23.10.2007, 20:22
Titel: Der Schneemann
Autor: Alexis.forever
Genre: Horror-Thriller
Raiting: R-16 vermutlich
Credits: Deryck Whibley: Frontmann Sum41
Disclaimer: Alles mir xD
Der Schneemann (Genre: Horror-Psychothriller)
Teil 1
Mein Name ist Deryck Whibley, ich bin 16 Jahre alt und wohne in einer kleinen Stadt in Kanada. Ich führte eigentlich ein ganz normales Leben, bis zu dem Tag, der alles veränderte. Jetzt fühle ich mich allein. Verlassen. Voller Panik. Meine beste Freundin, der wichtigste Mensch in meinem Leben, wurde eiskalt umgebracht. Der Schneemann, so nennt sich dieser kranke Psychopath, tötet Winter für Winter hilflose und unschuldige Menschen. Keiner konnte ihm entkommen. Niemand hat es geschafft vor ihm zu fliehen. Jeder fand sich im kalten und reinen Schnee wieder, mausetot. Er hat mir etwas wichtiges aus meinem Leben genommen. Ich war bereit mich ihm zu stellen und gegen ihn zu kämpfen. Nur einer konnte gewinnen. Entweder er oder ich.
Es war ein eiskalter Morgen und damit ich nicht weiterhin fror, zog ich mir die Decke über den Kopf und kuschelte mich darin ein. Ich versteckte mich vor der Sonne, die durch das Fenster schien und mich an der Nase kitzelte. Jetzt noch nicht, dachte ich halb im Schlaf und versuchte wieder einzuschlafen, jetzt wollte ich noch nicht aufstehen, nicht um diese Zeit und zur Schule wollte ich schon dreimal nicht. Doch wenige Minuten später, kreischte mein Wecker laut auf und schlieÃlich war ich gezwungen mich aus dem Bett zu quälen. Nachdem ich mich anzog und mich im Badezimmer zurecht machte, ging ich nach unten in die Küche, um mir eine Schüssel Cornflakes zu zubereiten, danach zog ich mir Jacke, Schuhe und Mütze an, wickelte mir einen dicken Schal um meinen Hals und rannte dem wegfahrenden Bus hinterher. Na toll, dachte ich, was für ein Scheià Morgen! Wütend trat ich den Schnee mit meinen Schuhen in die Luft. Na toll, dachte ich, wie komme ich denn jetzt nur zur Schule? Es war niemand da der mich hätte fahren können, meine Familie war auÃer Haus und mein Handy hatte ich vor kurzem verloren.
Ich seufzte und verfluchte diesen verdammten Tag. Dann begann ich mich zu Fuà auf den Weg zu machen. Irgendwie musste ich ja zur Schule kommen, auch wenn es eine groÃe Strecke war, der nächste Bus fuhr erst in ein paar Stunden. Also ging ich die HauptstraÃe entlang und bog in eine SeitenstraÃe ab, um schnellstmöglich den Fahrradweg zu erreichen, wo ich dann eine Abkürzung durch den Wald nahm.
Meine FüÃe versanken in dem tiefen Schnee und ich lieà eine unübersehbare Spur zurück, wodurch mich jeder hätte verfolgen können. Ich verscheuchte meine Gedanke von kleinen Spionen und konzentrierte schon mal auf die Erste Stunde, es war Mathe, mein absolutes Hassfach und im Kopf ging ich sämtliche Formeln durch, die wir auswendig lernen sollten.
Doch plötzlich blieb ich abrupt stehen. Ich weià nicht mehr genau was ich in dem Moment dachte, aber mir rutschte das Herz in die letzte Ecke meines Körpers und blieb reglos dort verharren. Meine Augen weiteten sich und mein Mund stand geschockt offen. Direkt vor meinen FüÃen lag etwas. Erschrocken wollte ich schreien, ich wollte wegrennen, doch weder ein Ton kam heraus, noch konnte ich mich irgendwie bewegen. Ich blieb wo ich war und starrte auf das Etwas vor mir. Ich wusste, dass vor mir eine Leiche lag, doch ich wollte es einfach nicht glauben. Um ihn herum war der schöne weiÃe Schnee rot verschmiert und der Boden sah wüst aus. Wahrscheinlich kam das ganze von einem Kampf. Ich schluckte. So was ist mir noch nie zuvor passiert. Ich schaute zwar sämtliche Psychothriller aller Art und Sorte, aber ich hätte nie gedacht, dass mir so was mal selbst passieren könnte. Von einem Tag an dem alles schief lief verwandelte sich mein Leben plötzlich. Die Begegnung mit der Leiche war sehr schmerzhaft.
Nachdem ich meine Gedanken gesammelt habe, beugte ich mich zu der Leiche nach unten. Sie lag auf dem Bauch. Nein, ich wollte sie nicht umdrehen. Der Gestank von Verwesung, der mir in die Nase kroch, reichte mir voll und ganz, doch ich musste. Vielleicht lebte der Kerl noch, vielleicht hatte er irgendeine Chance und wenn ich jetzt nur aus Angst diesen Kerl nicht umdrehe, wird er vielleicht meinetwegen erst sterben. Obwohl ich es nicht glaubte, denn wer so viel Blut verlor musste -meiner Meinung nach- einfach tot sein. Trotzdem überwandt ich mich, nachdem ich gut Luft nahm, und drehte mit aller Kraft die ich aus mir herausholen konnte, den Körper um. Er war steif. Ob es jetzt die Leichenstarre war oder die Kälte die ihn regelrecht einfror, konnte ich nicht sagen.
Was ich dann jedoch sah, war das Schlimmste was ich je gesehen habe. Die Leiche hatte kein Gesicht mehr. Es wurde, auf jeden Fall sah es so aus, eingeschlagen und ich konnte den zerbrochenen Schädel erkennen. Ich konnte das Gehirn hinter den zerbrochenen Knochen sehen. Sämtliche Flüssigkeiten tropften zu Boden. Kleine Krabbeltiere, sämtlicher Art, krochen in das Innere oder krabbelten wieder hinaus. Ich war mir noch nie zuvor bei einer Sache so sicher, wie mit dieser Leiche. Sie war tot. Sie hatte nie eine Chance zum Ãberleben. Sie wurde eiskalt umgebracht. Ein übler Gestank brachte mich zum niesen und ich versuchte meine Augen wegzudrehen. Weg von der Leiche. Einfach nur weg. Doch ich konnte nicht. Wie soll ich es nur beschreiben? Man kennt das doch, es ist wie bei einem Autounfall, man kann nicht wegsehen. Genauso war es hier. Als würde dieses eingeschlagene Gesicht mich und meinen Blick festhalten. Es faszinierte mich ganz und gar nicht, aber ich konnte es einfach nicht. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Gefesselt starrte ich weiter auf die Leiche.
