gleichenden Gastraum.
Es gibt Dinge, von denen man schon, in dem Moment in dem sie passieren weiß, dass man sie nie wieder vergessen wird und dieser eine Blitz gehörte dazu. Sein gleißender Schein würde mich nie wieder verlassen. Der Schein würde mein Begleiter werden, würde immer an meiner Seite sein, egal wo, egal wann.
Der Blitz hatte mir, wenn auch nur für Sekunden einen Funken Hoffnung zurück gebracht. Eine Hoffnung, die ich längst vergessen hatte, oder vielleicht hatte ich sie auch einfach nur verdrängt, aber sicher war, dass ich mich nun wieder erinnerte und die Erinnerung war, als würden alle Wolken, alle Blitze weiterziehen und selbst die verkohlten Stellen, die frühere Einschläge verursacht hatten, waren nur noch Schatten. Kleine, schwarze Punkte, auf strahlend, weißem Grund.
Doch die Hoffnung würde nicht bleiben. Die Erinnerung vielleicht, aber nicht die Hoffnung. Vor Jahren hatte ich mich entschieden, für Macht nicht Hoffnung und ob diese Entscheidung nun richtig oder falsch gewesen ist, spielte keine Rolle. Die Spielregeln ließen es nicht zu, dass man erst die Macht nutzte, sich an ihr bereicherte und sich dann einfach seine Meinung änderte. So funktionierte es nicht. Nicht in unserem Spiel des Lebens.
Alles worauf ich jetzt hoffen kann, ist das die Erinnerungen doch wieder verfliegen. Die alten Erinnerungen, genauso wie die neuen. Dass, das Gefühl von seinen Lippen auf meinen wieder verschwindet, mich zufrieden lässt, zulässt, dass ich wieder mein Leben lebe.
“Lily?”
Ich sehe überrascht auf. Die Tür neben mir ist geöffnet worden. Ich hatte noch nicht mal bemerkt, dass die Limousine zum Stehen gekommen ist.
Nur langsam weicht die Verwirrung. Ich erkenne die Männerhand, die mir gereicht wird. Ich ergreife sie. Lächle, während ich aus dem Wagen steige. Ich muss mich nicht umsehen, um zu wissen wo ich bin. Es ist der Ort, an dem ich versuchen werde, das Gefühl loszuwerden, wieder zu vergessen.
Ich blinzle ein paar Mal, versuche die Gedanken, die mich während der gesamten Fahrt begleitet haben zu verdrängen, versuche mich auf den Mann vor mir zu konzentrieren.
Macht über Hoffnung. Bewusst nehme ich die Blitze in kauf, die irreparable Schäden verursachen können, anstatt jene, die die Welt einfach nur erhellen, während ich Bart Bass in das Gebäude vor uns folge.
Schöne Story, Simi. Hat irgendwie was poetisches, was es wirklich schön zu lesen macht.
Es wäre allerdings hilfreich gewesen, von Anfang an zu wissen, dass es Gossip Girl ist. Wink
Vevila schrieb:Schöne Story, Simi. Hat irgendwie was poetisches, was es wirklich schön zu lesen macht.
Es wäre allerdings hilfreich gewesen, von Anfang an zu wissen, dass es Gossip Girl ist. Wink
Dankeschön Big Grin. Hatte vergessen es dazu zu schreiben^^ wobei es dich wahrscheinlich nicht gestört hat, also das es GG ist, oder?
ordinary schrieb:Dankeschön Big Grin. Hatte vergessen es dazu zu schreiben^^ wobei es dich wahrscheinlich nicht gestört hat, also das es GG ist, oder?
:lach: Nein, das hat mich nicht gestört. Im Gegenteil.
Titel: Lady
Fandom: Memoirs Of A Geisha
Disclaimer: Alle Charaktere aus dem Buch gehören Arthur Golden, nicht mir. Ich möchte mit dem Schreiben kein Geld verdienen.
Spoiler: keine
Genre: Drama/Tragedy
Rating: ab 16
Wörter: 3.699

[Bild: mamehalady.jpg]

Der Schrein lag außerhalb von Gion, am Rande der Stadt. Jeden Tag kam sie hierher, fiel vor den drei winzigen jizo-Statuen auf die Knie und betete, ehrte die Seelen ihrer drei Kinder. Sie hatte keine Wahl gehabt, tun müssen, was von ihr verlangt wurde. Drei ungeborene Kinder abgetrieben. Getötet. Auch nach dem Vollzug des Rituals verweilte sie vor den Statuen und weinte. Wie an allen Tagen zuvor. Sie weinte stumm, ohne Schluchzen, den Blick in Richtung Himmel gerichtet. Stunden vergingen, bis sie sich erhob, umwandte. Die jizos hinter sich ließ und erneut die Maske aufsetzte. In ihr altes Leben zurückkehrte.

Geishas sind Künstlerinen. Singen, tanzen, spielen Shamisen, um Männern Freude zu bereiten, Männer zu unterhalten. Geishas sind Künstlerinnen, keine Kurtisanen. Geben sich nicht der Lust hin, auch dann nicht, wird es von ihnen verlangt. Geishas sind Künstlerinnnen, keine Ehefrauen. Für immer frei. Frei und doch so sehr gebunden, an die Schwester, die Mutter, die Okiya. Das Leben einer Geisha ist hart, an manchen Tagen kaum erträglich. Und doch... doch erträgt sie stumm alle Qualen, lächelt. Bewahrt die Maske. Es steht ihr nicht zu, zu fühlen, etwas zu empfinden. Übernimmt ein Mann die Patenschaft für eine Geisha, schenkt er ihr Kimonos und Schmuck, bezahlt ihre Rechnungen. Sie muss ihm Gehorsam schwören, stets das tun, was er von ihr verlangt. Doch empfindet sie etwas für ihn, wird sie bestraft. Denn einer Geisha ist es verobten, zu lieben.
„Mameha, du musst diesen Kimono nächste Woche bei meiner Party in Tokyo tragen, diese blaue Seide sieht einfach wunderbar an dir aus!“ Das Lächeln des Barons war widerlich, sein Atem roch unangenehm nach Sake und doch beugte er sich zu der jungen Geisha vor, die neben ihm kniete. Besorgnis zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. „Baron...“, flüsterte Mameha, hielt den Blick zu Boden gerichtet. „Wissen Sie denn nicht mehr, dass ich einen Arzttermin habe?“
Sogleich gefror sein Lächeln. „Sprich nicht in diesem Ton mit mir! Und wage es nicht, mir ungehorsam zu sein... Schließlich handelt es sich bei deinem... Termin nicht um eine Abtreibung oder ähnlich Wichtiges...“
Die Konversationen in dem Tatamizimmer verstummten. Alle Augen waren nun auf den Baron und Mameha gerichtet, die sogleich auf die Knie fiel, um sich zu entschuldigen. „Es tut mir Leid, Baron...“
Es folgte ein leises Räuspern. „Nun...“ Der Gastgeber blickte von Gast zu Gast, bis er der jungen Frau schließlich einringlich in die Augen sah. „Ich werde dich nach dem Fest zu deiner Wohnung begleiten, Mameha...“, zischte er ihr zu. „Dort werden wir unser Gespräch fortsetzen.“

