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Titel: Der Schneemann
Autor: Alexis.forever
Genre: Horror-Thriller
Raiting: R-16 vermutlich
Credits: Deryck Whibley: Frontmann Sum41
Disclaimer: Alles mir xD


Der Schneemann (Genre: Horror-Psychothriller)
Teil 1

Mein Name ist Deryck Whibley, ich bin 16 Jahre alt und wohne in einer kleinen Stadt in Kanada. Ich führte eigentlich ein ganz normales Leben, bis zu dem Tag, der alles veränderte. Jetzt fühle ich mich allein. Verlassen. Voller Panik. Meine beste Freundin, der wichtigste Mensch in meinem Leben, wurde eiskalt umgebracht. Der Schneemann, so nennt sich dieser kranke Psychopath, tötet Winter für Winter hilflose und unschuldige Menschen. Keiner konnte ihm entkommen. Niemand hat es geschafft vor ihm zu fliehen. Jeder fand sich im kalten und reinen Schnee wieder, mausetot. Er hat mir etwas wichtiges aus meinem Leben genommen. Ich war bereit mich ihm zu stellen und gegen ihn zu kämpfen. Nur einer konnte gewinnen. Entweder er oder ich.
Es war ein eiskalter Morgen und damit ich nicht weiterhin fror, zog ich mir die Decke über den Kopf und kuschelte mich darin ein. Ich versteckte mich vor der Sonne, die durch das Fenster schien und mich an der Nase kitzelte. Jetzt noch nicht, dachte ich halb im Schlaf und versuchte wieder einzuschlafen, jetzt wollte ich noch nicht aufstehen, nicht um diese Zeit und zur Schule wollte ich schon dreimal nicht. Doch wenige Minuten später, kreischte mein Wecker laut auf und schließlich war ich gezwungen mich aus dem Bett zu quälen. Nachdem ich mich anzog und mich im Badezimmer zurecht machte, ging ich nach unten in die Küche, um mir eine Schüssel Cornflakes zu zubereiten, danach zog ich mir Jacke, Schuhe und Mütze an, wickelte mir einen dicken Schal um meinen Hals und rannte dem wegfahrenden Bus hinterher. Na toll, dachte ich, was für ein Scheiß Morgen! Wütend trat ich den Schnee mit meinen Schuhen in die Luft. Na toll, dachte ich, wie komme ich denn jetzt nur zur Schule? Es war niemand da der mich hätte fahren können, meine Familie war außer Haus und mein Handy hatte ich vor kurzem verloren.
Ich seufzte und verfluchte diesen verdammten Tag. Dann begann ich mich zu Fuß auf den Weg zu machen. Irgendwie musste ich ja zur Schule kommen, auch wenn es eine große Strecke war, der nächste Bus fuhr erst in ein paar Stunden. Also ging ich die Hauptstraße entlang und bog in eine Seitenstraße ab, um schnellstmöglich den Fahrradweg zu erreichen, wo ich dann eine Abkürzung durch den Wald nahm.
Meine Füße versanken in dem tiefen Schnee und ich ließ eine unübersehbare Spur zurück, wodurch mich jeder hätte verfolgen können. Ich verscheuchte meine Gedanke von kleinen Spionen und konzentrierte schon mal auf die Erste Stunde, es war Mathe, mein absolutes Hassfach und im Kopf ging ich sämtliche Formeln durch, die wir auswendig lernen sollten.
Doch plötzlich blieb ich abrupt stehen. Ich weiß nicht mehr genau was ich in dem Moment dachte, aber mir rutschte das Herz in die letzte Ecke meines Körpers und blieb reglos dort verharren. Meine Augen weiteten sich und mein Mund stand geschockt offen. Direkt vor meinen Füßen lag etwas. Erschrocken wollte ich schreien, ich wollte wegrennen, doch weder ein Ton kam heraus, noch konnte ich mich irgendwie bewegen. Ich blieb wo ich war und starrte auf das Etwas vor mir. Ich wusste, dass vor mir eine Leiche lag, doch ich wollte es einfach nicht glauben. Um ihn herum war der schöne weiße Schnee rot verschmiert und der Boden sah wüst aus. Wahrscheinlich kam das ganze von einem Kampf. Ich schluckte. So was ist mir noch nie zuvor passiert. Ich schaute zwar sämtliche Psychothriller aller Art und Sorte, aber ich hätte nie gedacht, dass mir so was mal selbst passieren könnte. Von einem Tag an dem alles schief lief verwandelte sich mein Leben plötzlich. Die Begegnung mit der Leiche war sehr schmerzhaft.
Nachdem ich meine Gedanken gesammelt habe, beugte ich mich zu der Leiche nach unten. Sie lag auf dem Bauch. Nein, ich wollte sie nicht umdrehen. Der Gestank von Verwesung, der mir in die Nase kroch, reichte mir voll und ganz, doch ich musste. Vielleicht lebte der Kerl noch, vielleicht hatte er irgendeine Chance und wenn ich jetzt nur aus Angst diesen Kerl nicht umdrehe, wird er vielleicht meinetwegen erst sterben. Obwohl ich es nicht glaubte, denn wer so viel Blut verlor musste -meiner Meinung nach- einfach tot sein. Trotzdem überwandt ich mich, nachdem ich gut Luft nahm, und drehte mit aller Kraft die ich aus mir herausholen konnte, den Körper um. Er war steif. Ob es jetzt die Leichenstarre war oder die Kälte die ihn regelrecht einfror, konnte ich nicht sagen.
Was ich dann jedoch sah, war das Schlimmste was ich je gesehen habe. Die Leiche hatte kein Gesicht mehr. Es wurde, auf jeden Fall sah es so aus, eingeschlagen und ich konnte den zerbrochenen Schädel erkennen. Ich konnte das Gehirn hinter den zerbrochenen Knochen sehen. Sämtliche Flüssigkeiten tropften zu Boden. Kleine Krabbeltiere, sämtlicher Art, krochen in das Innere oder krabbelten wieder hinaus. Ich war mir noch nie zuvor bei einer Sache so sicher, wie mit dieser Leiche. Sie war tot. Sie hatte nie eine Chance zum Überleben. Sie wurde eiskalt umgebracht. Ein übler Gestank brachte mich zum niesen und ich versuchte meine Augen wegzudrehen. Weg von der Leiche. Einfach nur weg. Doch ich konnte nicht. Wie soll ich es nur beschreiben? Man kennt das doch, es ist wie bei einem Autounfall, man kann nicht wegsehen. Genauso war es hier. Als würde dieses eingeschlagene Gesicht mich und meinen Blick festhalten. Es faszinierte mich ganz und gar nicht, aber ich konnte es einfach nicht. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Gefesselt starrte ich weiter auf die Leiche.
Ich sah mir die Leiche genauer an. Es war ein Mann, sehr dünn. Die Leiche trug einen schwarzen Anzug, eine karierte Krawatte kam unter dem leblosen Körper auch ein Stückchen zum Vorschein. Das Haar trug er etwas länger, die dunklen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Leiche kannte, aber ich wohnte in einer Kleinstadt in der jeder jeden kennt. Aber trotzdem erweckte sein Dasein nicht eine gewisse Vertrautheit.
Eine heulende Eule weckte mich schließlich und ich schaffte es meinen Blick von der Leiche ab zu wenden. Ich drehte mich rücklings zu dem Kerl, um nicht wieder in Versuchung zu geraten. Kniend saß ich in dem tiefen Schnee, es war furchtbarkalt, doch schocken konnte es mich nicht. Nicht nachdem was ich eben gesehen habe. Ängstlich schlug ich mir die Hände vors Gesicht und schrie in mich hinein. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ich nahm die Hände vom Gesicht und schaute mich um.
Was war das? Ich konnte etwas schwarzes ein paar Meter von mir weg, erkennen. Langsam kroch ich auf allen Vieren darauf zu, während die Kälte meine Finger umschlang und sie fast abschnürte. Allmählich erreichte ich mein Ziel und konnte es erkennen. Es war einer dieser schwarzen Hüte, die man meist den selbstgemachten Schneemännern aufsetzte.
Direkt schossen mir sämtliche Erinnerung in meinen Kopf. Wie ich damals als kleines Kind mit meinem Vater zusammen einen Schneemann baute und ihm einen alten Hut aufsetzte. Vielleicht war es kindisch, da ich ja jetzt schon sechszehn bin, aber ich wünschte mir es wieder erleben zu können, mit meinem Vater zusammen, mit dem ich in letzter Zeit kaum noch Zeit verbrachte. Irgendwie fehlte mir das alles. Dann verscheuchte ich die Gedanken aus meinem Kopf und wandte mich wieder der Realität zu.
Ich fragte mich woher er kam, denn ich war mir sicher, dass er zuvor nicht dort war. Ich hob ihm von der Erde auf und drehte ihn um. Ich entdeckte einen Brief. Er war mit Klebstreifen an die innere Wand des Hutes geklebt. Sollte ich ihn lesen? Nein!, sagte ich mir, überlass es der Polizei. Doch ich konnte nichts dafür, als ich den Brief schließlich doch in der Hand hielt. Ich zog ihn von dem Hut ab und sah mir den Umschlag an. Es war ein ganz normaler Briefumschlag, weiß, in normaler Größe. Ich drehte ihn um. Das Blut in meinen Adern gefrierte. In schwarzer Tinte konnte ich meinen Namen auf dem Umschlag erkennen. Fein säuberlich geschrieben stand da mein Name drauf. Deryck. Einfach nur Deryck. Aber mein Name allein, machte mir Angst. Was passiert hier gerade? Bin ich in einem üblen Traum? Ein Alptraum? Ich hatte keine Ahnung, doch dieser Brief war ganz alleine für mich. Es sei denn das Opfer würde auch Deryck heißen, was ich mal nicht annahm. Ich öffnete den Umschlag und zog ein dünnes liniertes Blatt Papier heraus. Mit der gleichen Schrift und Tinte las ich mir den Text durch.

Lieber Deryck,
jetzt weißt du bescheid, über diesen Looser, der tot im Schnee begraben wurde. Eiskalt wurde er getötet. Du fragst dich von wem? Von mir. Dem Schneemann. Verat es nicht der Polizei und behalt dieses Geheimnis für dich. Solltest du dein Versprechen brechen, wirst du bald jemanden wichtigen im Schnee vorfinden. Genauso tot.
Der Schneemann.