Ich sah mir die Leiche genauer an. Es war ein Mann, sehr dünn. Die Leiche trug einen schwarzen Anzug, eine karierte Krawatte kam unter dem leblosen Körper auch ein Stückchen zum Vorschein. Das Haar trug er etwas länger, die dunklen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Leiche kannte, aber ich wohnte in einer Kleinstadt in der jeder jeden kennt. Aber trotzdem erweckte sein Dasein nicht eine gewisse Vertrautheit.
Eine heulende Eule weckte mich schlieÃlich und ich schaffte es meinen Blick von der Leiche ab zu wenden. Ich drehte mich rücklings zu dem Kerl, um nicht wieder in Versuchung zu geraten. Kniend saà ich in dem tiefen Schnee, es war furchtbarkalt, doch schocken konnte es mich nicht. Nicht nachdem was ich eben gesehen habe. Ãngstlich schlug ich mir die Hände vors Gesicht und schrie in mich hinein. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ich nahm die Hände vom Gesicht und schaute mich um.
Was war das? Ich konnte etwas schwarzes ein paar Meter von mir weg, erkennen. Langsam kroch ich auf allen Vieren darauf zu, während die Kälte meine Finger umschlang und sie fast abschnürte. Allmählich erreichte ich mein Ziel und konnte es erkennen. Es war einer dieser schwarzen Hüte, die man meist den selbstgemachten Schneemännern aufsetzte.
Direkt schossen mir sämtliche Erinnerung in meinen Kopf. Wie ich damals als kleines Kind mit meinem Vater zusammen einen Schneemann baute und ihm einen alten Hut aufsetzte. Vielleicht war es kindisch, da ich ja jetzt schon sechszehn bin, aber ich wünschte mir es wieder erleben zu können, mit meinem Vater zusammen, mit dem ich in letzter Zeit kaum noch Zeit verbrachte. Irgendwie fehlte mir das alles. Dann verscheuchte ich die Gedanken aus meinem Kopf und wandte mich wieder der Realität zu.
Ich fragte mich woher er kam, denn ich war mir sicher, dass er zuvor nicht dort war. Ich hob ihm von der Erde auf und drehte ihn um. Ich entdeckte einen Brief. Er war mit Klebstreifen an die innere Wand des Hutes geklebt. Sollte ich ihn lesen? Nein!, sagte ich mir, überlass es der Polizei. Doch ich konnte nichts dafür, als ich den Brief schlieÃlich doch in der Hand hielt. Ich zog ihn von dem Hut ab und sah mir den Umschlag an. Es war ein ganz normaler Briefumschlag, weiÃ, in normaler GröÃe. Ich drehte ihn um. Das Blut in meinen Adern gefrierte. In schwarzer Tinte konnte ich meinen Namen auf dem Umschlag erkennen. Fein säuberlich geschrieben stand da mein Name drauf. Deryck. Einfach nur Deryck. Aber mein Name allein, machte mir Angst. Was passiert hier gerade? Bin ich in einem üblen Traum? Ein Alptraum? Ich hatte keine Ahnung, doch dieser Brief war ganz alleine für mich. Es sei denn das Opfer würde auch Deryck heiÃen, was ich mal nicht annahm. Ich öffnete den Umschlag und zog ein dünnes liniertes Blatt Papier heraus. Mit der gleichen Schrift und Tinte las ich mir den Text durch.
Lieber Deryck,
jetzt weiÃt du bescheid, über diesen Looser, der tot im Schnee begraben wurde. Eiskalt wurde er getötet. Du fragst dich von wem? Von mir. Dem Schneemann. Verat es nicht der Polizei und behalt dieses Geheimnis für dich. Solltest du dein Versprechen brechen, wirst du bald jemanden wichtigen im Schnee vorfinden. Genauso tot.
Der Schneemann.
Es war ein Traum. Es musste ein verdammter Alptraum sein. Wie konnte sowas nur wahr sein? Warum passiert so was ausgerechnet mir? Wäre ich ein paar Minuten früher aufgewacht und rechtzeitig zur Bushaltestelle gelaufen, wäre das alles nichts passiert. Jetzt sitze ich hier, neben einer übel zugerichteten Leiche, Opfer eines Mordes und ich selbst werde bedroht. Unterschrieben wurde das ganze noch von einem 'Schneemann'. Weià Gott, welcher Kranke Psychopath das doch ist. Ich will hier weg. Das war alles an was ich denken konnte. Weg. Nichts wie weg.
Ich schmiss den verdammten Hut zu Boden, wendete mich von der Leiche ab, steckte den Brief in meine Hosentasche und rannte davon. Ich rannte davon, wie ein Feigling. Wer auch immer dieser 'Schneemann' war, er würde hier irgendwo sein. Hinter einem Baum würde er mich jetzt auslachen und mir dabei zu sehen wie ich davon rannte. Von der Wirklichkeit. Von der schrecklichen Wahrheit.
Zuhause angekommen versperrte ich alle Türen. Solche Panik hatte ich noch nie im Leben verspürt, ich schloss mich in meinem Zimmer ein, schmiss meinen Rucksack und meine Jacke in die Ecke und warf mich selbst aufs Bett, wo ich heulend zusammenbrach. Was sollte ich tun?, fragte ich mich. Schlecht konnte ich zur Polizei rennen. Was wenn dieser geheimnisvolle Schneemann wirklich jemanden umbrachte der mir wichtig war? Vielleicht meine Eltern? Vielleicht meine beste Freundin, Rachel? Vielleicht irgendeiner meiner Freunde? Nein, das könnte ich nicht verkraften. Aber ich konnte diese Begegnung auch nicht einfach vergessen. Immerhin war es eine Leiche, ein Opfer, welches ermordet wurde, dem man das Gesicht zerschmettert hatte und welches jetzt auf dem kalten Boden einfror. Ich überlegte mir, ob vielleicht jemand anders die Leiche finden würde, dann bräuchte ich mir keine Sorgen mehr zu machen. Aber wie sollte ich das denn nur rausfinden? Verzweifelt und ängstlich zugleich biss ich in mein Kissen und schaute voller Panik um mich herum. Vielleicht war er hier, machte ich mir selbst Angst, vielleicht beobachtete er mich gerade.