„BARON!“ Mit einem gellenden Schrei fiel sie zu Boden, presste sich sogleich eine Hand auf den Mund, um ihn nicht noch mehr zu provozieren, denn er beugte sich bedrohlich über sie. „Ich werde dich lehren, was es heißt, mich vor allen Leuten lächerlich zu machen...“, zischte er, hob den Arm um erneut zuzuschlagen. Noch nie war er Mameha gegenüber gewalttätig geworden, doch nun... Nun schien es ihm beinahe Frede zu bereiten, sie brechen zu sehen. Schützend schlug sie die Hände um den Körper, schloss ihre Augen. „Baron, bitte...“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Halt den Mund, Mameha!“ Er lachte leise, blies ihr seinen alkoholisierten Atem ins Gesicht. Und schlug erneut zu. Wieder, immer und immer wieder. Mameha schrie nicht mehr. Stumm vor Angst, vor Entsetzen ließ sie alles über sich ergehen, zuckte nicht ein Mal zusammen. Ertrug die Qual. Stundenlang ließ der Baron nicht von ihr ab, schlug, trat in ihren Unterleib. Erst als ihr Kimono sich in Blut tränkte, wandte er sich um, lächelte. „Die Abtreibung kannst du dir jetzt wohl sparen...“, sagte er noch, bevor er die Türe aufschob und nach draußen trat. „Ich erwarte dich nächste Woche in Tokyo.“
Zitternd, zu schwach um sich aufzurichten, vergrub Mameha ihren Kopf in den Tatamimatten und weinte, unfähig zu begreifen, was geschehen war.
Als ihre Dienerin schließlich von einem Botengang zurückkehrte, fand sie sie. Bewusstlos. „Herrin!“ Sofort fiel sie auf die Knie, tätschelte vorsichtig ihre Wange. Bis sie endlich die Augen aufschlug. „Tatsumo-san...“
„Herrin... Gott sei Dank...“ Vorsichtig half das Mädchen der jungen Geisha sich zu erheben. „Was ist geschehen?“
Mameha wandte ihren Blick ab, beschämt darüber, ihre Beherrschung verloren zu haben. Es dauerte nur einen Moment, bis sie ihre Fassung wiedererlangt hatte. „Tatsumo, mach bitte das Zimmer sauber und ordne meine Schminke... Danach bring meinen Kimono in die Wäscherei... Vielleicht...“ Sie konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. „Vielleicht kann man ihn noch retten... Falls dich jemand fragt, sag, ich sei die Treppen hinabgestürzt... Ich... ich muss mich unziehen, in einer Stunde beginnt ein Sumo-Kampf, zu dem ich eingeladen bin...“
„Mameha-san, sind Sie sicher, dass Sie sich dazu in der Lage fühlen...“ Tatsumo verstummte, als sie den Blick ihrer Herrin bemerkte. Es war nicht zu üersehen, wie schwerfällig Mameha sich bewegte, wie erschöpft sie war, als sie in ihrem Ankleidezimmer auf die Knie sank, sich das verschmierte Make-Up aus dem Gesicht wischte. Noch immer zitterten ihre Hände, sie war so schwach und doch... Doch führte sie ihr Leben einfach weiter fort, als wäre nichts geschehen. Aber alles hatte sich verändert, alles... Denn von diesem Zeitpunkt an freute sie sich nicht mehr auf die Begegnungen mit dem Baron. Sie fürchtete sie.

Monatelang, bei jeder der darauffolgenden Begegnungen vergriff er sich an ihr, oft so stark, dass sie es kaum schaffte, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Mamehas Verletzungen wurden stets von den Kimonos verdeckt, die noch schwerer auf ihren Schultern lasteten, doch auch ihr Gesicht war gezeichnet. Sie war unheimlich blass, hatte innerhalb kürzester Zeit stark an Gewicht verloren. Natürlich war ihre Schönheit nicht verblüht, doch sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst, schwach, kaum fähig sich auf den Beinen zu halten. Mameha wirkte abwesend, zuckte vor Schmerz zusammen, wenn ein Mann sie nur an der Schulter streifte. Doch sie schwieg. Verlor niemals ein Wort über die Geschehnisse in ihrer Wohnung, aus Angst, verstoßen zu werden.
„Mameha-san, ist alles in Ordnung?“ Die Stimme ihrer jüngeren Schwester riss sie aus ihren Gedanken. „Herrin... Ich sehe doch, dass es Ihnen nicht gut geht... Sie müssen nach Hause gehen...“
Erbost richtete sich Mameha auf, schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Du sprichst Unsinn, Sayuri“, erwiderte sie, während die beiden Frauen die Shirakawa-Brücke überquerten. „Ich habe noch fünf Partys zu besuchen... Wie stellst du dir das vor, einfach so nach Hause zu gehen?“
Den ganzen Tag über hatten unerträgliche Schmerzen sie gequält, die sich von Minute zu Minute verschlimmerten. Ihr kopf drohte zu zerspringen, un doch... Trotz allem hatte sie den Schein gewahrt. Die Maske aufrecht erhalten, die nun zu zerbrechen drohte. Mamehas Miene war eisern, doch etwas zu tiefst Verletztes lag in ihrem Blick. Sayuri konnte es sofort deuten. „Er hat sie geschlagen, nicht wahr?“, fragte sie leise.
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“
„Der... der Baron... Er schlägt Sie.“
Es folgte lange Stille. Mameha rang um Fassung, denn sie spürte, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen. „Sayuri, wie kannst du annehmen, der Baron...“ Sie wagte nicht, fortzufahren, doch ihre jüngere Schwester schien keineswegs daran zu denken, das Thema zu beenden. „Lieben Sie ihn wirklich so sehr, dass Sie all das über sich ergehen lassen? Herrin, Sie-“
„Sayuri, es reicht“ Endlich schien Mameha ihre Beherrschung wiedererlangt zu haben. „Geh zurück in deine Okiya, ich erwarte dich morgen direkt nach dem Aufstehen in meiner Wohnung.“

„Tatsumo-san...“ Die Verwunderung stand Sayuri ins Gesicht geschrieben, als sie das von Tatamimatten verdunkelte Zimmer Mamehas betrat. „Was ist hier los? Die Herrin sagte, sie erwarte mich...“
Die junge Dienerin schüttelte den Kopf. „Es tut mir Leid, Sayuri-san...“, erwiderte sie mit gedämpfter Stimme. „Aber Mameha kann und darf momentan keinen Besuch empfangen...“
„Ist... ist etwas geschehen?“
Tatsumo nickte. „Sie ist gestern Abend bei einer Party zusammengebrochen... Nobu-san hat sie hierher gebracht und einen Arzt gerufen. Sie braucht absolute Ruhe, nicht einmal der Baron darf sie sehen... Er war furchtbar zornig, als ich ihn vorhin abweisen musste...
Zu erschrocken, um etwas zu sagen, wandte sich Sayuri um, nickte Mamehas Dienerin stumm zu... und lief. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, als sie den Pfad zu ihrer Okiya einschlug. Der Baron würde sie totprügeln, unternahm Mameha nicht etwas. So schnell wie möglich.
Wochen vergingen, ehe sich die beiden Schwestern erneut im Badehaus begegneten. Noch immer war Mameha blass, ihr Körper übersät von frischen Striemen, Blutergüssen. Ihr Lächeln war schmerzverzerrt, als sie Sayuri erblickte. „Fühlen Sie sich besser, Herrin?“, erkundigte diese sich. Die junge Geisha nickte. „Vielen Dank, Sayuri...“, entgegnete sie. „Ich... Ich muss mich wohl überanstrengt haben...“
„Mameha-san, bitte...“ Die Stimme Mamehas jüngerer Schwester bebte vor Zorn, vor Besorgnis. „Sie müssen fort von hier... Der... Der Baron wird Sie umbringen...“
Sie hatte erwartet, die Herrin würde sich erbost umwenden, doch stattdessen sah sie ihr in die Augen. Sayuri erschrak, als sie tiefe Verzweiflung in Mamehas Blick lesen konnte. „Wie stellst du dir das vor, Sayuri?“, fragte sie leise, mit erstickter Stimme. „Selbst wenn ich dem Baron dadurch entkäme... Glaubst du wirklich, ich könnte mein Leben in Gion einfach so aufgeben? Fliehen und von vorne beginnen? Ich bin eine Geisha... Nur eine Geisha... Frauen wie mir stehen Neuanfänge nicht zu...“
Nun schien auch Sayuri Probleme haben, nicht die Beherrschung zu verlieren. „Aber Herrin, Sie sind doch...“
„Eine der berühmtesten Geishas in ganz Japan?“ Mameha lachte kurz auf. „Als würde das etwas ändern... Ich mag mir die Unabhängigkeit erkämpft haben... Genügend Geld verdienen, um mich hier durchzuschlagen... Doch selbst wenn ich all meine Kimonos und meinen Schmuck verkaufte, könnte ich höchstens ein, zwei Jahre überleben... Mich stets versteckt halten... Sag mir, Sayuri, könntest du es tun? Könntest du all das aufgeben? Für... für nichts?“
Erschrocken wandte das Mädchen seinen Blick ab. „Nichts?“, rief es, hatte ohne es zu merken die Stimme erhoben. „Ihre Sicherheit bezeichnen sie als ‚nichts’? Ist... ist Ihr Leben Ihnen denn gar nichts wert?“
Schweigen. Mameha erhob sich, langsam und schwerfällig. „Nein, Sayuri...“, erwiderte sie, kaum hörbar. „Nicht mehr...“