Es war ein Traum. Es musste ein verdammter Alptraum sein. Wie konnte sowas nur wahr sein? Warum passiert so was ausgerechnet mir? Wäre ich ein paar Minuten früher aufgewacht und rechtzeitig zur Bushaltestelle gelaufen, wäre das alles nichts passiert. Jetzt sitze ich hier, neben einer übel zugerichteten Leiche, Opfer eines Mordes und ich selbst werde bedroht. Unterschrieben wurde das ganze noch von einem 'Schneemann'. Weiß Gott, welcher Kranke Psychopath das doch ist. Ich will hier weg. Das war alles an was ich denken konnte. Weg. Nichts wie weg.
Ich schmiss den verdammten Hut zu Boden, wendete mich von der Leiche ab, steckte den Brief in meine Hosentasche und rannte davon. Ich rannte davon, wie ein Feigling. Wer auch immer dieser 'Schneemann' war, er würde hier irgendwo sein. Hinter einem Baum würde er mich jetzt auslachen und mir dabei zu sehen wie ich davon rannte. Von der Wirklichkeit. Von der schrecklichen Wahrheit.
Zuhause angekommen versperrte ich alle Türen. Solche Panik hatte ich noch nie im Leben verspürt, ich schloss mich in meinem Zimmer ein, schmiss meinen Rucksack und meine Jacke in die Ecke und warf mich selbst aufs Bett, wo ich heulend zusammenbrach. Was sollte ich tun?, fragte ich mich. Schlecht konnte ich zur Polizei rennen. Was wenn dieser geheimnisvolle Schneemann wirklich jemanden umbrachte der mir wichtig war? Vielleicht meine Eltern? Vielleicht meine beste Freundin, Rachel? Vielleicht irgendeiner meiner Freunde? Nein, das könnte ich nicht verkraften. Aber ich konnte diese Begegnung auch nicht einfach vergessen. Immerhin war es eine Leiche, ein Opfer, welches ermordet wurde, dem man das Gesicht zerschmettert hatte und welches jetzt auf dem kalten Boden einfror. Ich überlegte mir, ob vielleicht jemand anders die Leiche finden würde, dann bräuchte ich mir keine Sorgen mehr zu machen. Aber wie sollte ich das denn nur rausfinden? Verzweifelt und ängstlich zugleich biss ich in mein Kissen und schaute voller Panik um mich herum. Vielleicht war er hier, machte ich mir selbst Angst, vielleicht beobachtete er mich gerade.
Ein Tag verging. Voller Angst habe ich ihn eingesperrt in meinem Zimmer verbracht, die Schule war mir egal gewesen. Ich war zuspät und wer wäre bei solch einem Geschehen denn noch zur Schule gegangen? Allerdings musste ich mir eine Ausrede einfallen lassen. Denn das würde mir sowieso niemand glauben und ich dürfte es auch niemanden erzählen. Vielleicht war es Schwachsinn die Drohung zu glauben, dachte ich damals, aber ich versuchte seine Anweisungen zu befolgen um es nicht zu riskieren jemand wichtiges zu verlieren.
Also ging ich zur Schule, tat so als sei nichts, redete mit niemanden und konnte mich nicht konzentrieren. Oft wurde ich von den Lehrern nach familiären Problemen gefragt. Wenn ihr wüsstet, dachte ich mir dabei nur und hatte wieder das zerhackte Gesicht des Opfers vor mir und ein Schauder lief mir über den Rücken.
Dieser Druck mit dem ich leben musste, war nicht auszuhalten. Er schmerzte innerlich. Ich musste ganz alleine mit ihm fertig werden. Niemand durfte davon erfahren. Niemand.
Ein paar Tage später tat es so weh, das ich nicht anders konnte. Heute bereue ich es, dass ich es getan habe. Ich ging in eine Telefonzelle, warf Münzgeld ein und wählte die Nummer der örtlichen Polizei. Ich meldete mich nicht beim Namen und machte einen anonyme Aussage, nachdem er mich ausgequetscht hatte, legte ich auf. Total beruhigt sackte ich ein und lehnte mich an die Telefonzellenwand. Ja, dachte ich damals, das war die richtige Entscheidung. Es war wie eine Befreiung. Als hätte ich mir diese Geschichte von der Seele gewaschen, als wäre ich einfach unter die Dusche gesprungen. Jetzt war es vorbei, dachte ich zumindestens.
Ich stampfte durch den tiefen und weißen Schnee zurück nach Hause. Eingehüllt hatte ich mich in einen dicken Mantel und ein langer Schal wickelte ich mir um den Hals, der bis zum Boden hing und die Fransen am Ende klauten sich hier und da ein wenig des Schnees. Endlich konnte ich mich wieder auf die Schule konzentrieren und fertigte meine Hausaufgaben ordentlich an, danach lernte ich noch den verpassten Stoff von den letzten Tagen und fühlte mich frei. Doch das sollte nicht mehr allzu lange anhalten, wie ich bald schmerzhaft feststellen musste.
Es war wieder einer dieser Tage. Mein Wecker kreischte mich aus dem Bett, ich trödelte im Bad, Zimmer und der Küche und kam schließlich zu spät zum Bus. Abermals musste ich zu Fuß zur Schule, es war nicht weiter schlimm, denn ich wollte sowieso noch mal in den Wald, um festzustellen, ob die Leiche gefunden wurde. Also ging ich die Abkürzung durch den tiefen Wald. Wieder verrieten meine Spuren meinen Weg. Ich konnte die Stelle schon aus weiter Entfernung erkennen.
Doch ich musste feststellen, dass der Leichnam immer noch da lag. Aber etwas war anders. Ich rannte auf das Opfer zu und ein paar Meter davor blieb ich stehen. Es war nicht die selbe Leiche. Es war jemand anders. Eine Frau. Sie hatte schwarze lange Haare, die sich auf dem Boden ausbreiteten. Doch die Haare lagen neben ihrem Körper. Ihr Kopf war ganz woanders. Das zweite Opfer, dachte ich. Ich hoffte nur, dass es niemand war den ich kannte, oder jemand der mir wichtig war. Doch ich gab die Hoffnung schon auf, als ich auf die Knie fiel und angeekelt den Kopf vom Boden aufhob, ihn in meiner Hand umdrehte und mir das Gesicht ansah. Ich musste laut losschreien. Meine Befürchtungen und Alpträume wurden zur Realität. Da lag sie. Meine beste Freundin. Ihr Körper lag tot im Schnee und in meiner Hand hielt ich ihren Kopf. Ihre grünen Augen waren weit aufgerissen und starrten mich panisch an, ihr Mund hatte die Form, als würde sie lautlos losschreien und ihr ganzes Gesicht war von Angst verzerrt. Aus ihren Augen quoll Blut und es sah aus als würde sie weinen. Tränen des Todes. Mir gefror das Blut in den Adern.
Total fertig lies ich den Kopf meiner besten Freundin fallen. Er versank ein paar Zentimeter in dem Schnee.
Der Körper lag bäuchlings auf dem Boden, die Arme waren merkwürdig verrenkt und es sah aus als hätte sie sich gewehrt. An der abgetrennten Stelle, auf dem vorher ihr Kopf saß, sickerte Blut in Übermengen heraus und färbte den Schnee rot.
Ich wandte mich davon ab und suchte nach einer weiteren Botschaft. Dann entdeckte ich den mir vertrauten schwarzen Schneemanns Hut und hob ihm von Boden auf. Ich drehte ihn um und fischte die Botschaft aus dem Inneren, die abermals mit Klebestreifen festgeklebt wurde. Es war wieder dieselbe Schrift, die selbe Farbe, dasselbe Papier. Ich las sie mir durch.

Na, na, na Deryck. Du hast dein Versprechen gebrochen. Jetzt musste eine Unschuldige sterben und das ist deine Schuld. Wirst du damit leben können? Tag für Tag und Nacht für Nacht wirst du ihr totes Gesicht vor Augen sehen. Ich beobachte dich, Deryck, immer. Komm doch zu mir rüber. Zeig mir wie mutig du wirklich bist. Heute Nacht.
Der Schneemann.

Die Kälte packte mich an der Kehle und drückte zu. Noch nie zuvor in meinem Leben, war mir so kalt wie jetzt. Diese Nachricht löste Panik in mir aus. Nicht nur solche Panik, alleine in der Dunkelheit, nach einer Party, nach Hause zu gehen. Nein, eine solche Panik die richtig wehtat und mein Herz donnerte gegen meine Brust.
Er wollte mich. Dieser Psycho-Killer wollte gegen mich antreten, meinen Mut testen und mich danach eiskalt ermorden und genau an diese Stelle werfen, wie er es bereits mit Rachel, meiner besten Freundin und dem ersten Opfer getan hat. Wahrscheinlich würde er mich auch köpfen. Ich stellte mir vor meinen Körper zu sehen, ohne Kopf. Der Gedanke lies mich schreien. Zitternd hielt ich die Nachricht in der Hand und las sie abermals durch. Heute Nacht. Diese Worte schmerzten in meinem Kopf und brannten sich darin ein.
Zitternd knöpfte ich den letzten Knopf meiner Jacke zu. Ich stand in meinem Zimmer und betrachtete mich vor dem Spiegel. Die warme Hose umschlang meine Beine und wärmte sie. Ich verzichtete auf Schal oder Handschuhe, die wären mir beim Kampf gegen den Schneemann sowieso nur im Weg. Wahrscheinlich würde ich in einem Baum stecken bleiben und dann hätte er freie Bahn. Ich dachte nicht an einen Sieg. Ich war mir ziemlich sicher, wer als Gewinner nach Hause gehen konnte. Der Gewinner trug auf jeden Fall nicht meinen Namen.
Ich dachte eine Weile nach, wie ich mich bewaffnen sollte. So ganz ohne Waffen würde ich bestimmt nicht diesen dunklen Wald betreten. Also, packte ich das große Küchenmesser in die große Tasche meiner Jacke, fischte mir eine Gabel und ein weiteres Messer aus der Schublade und lieh mir den Baseballschläger meines Bruders aus. Er schlief tief und fest, ebenso wie meine Eltern. Das Licht in unserer Wohnung war ausgeknipst und ich konnte das Schnarchen vernehmen. Leise und auf Zehenspitzen schlich ich mich durch die Wohnung. Ohne ein Laut. Keiner von ihnen dachte daran, dass ich mich heute Nacht in große Lebensgefahr begeben würde, indem ich das Haus verlies. Doch ich war so voller Hass und mein Rachegefühl brachte mich fast um meinen Verstand. Ich musste mich rächen, für meine beste Freundin. Selbst wenn ich dabei selbst sterben würde, es war mir egal, denn ich würde alles für meine beste Freundin tun und jetzt gab ich alles um ihr ein letztes Mal zu beweißen, wie sehr ich sie liebte.
Meinen Eltern wollte ich einen Brief hinterlassen, der alles erklären sollte, ich hoffte nur, dass dieser nicht zu Gebrauch kam. Denn ich wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Es war einfach zu früh für mich. Ich hatte noch so vieles vor. Schnell nahm ich mir ein Stück Papier und einen Kugelschreiber und schrieb eine kurze Nachricht drauf.