Ein Tag verging. Voller Angst habe ich ihn eingesperrt in meinem Zimmer verbracht, die Schule war mir egal gewesen. Ich war zuspät und wer wäre bei solch einem Geschehen denn noch zur Schule gegangen? Allerdings musste ich mir eine Ausrede einfallen lassen. Denn das würde mir sowieso niemand glauben und ich dürfte es auch niemanden erzählen. Vielleicht war es Schwachsinn die Drohung zu glauben, dachte ich damals, aber ich versuchte seine Anweisungen zu befolgen um es nicht zu riskieren jemand wichtiges zu verlieren.
Also ging ich zur Schule, tat so als sei nichts, redete mit niemanden und konnte mich nicht konzentrieren. Oft wurde ich von den Lehrern nach familiären Problemen gefragt. Wenn ihr wüsstet, dachte ich mir dabei nur und hatte wieder das zerhackte Gesicht des Opfers vor mir und ein Schauder lief mir über den Rücken.
Dieser Druck mit dem ich leben musste, war nicht auszuhalten. Er schmerzte innerlich. Ich musste ganz alleine mit ihm fertig werden. Niemand durfte davon erfahren. Niemand.
Ein paar Tage später tat es so weh, das ich nicht anders konnte. Heute bereue ich es, dass ich es getan habe. Ich ging in eine Telefonzelle, warf Münzgeld ein und wählte die Nummer der örtlichen Polizei. Ich meldete mich nicht beim Namen und machte einen anonyme Aussage, nachdem er mich ausgequetscht hatte, legte ich auf. Total beruhigt sackte ich ein und lehnte mich an die Telefonzellenwand. Ja, dachte ich damals, das war die richtige Entscheidung. Es war wie eine Befreiung. Als hätte ich mir diese Geschichte von der Seele gewaschen, als wäre ich einfach unter die Dusche gesprungen. Jetzt war es vorbei, dachte ich zumindestens.
Ich stampfte durch den tiefen und weiÃen Schnee zurück nach Hause. Eingehüllt hatte ich mich in einen dicken Mantel und ein langer Schal wickelte ich mir um den Hals, der bis zum Boden hing und die Fransen am Ende klauten sich hier und da ein wenig des Schnees. Endlich konnte ich mich wieder auf die Schule konzentrieren und fertigte meine Hausaufgaben ordentlich an, danach lernte ich noch den verpassten Stoff von den letzten Tagen und fühlte mich frei. Doch das sollte nicht mehr allzu lange anhalten, wie ich bald schmerzhaft feststellen musste.
Es war wieder einer dieser Tage. Mein Wecker kreischte mich aus dem Bett, ich trödelte im Bad, Zimmer und der Küche und kam schlieÃlich zu spät zum Bus. Abermals musste ich zu Fuà zur Schule, es war nicht weiter schlimm, denn ich wollte sowieso noch mal in den Wald, um festzustellen, ob die Leiche gefunden wurde. Also ging ich die Abkürzung durch den tiefen Wald. Wieder verrieten meine Spuren meinen Weg. Ich konnte die Stelle schon aus weiter Entfernung erkennen.
Doch ich musste feststellen, dass der Leichnam immer noch da lag. Aber etwas war anders. Ich rannte auf das Opfer zu und ein paar Meter davor blieb ich stehen. Es war nicht die selbe Leiche. Es war jemand anders. Eine Frau. Sie hatte schwarze lange Haare, die sich auf dem Boden ausbreiteten. Doch die Haare lagen neben ihrem Körper. Ihr Kopf war ganz woanders. Das zweite Opfer, dachte ich. Ich hoffte nur, dass es niemand war den ich kannte, oder jemand der mir wichtig war. Doch ich gab die Hoffnung schon auf, als ich auf die Knie fiel und angeekelt den Kopf vom Boden aufhob, ihn in meiner Hand umdrehte und mir das Gesicht ansah. Ich musste laut losschreien. Meine Befürchtungen und Alpträume wurden zur Realität. Da lag sie. Meine beste Freundin. Ihr Körper lag tot im Schnee und in meiner Hand hielt ich ihren Kopf. Ihre grünen Augen waren weit aufgerissen und starrten mich panisch an, ihr Mund hatte die Form, als würde sie lautlos losschreien und ihr ganzes Gesicht war von Angst verzerrt. Aus ihren Augen quoll Blut und es sah aus als würde sie weinen. Tränen des Todes. Mir gefror das Blut in den Adern.
Total fertig lies ich den Kopf meiner besten Freundin fallen. Er versank ein paar Zentimeter in dem Schnee.
Der Körper lag bäuchlings auf dem Boden, die Arme waren merkwürdig verrenkt und es sah aus als hätte sie sich gewehrt. An der abgetrennten Stelle, auf dem vorher ihr Kopf saÃ, sickerte Blut in Ãbermengen heraus und färbte den Schnee rot.
Ich wandte mich davon ab und suchte nach einer weiteren Botschaft. Dann entdeckte ich den mir vertrauten schwarzen Schneemanns Hut und hob ihm von Boden auf. Ich drehte ihn um und fischte die Botschaft aus dem Inneren, die abermals mit Klebestreifen festgeklebt wurde. Es war wieder dieselbe Schrift, die selbe Farbe, dasselbe Papier. Ich las sie mir durch.
Na, na, na Deryck. Du hast dein Versprechen gebrochen. Jetzt musste eine Unschuldige sterben und das ist deine Schuld. Wirst du damit leben können? Tag für Tag und Nacht für Nacht wirst du ihr totes Gesicht vor Augen sehen. Ich beobachte dich, Deryck, immer. Komm doch zu mir rüber. Zeig mir wie mutig du wirklich bist. Heute Nacht.
Der Schneemann.
Die Kälte packte mich an der Kehle und drückte zu. Noch nie zuvor in meinem Leben, war mir so kalt wie jetzt. Diese Nachricht löste Panik in mir aus. Nicht nur solche Panik, alleine in der Dunkelheit, nach einer Party, nach Hause zu gehen. Nein, eine solche Panik die richtig wehtat und mein Herz donnerte gegen meine Brust.