Völlig atemlos kam die junge Geisha zu der Wohnung ihrer älteren Schwester gelaufen, fiel auf die Knie und schob die Türe auf. Sogleich wurde sie von der jungen Dienerin Tatsumo begrüßt. „Sayuri-san...“ Das Mädchen zwang sich zu einem Lächeln, doch die Verzweiflung in seinem Blick war nicht zu leugnen. „Ich... ich habe Sie schon erwartet...“
„Wo ist Mameha?“, fragte Sayuri, sah sich suchend in dem winzigen Tatamizimmer um. „Soll ich hier auf sie warten?“
Tatsumo schüttelte den Kopf. „Nein...“, entgegnete sie, den Blick fest zu Boden gerichtet. „Der... der Baron war gestern Abend bei ihr... Danach ist sie Hals über Kopf aufgebrochen, hat mich gebeten, all ihre Besitztümer zu verkaufen... Un Ihnen das hier zu geben... Sie... sie wirkte völlig verstört...“ Mit zitternden Händen holte sie ein winziges, in Reispapier gewickeltes Päckchen hervor. „Sayuri, Sie müssen gehen... Ich... Es tut mir Leid...“ Mit Tränen in den Augen fiel Mamehas Dienerin auf die Knie, verbeugte sich vor der jungen Geisha, bevor sie schließlich die Türe hinter sich schloss.
Zurück in der Okiya löste Sayuri vorsichtig den Umschlag von dem Inhalt. Ein wunderschöner, mit Rubinen besetzter Kamm kam zum Vorschein. Ihr ganzer Körper zitterte, als sie die Nachricht auf dem Papier las. Es war nur ein einziges Wort. „Danke“. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte Sayuris Lippen, ein Gefühl der unglaublichen Erleichterung breitete sich in ihr aus. Mameha hatte die richtige Entscheidung getroffen.

„Sayuri, komm her, du wirst am Telefon verlangt! Man sagt, es sei wichtig!“ Die raue Stimme Mutters hallte im ganzen Haus wider, ließen die junge Geisha vor Schreck zusammenzucken. „Ich komme gleich!“, rief sie, schloss sorgfältig die Make-Up Dosen. Mehrere Monate seit Mamehas Verschwinden waren vergangen, und Sayuri dachte noch immer jeden Tag voller Sorge an ihre ältere Schwester.
„Jetzt beeil dich doch, du dummes Ding! Es ist Tatsumo, diese nichtsnutzige Dienerin von Mameha-san! Weiß der Himmel, was sie von dir will...“
Erschrocken ließ Sayuri einen in Lippenfarbe getränkten Pinsel fallen, der einen blutroten Punkt auf der Tatamimatte hinterließ. Sie sprang auf, stürzte die Treppen hinab zu dem Telefonzimmer, in dem Mutter saß und ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte trommelte. „Na endlich, Sayuri... Sei beim nächsten Mal nicht so eitel und lass das Dienstmädchen deine Schminksachen in Ordnung bringen... Selbst Kürbisköpfchen hätte schneller hier sein können als du...“ Mit einem leisen Seufzen erhob sie sich und reichte ihrer Adoptivtochter den Telefonhörer. „Aber halte dich kurz! In zwei Stunden musst du im Ichiriki-Teehaus sein.“

„Tatsumo-san!“ Völlig atemlos, entgegen aller Regeln fiel Sayuri dem Mädchen in die Arme, das sie vor einer heruntergekommenen Hütte viele Kilometer außerhalb Kyotos begrüßte. Achtlos drückte sie dem Rikschakuli das Fahrgeld in die Hand, wandte sich wieder Tatsumo zu. „Was ist geschehen? Wo ist Mameha?“
„Sie... sie konnte sich nichts Besseres leisten... Hat alles verkauft, alles... Bis auf eines. Den Kamm, der ihr am meisten bedeutet hat...“
Mit zitternden Händen fuhr Sayuri in ihren Obi, holte den wunderschönen Kamm hervor, den Mameha ihr einst zum Abschied geschenkt hatte. Sie hatte ihn nie getragen, doch stets bei sich gehabt. Als Glücksbringer. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte Tatsumos Lippen. „Ja... Genau diesen...“ Sie konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. „Aber bald... Bald gingen auch die letzten Ersparnisse meiner Herrin zu Ende... Sie hatte mir schon lange zuvor kündigen wollen, doch... Ich bin bei ihr geblieben... Habe die wichtigsten Besorgungen für sie erledigt... Denn sie hatte viel zu große Angst, das Dorf zu verlassen... Mit der Zeit wurde sie sogar glücklich... Auch wenn ihr Leben nicht mehr dasselb war wie zuvor...“
Auch Sayuri konnte ein kaum merkliches Lächeln nicht unterdrücken, doch ihre Miene verdunkelte sich sogleich. „Aber... Warum haben Sie mich dann angerufen, Tatsumo?“
Hastig wandte das Mädchen seinen Blick ab. Ein leises Schluchzen war zu vernehmen. „Gestern... Gestern schickte mich die Herrin in die Stadt, um Nahrung zu kaufen... Als ich am Abend zurückkehrte, fand ich sie... Sie lag auf ihrem Futon, bewusstlos... Blutberströmt...“ Tatsumo musste nicht weitersprechen. Erschrocken vergrub Sayuri ihr Gesicht in den Händen. „Der Baron...“, flüsterte sie kaum hörbar. Die junge Dienerin nickte. „Er... Er hat sie halb tot geprügelt... Zuerst dachte ich, es würde ihr bald besser gehen, aber... sie ist einfach nicht aufgewacht... Ihr Zustand verschlechtert sich von Stunde zu Stunde... Ich wusste nicht, was ich tun sollte... Wir können uns doch kaum etwas zu essen leisten... Aber sie braucht einen Arzt! Oh Sayuri-san, ich bin so froh, dass Sie da sind... Aber Sie müssen zurück in die Stadt... Mameha würde nicht wollen, dass...“
Beschwichtigend legte die junge Geisha eine Hand auf Tatsumos Schulter. „Machen Sie sich keine Sorgen...“, erwiderte sie. „Ich werde solange bleiben, wie es nötig ist...“
„Und Frau Nitta...“
„Sie wird nicht erfreut sein, aber... Lassen Sie das meine Sorge sein. Hier...“ Erneut griff Sayuri in ihren Obi, reichte dem Mädchen ein dickes Bündel Geldscheine. „Als erstes holen Sie einen Arzt für Mameha... Sagen Sie ihm, Sayuri schickte Sie, er solle so schnell wie möglich hier her kommen, es ginge um...“ Sie stockte. „Um Leben und Tod... Kaufen Sie Essen und Kleidung für Sie beide... Und den Rest... Den Rest sparen Sie... Beeilen Sie sich!“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte sie sich um, betrat die Hütte. Entsetzt von der Schäbigkeit der Behausung schloss sie für einen kurzen Moment ihre Augen, ehe sie sich neben Mameha auf den Boden kniete. Blass lag sie auf ihrem zerrissenen Futon, zitterte am ganzen Leib. Es war tiefster Winter, und doch trug sie nur ein hauchdünnes Unterkleid, das an ihr klebte wie eine zweite Haut. Auch die baumwollene Decke war schweißgetränkt. Blutige Striemen zeichneten sich auf ihrem Körper ab, trotz den geschlossenen Augen war Mamehas Gesicht schmerzverzerrt. „Mameha-san...“ Vorsichtig nahm Sayuri ihre Hand. Sie war eiskalt. „Herrin... Ich bin es... Sayuri... Ich... ich habe Tatsumo geschickt, einen Arzt zu holen... Er wird Ihnen helfen...“
Mameha zeigte keine Reaktion. Noch immer war sie bewusstlos, atmete so leise, schwach... Stunden vergingen, und nichts geschah. Tatsumo würde erst am nächsten Morgen zurückkehren, doch der Arzt hätte längst den Weg in das Dorf finden müssen. Noch immer hatte sich Mamehas Zustand nicht verändert. Sayuri hatte sie nie aus den Augen gelassen, war in dem winzigen Zimmer umhergelaufen, auf der Suche nach Tüchern, frischem Wasser. Doch sie fand nichts. Es musste bereits weit nach Mitternacht sein, sie wagte nicht, sich erneut auf den Boden zu knien, aus Angst, einzuschlafen. Doch die Müdikgeit überwältigte Sayuri, beinahe fiel sie nun, schloss ihre Augen...
„Sayuri?“ Mit einem erstickten Schrei fuhr sie hoch, versuchte hastig, ihren Kimono glattzustreichen. Bis sie sich erinnerte, wo sie sich befand. Suchend sah sie sich nach Tatsumo um, aber von der jungen Dienerin fehlte jede Spur. „Mameha?“, fragte sie leise, wandte sich zu ihrer älteren Schwester um. Sie hatte die Augen aufgeschlagen, sah mit glasigem Blick gerade aus. „Sayuri...“, flüsterte sie. „Was tust du hier? Du...“ Sie konnte nicht weitersprechen. Sayuri strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht, konnte ein Zusammenzucken nicht unterdrücken. Mamehas Stirn war glühend heiß. Sie hatte Fieber. „Strengen Sie sich nicht zu sehr an, Herrin... Sie... Sie brauchen Ruhe... Tatsumo müsste jede Minute mit dem Arzt zurück sein...“
Es war, als schüttelte Mameha kaum merklich den Kopf. Sie versuchte, sich aufzurichten, doch ihr Körper sank schwach zurück auf den Futon, mit Tränen in den Augen. „Es... es ist zu spät...“
„Mameha-san, wofür? Wofür ist es zu spät?“ Natürlich kannte das Mädchen die Antwort. Doch es zwang sich, nicht daran zu denken, die Tränen zurückzuhalten.
„Sayuri...“ Erschöpft schloss die junge Geisha die Augen. Das Sprechen strengte sie sichtlich an, die Schmerze mussten unerträglich sein... „Es... es ist zu spät für einen Arzt... Für Hilfe... Der Baron hat mich gebrochen... Fahr zurück nach Kyoto, so schnell wie möglich... Man braucht dich dort... Du... du kannst nichts mehr für mich tun...“
Sayuri schüttelte den Kopf. „Nein, Herrin.“, erwiderte sie, schlug sich jedoch sogleich eine Hand vor den Mund. Noch nie hatte sie es gewagt, ihrer älteren Schwester zu widersprechen. Für den Bruchteil einer Sekunde rang sie um Fassung, stieß einen tiefen Seufzer aus... „Ich bleibe.“
Aus Angst davor, ihre ältere Schwester erzürnt zu haben, blickte sie zu Boden, verbeugte sich vor ihr, tiefer als je zuvor. Sie öffnete den Mund, wollte sich entschuldigen, doch der Anflug eines schwermütigen, gar traurigen Lächelns zeichnete sich auf Mamehas Lippen ab. „Verbeug dich nicht vor mir, Sayuri...“, flüsterte sie kaum hörbar, legte zitternd eine Hand auf die Schulter ihrer jüngeren Schwester. Sie spürte, wie ihre Kräfte schwanden. „Ich... ich bin keine Geisha mehr...“