Hallo Mom, Hallo Dad.
Ich musste weg. So schnell es nur ging. Bitte seid mir nicht böse. Vielleicht komme ich nicht wieder zurück. Vielleicht bin ich bis dahin schon tot.
Es ist alles etwas verwirrend, aber ich versuche es euch kurz zu erklären. Ich entdeckte eine Leiche, die von einem Serienkiller ermordet wurde, er hat mich dabei erwischt und kurz danach Rachel umgebracht, da ich ihn an die Polizei verriet. Jetzt fordert er mich zum Kampf hinaus und ich werde hingehen. Ich werde mein bestes geben, für Rachel, für euch. Bitte wartet nicht auf mich. Anbei zeichne ich euch eine Karte, wo ich mich aufhalten werde, wenn ich nicht mehr zurück kommen sollte, liege ich da. Tot.
In Liebe,
Deryck.

Ich ging leise zur Tür, zog mir meine Schuhe an und schlüpfte nach draußen, wobei ich die Tür leise hinter mir zu zog. Die Kälte und die Dunkelheit der Nacht umhüllten mich und meine Zähne klapperten. Langsam, dennoch mutig, schritt ich auf den Wald zu. Mein Ziel hatte ich vor Augen. Panisch drehte ich mich hier und da um und schaute ob mich jemand verfolgte. Ich erschrak mich vor dunklen Bäumen, die in der Ferne aussahen wie mordgierige Psychos. Das Rascheln im Wald, das Eulengeschrei und das Hufengeklapper der Wildschweine lies mein Herz schneller schlagen und meine Schritte beschleunigten sich ebenso.
Langsam näherte ich mich dem Wald. Ängstlich setzte ich einen Fuß vor den anderen, während ich mein Herz laut schlagen hörte und mein Puls gegen meinen Hals schlug. Mein Herzschlag schien mich ersticken zu wollen.
Was war das?
Ich wirbelte herum. Krampfhaft versuchte ich irgendwie zu erkennen, was vor mir stand, doch die Dunkelheit bot demjenigen guten Schutz. Ich war mir sicher, dass der Schneemann vor mir stehen würde. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Mein Atem kam mir unheimlich laut vor und ich versuchte verzweifelt so leise wie möglich zu sein. Ich bewegte mich nicht. Lauschte in die Dunkelheit hinein, doch sehen konnte ich nichts. Er war wie unsichtbar, die Dunkelheit schützte ihn vor mir. Ich bekam Angst, Panik und ich hatte das Bedürfnis weg zu rennen. So schnell wie nur möglich. Das hier war auf jeden Fall eine Nummer zu groß für mich. Ich würde es nicht schaffen. Mein Schicksal war mein Tod. Mit sechszehn schon, ermordet von einem Kranken der im Winter harmlose und vor allem unschuldige Menschen tötet, nur zum Spaß und ich werde sein Opfer sein.
Hinter mir heulte eine Eule auf und mein Herz hörte auf zu schlagen. Dieses verdammte Vieh, dachte ich mir und fasste mir an meine Brust, um sicherzugehen, dass mein Herz wieder normal schlug. Dann lauschte ich noch eine Weile und ging weiter. Tiefer und tiefer in den Wald. So lange bis ich meine Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte und nicht mehr zurückfand. Ich war gefangen. Hier irgendwo lauerte ein Killer auf mich und ich werde ihn erwarten. Hier.
Der Schneemann (Alexis.forever - Psychothriller)
Teil 2
Das große Finale <3