Er wollte mich. Dieser Psycho-Killer wollte gegen mich antreten, meinen Mut testen und mich danach eiskalt ermorden und genau an diese Stelle werfen, wie er es bereits mit Rachel, meiner besten Freundin und dem ersten Opfer getan hat. Wahrscheinlich würde er mich auch köpfen. Ich stellte mir vor meinen Körper zu sehen, ohne Kopf. Der Gedanke lies mich schreien. Zitternd hielt ich die Nachricht in der Hand und las sie abermals durch. Heute Nacht. Diese Worte schmerzten in meinem Kopf und brannten sich darin ein.
Zitternd knöpfte ich den letzten Knopf meiner Jacke zu. Ich stand in meinem Zimmer und betrachtete mich vor dem Spiegel. Die warme Hose umschlang meine Beine und wärmte sie. Ich verzichtete auf Schal oder Handschuhe, die wären mir beim Kampf gegen den Schneemann sowieso nur im Weg. Wahrscheinlich würde ich in einem Baum stecken bleiben und dann hätte er freie Bahn. Ich dachte nicht an einen Sieg. Ich war mir ziemlich sicher, wer als Gewinner nach Hause gehen konnte. Der Gewinner trug auf jeden Fall nicht meinen Namen.
Ich dachte eine Weile nach, wie ich mich bewaffnen sollte. So ganz ohne Waffen würde ich bestimmt nicht diesen dunklen Wald betreten. Also, packte ich das groÃe Küchenmesser in die groÃe Tasche meiner Jacke, fischte mir eine Gabel und ein weiteres Messer aus der Schublade und lieh mir den Baseballschläger meines Bruders aus. Er schlief tief und fest, ebenso wie meine Eltern. Das Licht in unserer Wohnung war ausgeknipst und ich konnte das Schnarchen vernehmen. Leise und auf Zehenspitzen schlich ich mich durch die Wohnung. Ohne ein Laut. Keiner von ihnen dachte daran, dass ich mich heute Nacht in groÃe Lebensgefahr begeben würde, indem ich das Haus verlies. Doch ich war so voller Hass und mein Rachegefühl brachte mich fast um meinen Verstand. Ich musste mich rächen, für meine beste Freundin. Selbst wenn ich dabei selbst sterben würde, es war mir egal, denn ich würde alles für meine beste Freundin tun und jetzt gab ich alles um ihr ein letztes Mal zu beweiÃen, wie sehr ich sie liebte.
Meinen Eltern wollte ich einen Brief hinterlassen, der alles erklären sollte, ich hoffte nur, dass dieser nicht zu Gebrauch kam. Denn ich wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Es war einfach zu früh für mich. Ich hatte noch so vieles vor. Schnell nahm ich mir ein Stück Papier und einen Kugelschreiber und schrieb eine kurze Nachricht drauf.
Hallo Mom, Hallo Dad.
Ich musste weg. So schnell es nur ging. Bitte seid mir nicht böse. Vielleicht komme ich nicht wieder zurück. Vielleicht bin ich bis dahin schon tot.
Es ist alles etwas verwirrend, aber ich versuche es euch kurz zu erklären. Ich entdeckte eine Leiche, die von einem Serienkiller ermordet wurde, er hat mich dabei erwischt und kurz danach Rachel umgebracht, da ich ihn an die Polizei verriet. Jetzt fordert er mich zum Kampf hinaus und ich werde hingehen. Ich werde mein bestes geben, für Rachel, für euch. Bitte wartet nicht auf mich. Anbei zeichne ich euch eine Karte, wo ich mich aufhalten werde, wenn ich nicht mehr zurück kommen sollte, liege ich da. Tot.
In Liebe,
Deryck.
Ich ging leise zur Tür, zog mir meine Schuhe an und schlüpfte nach drauÃen, wobei ich die Tür leise hinter mir zu zog. Die Kälte und die Dunkelheit der Nacht umhüllten mich und meine Zähne klapperten. Langsam, dennoch mutig, schritt ich auf den Wald zu. Mein Ziel hatte ich vor Augen. Panisch drehte ich mich hier und da um und schaute ob mich jemand verfolgte. Ich erschrak mich vor dunklen Bäumen, die in der Ferne aussahen wie mordgierige Psychos. Das Rascheln im Wald, das Eulengeschrei und das Hufengeklapper der Wildschweine lies mein Herz schneller schlagen und meine Schritte beschleunigten sich ebenso.
Langsam näherte ich mich dem Wald. Ãngstlich setzte ich einen Fuà vor den anderen, während ich mein Herz laut schlagen hörte und mein Puls gegen meinen Hals schlug. Mein Herzschlag schien mich ersticken zu wollen.
Was war das?
Ich wirbelte herum. Krampfhaft versuchte ich irgendwie zu erkennen, was vor mir stand, doch die Dunkelheit bot demjenigen guten Schutz. Ich war mir sicher, dass der Schneemann vor mir stehen würde. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Mein Atem kam mir unheimlich laut vor und ich versuchte verzweifelt so leise wie möglich zu sein. Ich bewegte mich nicht. Lauschte in die Dunkelheit hinein, doch sehen konnte ich nichts. Er war wie unsichtbar, die Dunkelheit schützte ihn vor mir. Ich bekam Angst, Panik und ich hatte das Bedürfnis weg zu rennen. So schnell wie nur möglich. Das hier war auf jeden Fall eine Nummer zu groà für mich. Ich würde es nicht schaffen. Mein Schicksal war mein Tod. Mit sechszehn schon, ermordet von einem Kranken der im Winter harmlose und vor allem unschuldige Menschen tötet, nur zum Spaà und ich werde sein Opfer sein.
Hinter mir heulte eine Eule auf und mein Herz hörte auf zu schlagen. Dieses verdammte Vieh, dachte ich mir und fasste mir an meine Brust, um sicherzugehen, dass mein Herz wieder normal schlug. Dann lauschte ich noch eine Weile und ging weiter. Tiefer und tiefer in den Wald. So lange bis ich meine Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte und nicht mehr zurückfand. Ich war gefangen. Hier irgendwo lauerte ein Killer auf mich und ich werde ihn erwarten. Hier.