„Sayuri-san, es tut mir so Leid...“ Tränenüberströmt kam Tatsumo auf die junge Geisha zugelaufen, fiel sofort vor ihr auf die Knie. Sie war vier Tage fort gewesen. „Ich... ich habe jeden Arzt in ganz Kyoto aufgesucht, aber... alle weigerten sich, Mameha zu... zu helfen... Auch nicht, als ich Ihren Namen nannte, erklärten sie sich dazu bereit, den Weg in das Dorf einzuschlagen... Manche haben mich nicht einmal angehört...“ Ein leises Schluchzen war zu vernehmen, die Dienerin wagte nicht, Sayuri in die Augen zu sehen. „Wie geht es ihr?“, fragte sie kaum hörbar. Sayuri stieß ein leises Seufzen aus. „Sie ist aufgewacht...“, erwiderte sie, ebenfalls mit gedämpfter Stimme. „Aber es geht ihr nicht gut... Sie ist furchtbar schwach...“
„Wird... wird sie sterben?“
„Ich bin keine Ärztin, Tatsumo-san... Aber...“ Sie verstummte, wandte ihren Blick ab. „Sie hat Fieber... Hohes Fieber... Ich wünschte, ich könnte ihr helfen...“
Beide Mädchen fuhren zusammen, als sie hörten, dass Mameha von einem schrecklichen Hustenanfall geschüttelt wurde. Sayuri schloss für einen kurzen Moment die Augen, vergrub ihren Kopf in den Händen. „Tatsumo... Gehen Sie... Gehen Sie hinein und ruhen sich aus... Essen Sie etwas... Dann fahren Sie zurück in die Stadt... Besorgen Medizin, Tücher, Decken... Alles, was Sie bekommen können... Danach kommen Sie wieder hierher, so schnell wie möglich... Wir dürfen keine Zeit verlieren!“ Hastig wandte sie sich um, lief zurück in die Hütte, kniete sich neben ihre Herrin. „Mameha-san...“, flüsterte sie, strich vorsichtig über ihre Stirn. Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig, sie schien Sayuri nicht wahrzunehmen. Tränen liefen ihre Wangen hinab. „Ich habe ihn geliebt...“, flüsterte sie kaum hörbar. Sie fantasierte. „Ich habe ihn so sehr geliebt...“
Vorsichtig nahm das Mädchen Mamehas Hand, versuchte sie zu beruhigen. „Herrin... Ich bin es... Es... es wird gut... Alles wird gut...“
Es dauerte Stunden, bis Mameha aus ihrem Fiebetraum erwachte, schwächer als zuvor. Sie konnte erkennen, dass Tränen über die Wangen ihrer jüngeren Schwester liefen. „Sayuri... Bitte, weine nicht... Ich... ich bin das alles gar nicht wert... Sieh mich doch an... Ich liege im Sterben... Schwach... und heruntergekommen... Ohne Kimonos, ohne Schmuck... Wer bin ich denn noch?“
Hastig strich sich Sayuri die Tränen aus dem Gesicht, griff in ihren Obi... Und holte Mamehas Kamm hervor. Vorsichtig, ganz vorsichtig, um ihrer älteren Schwester nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten, steckte sie ihn in ihr Haar, lächelte. „Sie... Sie sind noch immer eine Geisha, Mameha-san...“, erwiderte sie. „Eine... wunderschöne Geisha... Er gehört Ihnen...“
Auch Mameha lächelte, schloss ihre Augen. „Danke, Sayuri...“, flüsterte sie, so leise, dass nicht einmal sie selbst es hätte hören können.
„Wofür denn, Herrin?“, fragte das Mädchen. Erneut füllten sich seine Augen mit Tränen, als es seine ältere Schwester betrachtete. „Den Kamm?“
Mameha schüttelte kaum merklich den Kopf, doch selbst diese Bewegung ließ sie vor Schmerz zusammenzucken. „Nein...“, erwiderte sie. „Nicht für den Kamm...“ Die Worte, die sie sprach, waren kaum noch verständlich. Noch immer lächelte sie, schien aber verzweifelt zu versuchen, ihre Augen zu öffnen, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. „Nicht für den Kamm... Dafür, dass... dass du geblieben bist.“

Die Nachricht von Mamehas Tod hatte die Stadt schnell erreicht. Niemand hatte eine Reaktion auf das Verschwinden der Geisha gezeigt, doch als Sayuri eines Nachts mit tränenverquollenen Augen in die Okiya zurückkehrte, verfiel Gion in tiefe Trauer. Selbst die Geisha Hatsumomo, Mamehas größte Rivalin, lief eines Tages, unerkannt von allen, zu einem Schrein am Rande Kyotos um für ihre Seele zu beten. Auch sie trauerte, doch niemand sollte je davon erfahren.
Es dauerte nur wenige Tage, bis die Routine in das Viertel zurückkehrte. Man besuchte seinen Friseur, stritt über zukünftige Einnahmen und Engagements in verschiedenen Teehäusern. Bald verstummten auch die letzten Gespräche über Mameha, die wohl größte Geisha Japans. Sie wurde vergessen, sogar von ihren Schwestern. Doch eins der Mädchen hatte Mameha fest eingeschlossen, in seinen Gedanken, seinem Herzen. Jeden Tag dachte es an seine ältere Schwester, die ihm all das ermöglicht hatte, von dem es träumte. Sayuri. Sie würde Mameha nie vergessen.
ich.liebe.es. reicht das?