„Hallo Deryck“, sagte eine dunkle und tiefe Stimme, alles andre als beruhigend.
So sehr habe ich mich noch nie erschrocken. Ich drehte mich um, zu der Richtung, aus der die Stimme kam. Mein Herz setzte aus. Ich war lahm gelegt und ich wusste nicht was ich tun sollte. Wie betäubt stand ich da. Voller Panik und Schweiß rann mir ins Auge.
„Hallo...Schneemann“, sagte ich cool und verbarg meine Angst, was mir anscheinend nicht so gelang.
„Du hast Angst“
„Woher willst du das denn wissen?“
„Ganz alleine...in einem tiefen, dunklen Wald...In der Gesellschaft eines Psycho-Killers, wer hätte da keine Angst, Deryck?“
Ein Schauder lief mir über den Rücken. Was wollte dieses Schwein mit seinem Hypno-Scheiß da nur anfangen? Hastig drehte ich mich um, denn ich wusste nicht wo genau er stand.
„Du wirst mich nicht finden, Deryck. Niemand kann das. Du auch nicht“.
„Bist du etwa ein Geist?“, fragte ich spöttisch und ohrfeigte mich in Gedanken. Du musst ihn nicht noch mehr provozieren, dachte ich, der bringt dich schneller um als du „Schneemann“ sagen kannst.
„Oh nein. Ich bin viel schlimmer. Aber total lebendig“
„Ja und warum bist du denn dann nicht tot? Irgendjemand muss es doch mal probiert haben.“
„Sicherlich kennst du den Spruch ‚Übung macht den Meister’?“
„Ja klar, kenn ich diesen Spruch“, gab ich zurück.
„Dann kannst du dir jetzt auch erklären, warum ich so gut bin. Ich mache das hier schon mindestens seit neun Jahren. Da wird man schon ganz gut.“
„Darf ich dir ein paar Fragen stellen?“, unterbrach ich ihn einfach.
„Warum dass denn?“
„Nur für den Fall, dass ich überlebe. Ich denke ich werde ein Buch schreiben ‚Ich und der Schneemann’. Na ja an dem Titel kann man noch arbeiten.“
„Na dann nur zu“, sagte er.
Ich überlegte. Ich wollte Zeit schinden. Eigentlich war es mir egal, wer er war, warum er es tat oder überhaupt was er damit erreichen wollte. Ich wollte nur hier weg.
„Woher weißt du meinen Namen?“, fragte ich.
„Ich beobachtete dich. Ziemlich lange schon. Ich suche mir meine Opfer schon vor dem Winter aus.“
Es gruselte mich beim Gedanken, dass er mich schon seit dem Sommer beobachtete.
„Woher wusstest du, dass ich genau an diese Stelle hier kommen würde?“.
„Das war reiner Zufall, ich wollte noch warten, aber dann bist du auch so aufgekreuzt“.
"Warum gerade 'Der Schneemann'?", fragte ich.
Es dauerte eine Weile bis er mir antwortete. Ich dachte zuerst, er wolle mich angreifen und mir ein Messer in den Bauch rammen und deshalb duckte ich mich vorsichtshalber.
"Weil ich damals nie einen Schneemann bauen durfte. Jeden Tag musste ich im Haus bleiben. Meine Eltern verboten mir einfach alles."
Fast hätte ich Mitleid mit ihm. Doch er war ein Wahnsinniger. Wahrscheinlich wollte er damit nur Aufmerksamkeit oder vom eigentlichen Thema ablenken, mich ablenken um sich an mich heranzuschleichen und mich rücklings zu ermorden. Mit so einem Kerl konnte man kein Mitleid haben, niemals, er hatte meine beste Freundin auf dem Gewissen, neben vielen anderen Menschen.
"Seitdem töte ich im Winter. Jahr für Jahr. Mensch für Mensch", fuhr er fort, "Selbst wenn ich es wollte, könnte ich nicht mehr aufhören. Es ist eine Sucht. Die Angst in den Augen meiner Opfer zu sehen, wie sie mich anflehen und anbetteln, ich solle sie doch verschonen. Das macht mir Spaß."
"Du bist krank", sagte ich und ging einen Schritt nach vorne und umgriff mein Küchenmesser in der Jackentasche.
"Bleib wo du bist. Du willst doch nicht direkt sterben, oder etwa doch?", schrie er in die Stille hinein und es hallte im Wald wider.
"Es kommt doch auf das selbe hinaus. Willst du mich vorher noch zutexten?", fragte ich.
"Mit irgendeinem muss ich über meine Probleme reden"
"Mann, bist du ein Psycho. Was ist wohl schlimmer, wenn du deine Opfer umbringst? Ihr Tod oder dein Rumgejammer?", so langsam wurde ich übermutig, ich sollte es nicht zu weit treiben, sonst endete ich sofort als Opfer des Schneemanns.
Ich hörte wie Schritte näher kamen. Der Schnee knarrte unter seinen Füßen. Die Panik, die für einen kurzen Moment verschwunden war, kroch wieder aus ihrem Versteck, stärker als zuvor und meine Augen weiteten sich. Was würde jetzt passieren?
"Treib es nicht zu weit, Kleiner.", ich konnte seinen Mundgeruch in meiner Nase vernehmen und er stand direkt vor mir, "Du wirst schon noch früh genug sterben", er kam immer näher und ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Seine Nasenspitze traf auf meine und mir stockte der Atem. Ich griff nach meinem Messer, zog es hinaus und stach zu.
Ich schrie so laut ich konnte. Meine Hand schmerzte und er riss mich zu Boden, immer noch schreiend, wälzte ich mich von einer zur anderen Seite.
Ohne Vorwarnung zückte der Schneemann eine Waffe, was es genau war, konnte ich nicht erkennen, es war sehr scharf und das reichte um mir die Hand durchzutrennen. Das Blut floss wie ein Wasserfall und ich spürte wie es meine andere Hand, mit der ich verzweifelt versuchte die Blutströmung zu stoppen, mit Blut befleckte.
"Übung macht den Meister", sagte er nochmals, diesesmal etwas weiter entfernt, "Denkst du etwa du kleiner Teenager kannst mich aufhalten? Es haben schon so viele versucht mich zu töten. Erwachsene. Muskelbepackte Surfertypen und du Looser denkst wirklich du hättest eine Chance gegen mich?", er lachte laut, wieder hallte es im Wald wider.
Ich schluchzte und die Tränen rannen mir an meiner Wange hinab, und ich konnte sie auf dem Schnee aufklatschen hören. Ängstlich winselte ich auf dem kalten Boden und wünschte mir, ich wäre zuhause in meinem Bett geblieben. Doch ich durfte jetzt noch nicht aufgeben. Jetzt nicht. Ich tat es nicht für mich. Ich dachte an Rachel, das machte mir Mut. Ich dachte an ihre Worte: "Wenn du es willst, schaffst du es" und das verlieh mir einen Energieschub der besten Sorte. Ich vergas meine Schmerzen, meine abgehackte Hand und suchte den Boden nach dem Küchenmesser ab, fand meine abgetrennte Hand und befreite das Messer davon, dann sprang ich auf. Ich war bereit und fühlte mich extrem mutig. So mutig, wie noch nie.
Ich lauschte in die Dunkelheit. Niemand sagte etwas, kein Laut konnte ich hören. Anscheinend war die Sprechzeit jetzt um und der Kampf begann. Wenn er nicht schon stattfand.
Plötzlich überfiel mich etwas von hinten und schmiss mich gegen einen Baum. Die Äste bohrten sich tief in meinen Rücken und ich jaulte vor Schmerz auf. Mit zusammengebissenen Zähnen und tränenden Augen riss ich mich vom Baum los, während ich wieder aufschrie.
Ich konnte mir ungefähr vorstellen wo er sich befand, streckte mein Messer aus und rannte in die Richtung, in der ich dachte er wäre dort.
Treffer!, dachte ich, denn ich rammte mein Messer in etwas hartes hinein und jemand schrie laut auf. In mir jubelte es und ich zog das Messer wieder hinaus, bereit dazu erneut zu zustechen, doch er war verschwunden. Verdammt, dachte ich. Es war nur sein Arm, allerdings habe ich es geschafft ihm eine Wunde zu zufügen, was nicht schlecht war. Ich hörte wie etwas schnelles an meinem Ohr vorbei schoss. Vielleicht ein Pfeil oder ein geworfenes Messer. Es traf mich jedoch nicht und für den Fall aller Fälle duckte ich mich und wartete vorerst ab.
Ich blieb ganz ruhig. Dann knackte in meiner Nähe ein Ast und ich schwang das Messer in die Richtung. Ohne ein Ziel zu haben, traf ich etwas, das sich anfühlte wie ein Bein. Der Schneemann jaulte laut auf, doch er wusste jetzt auch wo ich mich befand und donnerte mir etwas hartes auf den Rücken, was mir fast das Rückrat brach. Ich glaube, dass er sich meinen Baseballschläger gekrallt hat. Ich rang nach Luft, während ich auf dem Boden lag. Schnell rollte ich mich zur Seite und entkam nur knapp einem weiteren Anschlag. Dann sprang ich auf.
Das Messer hielt ich vor mich und stach in die Luft. Wieder war Ruhe, mein Herz pochte und ich bekam kaum Luft. Vor allem konnte ich nicht atmen, da es zu laut wäre und ich unterdrückte mein Atemzug.
Dann bohrte sich etwas in mein Bein. Es kam aus dem Nichts, ich erschrak und fiel vor Schmerzen zu Boden. Es war ein Pfeil, das konnte ich jetzt, nachdem ich es mit der Hand berührte, spüren. Für ein paar Sekunden blieb ich auf dem Grund liegen. Dann nahm ich allen Mut zusammen, brach die Spitze des Pfeils ab und riss mir das Holz aus meinem Fleisch. Wobei ich fest die Zähne zusammenbiss und mit aller Kraft zog und versuchte nicht aufzuschreien, was sich leider nicht verhindern lies. Schnell rollte ich mich nach hinten, nachdem ich das Holz entfernt hatte und schon bald streifte mich etwas scharfes an meinem Arm, traf mich nicht sonderlich, aber es blutete und brannte.
Dann richtete ich mich, vor Schmerzen wimmernd, wieder auf und rang nach Luft. Ich brauchte meinen Baseballschläger, dachte ich. Ich ging voran, tastete mit den Füßen nach dem Baseballschläger und schlug mit dem Messer um mich.
Wenn ich ihn erst mit dem Baseballschläger niederschlug, so konnte ich ihn auch gefahrlos vernichten. Doch vorher müsste ich erst das Glück haben und diesen verdammten Schläger finden.
Dann trat ich gegen etwas.
"Das war mein Fuß", sagte der Schneemann vor mir.
Voller Schreck duckte ich mich und über mir schoss etwas vorbei, der Wind streifte meine Haare, dann sprang ich wieder auf, trat mit meinem gesunden Bein, so fest ich konnte, er jaulte leise auf, und ich stach mit meinem Messer drauf ein. Er schrie wie am Spieß. Doch ich lies nicht nach. Ich stach ein, zog es raus und stach es wieder ein. Jetzt hatte ich die Chance ihn wirklich zu verletzten. Würde ich eine Pause machen, dann ...
"Aaah", schrie ich laut auf, als er mit seinen Stiefeln in meinen Bauch trat und meine Magengrube zum Jodeln brachte. Ein letztes Mal stach ich das Messer in seinen Bauch, dann blieb es stecken und ich fiel zu Boden.
Jetzt hatte er meinen Baseballschläger und mein Küchenmesser. Bewaffnet war ich jetzt noch mit zwei nutzlosen Waffen. Eine Gabel und ein Messer.
Ich richtete mich schnell wieder auf und rannte ein Stückchen weg, dann kramte ich nach der Gabel. Ich hielt sie relativ weit oben, etwa auf Gesichtshöhe und wartete an der Ecke, bis er ein Zeichen von sich gab. Sein Tritt, der den Baum traf, an dem ich mich anlehnte, war das Zeichen auf welches ich gewartet habe. Sofort fing ich an mit der Gabel zu stechen und zu kratzen. Ich hatte Erfolg.
Der Schneemann schrie laut auf, etwas schweres klatschte in den Schnee und ich stach mit der Gabel abermals in sein Gesicht und traf auf etwas weiches. Es war sein Auge. Ich habe es getroffen und im wahrsten Sinne des Wortes aufgespießt. Wieder kratzte ich mit der Gabel in seinem Gesicht, bis er mir die Gabel aus der Hand schlug und ein paar Meter zurück wich. Zeit für eine kleine Pause, in der ich durchatmen konnte, dann griff ich nach meinem Baseballschläger und packte ihn in der Hand, die Gabel lies ich zu Boden fallen. Der Schneemann brüllte immer noch.
Ich ging auf ihn zu. Er war verletzt, das sollte ich ausnutzen. Eigentlich war es fies und gemein, aber er war ein gemeiner Killer und ich sah es als meine Aufgabe ihn ein für alle mal zu vernichten und so rannte ich auf ihn zu, dem Gebrüll nach. Ich fühlte ihn in meiner Nähe und holte aus und feuerte den Baseballschläger durch die Lüfte. Es traf auf was hartes. Mich freuend dachte ich, ich hätte seinen Schädel getroffen, doch stattdessen traf ich einen Baum.
Den Moment nutzte der Schneemann aus und trat auf mich ein, es riss mich abermals zu Boden, doch ich sprang relativ schnell wieder auf, obwohl meine Füße schmerzten und ich das Gefühl hatte, jeden Moment zu sterben.
Abermals schlug ich den Schläger durch die Lüfte und traf. Ja, ich traf ihn wirklich. Er kippte zu Boden und dort verharrte er. Das war meine Chance. Ich lies den Schläger von oben nach unten fallen und traf seinen Bauch. Er schrie auf und würgte.
Im nächsten Moment ging alles viel zu schnell. Er griff nach dem Küchenmesser, rammte es mir in meinen Bauch, ich ließ den Schläger fallen, er fiel ihm auf den Kopf und setzte ihn außer Gefecht. Mir wurde schwarz vor Augen und ich fiel.
Ich schlug meine Augen wieder auf und das grelle Licht blendete mich. Wo war ich? Ich dachte ich hätte das alles nur geträumt, so fühlte es sich an. Doch als sich meine Augen allmählich an das Licht gewöhnten, konnte ich ein paar Kabel an mir begutachten und technische Geräte, die in einem bestimmten Abstand laut aufpiepten. Ich lag in einem Bett und an meinem ganzen Körper klebten Pflaster und Kabel.
"Er ist aufgewacht", schrie eine vertraute Stimme.
Ich erschrak mich und blinzelte in die Richtung aus der, die Stimme kam. Ich konnte meinen kleinen Bruder erkennen. Thomas, rannte auf mich zu und umarmte mich. Tränen rannen ihm die Wangen runter und ich sah verwirrt drein.
Die Tür flog auf und mein anderer Bruder, Benjamin und meine Eltern kamen in das Zimmer herein. Sie versammelten sich um meinem Bett.
"Wo bin ich?", fragte ich verwirrt.
"Im Krankenhaus, Schatz", meinte meine Mutter und Tränen des Glücks flossen ihr übers Gesicht.
"Was ist passiert? Der Schneemann...was ist mit ihm?", ich erinnerte mich plötzlich wieder und richtete mich auf, bereit wieder aufzubrechen. Meine Mutter drückte mich sanft in meine Kissen zurück.
"Erklärt mir was los ist...bitte", flehte ich.
"Jetzt sofort? Willst du vorher nicht...", fing mein Dad an.
"Nein!", machte ich ganz deutlich klar.
Meine Mutter seufzte, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben mich, dann begann sie: "Benjamin ist nachts aufgestanden, da er durst hatte und da hatte er den Zettel entdeckt, den du uns geschrieben hast. Er hat uns sofort geweckt und wir haben die Polizei alarmiert. Als wir gemeinsam zu der Stelle kamen, die du uns beschrieben hast, fanden wir zwei regungslose Menschen vor. Dich und den Schneemann, welcher im wahren Leben Jonathan Laymon heißt. Als der Krankenwagen eintraf, konnte er uns über euren Gesundheitsstand informieren. Der Killer war tot. Du hattest einen nur sehr schwachen Puls und große, schwerwiegende Verletzungen, du lagst im Koma, Deryck."
"Im Koma?", unterbrach ich, "Wie lange denn?"
"Fast sieben Wochen", meinte meine Mom und schockte mich mit dieser Nachricht, dann fuhr sie fort: "Wir haben alles erfahren, du hast alles aufgedeckt und die Polizei verdankt dir viel. Sie hat deine Arztkosten bezahlt und will sich noch öffentlich bei dir bedanken. Du hast den Schneemann vernichtet, der schon seit ganzen neun Jahren, Jahr für Jahr, Winter für Winter Menschen umbringt. Und du hast es geschafft, Deryck, du alleine. Ohne deinen Mut und dein kluges Köpfchen, hätte er weiter gemordet. Niemand, nicht mal die Polizei, hat es geschafft, den Killer zu töten oder zu verhaften. Nur du."
Dann bemerkte ich meine Hand, meine zweite um der sich einen Gips wickelte, doch vorne lugten meine Fingerspitzen heraus und ich versuchte sie zu bewegen und es klappte.
„Der Arzt hat sie dir wieder dran genäht“, meine Mom bemerkte meinen verwirrten Gesichtsaudruck, „Du hattest Glück dass deine Hand im reinen Schnee lag, so konnte nichts verletzt werden. Ich bin so stolz auf dich, Deryck. Du hast es ganz alleine geschafft“, sie knuddelte mich.
"Das habe ich alles nur für Rachel getan. Nur für Rachel.", sagte ich, ich sah nach draußen, sah den blauen Himmel und flüsterte: "Das war für dich, Rachel. Nur für dich. Denn ich liebe dich, für immer.", denn unsere Freundschaft geht über den Tod hinaus, dachte ich, du warst und bist mir das Wichtigste, ich werde dich für immer lieben.
Und ein zarter, sanfter Wind fuhr mir durchs Haar, das war Rachels Antwort, eine Träne floss mir hinunter und tropfte auf meine Hand.
"Nur für dich", wiederholte ich.
Titel: Ungeweinte Tränen
Autor : Starli
Genre : Dark
Pairing : -
Raiting : PG-13
Disclaimer : Ähnlichkeit zu Lebenden und Toten Personen sind nicht beabsichtigt.