Autor: Alexis.forever
Genre: Horror-Thriller
Raiting: R-16 vermutlich
Credits: Deryck Whibley: Frontmann Sum41
Disclaimer: Alles mir xD
Der Schneemann (Genre: Horror-Psychothriller)
Teil 1
Mein Name ist Deryck Whibley, ich bin 16 Jahre alt und wohne in einer kleinen Stadt in Kanada. Ich führte eigentlich ein ganz normales Leben, bis zu dem Tag, der alles veränderte. Jetzt fühle ich mich allein. Verlassen. Voller Panik. Meine beste Freundin, der wichtigste Mensch in meinem Leben, wurde eiskalt umgebracht. Der Schneemann, so nennt sich dieser kranke Psychopath, tötet Winter für Winter hilflose und unschuldige Menschen. Keiner konnte ihm entkommen. Niemand hat es geschafft vor ihm zu fliehen. Jeder fand sich im kalten und reinen Schnee wieder, mausetot. Er hat mir etwas wichtiges aus meinem Leben genommen. Ich war bereit mich ihm zu stellen und gegen ihn zu kämpfen. Nur einer konnte gewinnen. Entweder er oder ich.
Es war ein eiskalter Morgen und damit ich nicht weiterhin fror, zog ich mir die Decke über den Kopf und kuschelte mich darin ein. Ich versteckte mich vor der Sonne, die durch das Fenster schien und mich an der Nase kitzelte. Jetzt noch nicht, dachte ich halb im Schlaf und versuchte wieder einzuschlafen, jetzt wollte ich noch nicht aufstehen, nicht um diese Zeit und zur Schule wollte ich schon dreimal nicht. Doch wenige Minuten später, kreischte mein Wecker laut auf und schlieÃlich war ich gezwungen mich aus dem Bett zu quälen. Nachdem ich mich anzog und mich im Badezimmer zurecht machte, ging ich nach unten in die Küche, um mir eine Schüssel Cornflakes zu zubereiten, danach zog ich mir Jacke, Schuhe und Mütze an, wickelte mir einen dicken Schal um meinen Hals und rannte dem wegfahrenden Bus hinterher. Na toll, dachte ich, was für ein Scheià Morgen! Wütend trat ich den Schnee mit meinen Schuhen in die Luft. Na toll, dachte ich, wie komme ich denn jetzt nur zur Schule? Es war niemand da der mich hätte fahren können, meine Familie war auÃer Haus und mein Handy hatte ich vor kurzem verloren.
Ich seufzte und verfluchte diesen verdammten Tag. Dann begann ich mich zu Fuà auf den Weg zu machen. Irgendwie musste ich ja zur Schule kommen, auch wenn es eine groÃe Strecke war, der nächste Bus fuhr erst in ein paar Stunden. Also ging ich die HauptstraÃe entlang und bog in eine SeitenstraÃe ab, um schnellstmöglich den Fahrradweg zu erreichen, wo ich dann eine Abkürzung durch den Wald nahm.
Meine FüÃe versanken in dem tiefen Schnee und ich lieà eine unübersehbare Spur zurück, wodurch mich jeder hätte verfolgen können. Ich verscheuchte meine Gedanke von kleinen Spionen und konzentrierte schon mal auf die Erste Stunde, es war Mathe, mein absolutes Hassfach und im Kopf ging ich sämtliche Formeln durch, die wir auswendig lernen sollten.
Doch plötzlich blieb ich abrupt stehen. Ich weià nicht mehr genau was ich in dem Moment dachte, aber mir rutschte das Herz in die letzte Ecke meines Körpers und blieb reglos dort verharren. Meine Augen weiteten sich und mein Mund stand geschockt offen. Direkt vor meinen FüÃen lag etwas. Erschrocken wollte ich schreien, ich wollte wegrennen, doch weder ein Ton kam heraus, noch konnte ich mich irgendwie bewegen. Ich blieb wo ich war und starrte auf das Etwas vor mir. Ich wusste, dass vor mir eine Leiche lag, doch ich wollte es einfach nicht glauben. Um ihn herum war der schöne weiÃe Schnee rot verschmiert und der Boden sah wüst aus. Wahrscheinlich kam das ganze von einem Kampf. Ich schluckte. So was ist mir noch nie zuvor passiert. Ich schaute zwar sämtliche Psychothriller aller Art und Sorte, aber ich hätte nie gedacht, dass mir so was mal selbst passieren könnte. Von einem Tag an dem alles schief lief verwandelte sich mein Leben plötzlich. Die Begegnung mit der Leiche war sehr schmerzhaft.
Nachdem ich meine Gedanken gesammelt habe, beugte ich mich zu der Leiche nach unten. Sie lag auf dem Bauch. Nein, ich wollte sie nicht umdrehen. Der Gestank von Verwesung, der mir in die Nase kroch, reichte mir voll und ganz, doch ich musste. Vielleicht lebte der Kerl noch, vielleicht hatte er irgendeine Chance und wenn ich jetzt nur aus Angst diesen Kerl nicht umdrehe, wird er vielleicht meinetwegen erst sterben. Obwohl ich es nicht glaubte, denn wer so viel Blut verlor musste -meiner Meinung nach- einfach tot sein. Trotzdem überwandt ich mich, nachdem ich gut Luft nahm, und drehte mit aller Kraft die ich aus mir herausholen konnte, den Körper um. Er war steif. Ob es jetzt die Leichenstarre war oder die Kälte die ihn regelrecht einfror, konnte ich nicht sagen.
Was ich dann jedoch sah, war das Schlimmste was ich je gesehen habe. Die Leiche hatte kein Gesicht mehr. Es wurde, auf jeden Fall sah es so aus, eingeschlagen und ich konnte den zerbrochenen Schädel erkennen. Ich konnte das Gehirn hinter den zerbrochenen Knochen sehen. Sämtliche Flüssigkeiten tropften zu Boden. Kleine Krabbeltiere, sämtlicher Art, krochen in das Innere oder krabbelten wieder hinaus. Ich war mir noch nie zuvor bei einer Sache so sicher, wie mit dieser Leiche. Sie war tot. Sie hatte nie eine Chance zum Ãberleben. Sie wurde eiskalt umgebracht. Ein übler Gestank brachte mich zum niesen und ich versuchte meine Augen wegzudrehen. Weg von der Leiche. Einfach nur weg. Doch ich konnte nicht. Wie soll ich es nur beschreiben? Man kennt das doch, es ist wie bei einem Autounfall, man kann nicht wegsehen. Genauso war es hier. Als würde dieses eingeschlagene Gesicht mich und meinen Blick festhalten. Es faszinierte mich ganz und gar nicht, aber ich konnte es einfach nicht. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Gefesselt starrte ich weiter auf die Leiche.