Show Content
Titel: Engel aus Kristall
Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir
Spoiler: keine
Genre: Drama/Tragedy
Rating: ab 16
Credits: "Jenseits aller Schmerzen" - Marie Antoinette OST
Wörter: 2.629
Inhaltsangabe: Es ist die Aufgabe der Kanzlei, für den Schutz des Prinzen zu sorgen. Doch es ist Sandra Nitka, die alles vereiteln wird. Imagination und Realität verschmelzen, werden Eins, Menschen verlieren die Kontrolle über ihre eigenen Sinne. Angelehnt an "Sandra Nitka auf Abwegen"


*****


[SIZE=2]Engel aus Kristall

[/SIZE]
[SIZE=2]Leere. Sie war gefangen. Gefangen in einem Raum voller Leere, voller Stille. Stille, die sie fast verrückt machte. Ihr ganzer Körper zitterte, als sie versuchte, die Fesseln zu lösen. Doch nichts geschah. Sie hatte keine Angst. Es war alles so schnell gegangen, sie hatte kaum wahrgenommen, wie die Männer sie zu der Villa gebracht, in einem riesigen Raum eingesperrt hatten. Stundenlang war sie verhört, angeschrieen worden, hatte keine einzige der Fragen beantworten können. Erneut versuchte sie sich zu befreien, zerrte an den Stricken, bis sie es endlich schaffte, sie zu lockern. Schnell, so schnell sie konnte lief sie zum Fenster. Sprang. Der Sturz hatte blutige Spuren hinterlassen, doch sie erhob sich, warf hastig einen Blick nach oben. Voller Schreck erkannte sie die Männer, die sie hierher gebracht hatten... Und begann zu rennen.

Es war bereits weit nach Mitternacht, als der Anwalt und sein Mitarbeiter die Kanzlei verließen. Stundenlang hatten sie auf ein Lebenszeichen ihrer Kollegin gewartet – vergeblich. Es sah ihr weiß Gott nicht ähnlich, von einer Minute auf die andere zu verschwinden, doch in den letzten Tagen hatte sie sich so sehr verändert... Sie war blass geworden, dünn. Schien verwirrt von den einfachsten Dingen, es war, als wäre sie in ihre eigene Welt geflohen, weit entfernt von der Realität.
Das Läuten seines Handys ließ Christian Storm hochschrecken. Er war so in Gedanken versunken, dass er nun überrascht war, wie weit er sich bereits von seinem Arbeitsplatz entfernt hatte.
„Storm?“ Christian war erschrocken, wie heiser seine Stimme klang, als er in das Telefon sprach. Es war kaum zu überhören, dass er sich große Sorgen um etwas machte. Nur halbherzig lauschte er den Worten des Mannes, doch plötzlich war es, als hätte ein Blitz seinen Körper durchfahren. „Wie bitte?!“, rief er, ohne bemerkt zu haben, dass er seine Stimme erhoben hatte. „Ja... Ja, natürlich... Ich komme.“
Seine Hände zitterten, als er das Handy erneut in seine Tasche sinken ließ. „Ingo...“, flüsterte er, wandte sich seinem Vorgesetzten zu. „Sie... Sie haben Sandra gefunden.“

Es kümmerte sie nicht, was der Anwalt dachte, auch ihr Kollege war ihr egal geworden. Völlig egal. Natürlich wusste sie, dass man ihr nicht glaubte, für verrückt hielt... Doch es war die Wahrheit! Nur die Wahrheit... Niemand hatte je zuvor an ihr gezweifelt, bis zu diesem einen Tag. Er hatte Tabletten in ihrer Tasche gefunden. Tabletten, die nicht ihr gehörten, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Wussten sie denn nicht, dass sie niemals Medikamente genommen hatte?! Nicht wagen würde, jemals damit zu beginnen? Sie hatten ihr niemals vertraut... Niemals! Warum sonst hatten sie sie so schnell fallen lassen... Behandelt, als wäre sie nicht zurechnungsfähig... Wütend vergrub sie ihre Gesicht in den Händen, konnte ein leises Schluchzen nicht unterdrücken. Nein. Nein, sie brauchte sie nicht, sie brauchte niemanden von ihnen... Von nun an war sie auf sich selbst gestellt. Und sie würde kämpfen.

Nervös schritt Christian Storm in seinem Büro hin und her. Er schien verzweifelt über etwas nachzudenken. „Ich versteh das nicht...“, murmelte er, immer und immer wieder. „Ich versteh das einfach nicht... Erst verschwindet sie spurlos... Dann krieg ich plötzlich mitten in der Nacht einen Anruf von einem Polizisten, der sie völlig verstört auf einer Parkbank am anderen Ende der Stadt gefunden hat – mit diesen verfluchten Tabletten in der Hand! Und Sandra behauptet steif und fest, entführt worden zu sein! Was ist bloß mit ihr los?! Ich erkenne sie ja kaum wieder!“
„Es besteht kein Grund zu schreien, Christian“, ertönte plötzlich eine leise, raue Stimme hinter ihm. „Auch nicht, wenn du über mich sprichst.“

Natürlich hatte sie Angst. Alles andere wäre töricht gewesen. Sie wusste, dass man ihr misstraute, sie mit hasserfüllten Blicken von oben herab betrachtete. Und doch war sie zurückgekommen. Als hätte sie keine andere Wahl.

„Was tust du hier, Sandra?“ Lange sah Christian in die müden, dunkel umrandeten Augen seiner Kollegin. Wie sehr sie einst gestrahlt hatten... Man hatte so viel aus ihnen lesen können. Freude, Wärme... Güte. Doch nun war all dies verschwunden. Sandras Blick war leer geworden. Ausdruckslos. „Ich bin entführt worden...“, flüsterte sie nun, nach einem langen Moment der Stille. „Und selbst wenn du mir nicht glaubst, ich schwöre dir, es ist die Wahrheit. Die Gefolgsleute des Prinzen haben mich entführt und in ein Haus am Rande der Stadt gebracht und dort bedroht. Hätte ich micht befreien können, man hätte mich getötet. Ich habe nicht gelogen, Christian...“
Der Angesprochene stieß einen tiefen Seufzer aus, wandte seinen Blick langsam ab. „Und die Tabletten? Man hat Spuren eines starken Psychopharmakons in deinem Blut feststellen können, Sandra... Du kannst es nicht leugnen.“
Es war die Aufgabe der Kanzlei, für die Sicherheit des Prinzen zu sorgen. Er war weit gereist, um Besorgungen für den bevorstehenden Winter zu machen, doch er wurde verfolgt. In seinem Heimatland herrschte Krieg, jeden Tag wurden neue Anschläge auf die königliche Familie von der Hofgarde vereitelt. Aber selbst im Ausland schwebte der Prinz in größter Gefahr.
Man hätte vollen Einsatz von dem Anwalt und seinen Mitarbeitern erwaten können, doch es war Sandra Nitka, die nun alles zu vereiteln schien.