Ungeweinte Tränen

Als ich am Küchentisch sitze weiß ich das es bereits zu spät ist es noch zu retten, obwohl es noch nicht einmal angefangen hat. Meine Mutter sitzt mir gegenüber, während mein Vater noch fehlt. Über mir krachen die Türen und ich kann die Stimme meines Bruders hören. „Verdammt, ich komm ja gleich!“ Wie oft haben wir das schon gehört? Ich habe das Gefühl nur noch zu warten. Mir bleibt nicht viel Zeit darüber nach zu denken, denn mit Schwung geht die Küchentür auf und mein Vater betritt die Küche. „Er kommt gleich“, ist alles was er sagt bevor er sich mir gegenüber setzt und wir anfangen zu essen. Lustlos kaue ich auf meinem Brot rum, während mein Vater versucht das Gespräch am Laufen zu halten. „Wie war denn die Schule?“, fragt er mich nun und ich sehe von meinem noch nicht mal halb gegessenen Brot auf.
„Schule war gut. Wir haben Deutsch wieder bekommen“, sage ich und versuche dabei zu lächeln. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern wann ich das letzte Mal etwas anderes als Noten erzählt habe, denn mein Leben als Schüler ist alles andere als angenehm. Ich halte mich wie eine Ertrinkende an meiner letzten Freundin fest, denn ansonsten würde ich einfach untergehen, überspült werden von den anderen. Aber das ist nicht wichtig. Was ist wichtig ist, ist mein Bruder und das er sein Leben nicht auf die Reihe bekommt. Was wichtig ist, ist das meine Eltern sich gleich wieder streiten werden warum er es nicht auf die Reihe bekommt. Es ist nicht so das sie sich keine Zeit nehmen würden für mich. Es ist so das ich nicht will das sie sich Zeit nehmen für mich. Mein Bruder reißt diese Familie auseinander, also versuche ich das Gegenteil zu machen. Ich halte fest und versuche so nahe an der Perfektion zu leben wie nur möglich. Meine Schulnoten sind nie ein Grund zur Sorge und wenn sie mich gleich fragen wie es mir denn geht, wird die Antwort heißen gut. Ich werde ihnen mit strahlenden Augen erzählen, dass ich eine 1 bekommen habe für meinen Aufsatz und versuchen nicht daran zu denken, wie lange her es ist das mein Bruder glücklich von der Schule erzählt hat. Denn wenn ich es tue werde ich anfangen zu weinen und alles wofür ich schon so lange lache würde seinen Sinn verlieren.

Unauffällig werfe ich einen Blick auf die Uhr. Vor 5 Minuten kam das letzte gleich. In diesem Moment öffnet sich die Tür und mein Bruder betritt den Raum. Ich versuche zu lächeln und er setzt sich auf seinen Stuhl, man kann ihm ansehen das er wieder nach oben will.
„Ihr müsst dieses Wochenende Mathe üben“, sagt mein Mutter und er nickt. Ich weiß, jetzt meint er es, aber ich weiß auch bereits jetzt das am Wochenende das Mathebuch weg sein wird oder er muss noch schnell was zu Ende machen oder vielleicht hat auch nur irgendjemand gesagt das er doch Mathe machen wollte und ihm damit einen Grund gegeben es nicht zu machen.

„Halt doch einfach die Klappe!“
Bevor ich reagieren kann springt Tobias auf und rennt aus der Küche. Hilflos starre ich auf die noch immer schwingenden Teile unser Schwingtür. Meine Mutter hat den Kampf gegen die Tränen bereits verloren und ich weiß das ich es gleich auch werde. Wie jeden Tag streiten sie sich jetzt darüber wessen Schuld es ist das Tobias nun oben in seinem Zimmer sitzt. Ohne ein weiteres Wort zu sagen stehe ich auf und gehe auch, sie würden mich jetzt sowieso nicht bemerken.
Auf der Treppe merke ich schon wie mir langsam die Tränen in die Augen steigen, aber noch behalte ich die Oberhand. Ich hab mir das weinen abgewöhnt. Es passt nicht in das Bild das ich so verzweifelt versuche von mir zu zeichnen. Es geht hier nicht um mich, es geht hier um meine Familie, meinen Bruder. Als ich im Flur stehe kann ich durch die kaputte Fensterscheibe in sein Zimmer sehen. Er sitzt am Computer, die Kopfhörer aufgesetzt damit er auch ja nichts vom Familienleben mitbekommt. Ich wünschte ich könnte mir den Luxus leisten und einfach mal vergessen. Nicht daran denken das wir alle Rücksicht nehmen müssen auf Tobias. Nicht daran denken das meine Eltern wissen würden wie es mir geht wenn ich einfach aufgeben würde und beginnen würde zu weinen. Aber ich kann es nicht. Nicht wenn ich weiß wie viele Sorgen Tobias meinen Eltern macht und das sie es nicht ertragen könnten wenn ich genauso werde. Wenn ich wie er mit den Türen knalle und nicht tue was man mir sagt. Wenn ich wie er darauf bestehen würde das alles nach meiner Nase geht.

Bevor ich die Fassung verliere verschwinde ich in meinem Zimmer und hol das Lateinbuch heraus. Ich habe bereits gelernt, aber wir schreiben morgen eine Arbeit, es kann nicht schaden noch einmal zu lernen.
Vor meinen Augen verschwimmen die Wörter. „Is, Ea, Id“, flüsterte ich die erste Zeile der Deklinationsaufgabe vor mir. Lautlos fallen die Tränen auf das Buch vor mir, aber ich mache einfach weiter. Aufgeben bringt mir nichts, es macht es nur noch schlimmer. Bevor ich die gesamte Deklination aufgesagt habe, höre ich meinen Vater nach mir rufen. „Ich komme“, antworte ich und wische mir hastig die Tränen aus dem Gesicht.

„Könntest du versuchen meinen Chef zu erreichen, ich hab es bisher nicht geschafft. Es gibt eine Unstimmigkeit bei den Terminen und ich muss los zur Schul-Eltern-Beirats Sitzung.“
Mein Vater sieht mich entschuldigend an, als ich das Telefon entgegen nehme. „Klar“, antworte ich und lächele sanft. Bevor er geht gebe ich ihm noch einen Kuss und renne dann wieder nach oben. Mittwoch... Stimmt ja, heute hat Mom Badminton.
Ich suche im elektronischen Telefonbuch die Nummer raus und warte darauf das jemand abnimmt. „Handles“

„Hallo! Entschuldigen sie die späte Störung. Ich bin Sophie Greißer, die Tochter von Marcus Greißer, sagt ihnen das etwas?“, frage ich und überlege ein weites Mal wie ich es schaffe so sicher zu klingen, obwohl ich am liebsten im Erdboden versinken würde.
[FONT=&quot]„Ja sicher“, antwortet er und ich lächele erleichtert. Wenigstens muss ich jetzt keine Erklärung abgeben wer mein Vater ist und wo er arbeitet. „Mein Vater sagt das er ihnen wegen einer terminlichen Unklarheit eine E-Mail geschickt hat. Außerdem soll ich ihnen sagen das sie ihn heute leider nicht mehr erreichen können“, sage ich und lasse mich auf mein Bett fallen. „Danke für die Information. Einen schönen Abend noch Frau Greißer“, beendet er das Gespräch. Frau Greißer... ich bin gerade knappe 13 und der Chef meines Vaters redet mich mit Frau Greißer an. Aber das ist es wohl. Meinem 4 Jahre älteren Bruder wurde das los auferlegt sich wie ein Kleinkind zu benehmen und mir wurde das Los auferlegt zu früh erwachsen zu sein. Aber so bin ich. Ich verstecke mich hinter einer Mauer von ungeweinten Tränen und bin für jeden das was er haben will. Es geht hier nicht um mich. Es geht um das was ich am meisten liebe. Meine Familie. [/FONT]


Starli
Titel: The House (A Halloween One Shot)
Rating: PG-13
Genre: Mhhm... Fear würd ich sagen
Fb: Diesmal nich
Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir, nur die Idee

A/N:
Ich weiß, ich bin zu spät dran (*lach*), aber ich war gestern viel zu müde, um den OS überall zu posten, also hab ichs nur im Sandra/Chris Forum gemacht. Naja, es ist ein Halloween-OS, Fandom dürfte euch bekannt sein & jetzt sag ich: Viel Spaaaaaß! *gruselstimme*