Ich sah mir die Leiche genauer an. Es war ein Mann, sehr dünn. Die Leiche trug einen schwarzen Anzug, eine karierte Krawatte kam unter dem leblosen Körper auch ein Stückchen zum Vorschein. Das Haar trug er etwas länger, die dunklen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Leiche kannte, aber ich wohnte in einer Kleinstadt in der jeder jeden kennt. Aber trotzdem erweckte sein Dasein nicht eine gewisse Vertrautheit.
Eine heulende Eule weckte mich schlieÃlich und ich schaffte es meinen Blick von der Leiche ab zu wenden. Ich drehte mich rücklings zu dem Kerl, um nicht wieder in Versuchung zu geraten. Kniend saà ich in dem tiefen Schnee, es war furchtbarkalt, doch schocken konnte es mich nicht. Nicht nachdem was ich eben gesehen habe. Ãngstlich schlug ich mir die Hände vors Gesicht und schrie in mich hinein. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ich nahm die Hände vom Gesicht und schaute mich um.
Was war das? Ich konnte etwas schwarzes ein paar Meter von mir weg, erkennen. Langsam kroch ich auf allen Vieren darauf zu, während die Kälte meine Finger umschlang und sie fast abschnürte. Allmählich erreichte ich mein Ziel und konnte es erkennen. Es war einer dieser schwarzen Hüte, die man meist den selbstgemachten Schneemännern aufsetzte.
Direkt schossen mir sämtliche Erinnerung in meinen Kopf. Wie ich damals als kleines Kind mit meinem Vater zusammen einen Schneemann baute und ihm einen alten Hut aufsetzte. Vielleicht war es kindisch, da ich ja jetzt schon sechszehn bin, aber ich wünschte mir es wieder erleben zu können, mit meinem Vater zusammen, mit dem ich in letzter Zeit kaum noch Zeit verbrachte. Irgendwie fehlte mir das alles. Dann verscheuchte ich die Gedanken aus meinem Kopf und wandte mich wieder der Realität zu.
Ich fragte mich woher er kam, denn ich war mir sicher, dass er zuvor nicht dort war. Ich hob ihm von der Erde auf und drehte ihn um. Ich entdeckte einen Brief. Er war mit Klebstreifen an die innere Wand des Hutes geklebt. Sollte ich ihn lesen? Nein!, sagte ich mir, überlass es der Polizei. Doch ich konnte nichts dafür, als ich den Brief schlieÃlich doch in der Hand hielt. Ich zog ihn von dem Hut ab und sah mir den Umschlag an. Es war ein ganz normaler Briefumschlag, weiÃ, in normaler GröÃe. Ich drehte ihn um. Das Blut in meinen Adern gefrierte. In schwarzer Tinte konnte ich meinen Namen auf dem Umschlag erkennen. Fein säuberlich geschrieben stand da mein Name drauf. Deryck. Einfach nur Deryck. Aber mein Name allein, machte mir Angst. Was passiert hier gerade? Bin ich in einem üblen Traum? Ein Alptraum? Ich hatte keine Ahnung, doch dieser Brief war ganz alleine für mich. Es sei denn das Opfer würde auch Deryck heiÃen, was ich mal nicht annahm. Ich öffnete den Umschlag und zog ein dünnes liniertes Blatt Papier heraus. Mit der gleichen Schrift und Tinte las ich mir den Text durch.
Lieber Deryck,
jetzt weiÃt du bescheid, über diesen Looser, der tot im Schnee begraben wurde. Eiskalt wurde er getötet. Du fragst dich von wem? Von mir. Dem Schneemann. Verat es nicht der Polizei und behalt dieses Geheimnis für dich. Solltest du dein Versprechen brechen, wirst du bald jemanden wichtigen im Schnee vorfinden. Genauso tot.
Der Schneemann.
Es war ein Traum. Es musste ein verdammter Alptraum sein. Wie konnte sowas nur wahr sein? Warum passiert so was ausgerechnet mir? Wäre ich ein paar Minuten früher aufgewacht und rechtzeitig zur Bushaltestelle gelaufen, wäre das alles nichts passiert. Jetzt sitze ich hier, neben einer übel zugerichteten Leiche, Opfer eines Mordes und ich selbst werde bedroht. Unterschrieben wurde das ganze noch von einem 'Schneemann'. Weià Gott, welcher Kranke Psychopath das doch ist. Ich will hier weg. Das war alles an was ich denken konnte. Weg. Nichts wie weg.
Ich schmiss den verdammten Hut zu Boden, wendete mich von der Leiche ab, steckte den Brief in meine Hosentasche und rannte davon. Ich rannte davon, wie ein Feigling. Wer auch immer dieser 'Schneemann' war, er würde hier irgendwo sein. Hinter einem Baum würde er mich jetzt auslachen und mir dabei zu sehen wie ich davon rannte. Von der Wirklichkeit. Von der schrecklichen Wahrheit.
Zuhause angekommen versperrte ich alle Türen. Solche Panik hatte ich noch nie im Leben verspürt, ich schloss mich in meinem Zimmer ein, schmiss meinen Rucksack und meine Jacke in die Ecke und warf mich selbst aufs Bett, wo ich heulend zusammenbrach. Was sollte ich tun?, fragte ich mich. Schlecht konnte ich zur Polizei rennen. Was wenn dieser geheimnisvolle Schneemann wirklich jemanden umbrachte der mir wichtig war? Vielleicht meine Eltern? Vielleicht meine beste Freundin, Rachel? Vielleicht irgendeiner meiner Freunde? Nein, das könnte ich nicht verkraften. Aber ich konnte diese Begegnung auch nicht einfach vergessen. Immerhin war es eine Leiche, ein Opfer, welches ermordet wurde, dem man das Gesicht zerschmettert hatte und welches jetzt auf dem kalten Boden einfror. Ich überlegte mir, ob vielleicht jemand anders die Leiche finden würde, dann bräuchte ich mir keine Sorgen mehr zu machen. Aber wie sollte ich das denn nur rausfinden? Verzweifelt und ängstlich zugleich biss ich in mein Kissen und schaute voller Panik um mich herum. Vielleicht war er hier, machte ich mir selbst Angst, vielleicht beobachtete er mich gerade.