Er widerte sie an. Als er auf sie zukam, stieß sie ein katzenhaftes Fauchen aus, wich zurück, bis sie mit dem Rücken an die kalte Wand stieß. Natürlich hielt er sich für etwas Besseres... Die falsche Besorgnis in seinem Gesicht sie wütend, so unglaublich wütend... Zitternd wandte sie ihren Blick ab. Wie hatte sie ihm nur jemals vertrauen können... Ihm, dem Mann, der sie jahrelang nur belogen hatte... „Folge mir“, hörte sie ihre eigene, monotone Stimme sagen. „Ich zeige dir das Haus.“

„Sandra... Hier ist kein Haus... Wir... wir stehen mitten im Park...“ Christian war nicht entgangen, wie hasserfüllt der Blick seiner Kollegin war, als sie ihn gemustert hatte. Mit einer stummen Geste hatte sie ihm bedeutet, ihm zu folgen und ihn hier her gebracht. Die Fahrt hatte über eine Stunde gedauert und sie hatte kein Wort gesprochen. Ihn nicht einmal angesehen. Schweigend war sie ausgestiegen, hatte ihn in die Mitte eines völlig verwahrlosten Parks geführt. Ihr Blick war glasig geworden, als sie die Hand ausstreckte. „Hier.“
Christian stieß ein leises Seufzen aus, wandte sich zum Gehen. „Ich habe keine Zeit für solche Spielchen“, sagte er kühl. Mit einem Mal war all sein Vertrauen zu Sandra gewichen. Er hatte genug. „Der Himmel weiß wieso du dir all diese Dinge ausdenkst, aber ich muss mich um den Prinzen kümmern.“
Es waren harte Worte, die er ihr an den Kopf warf, doch vielleicht... Vielleicht würde sie nun endlich vernünftig. Langsam wandte er sich um... Und ließ sie allein.

Sie hatte ihn verflucht. Angeschrieen, geschlagen, getreten... Doch es schien ihn nicht einmal zu kümmern. Sie war ihm völlig gleichgültig geworden. Doch warum log er? Konnte er das Haus denn nicht sehen?! Das Haus, das direkt vor ihm stand, in dem sie gefangen gehalten, von den Gefolgsleuten es Prinzen bedroht worden war... Der Prinz... Sie wusste, dass er gefährlich war. Unternahm sie nicht so schnell wie möglich etwas, würde er sie alle töten. Erschrocken wandte sie sich um, als sie plötzlich ein Geräusch vernahm. Nur wenige Meter von ihr entfernt stand ein Mann, der langsam auf sie zukam...

Christian Storm war kaum in die Kanzlei zurückgekehrt, als ihm sein Vorgesetzter entgegen gelaufen kam. „Wo ist Sandra?“, fragte Ingo Lenßen, deutlich um Fassung bemüht. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Sie ist mit mir in einen völlig verdreckten Park gefahren“, erwiderte er. „Ich hab keine Ahnung, was sie dort wollte, aber sie hat die ganze Zeit von einem Haus gesprochen... Und plötzlich... Plötzlich wurde sie still... Völlig katatonisch... Es war ein Fehler von mir, dass ich sie allein gelassen hab, aber ich war so wütend auf sie... Als ich mich noch ein Mal nach ihr umgedreht hab, hatte sie wieder diese verdammten Pillen in der Hand...“ Ein eiskalter Schauer durchfuhr seinen Körper. „Aber wieso fragst du? Ist etwas passiert?“
Ingo Lenßen stieß ein langes, tiefes Seufzen aus. „Ihre Waffe ist verschwunden.“

Endlich. Endlich erkannte sie ihn. Die Augen zu bedrohlichen Schlitzen verengt kam er auf sie zu, langsam und schwer atmend. Es war einer der Handlanger des Prinzen, der Mann, der sie entführt hatte. Sein Lächeln offenbarte ihr, dass er gefunden hatte, wonach er gesucht zu haben schien. Doch sie lief nicht.


Sie hatte schon geschlafen, als die Glocke läutete. Müde richtete die blonde Frau sich auf, stieß einen leisen Fluch aus und bewegte sich langsam zur Tür, die sie schwerfällig öffnete.
Katja Hansen stieß einen erstickten Schrei aus, als sie ihre Kollegin im Treppenhaus stehen sah, zitternd, völlig blutverschmiert. „Um Himmels Willen...“
Stumm zog sie Sandra Nitka in ihr Wohnzimmer, kniete sich vor sie auf den Boden. „Was ist passiert?“, fragte sie kaum hörbar. Jegliche Müdigkeit war vergessen.
„Ich musste es tun, Katja...“, flüsterte Sandra. Ihre Stimme bebte. „Er... er hätte mich sonst getötet...“ Es folgte lange Stille. „Ich... Ich hab sogar einen Krankenwagen gerufen... Aber... Dann bin ich geflohen... Ich hatte so große Angst... Glaub mir, Katja... Bitte... Du musst mir glauben...“

Sie war die Einzige, der sie vertrauen konnte. Mitten in der Nacht hatte sie ihr alles anvertraut... Alles. Sie hatte versprochen, ihr zu helfen... Und sie würde es tun.

„Katja, schlag dir das aus dem Kopf!“ Abfällig musterte Christian Storm seine Kollegin, die in ihre Unterlagen vertieft an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. „Wir haben keine Zeit für Anderes. Die Sicherheit des Prinzen steht auf dem Spiel.“
Die junge Frau antwortete nicht. Es war offensichtlich, dass Sandra ihm egal geworden war. Doch sie würde alles tun, um zu beweisen, dass ihre Kollegin die Wahrheit sagte.
„Sie lügt nicht“, sagte sie nach einem langen Moment der Stille. „Und das weißt du genau so gut wie ich, Christian. Die königliche Familie tyrannisiert seit Jahren ihr Heimatland. Es herrscht strengste Zensur, Leute wegen eines falschen Satzes oder gar Wortes zum Tode verurteilt...“
Christian zuckte nur mit den Schultern. „Selbst wenn dem so wäre – unsere Aufgabe ist es, den Prinzen und seine Schwester zu schützen. Nicht mehr und nicht weniger. Was auch immer in Sandra gefahren ist, dass sie mit diesen Mitteln versucht es zu verhindern... Vielleicht sind es wirklich die Tabletten, die-“ Er konnte nicht weitersprechen. Katja hatte sich wütend erhoben und einen Aktenordner nach ihm geworfen. „Ich werde herausfinden, was mit ihr geschieht“, erwiderte sie kühl. „Denn du scheinst dich ja nicht darum kümmern zu wollen.“

Sie wusste nicht, was sie tat, als sie in die Suite eindrang. Ihre Angst war unbeschreiblich, doch sie drang immer weiter in das Zimmer vor, begann langsam, die Sachen des Prinzen zu durchsuchen. Es dauerte nicht lange, bis sie fand, was sie suchte. Mit zitternden Händen steckte sie die Dokumente in ihre Tasche... Und verließ den Raum, genauso leise wie sie ihn betreten hatte.

Es hatte Tage gedauert, ehe sie zu einem Ergebnis gekommen war. Immer und immer wieder kontrollierte Katja Hansen den Text, bis sie ihn seufzend in ihren Papierkorb gleiten ließ. Sie hatte Sandra kaum beruhigen können, als sie in jener Nacht ihre Wohnung aufgesucht hatte, dabei war es für sie selbst schwer genug gewesen, ihr Entsetzen zu unterdrücken. Natürlich waren Katja die Veränderungen aufgefallen, die in ihrer Kollegin vorgegangen waren. Sie war blass, geworden, still. Es war, als hätte sie sich in ihre eigene Welt zurückgezogen, aus der nun nicht mehr fliehen konnte. Sie hatte gesehen, wie Sandra Tabletten genommen hatte, doch es war, als hätte sie es nicht einmal wahrgenommen.
Nächtelang hatte Katja Nachforschungen angestellt, um die Unschuld ihrer Kollegin zu beweisen, doch nun... Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich hab es so sehr versucht, Sandra...“, flüsterte kaum hörbar. „Es tut mir Leid...“
„Katja...“
Erschrocken wandte die Angesprochene sich um. „Sandra, um Himmels Willen!“
Leichenblass stand die junge Frau in der Tür, sah sich mit glasigem Blick in dem Raum um. Bis sie den Papierkorb entdeckte. „Du hast sie gelesen?!“, schrie sie, als sie die Notizen in Katjas Papierkorb entdeckte. „Ich... Ich hab gedacht, ich könnte dir vertrauen!“
Katja seufzte leise. „Sandra, ich-“ Sie konnte nicht weitersprechen. Denn Sandra hatte längst das Büro verlassen.