[SIZE=2]The House
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„Oh, Sebastian, das ist jetzt aber nicht dien Ernst!“, seufzend lehnte sich Katja auf dem Autositz zurück. „Sag bitte nicht, dass du dich schon wieder verfahren hast!“
Basti räusperte sich verlegen. „Verfahren ist das falsche Wort… Ich bin vielleicht ein Mal falsch abgebogen…“
Katja stöhnte auf. 2Wir haben in zehn Minuten einen Termin mit einer neuen Mandantin, was soll die denn bitte denken, wenn wir gleich zum ersten Treffen zu spät kommen? Die entzieht uns doch sofort den Auftrag!“
„Jetzt mach doch nicht gleich so ein Drama daraus! Wir kommen schon noch rechtzeitig!“, entgegnete Basti genervt.
„Du brauchst gar nicht so mit den Augen zu rollen, immerhin ist es ja deine Schuld, dass wir hier ziellos in der Pampa rumkurven… Was ist denn jetzt schon wieder?“, Katja runzelte die Stirn. Basti schien etwas entdeckt zu haben, denn er hatte angehalten und sah fasziniert aus dem Fenster, es war, als wäre er in eine Art Trance gefallen. „Alles in Ordnung? Hallo, Erde an Basti?“, Katja klatschte ein Mal laut in die Hände. Basti fuhr erschrocken herum. „Mein Gott, musst du mich so erschrecken?!“
„Was ist denn los mit dir? Bleibst einfach mitten auf der Straße stehen und starrst aus dem Fenster, als hättest du einen Geist gesehen! Wir haben noch eine Verabredung, falls es dir entfallen ist!“
Basti nickte abwesend. „Siehst du dieses Haus?“, fragte er und deutete auf ein Gebäude am Ende der Straße. Katja nickte. „Klar. Was ist damit?“
Bastis Augen begannen gefährlich zu blitzen. „Lass uns reingehen!“
Katja vergrub ihren Kopf in den Händen. „Oh Gott, bitte sag mir, dass ich mich verhört habe! Wir können da nicht rein, das ist Hausfriedensbruch! Und außerdem: Was wollen wir der Mandantin erzählen, wenn wir eine Stunde zu spät bei ihr auftauchen? ‚Oh, es tut uns leid, aber wir mussten vorher noch in einem leer stehenden Haus rumschnüffeln’?“
„Komm schon, Katja! Was ist den schon dabei? Wir schauen nur kurz rein und sind sofort wieder im Auto. Und der Mandantin erzählen wir einfach, dass wir im Stau standen!“
Katja seufzte resigniert. „Na gut… Ich weiß zwar wirklich nicht, was das bringen soll, aber wenn du unbedingt willst… Aufhalten werde ich dich so oder so nicht können.“
Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf Bastis Gesicht aus. „Gut erkannt!“, die beiden stiegen aus und machten sich auf den Weg zum Haus. Die aus schwarzem und rotem Holz gebaute Villa strahlte etwas Unheimliches, fast schon Bedrohliches aus, hatte jedoch auch etwas an sich, was Katja völlig faszinierte. Der kleine Garten schien schon lange nicht mehr gepflegt worden zu sein, er war völlig verwildert und verstärkte ihren Eindruck, eigentlich gar nicht hier sein zu dürfen, ungemein.
„Katja?“, Bastis Stimme riss Katja aus ihren Gedanken. „Weißt du, was heute für ein Tag ist?“
„Der 31. Oktober, wieso fragst du?“, entgegnete sie stirnrunzelnd. Basti musste lachen. „Heute ist Halloween!“
Kopfschüttelnd öffnete Katja die Tür, die zu ihrer Überraschung nicht abgeschlossen war. „Soll ich dir vielleicht ein Kostüm schenken, in dem du dann um die Häuser ziehen kannst und um Süßigkeiten bettelst?“
Basti seufzte. „Sehr witzig, Katja, ich lach' mich tot… Was hast du denn gegen so ein kleines Fest?“
„Gar nichts. Ich finde es nur nicht okay, dass aus allem gleich Geld gemacht werden muss. Samhain… Halloween ist nicht dazu da, um sich zu verkleiden und Gruselstimmung zu verbreiten, es ist ein uraltes, keltisches Fest, das gefeiert wurde, um die Seelen der Toten zu ehren… ‚All Hallows Eve’, der Abend aller Heiligen.“
„Woher weißt du das?“, fragte Basti leise. Katja zuckte mit den Schultern. „Ich hab mich früher sehr für diese Dinge interessiert.“, entgegnete sie. „Willst du noch weiter hier rum stehen oder können wir jetzt endlich rein gehen? Mir wird nämlich langsam kalt…“
„Nach dir.“, lachend hielt Basti ihr die Türe auf. Katja verdrehte die Augen. „Zu freundlich, Herr Thiele.“, langsam betrat sie den Raum. Das Parkett knarrte unheimlich unter ihren Füßen, es war stockdunkel, nur ein ausgehöhlter Kürbis tauchte den Raum in fahles, oranges Licht. „Weißt du, was seltsam ist?“, murmelte Katja. „Es gibt hier nicht ein einziges Möbelstück… Basti?“
„BUH!“, kam es plötzlich von hinten. Erschrocken schrie Katja auf. „Sag mal, spinnst du?! Ich hab fast einen Herzinfarkt gekriegt! Mensch… Und die Sache mit dem Kürbis ist nicht lustig!“
Basti runzelte die Stirn. „Kürbis?“
Katja seufzte tief. „Hältst du mich eigentlich für blöd? Ich weiß doch, dass du das ganze hier inszeniert hast, nur um mir einen Schrecken einzujagen, aber dein Plan geht nicht auf! Und jetzt lass uns wieder gehen…“
Basti zog eine Augenbraue hoch. „Der Kürbis ist nicht von mir, Katja… Ich bin das erste Mal hier, genau wie du. Aber du hast Recht, wir sollten wirklich gehen… Etwas stimmt hier ganz gewaltig nicht… Oh scheiße!“
„Was ist denn jetzt schon wieder los?“, fragte Katja genervt.
„Diese verdammte Tür klemmt!“, fluchte Basti. Katja seufzte. „Das kann doch nicht sein, lass mich mal sehen…“, erwiderte sie, hatte jedoch genau so wenig Erfolg. „Die Tür klemmt nicht, Basti…“, flüsterte sie. „Sie ist verschlossen…“
Basti musste schlucken. Trotz der Dunkelheit konnte Katja sehen, dass er blass wurde. Er hatte wirklich nichts mit der Sache zu tun. Mit zitternden Händen reichte er ihr sein Dietrich Set. Katja sah auf. „Ach komm, jetzt krieg doch nicht gleich Panik, wahrscheinlich hat wer gemerkt, dass wir hier rum schleichen und uns dann aus Spaß eingeschlossen.“
„Und warum haben wir dann nichts gehört?“, entgegnete er sofort. Auf diese Frage schien auch Katja keine Antwort zu wissen. „Verdammt noch mal, warum will das denn nicht aufgehen?“, murmelte sie. Zehn Minuten später ließ sie sich seufzend auf den Boden fallen. „Okay, es reicht, ich gebe auf, das Schloss ist nicht zu knacken…“
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Basti leise. Katja zuckte mit den Schultern. „Das winzige Fenster einschlagen und versuchen, irgendwie raus zu kommen? Ingo anrufen? Keine Ahnung, denk dir was aus!“
Empört stemmte Basti die Hände in die Hüften. „Wieso denn immer ich?“
„Weil du derjenige warst, der sich unbedingt dieses Haus von innen ansehen wollte!“, lautete Katjas prompte Antwort. „Also? Ich höre.“
Basti seufzte. „Viel können wir nicht tun… Das Fenster ist viel zu klein, um durchzuklettern und eine andere Möglichkeit, das Haus zu verlassen haben wir nicht… Es sei denn… Hast du dein Handy da?“
Katja nickte. „Ich probier mal, Ingo anzurufen, vielleicht haben wir ja Glück und ich hab Empfang…“, murmelte sie und kramte ihr Handy aus einer ihrer Hosentaschen. Sie wählte eine Nummer, legte jedoch gleich danach wieder auf. „Keine Chance…. Ich befürchte, wir müssen uns auf eine sehr lange Nacht einstellen, heute kommt bestimmt keiner mehr, es wird ja schon dunkel…“
„Na toll…“, seufzend setzte Basti sich zu ihr auf den Boden. „Obwohl… Zu zweit vor einem leuchtenden Kürbis zu sitzen… Irgendwie hat das was Romantisches…“
Katja musste lachen. „Na wenn du meinst… Ich kann mir zwar romantischere Dinge vorstellen, aber du kannst hier ja irgendwann mit einer deiner Freundinnen ein romantisches Picknick veranstalten.“
Basti zog eine Augenbraue hoch. „Keine schlechte Idee…“, meinte er grinsend. Es folgte Stille. „Weißt du, warum man zu Halloween Kürbisse ausschnitzt und als Laternen verwendet?“, fragte Katja schließlich. Basti schüttelte den Kopf. „Wieso?“
Katja lächelte. „Der Legende nach lebte vor vielen hundert Jahren in Irland ein Hufschmied namens Jack O’Lantern, Jack mit der Laterne. Er war ein geiziger Mensch, sprach kaum mit den anderen und verbrachte den Großteil seines Lebens in seiner Stammkneipe. Eines Tages, an einem 31. Oktober suchte ihn der Teufel heim, um seine Seele zu holen, gewährte ihm jedoch noch einen letzten Wunsch…. Er wollte ein letztes Bier trinken. Der Teufel hatte natürlich nichts dagegen, so verwandelte er sich in eine Geldmünze, mit der Jack bezahlen konnte. Dieser zog jedoch blitzschnell seinen Geldbeutel hervor, in dem er auch ein silbernes Kreuz aufbewahrte, und schloss den Teufel darin ein. Unter der Bedingung, seine Seele erst nach zehn Jahren zu holen, ließ er ihn frei. Die zehn Jahre vergingen und der Teufel suchte ihn erneut in der Nacht vor Allerheiligen heim. Auch dieses Mal gewährte er Jack einen letzten Wunsch. Er wollte einen letzten Apfel essen, den der Teufel ihm pflücken sollte. Doch gerade, als er auf den Baum geklettert war, ritzte Jack ein Kreuz in den Baum ein. Der Teufel war erneut gefangen. Jack ließ ihn laufen, doch er sollte seine Seele für immer in Ruhe lassen. Als Jack viele Jahre danach als alter Mann starb, ersuchte er an den Himmelstoren für Einlass, wurde jedoch abgewiesen, da er zu Lebzeiten kein guter Mensch gewesen war. Aber auch der Teufel nahm ihn nicht in die Hölle auf, er hatte ihm ja schwören müssen, seine Seele niemals anzurühren. Doch er hatte Mitleid mit Jack und schenkte ihm ein Stück glühende Kohle aus dem Höllenfeuer. Jack steckte die Kohle in eine ausgehöhlte Rübe, die ihm als Laterne dienen sollte. Es heißt, seit dem wandelt seine verdammte Seele in der Nacht auf Allerheiligen durch die Dunkelheit und wird niemals erlöst werden können.“