Ein Tag verging. Voller Angst habe ich ihn eingesperrt in meinem Zimmer verbracht, die Schule war mir egal gewesen. Ich war zuspät und wer wäre bei solch einem Geschehen denn noch zur Schule gegangen? Allerdings musste ich mir eine Ausrede einfallen lassen. Denn das würde mir sowieso niemand glauben und ich dürfte es auch niemanden erzählen. Vielleicht war es Schwachsinn die Drohung zu glauben, dachte ich damals, aber ich versuchte seine Anweisungen zu befolgen um es nicht zu riskieren jemand wichtiges zu verlieren.
Also ging ich zur Schule, tat so als sei nichts, redete mit niemanden und konnte mich nicht konzentrieren. Oft wurde ich von den Lehrern nach familiären Problemen gefragt. Wenn ihr wüsstet, dachte ich mir dabei nur und hatte wieder das zerhackte Gesicht des Opfers vor mir und ein Schauder lief mir über den Rücken.
Dieser Druck mit dem ich leben musste, war nicht auszuhalten. Er schmerzte innerlich. Ich musste ganz alleine mit ihm fertig werden. Niemand durfte davon erfahren. Niemand.
Ein paar Tage später tat es so weh, das ich nicht anders konnte. Heute bereue ich es, dass ich es getan habe. Ich ging in eine Telefonzelle, warf Münzgeld ein und wählte die Nummer der örtlichen Polizei. Ich meldete mich nicht beim Namen und machte einen anonyme Aussage, nachdem er mich ausgequetscht hatte, legte ich auf. Total beruhigt sackte ich ein und lehnte mich an die Telefonzellenwand. Ja, dachte ich damals, das war die richtige Entscheidung. Es war wie eine Befreiung. Als hätte ich mir diese Geschichte von der Seele gewaschen, als wäre ich einfach unter die Dusche gesprungen. Jetzt war es vorbei, dachte ich zumindestens.
Ich stampfte durch den tiefen und weiÃen Schnee zurück nach Hause. Eingehüllt hatte ich mich in einen dicken Mantel und ein langer Schal wickelte ich mir um den Hals, der bis zum Boden hing und die Fransen am Ende klauten sich hier und da ein wenig des Schnees. Endlich konnte ich mich wieder auf die Schule konzentrieren und fertigte meine Hausaufgaben ordentlich an, danach lernte ich noch den verpassten Stoff von den letzten Tagen und fühlte mich frei. Doch das sollte nicht mehr allzu lange anhalten, wie ich bald schmerzhaft feststellen musste.
Es war wieder einer dieser Tage. Mein Wecker kreischte mich aus dem Bett, ich trödelte im Bad, Zimmer und der Küche und kam schlieÃlich zu spät zum Bus. Abermals musste ich zu Fuà zur Schule, es war nicht weiter schlimm, denn ich wollte sowieso noch mal in den Wald, um festzustellen, ob die Leiche gefunden wurde. Also ging ich die Abkürzung durch den tiefen Wald. Wieder verrieten meine Spuren meinen Weg. Ich konnte die Stelle schon aus weiter Entfernung erkennen.
Doch ich musste feststellen, dass der Leichnam immer noch da lag. Aber etwas war anders. Ich rannte auf das Opfer zu und ein paar Meter davor blieb ich stehen. Es war nicht die selbe Leiche. Es war jemand anders. Eine Frau. Sie hatte schwarze lange Haare, die sich auf dem Boden ausbreiteten. Doch die Haare lagen neben ihrem Körper. Ihr Kopf war ganz woanders. Das zweite Opfer, dachte ich. Ich hoffte nur, dass es niemand war den ich kannte, oder jemand der mir wichtig war. Doch ich gab die Hoffnung schon auf, als ich auf die Knie fiel und angeekelt den Kopf vom Boden aufhob, ihn in meiner Hand umdrehte und mir das Gesicht ansah. Ich musste laut losschreien. Meine Befürchtungen und Alpträume wurden zur Realität. Da lag sie. Meine beste Freundin. Ihr Körper lag tot im Schnee und in meiner Hand hielt ich ihren Kopf. Ihre grünen Augen waren weit aufgerissen und starrten mich panisch an, ihr Mund hatte die Form, als würde sie lautlos losschreien und ihr ganzes Gesicht war von Angst verzerrt. Aus ihren Augen quoll Blut und es sah aus als würde sie weinen. Tränen des Todes. Mir gefror das Blut in den Adern.
Total fertig lies ich den Kopf meiner besten Freundin fallen. Er versank ein paar Zentimeter in dem Schnee.
Der Körper lag bäuchlings auf dem Boden, die Arme waren merkwürdig verrenkt und es sah aus als hätte sie sich gewehrt. An der abgetrennten Stelle, auf dem vorher ihr Kopf saÃ, sickerte Blut in Ãbermengen heraus und färbte den Schnee rot.
Ich wandte mich davon ab und suchte nach einer weiteren Botschaft. Dann entdeckte ich den mir vertrauten schwarzen Schneemanns Hut und hob ihm von Boden auf. Ich drehte ihn um und fischte die Botschaft aus dem Inneren, die abermals mit Klebestreifen festgeklebt wurde. Es war wieder dieselbe Schrift, die selbe Farbe, dasselbe Papier. Ich las sie mir durch.
Na, na, na Deryck. Du hast dein Versprechen gebrochen. Jetzt musste eine Unschuldige sterben und das ist deine Schuld. Wirst du damit leben können? Tag für Tag und Nacht für Nacht wirst du ihr totes Gesicht vor Augen sehen. Ich beobachte dich, Deryck, immer. Komm doch zu mir rüber. Zeig mir wie mutig du wirklich bist. Heute Nacht.
Der Schneemann.
Die Kälte packte mich an der Kehle und drückte zu. Noch nie zuvor in meinem Leben, war mir so kalt wie jetzt. Diese Nachricht löste Panik in mir aus. Nicht nur solche Panik, alleine in der Dunkelheit, nach einer Party, nach Hause zu gehen. Nein, eine solche Panik die richtig wehtat und mein Herz donnerte gegen meine Brust.