Sie hatte ihr vertraut... So sehr vertraut... Doch nun... nun verabscheute sie sie! Sie war allein... Ganz allein auf der Welt, fühlte sich so einsam...
Schreckliche Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Der Prinz... Es war die Schuld des Prinzen. Sie schloss die Augen, schwor sich tief in ihrem Inneren, Rache zu nehmen...


Sie war verschwunden. Schon so lange... Selbst Christian hatte nun begonnen, sich Sorgen zu machen. Noch immer war er wütend auf sie, denn Katja hatte ihm verschwiegen, was sie über ihre Kollegin erfahren hatte. Stundenlang hatten sie nach ihr gesucht, jedoch ohne Erfolg. Bis...
Die blonde Frau stieß einen erstickten Schrei aus, als sie eine neue Notiz auf Sandras Schreibtisch bemerkte, verdeckt von einem riesigen Stapel Papier, als hätte sie nicht gewollt, dass jemand sie fand. Nur zwei Worte standen darauf geschrieben. Der Prinz.
„Ich weiß, wo sie ist.“
Die plötzlich eingekehrte Stille wurde von Katjas Stimme durchbrochen. Totenblass wandte sie sich zum Gehen, zog Christian mit sich. „Wir müssen uns beeilen!“

Es war ein Kinderspiel, ein weiteres Mal in die Gemächer des Prinzen einzudringen. Die gestohlenen Dokumente waren ihr eine große Hilfe dabei gewesen, hatten ihr Einblick in den Tagesablauf der königlichen Familie gegeben. Sie wusste, was zu tun war, doch sie hatte Angst.... Natürlich hatte sie Angst... Ihre Hände zitterten, als sie nach der Waffe suchte. Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen, atmete tief durch... Und machte sich auf die Suche.

Es wäre zu gefährlich gewesen, einzugreifen. Fassungslos beobachteten Katja Hansen und Christian Storm das Geschehen, das sich direkt vor ihnen abspielte. Es war Sandra Nitka, die nur wenige Meter entfernt von dem Prinzen stand, ihn mit einer Waffe bedrohte. Sie schien nicht wahrzunehmen, was sie tat, wie in einer Art Trance trat sie einen Schritt auf ihn zu, entsicherte die Waffe. Sie schrie ihn an, minutenlang, doch niemand konnte verstehen, was die Worte bedeuteten. Plötzlich verstummte sie. Ihre Hände begannen zu zittern, als sie einen Finger auf den Abzug legte, würde nicht bald jemand eingreifen...
Ein ohrenbetäubender Knall zerriss die Stille. Die Waffe fiel zu Boden.


[/SIZE]
[SIZE=2]Ich versuchte dich zu retten[/SIZE]
[SIZE=2]Doch du warst nicht zur Flucht bereit[/SIZE]
[SIZE=2]Mit Stolz und Tapferkeit[/SIZE]
[SIZE=2]Nahmst du dein Schicksal auf[/SIZE]
[SIZE=2]Und erst der Tod hat dich befreit[/SIZE]

[SIZE=2]Um uns stirbt das Licht der Kerzen[/SIZE]
[SIZE=2]Niemand weiß wohin wir gehn[/SIZE]
[SIZE=2]Aber jenseits aller Schmerzen[/SIZE]
[SIZE=2]Werden wir uns wiedersehn [/SIZE]
[SIZE=2]

Es hätte ein wunderschöner Tag werden sollen. Der Himmel war wolkenlos, spiegelte sich glitzernd im Wasser des Teichs wider, auf dessen sanften Wellen sich eine Entenfamilie tummelte. Doch all dies bemerkte sie nicht. Stumm saß sie auf einer Parkbank, betrachtete geistesabwesend eine kristallene Figur in ihren Händen. Ihr schwarzes Kostüm war von dem langen Sitzen bereits zerdrückt, doch es kümmerte sie nicht. Langsam hob Katja Hansen den Kopf, als ein junger Mann sich neben sie setzte. „Sie war krank, Katja...“, flüsterte er. „Du hättest es nicht verhindern können.“
Die junge Frau schüttelte kaum merklich den Kopf. „War sie nicht...“, erwiderte sie, ebenso leise. Man hat ein Spiel mit ihr gespielt... Ein dreckiges, eiskaltes Spiel...“
„Was hast du da?“, fragte Christian, offensichtlich bemüht, das Thema zu wechseln, während er auf die Figur in ihrer Hand deutete. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte Katjas Lippen. „Einen Kristallengel... Mein Glücksbringer... Sandra hat ihn mir vor fünf Jahren zum Geburtstag geschenkt...“ Sie stieß ein leises Seufzen aus. „Würde es dir etwas ausmachen, mich einen Augenblick alleine zu lassen? Ich muss noch über so viele Dinge nachdenken...“
Christian nickte. „Natürlich“, entgegnete er und erhob sich. „Bis dann...“
„Bis dann“ Katja schloss für einen kurzen Moment die Augen. Tausend Dinge schossen ihr durch den Kopf, der Versuch, ihre Gedanken zu ordnen scheiterte. „Ich werde herausfinden, was mit dir passiert ist, Sandra...“, flüsterte sie kaum hörbar. „Das versprech ich dir.“
Und für einen kurzen Moment... Den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, den Himmel lächeln zu sehen.

[/SIZE]
herz allerlebste avi, ich hab ejetzt mal die unglaubliche güte, dir ein sogenantes feedback oder auch rückmeldung zu deiner ff zu hinterlassen. ich möchte dir zuvor jedoch mitteilen, dass du nicht all zu gutes erwaten brauchst, da ich schon eig nicht mehr fb gegeben habe für eine ff. zumindest nicht in der deutschen sprache. englisch ist gut anderthalb wochen her.
ob dieses gut war, kann ich allerdinsg nicht beurteilen.

*schleim modus aus*


  1. wow was für ne überraschung lol
  2. und gleich nochmal (fandom)
  3. geschockt war ich gestern nicht, nur etwas überrascht
  4. überraschung ist ncht mein lieblinsgwort
  5. der titel efällt mir. da kann man vieles hineindeuten
  6. also dafür, dass dein letzter schon so lange her ist, finde ich die einleitung richtig toll. man weiß nicht um wen oder was es geht. sowas mag ich. womit btw nicht gemeint ist, dass es nur gut ist, weil du ne weile nix geschrieben hast
  7. hab ich mal gesagt du verwirrst mich? nein? gut. du verwirrst mich. ist das kursive gedanken, vergangenheit oder beides?
  8. lassen wir das mit den punkten jetzt mal
ich muss zugeben, dass ich bei chris seinem namen sehr überrascht war. mit dem fandom hätte ich als letztes gerechnet. trotz der zeitspanne könnte man meinen, du schreibst sowas täglich. wie im schlaf quasi. hab ich mal gesagt, dass du mich verwirrst. währrend es zu beginn noch relativ klar cheint, wird die um ende immer mehr verwirrend. sandra ist also - sagen wir - neben der spur und sieht dinge, die andere nicht sehen, sie aber für war hält. was mcih jetzt , wenn cih drübe rnachdenek, an eine idee von mir erinnert, die du gut fandest und irgendwie machen wolltest

Show Content

hie rmusste ich zugeben, dachte ich, dass sie tot wäre. und das war definitv so von dir gedacht

mir gefällt die abwechslung zwischem kursien und normalen. und das ist es auhc was das alles so verwirrend macht. du bist mies. wie soll man da nur durchblicken?
übrigens erinnerte mich dein os beim lesen sofort an diese folge, auch wenn ich die niemals gesehen habe.

verwirrung pur. warum bringt sie sihc selber um und nciht den prinzen. ich meine sie ist ja scheinbar durh die medikaemten verwirrt. auch wennn sie die nicht von sich aus genommen hat´?!