Basti hatte ihr die ganze Zeit über gebannt zugehört. „Jetzt ist mir der Kürbis noch unheimlicher als vorher…“, lachte er. „Du kannst wahnsinnig gut erzählen, weißt du das?“ Katja lächelte, sagte jedoch nichts. Plötzlich runzelte die Stirn. „Warte, sei mal kurz still… Hörst du das auch?“, fragte sie leise. Basti legte den Kopf schief. „Hör ich was?“
„Da sprechen doch eindeutig Leute…“, flüsterte sie. Basti nickte. „Du hast Recht, jetzt hör ich’s auch. Glaubst du, dass uns jemand hier rausholt?“, ein Anflug von Hoffnung glitzerte in seinen Augen. Katja schüttelte den Kopf. „Die Stimmen kommen nicht von draußen… Sie kommen von hier.“
„Das ist doch nicht möglich…“, flüsterte Basti. „Also langsam wird mir die Sache echt unheimlich… Erst der Kürbis, dann die verschlossene Tür und jetzt das…“
Auch Katja war blass geworden. „Stimmt… Etwas geht hier wirklich nicht mit rechten Dingen zu… Also wenn du mich fragst, ich bin wirklich froh, wenn wir hier raus kommen…“
Basti nickte abwesend. „Hier muss irgendwo ein Tonband sein…“, murmelte er und erhob sich. Doch weder er noch Katja konnten etwas finden, nach einer halben Stunde Suche gaben sie schließlich auf. „Das gibt’s doch nicht! Es kann doch nicht sein, dass wir beide Stimmen hören, irgendwas muss da doch sein!“, rief Basti.
„Wenn hier wirklich etwas versteckt ist, dann müssen im Laufe der Nacht die Batterien ihren Geist aufgeben und alles erklärt sich von selbst.“, entgegnete Katja und sank zurück zu Boden. Wenige Sekunden später sprang sie jedoch auf. Sie hatte Schritte gehört. „Da schleicht jemand ums Haus!“, flüsterte sie. Basti musste schlucken. „Warte, ich schau mal, ob ich was entdecken kann…“, so unauffällig wie möglich stellte er sich an das winzige Fenster und spähte nach draußen. Und tatsächlich – ein alter Mann ging mit langsamen, schweren Schritten durch den Garten des Hauses. Basti stockte, als er erblickte, was er in der Hand hielt. Er hatte es erst für eine Laterne gehalten, doch beim genaueren Hinsehen konnte er erkennen, dass es eine leuchtende Rübe war. „Katja, weißt du, was ich glaube?“, fragte Basti leise. „Das… das ist Jack O’Lantern’s Haus.“
Katja zog eine Augenbraue hoch. „Sebastian, das ist nur eine Legende… Außerdem lebte Jack in Irland, wie sollte er dann hier ein Haus gehabt haben?“
Basti seufzte. „Stimmt, daran hab ich nicht gedacht… Aber wer ist dann der Mann da draußen?“
„Ich weiß es doch nicht!“, die Verzweiflung in Katjas Stimme war nicht zu überhören. „Basti, ich will hier raus!“
Basti legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter. „Hey… Es wird alles wieder gut, Katja, da will uns nur wer einen gehörigen Schrecken einjagen…“
Katja nickte kaum merklich. „Und das schafft derjenige auch… Scheiße!“, erschrocken sprang sie auf. „Ich glaub, er kommt rein!“
Ein verdächtiges Knarren war zu vernehmen und wenige Sekunden später hatte sich die Tür auch schon geöffnet. Katja und Basti hatten es gerade noch geschafft, in die hinterste Ecke des Raumes zu laufen, doch beide wussten, dass der Mann, der langsam den Raum betrat, sie früher oder später entdecken würde. Er war in seine Gedanken vertieft, murmelte Dinge in einer fremden Sprache und schien Katja und Basti nicht wahrzunehmen.
„Was redet der denn da?“, Basti schüttelte verwirrt den Kopf. Katja runzelte die Stirn. „Das ist irisch!“, zischte sie. „Oh mein Gott, der flucht ja ganz schön…“
„Woher kannst du denn bitte irisch?“, fragte Basti erstaunt. „Ich hab einige Jahre lang in Irland gelebt…“, lautete Katjas Antwort. Die Stimmen wurden plötzlich lauter, es war als redeten mehr als 20 Menschen wie wild durcheinander, Schreie hallten durch den Raum, doch weit und breit war niemand zu sehen. „Was geht hier vor?“, flüsterte Katja. Panik spiegelte sich in ihrem Gesichtsausdruck wider. Basti schloss sie schützend in seine Arme. „Alles wird gut, Kleine…“, murmelte er. „Glaub mir… Alles wird gut…“
Der Mann schien die beiden immer noch nicht gesehen zu haben. Er war wie in Trance, schien nur auf die Stimmen fixiert zu sein.
„Ich muss hier raus!“, schrie Katja und lief, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, unentdeckt zu bleiben, zur Tür, der Mann schenkte ihr immer noch keine Beachtung. „Oh bitte, geh auf…“, flüsterte sie und drückte die Klinke hinunter. Das Licht der Straßenlaternen erschien ihr in diesem Moment so grell, dass sie unwillkürlich die Augen schloss. Ohne zu denken rannte sie los. Sie wusste nicht wohin, und ob ihr wer folgte, sie lief einfach nur die Straße entlang, wollte einfach nur weg. Weg von diesem Haus. Basti schaffte es kaum, auf gleiche Höhe mit ihr zu gelangen. „Katja, jetzt warte doch!“, rief er ihr nach, doch sie zeigte keine Reaktion. Endlich hatte er sie eingeholt. „Bleib doch endlich stehen…“
Schluchzend sank Katja in sich zusammen. „Ich hatte so große Angst…“, flüsterte sie immer wieder. Basti kniete sich zu ihr auf den Boden. „Ich weiß, Süße… Aber es ist vorbei… Jetzt wird alles wieder gut… Siehst du? Es wird schon wieder hell, du brauchst keine Angst mehr zu haben… Lass uns zum Auto gehen, okay?“
Katja nickte unter Tränen. Doch ihr ganzer Körper zitterte so sehr, dass sie es nicht schaffte, aufzustehen. Vorsichtig hob Basti sie hoch und trug sie zurück zu der Straße, in der er geparkt hatte. Er wollte einfach an dem Haus vorbei gehen und so tun, als wäre nichts geschehen, doch als er trotz allem einen Blick wagte, stockte er. Das Haus war verschwunden. Dort, wo bis vor kurzer Zeit ein Garten völlig verwilderte, konnte man nun nicht mehr als reiner Alphalt sehen. Auch Katja schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. „Wo ist das Haus?“, fragte sie kaum hörbar, mit brüchiger Stimme. Basti zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht…“
„Das... das alles ist doch wirklich passiert, ich hab mir das doch nicht eingebildet… Oder?“
„Nein, natürlich nicht, Süße… Ich weiß doch auch nicht, wie das möglich sein kann… Sollen wir mal bei einem der Nachbarn nachfragen, was es mit dem Haus auf sich hat?“
Katja nickte kaum merklich. Basti stellte sie vorsichtig zurück auf den Boden und legte einen Arm um sie. Langsam gingen die beiden zu einem der Häuser. Kurz, nachdem Basti geläutet hatte, stand eine alte Dame in rosa Morgenmantel im Türrahmen.
„Es tut uns leid, Sie so früh am Morgen zu stören, aber wir haben eine wichtige Frage…“, begann Basti zu sprechen „Wir sind hier gestern schon mal vorbeigefahren und da ist uns diese alte Villa neben Ihrem Haus aufgefallen…“
Die Dame lächelte. „Ja, hier stand tatsächlich mal eine kleine Villa… In der Tat war es ein Gasthaus, doch das ist lange her…“
Katja runzelte die Stirn. „Wie meinen Sie das?“, fragte sie leise.
„Ich habe gerade Kaffee aufgesetzt, kommen Sie erst einmal rein, dann erzähle ich Ihnen alles von Anfang an.“, entgegnete die Dame. Kaum später saßen die drei auf einer alten Couch im Wohnzimmer, vor ihnen drei Tassen, gefüllt mit dampfendem Kaffee.
„Vor vielen Jahrhunderten stand hier ein kleines Gasthaus, das Gasthaus ‚Zur Goldenen Sonne’. Es gibt eine Legende, die besagt, dass eines Nachts, in der Nacht auf Allerheiligen, plötzlich ein Fremder in die Gaststube gestürmt kam. Es ist bis heute unklar, was er dort gesucht hatte, denn er sprach eine völlig fremde Sprache, nur sein Name wurde überliefert. Jack O’Lantern.“
Katja musste schlucken. Ängstlich suchte sie nach Bastis Hand und drückte sie vorsichtig. Die alte Dame fuhr fort. „Jack muss so wütend darüber geworden sein, dass ihn niemand verstehen konnte, dass er ein Messer zog und mehr als 20 Menschen tötete. Er kehrte sofort in sein Heimatland zurück und starb genau ein Jahr darauf, in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November. Das Gasthaus wurde sofort nach seinem Tod abgerissen, denn die Menschen hatten zu große Angst, ein Vorfall dieser Art könnte sich ein zweites Mal ereignen. Seit dem wurde hier nie wieder gebaut, denn es heißt, dass sich alle 300 Jahre, in der Nacht auf Allerheiligen, das Blutbad wiederholt, die Geister der Opfer an den Ort, der ihnen den Tod brachte zurückkehren. Es wundert mich nicht, dass Sie das Haus sehen konnten… Das Drama um das Gasthaus ‚Zur Goldenen Sonne’ jährte sich in dieser Nacht zum 900. Mal.“