Er wollte mich. Dieser Psycho-Killer wollte gegen mich antreten, meinen Mut testen und mich danach eiskalt ermorden und genau an diese Stelle werfen, wie er es bereits mit Rachel, meiner besten Freundin und dem ersten Opfer getan hat. Wahrscheinlich würde er mich auch köpfen. Ich stellte mir vor meinen Körper zu sehen, ohne Kopf. Der Gedanke lies mich schreien. Zitternd hielt ich die Nachricht in der Hand und las sie abermals durch. Heute Nacht. Diese Worte schmerzten in meinem Kopf und brannten sich darin ein.
Zitternd knöpfte ich den letzten Knopf meiner Jacke zu. Ich stand in meinem Zimmer und betrachtete mich vor dem Spiegel. Die warme Hose umschlang meine Beine und wärmte sie. Ich verzichtete auf Schal oder Handschuhe, die wären mir beim Kampf gegen den Schneemann sowieso nur im Weg. Wahrscheinlich würde ich in einem Baum stecken bleiben und dann hätte er freie Bahn. Ich dachte nicht an einen Sieg. Ich war mir ziemlich sicher, wer als Gewinner nach Hause gehen konnte. Der Gewinner trug auf jeden Fall nicht meinen Namen.
Ich dachte eine Weile nach, wie ich mich bewaffnen sollte. So ganz ohne Waffen würde ich bestimmt nicht diesen dunklen Wald betreten. Also, packte ich das groÃe Küchenmesser in die groÃe Tasche meiner Jacke, fischte mir eine Gabel und ein weiteres Messer aus der Schublade und lieh mir den Baseballschläger meines Bruders aus. Er schlief tief und fest, ebenso wie meine Eltern. Das Licht in unserer Wohnung war ausgeknipst und ich konnte das Schnarchen vernehmen. Leise und auf Zehenspitzen schlich ich mich durch die Wohnung. Ohne ein Laut. Keiner von ihnen dachte daran, dass ich mich heute Nacht in groÃe Lebensgefahr begeben würde, indem ich das Haus verlies. Doch ich war so voller Hass und mein Rachegefühl brachte mich fast um meinen Verstand. Ich musste mich rächen, für meine beste Freundin. Selbst wenn ich dabei selbst sterben würde, es war mir egal, denn ich würde alles für meine beste Freundin tun und jetzt gab ich alles um ihr ein letztes Mal zu beweiÃen, wie sehr ich sie liebte.
Meinen Eltern wollte ich einen Brief hinterlassen, der alles erklären sollte, ich hoffte nur, dass dieser nicht zu Gebrauch kam. Denn ich wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Es war einfach zu früh für mich. Ich hatte noch so vieles vor. Schnell nahm ich mir ein Stück Papier und einen Kugelschreiber und schrieb eine kurze Nachricht drauf.
Hallo Mom, Hallo Dad.
Ich musste weg. So schnell es nur ging. Bitte seid mir nicht böse. Vielleicht komme ich nicht wieder zurück. Vielleicht bin ich bis dahin schon tot.
Es ist alles etwas verwirrend, aber ich versuche es euch kurz zu erklären. Ich entdeckte eine Leiche, die von einem Serienkiller ermordet wurde, er hat mich dabei erwischt und kurz danach Rachel umgebracht, da ich ihn an die Polizei verriet. Jetzt fordert er mich zum Kampf hinaus und ich werde hingehen. Ich werde mein bestes geben, für Rachel, für euch. Bitte wartet nicht auf mich. Anbei zeichne ich euch eine Karte, wo ich mich aufhalten werde, wenn ich nicht mehr zurück kommen sollte, liege ich da. Tot.
In Liebe,
Deryck.
Ich ging leise zur Tür, zog mir meine Schuhe an und schlüpfte nach drauÃen, wobei ich die Tür leise hinter mir zu zog. Die Kälte und die Dunkelheit der Nacht umhüllten mich und meine Zähne klapperten. Langsam, dennoch mutig, schritt ich auf den Wald zu. Mein Ziel hatte ich vor Augen. Panisch drehte ich mich hier und da um und schaute ob mich jemand verfolgte. Ich erschrak mich vor dunklen Bäumen, die in der Ferne aussahen wie mordgierige Psychos. Das Rascheln im Wald, das Eulengeschrei und das Hufengeklapper der Wildschweine lies mein Herz schneller schlagen und meine Schritte beschleunigten sich ebenso.
Langsam näherte ich mich dem Wald. Ãngstlich setzte ich einen Fuà vor den anderen, während ich mein Herz laut schlagen hörte und mein Puls gegen meinen Hals schlug. Mein Herzschlag schien mich ersticken zu wollen.
Was war das?
Ich wirbelte herum. Krampfhaft versuchte ich irgendwie zu erkennen, was vor mir stand, doch die Dunkelheit bot demjenigen guten Schutz. Ich war mir sicher, dass der Schneemann vor mir stehen würde. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Mein Atem kam mir unheimlich laut vor und ich versuchte verzweifelt so leise wie möglich zu sein. Ich bewegte mich nicht. Lauschte in die Dunkelheit hinein, doch sehen konnte ich nichts. Er war wie unsichtbar, die Dunkelheit schützte ihn vor mir. Ich bekam Angst, Panik und ich hatte das Bedürfnis weg zu rennen. So schnell wie nur möglich. Das hier war auf jeden Fall eine Nummer zu groà für mich. Ich würde es nicht schaffen. Mein Schicksal war mein Tod. Mit sechszehn schon, ermordet von einem Kranken der im Winter harmlose und vor allem unschuldige Menschen tötet, nur zum Spaà und ich werde sein Opfer sein.
Hinter mir heulte eine Eule auf und mein Herz hörte auf zu schlagen. Dieses verdammte Vieh, dachte ich mir und fasste mir an meine Brust, um sicherzugehen, dass mein Herz wieder normal schlug. Dann lauschte ich noch eine Weile und ging weiter. Tiefer und tiefer in den Wald. So lange bis ich meine Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte und nicht mehr zurückfand. Ich war gefangen. Hier irgendwo lauerte ein Killer auf mich und ich werde ihn erwarten. Hier.