9. sehr schöner und verwirrender os
10. aufklärung! (bitte)
Titel: Ophelia
Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir. Leider.
Spoiler: keine
Fandom: Harry Potter
Genre: Drama/Tragedy
Rating: ab 16
Wörter: 1.000

[Bild: ophelia4.jpg]


*****


Es beginnt zu dämmern. Ich weiß nicht, wo ich bin, doch ich gehe weiter. Immer weiter. Die Leere in mir zerfrisst mich fast, macht mich wütend, unfassbar wütend... Ich möchte schreien, aber kein Ton dringt aus meinen Lippen, möchte weinen... Doch meine Tränen sind vertrocknet, das Herz erstarrt. Als hätte ich verlernt, zu empfinden.
Ich passiere Einkaufsstraßen, beobachte, wie Menschen getrieben von dem Strom der Zeit rennend die Geschäfte verlassen, aus Angst zu spät ins Theater oder Kino zu kommen. Niemand scheint mich zu bemerken. Getrieben von Genussucht sieht man nur sich selbst, wird blind für den Kummer anderer.
Egal was geschieht, die Erde hört niemals auf sich zu drehen. Das Leben geht weiter. Doch nicht für mich. Denn meine Welt steht still, ich habe alles verloren.
Bin nicht mehr ich selbst, nur mehr ein Schatten, eine Hülle... Leer. Kalt.
Die Nacht scheint nun endgültig über den Tag gesiegt zu haben, als ich den Park erreiche, mich auf einer alten, rostigen Bank niederlasse, zusehen muss, wie ein Obdachloser in den Abfalleimern nach Essen sucht. Noch vor wenigen Monaten hätte mich sein Anblick mit Ekel erfüllt, doch nun... Hastig wende ich mich ab, schließe meine Augen. Müdigkeit überkommt mich, mein ganzer Körper wird schwer... Träume ich? Oder sind es bloß Erinnerungen...
Ich höre Schreie. Beschleunige meinen Schritt, fange an zu rennen... Die Schreie werden lauter, immer lauter... Bis sie schließlich verstummen. Meine Hände beben vor Angst, tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf, die schrecklichsten Bilder tauchen in meinem Kopf auf, spielen sich vor meinen Augen ab, immer und immer wieder... Wäre es möglich? Nein... Nein. Es scheint Stunden zu dauern, doch endlich... Endlich erreiche ich ihr Haus...
Eingebrannt in den Himmel taucht es die Straße in unheilvolles, grün schimmerndes Licht... Das Dunkle Mal.
Ich wage kaum, daran zu denken, mein ganzer Körper zittert. Wie sehr ich mir wünsche, es zu vergessen, vergessen zu können... Meine Schwester... Ein trockenes Schluchzen entweicht meinen Lippen. Meine Schwester...
Es ist, als schnürte eine unsichtbare Macht meine Kehle zu, unwillkürlich ringe ich nach Luft. Die Angst kehrt in mein Bewusstsein zurück, dringt immer tiefer in mich ein, bis sie mich gänzlich erfasst. Viele Wochen sind vergangen, aber noch immer kann ich nicht begreifen, was geschehen ist... Sie war seine treueste Dienerin... Doch er hat sie getötet. Einfach getötet...
Lord Voldemort. Allein der Gedanke an seinen Namen lässt mich erschaudern. Voldemort...
Es beginnt zu schneien, dicke, weiße Flocken fallen vom Himmel, schmelzen, werden auf meiner Haut zu Wasser. Ich friere, schließe erneut meine Augen.
Es sind kaum Menschen zu ihrer Beerdigung gekommen, aber trotz allem... Trotz allem...
Zum ersten Mal seit langer Zeit spüre ich, wie Tränen über meine Wangen laufen, der unsagbare Schmerz sich in mir ausbreitet... Ich schreie, schreie so laut ich kann... Bemerke nicht, dass sie auf mich zukommen. Kann ihre Worte nicht verstehen... „Ich hab sie gefunden!“
Man zwingt mich, aufzustehen. Versucht, mit mir zu sprechen, doch ich antworte nicht, will nicht antworten. Beginne zu realisieren, was geschieht, wohin man mich bringt... Ich balle meine Hände zu Fäusten, versuche mit aller Kraft mich zu wehren...
Geblendet von dem grellen Licht der Neonlampen beginnen meine Augen zu tränen, die Umgebung veschwimmt vor meinem Blick. Dumpf hallen Schritte auf dem kalten, weißen Marmorboden wider, das Echo brennt sich in mein Gehör ein, wird mich nicht mehr loslassen... Nie mehr... Nur schemenhaft kann ich die beiden Gestalten erkennen, die auf mich zukommen. Doch man hält sie zurück... Die Hand des Mannes streift meine Schulter, ein Kind weint... Mein Sohn... Ich versuche, mich umzuwenden, ihm in die Augen zu sehen... Werde weiter gezogen, fort von meiner Familie... Ich gebe auf...
Tage vergehen. Wochen... Wochen des Nichts. Der Leere. Ich blicke aus dem Fenster, schon seit Stunden. Es schneit, schon so lange... Alles ist weiß. Weiß... Die Farbe der Reinheit...
Sie haben mir Medikamente gegeben. Jeden Tag... Ich habe Angst vor ihnen, also lasse ich es geschehen. Die Tabletten hüllen mich in einen Schleier, helfen mir, schützen mich. Vor dem Schmerz...
Ich erschrecke. Weit entfernt dringen Stimmen in mein Ohr, Stimmen, die ich noch nie gehört habe... Angst breitet sich in mir aus... So große Angst... Aber wovor? Alles beginnt sich zu drehen, mein Kopf droht vor Schmerz zu zerspringen... Hastig erhebe ich mich, zerre, rüttle verzweifelt an der Türklinke... Doch nichts geschieht. Ich bin gefangen. Gefangen... Sie kommen näher, werden deutlicher... Immer deutlicher...
„Narcissa Malfoy? Wenn Sie mich fragen ein besonders tragischer Fall... Die Schwester ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, vor zwei Monaten...“
Autounfall... Zitternd presse ich beide Hände auf meine Ohren, um den Worten zu entgehen... Mein ganzer Körper verkrampft sich, ich sinke zu Boden... Es war kein Unfall! rufe ich in Gedanken, wütend... So wütend... Es war Mord... Mord durch Magie! Doch niemand will mir glauben... Niemand. Noch immer dringen Fetzen des Gesprächs in mein Ohr...
„Mrs Lestrange war gerade auf dem Weg hierher, als es geschah. Sie wollte Narcissa zu einem Gespräch in die Klinik bringen... Soweit Bellatrix mir die Situation am Telefon erklären konnte, schien der Zustand ihrer Schwester höchst besorgniseregend...“
Stille. Endlich Stille... Erleichterung durchströmt mich, ich lächle... Merke nicht, wie die Türe sich öffnet...
„Als ich Mrs Malfoy im Krankenhaus besucht habe, sprach sie von... Mord... Bis heute ist sie fest davon überzeugt, ihre Schwester sei von einem Zauberer getötet worden. Sie scheint sich voll und ganz in ihre eigene Welt zurückgezogen zu haben... Eine Welt voller Magie. Am Telefon erwähnte Bellatrix etwas Ähnliches, ich bin mir vollkommen sicher, dies war der Grund, weshalb sie uns aufsuchen wollte...“
Ich weiche zurück, weiter, immer weiter. Starre in die Gesichter der Männer, die nun auf mich zukommen... Lügner... Diese gottverdammten Lügner... „Wer... wer sind Sie?“, frage ich, versuche stark zu klingen, doch meine Stimme bebt vor Angst. Die Männer bleiben stehen, lächeln... „Narcissa, ich bin es“, erwidert einer von ihnen, erschreckt mich mit seiner Freundlichkeit. Lügner... Ich beobachte jede einzelne Bewegung seiner Lippen...
„Ihr behandelnder Arzt – wir kennen uns doch schon seit Wochen... Tom Riddle!“
Ich beginne zu schreien.

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22