Mikeline

Avi, dieser One Shot ist klasse Wink. Richtig schön gruselig .... !

Kannst mehr solche Sachen schreiben, den du kannst das richtig gutSmile
Titel: Teestunde
Autor: plaudertasche
Rating: ab 0 Jahren
Genre: Psycho (wenns sowas gibt) - ein wenig aber nur^^
Disclaimer: alles meins - aber ich verdiene kein Geld -.-

Teestunde

Wo bin ich? Wie bin ich hier her gekommen? Wieso gucken die mich alle an? Es ist so kalt. Ich sah an mir herunter, bis ich bemerkte, dass ich nichts anhatte. Ich begann zu rennen. Alle lachten. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich rannte, sie lachten. Die erste Träne löste sich.
Schweißgebadet wachte ich auf. Ich brauchte einige Minuten, um zu verstehen, dass das nur ein Traum gewesen war. Und dann fing ich an zu weinen. Es ist so schrecklich. Es lässt mich nicht mehr los. Und ich weinte. Leise stand ich auf und schlich mich in die Küche hinunter. Alle anderen müssten schlafen. Ich kochte mir Tee und holte eine Packung Kekse heraus.
Dann hörte ich eine Zimmertür aufgehen und Schritte. Meine Schwester. Sie sah nur mein verheultes Gesicht.
„Wieder Alptraum gehabt?“ fragte sie mich nur und ich nickte. Stumm nahm auch sie sich eine Tasse Tee und einen Keks und setzte sich neben mich. Wir sprachen kein weiteres Wort. Ich genoss die Stille. Es war so angenehm nicht reden zu müssen. Sie versteht mich. Als wir ausgetrunken hatten, gingen wir wieder hoch. Wie selbstverständlich legte ich mich zu ihr ins Bett. Sie sagte nichts.
„Gute Nacht“, murmelte ich. Als Antwort bekam ich nur ein Grummeln. Ich schloss die Augen und schon bald war ich eingeschlafen…

Hmhm... ich weiß nicht was ihr davon haltet. Ist mir einfach so spontan eingefallen.
Mfg
Titel: Endlose Nacht
Rating: PG-13
Genre: Tragedy
Fb: Diesmal nich, is aber sehr erwünscht
Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir, nur die Idee

[SIZE=2]Endlose Nacht

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Da stand sie nun. Seit Stunden schon war sie im Bad, starrte in den Spiegel. Ihr Ebenbild war ihr so fremd geworden… Sie war nicht mehr sie selbst, innerhalb von wenigen Monaten war sie völlig abgemagert. Jegliche Farbe war längst aus ihrem Gesicht gewichen. Katja seufzte. Wie konnte sie sich nur so stark verändern, dass sie sich selbst nicht mehr erkannte? Vor drei Jahren war sie unheilbar an Leukämie erkrankt. Bereits nach kurzer Zeit hatte sie ihren Beruf aufgeben müssen, doch ihre Kollegen und gleichzeitig besten Freunde hatten stets zu ihr gehalten. Sie war nicht auf sich gestellt, allein dieser Gedanke half ihr, selbst die schlimmsten Phasen zu überstehen. Erneut überkam Katja ein Brechreiz, wie schon zwei Mal zuvor an diesem Tag. Sie presste eine Hand fest auf den Mund, lief zur Toilette und übergab sich. Zitternd versuchte sie, sich zu erheben, jedoch gaben ihre Knie nach und sie sank zu Boden, geschüttelt von einem heftigen Hustenanfall. Die Krankheit teilte Katjas Dasein in zwei verschiedene Phasen ein. Die guten und die schlechten. An guten Tagen konnte sie ein fast völlig normales Leben führen, doch an schlechten war es unmöglich für sie, sich selbst zu versorgen. Sie konnte nicht vorhersehen, wie lange die Phasen andauerten. Es kam vor, dass nach einem schlechten Tag alles wieder vorbei war, doch meist war sie wochenlang so schwach, dass sie unfähig war, aufzustehen. Am schlimmsten war die Zeit nach den Chemotherapien. Oft verlor sie für Stunden das Bewusstsein, konnte tagelang kaum etwas zu sich nehmen, denn bereits kurz darauf würde sie alles wieder erbrechen. An diesem Tag jedoch war etwas anders. Katja wurde schwächer. Und tief in ihrem Inneren spürte sie, dass sie sich dieses Mal nicht mehr erholen würde. Sie fürchtete den Tod nicht, sah ihn minder als das Schrecken und Trauer bringende Ende denn als Erlöser, den Beginn der Ewigkeit. Und doch betete sie jeden Abend, flehte Gott an, ihr noch etwas Leben zu schenken. Es gab so viel Schönes auf der Welt, so viele Dinge, die sie erst durch ihre Krankheit schätzen gelernt hatte. So früh gehen zu müssen, all die Menschen, die sie über alles liebte, im Stich zu lassen, brach ihr das Herz. Sie brauchte Zeit. Zeit, um sich zu verabschieden.
Viel zu schnell brach die Nacht heran. Den ganzen Tag über hatte Katja nachgedacht. Über ihr Leben auf der Erde, ihre Freunde, ihre Familie. Und über den Tod. Sie konnte nicht länger so weiterleben, wurde von Tag zu Tag schwächer. Selbst an den guten Tagen spürte sie, wie sehr die Krankheit ihr zu schaffen machte. Lange sah sie aus dem Fenster. Es war eine sternenklare Nacht, der Vollmond schien hell in ihr Zimmer. Eine kleine Sternschnuppe fiel vom Himmel herab. Lächelnd schloss Katja die Augen und sprach still einen Wunsch aus. Wenn sie ganz fest daran glaubte, würde er in Erfüllung gehen. Sie bemerkte nicht die Gestalt, die sich lautlos neben sie gestellt hatte. „Komm, Katja…“, wisperte eine vertraute Stimme in ihr Ohr. „Es ist Zeit…“
Langsam wandte Katja den Blick von den Sternen ab, sah dem Mann neben sich tief in die Augen. Ihrem Vater. Eine vereinzelte Träne lief ihre Wange hinab, als sie erkannte, wer wirklich neben ihr stand. So siehst du also aus…“, flüsterte sie. „Nimmst die Gestalt derer an, die wir lieben…“
Der Tod nickte. „Die Menschen sollen keine Angst haben, zu gehen…“, erwiderte er ruhig, mit sanfter Stimme. Katja sah zu Boden. „Sie haben keine Angst, zu gehen… Sie fürchten sich vor der Vergänglichkeit.“
„Ich weiß…“, antwortete der Tod. „Hast du denn Angst?“
Katja schüttelte den Kopf. „Nein…“, flüsterte sie. „Denn ich weiß, dass es Menschen vorherbestimmt ist, zu sterben… Du erlöst sie.“
Der Tod nickte lächelnd. „Ich bringe nicht das Ende, Katja. Das Leben hier auf der Erde ist nur eine Prüfung, die jeder Mensch bestehen muss, bevor für ihn die Tore des Paradieses geöffnet werden.“
„Wieso haben dann so viele Menschen Angst zu sterben?“
„Sie wissen nicht, was sie erwartet. Haben Angst vor Dingen, die sie sich nicht erklären können.“
Katja sah zu Boden. „Aber wieso bestrafst du unschuldige Menschen, die nichts weiter wollen, als glücklich zu sein? Wieso stiehlst du ihnen ihre Kinder, ihre Familie, ihre Freunde? Du musst doch sehen, dass sie daran zerbrechen…“
Der Tod seufzte. „Das Schicksal jedes Menschen auf der Erde ist vorherbestimmt, Katja. Es liegt nicht in meiner Hand, zu bestimmen, wann sie diese Welt verlassen.“
„Tut es dir weh?“, fragte Katja kaum hörbar. „Eltern ihre Kinder zu nehmen?“
Es folgte langes Schweigen. „Nein…“, entgegnete der Tod schließlich, mit einem nachdenklichen Unterton in der Stimme. „Ich kann nicht… fühlen, so wie ihr Menschen es könnt… Aber ich verstehe die Trauer, die Verzweiflung derer, denen das Liebste genommen wurde, das sie besaßen. Und doch muss ich weitermachen, denn auch wenn die Wege des Schicksals oft grausam, ungerecht erscheinen, es manchmal vielleicht auch sein mögen… Es gibt immer einen Grund für die Dinge, die geschehen. Und so sehr es sich die Menschen auch wünschen… Man kann es nicht ändern.“
Katja musste schlucken. „Warum werden Menschen krank? Ist es eine Strafe? Wenn ja… Wieso müssen so viele Babys leiden? Müssen die unschuldigsten Wesen dieser Welt damit für die Fehler der Eltern bezahlen?“ Oder ist es nur eine weitere Prüfung?“
„Ich weiß es nicht.“, antwortete der Tod. „Meine Aufgabe ist es, die Menschen zu begleiten, ihnen zu helfen, sich in ihrer neuen Welt zurechtzufinden… Ich weiß nicht, wieso Dinge geschehen… Nur einer weiß es.“, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er nach oben blickte. „Komm jetzt, Katja…“, sagte er nach einiger Zeit. „Wir sollten wirklich gehen…“
Katja wandte den Blick ab. Sie schien mit den Tränen kämpfen zu müssen. „Ich will noch nicht gehen…“, flüsterte sie. „Ich… ich liebe mein Leben doch so sehr…“
Der Tod nickte. „Ich weiß… Es ist schwer, loszulassen… Es wird vielen Menschen sehr wehtun, dass du gehst. Doch sie wissen auch, dass es dir in der neuen Welt besser gehen wird… Du wirst wieder völlig gesund sein.“
Katja nickte kaum merklich. Sie sah den Tod lange an, bis sie ihm schließlich zaghaft die Hand reichte. Ein leichter Windhauch umspielte Katjas Gesicht, als sie ihre Augen schloss. Ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen. „Danke…“, flüsterte sie kaum hörbar, bevor sie lächelnd im Nichts verschwand.
ich bin mal so frech und sag: erste (von (hoffentlich) vielen).

ich liebe den os und bekomm schon wieder feuchte augen.
er ist wahnsinnig gut und traurig geschrieben und die idee ist sowieso mal der hammer. genau wie dein stil. ich zieh mein hut ganz tief und verneige mich vor dir. kannst echt stolz darauf sein!

gebt ihr fb, sie hat's verdient

Mikeline

Avi, du machst mir angst Sad. Du kommst auf so tolle Ideen (auch wenn es traurig ist) du...du kannst das einfach total klasse beschreiben <3. Wenn ich fragen darf, wie bist du auf das gekommen? Das ist nämlich so unglaublich schön :herz:

Mach einfach so weiter :knuddel:
Wow... ich bin sprachlos (und das soll was heißen)
Der OS ist klasse, avi, super toll und traurig geschrieben. Maaaan, ich will das auch können XD

Besonders berührt hat mich der Schluss mit dem Tod, einfahc genial gemacht, bin stolz auf dich. Toller toller OS!! :knuddel:
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