66. Teil (2)
Lorelai schloss die Augen und trank genüsslich ihren Kaffee. âDeiner ist einfach der Beste.â Sie lächelte.
âIch habe auch noch eine Thermoskanne mit grünem Tee dabei.â Erzählte Luke.
âHm...schön. GenieÃe ihn.â
Luke grinste und holte tief Luft um etwas zu sagen.
âBitte heute keinen Vortrag über gesunde Ernährung. Den kannst du mir morgen wieder halten.â
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. Sie kannte ihn einfach zu gut.
Ich liebe diese Frau.
âEndlich ist er weg. Jetzt sind wir Frauen unter uns. Ich sage dir, Männer bringen nur Ãrger.â
Elsa bot Paris eine Zigarette an.
âIch rauche nicht.â
âWie heiÃt du nochmals, Kind?â
âParis.â
âDu bist nicht aus New York City.â Stellte Elsa fest.
âNein. Ich komme aus Hartford, wohne aber in New Haven.â
âNew Haven⦠langweilig... ziehe nach New York City.â Riet Elsa
âIch studiere in Yale. Deshalb zog ich nach New Haven.â
âImmer diese jungen Dinger mit dem Studieren. Wie Amanda.â Sie lächelte. âEin wundervolles Mädchen. Kennst du sie?â
âJa.â
Elsa seufzte glücklich. âDie Kleine wird es noch weit bringen. Entschuldige, wie unhöflich von mir. Möchtest du etwas trinken?â
âNein, danke.â Paris sah auf die Uhr. Sie hoffte Carlos würde bald zurück sein.
âWarum fühlst du dich unwohl? Hast du Angst, dass er nicht wieder kommt?â Sie lachte. âKeine Angst. Er würde dich hier niemals zurück lassen. Erzähl mir über dich, mein Kind.â
âIch studiere Medizin.â
âSehr gut. Ich hätte immer gerne studiert.â Erzählte Elsa.
âUnd welche Studienrichtung hätten Sie gewählt?â Erkundigte sich Paris höflich.
âSo viele gab es damals noch nicht. Jetzt kann man ja jeden Unsinn studieren.â Sie schüttelte den Kopf. âIch hätte Literatur und Philosophie studiert.â
âInteressante Fächer.â
âJa, aber gewisse Umstände lieÃen es nicht zu, dass ich studiere.â
âDas tut mir leid.â
âDu bist ein sehr nettes Mädchen. Woher kennst du Carlos? Ich hoffe, dass ihr euch nicht in einer diesen neumodischen Discotheken kennen gelernt habt.â
âNein, ich besuche solche Lokalitäten nicht.â
âSehr vernünftig. Wenn auch recht ungewöhnlich. Wie alt bist du?â
â19. Was spielt das für eine Rolle?â
Elsa strahlte. âDu bist in Amandas Alter. Seid ihr befreundet?â
âNein.â
Die Miene der alten Dame änderte sich schlagartig. âIn welcher Beziehung stehst du zu Carlos?â Elsa schenkte sich den verhassten Wodka nach.
âIch bin seine Freundin.â
Elsa verschluckte sich beinahe.
âAlles in Ordnung?â
âNatürlich, Kind.â Sie nahm Paris Hand und sah sie traurig an. âWirst du mit ihm gehen?â
Paris fühlte sich unbehaglich.
Wie konnte er mich nur mit dieser Verrückten alleine lassen?
Sie zog ihre Hand langsam zurück. âNatürlich werde ich mit ihm zurück fahren.â
Elsa schüttelte den Kopf. âDavon spreche ich nicht.â
Zuerst die wieder auferstandenen Katzen und jetzt das. Der Alkohol schadet ihr sichtlich. In diesem Alter noch zu trinken ist höchst unverantwortlich.
âIch bin geistig sehr wohl noch fit, mein Kind.â
Habe ich laut gedacht?
Elsa lächelte nachsichtig. âMan begreift vieles erst, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich bin schon sehr alt, beginne es aber erst jetzt allmählich zu verstehen. Du wirst diesen Moment schon früher erleben. Denke dann an mich, mein Kind.â
Wovon redet sie jetzt schon wieder? Paris seufzte. âHaben Sie eigentlich Kinder und Enkelkinder?â Sie hoffte, dass Elsa auf diesen Themenwechsel einsteigen würde.
Elsa erhob sich langsam, ging zu einem Regal und kam schlieÃlich mit drei Bilderrahmen zurück.
Im ersten befand sich das Bild eines jungen Mädchens mit rotblonden, langen Haar und strahlend grünen Augen.
âIhre Enkeltochter? Sie ist sehr hübsch.â
âAmanda war schon mit elf Jahren wunderschön, nicht?â
âMandy ist Ihre Enkelin?â
Elsa lächelte und reichte Paris das zweite Bild. âSue sah ihrer Schwester sehr ähnlich, findest du nicht?â
âJa, das stimmt.â Paris blickte auf den dritten Rahmen, welchen Elsa in ihrer Hand hielt. Er war leer. Sie warf Elsa einen fragenden Blick zu, wagte jedoch nicht etwas zu sagen.
âDas erste Bild von Amandas Tochter sollte in diesem Rahmen sein.â Erklärte Elsa.
Paris blickte sie verwirrt an. Mandy hat eine Tochter?
âSie sollte Carlosâ Tochter sein.â Elsa blickte auf den Boden.
Lane kam aufgeregt aus der Küche und stürmte zu Jess, der gerade einem Gast an der Bar Bier nachschenkte.
âWir haben keinen Käse mehr!â flüsterte sie.
âWas? Wie ist das möglich?â
âIch weià es nicht! Aber wir haben keinen Käse mehr!â
Rory bekam das Gespräch mit. âKein Problem. Ich laufe schnell zu Dooses.â Bot sie an.
Jess lächelte und küsste sie flüchtig auf die Wange. âDanke.â
âHey, dafür bin ich doch da.â Sie machte sich lächelnd auf den Weg.
Carlos startete sein Auto und fuhr los.
âHattest du jemals etwas mit Mandy?â Fragte Paris plötzlich.
âWie kommst du darauf? Natürlich nicht!â
âEntschuldige.â
Wie konnte ich mich nur von einer alten Frau verunsichern lassen, die überzeugt davon ist, dass ihre verstorbene Katze namens Taiga bald Junge bekommen würde?
Das hatte Elsa ihr ohne jeglichen Zusammenhang nach einer politischen Diskussion über den Kalten Krieg erzählt. Danach war Carlos endlich zurück gekommen. Mit dem richtigen Wodka, wie Paris mehr als erleichtert erfahren hatte.
âIch wollte dich noch etwas fragen, Carlos.â
âSeit wann diese unterwürfige Ausdrucksweise? Hat Elsa dich etwa so fertig gemacht? Sie kann anstrengend sein. Am besten du gibst ihr stets recht und zweifelst bloà niemals laut an ihren, wie sie glaubt, weisen Aussagen.â
âRorys beste Freundin hat nächste Woche einen Gig in New York. Ich würde sehr gerne hingehen.â
âDann mach es doch.â
âIch würde mich freuen, wenn du mitkommen würdest.â
âAn welchem Tag tritt sie denn auf?â
âSamstag.â
âIch muss dich also am Freitag zu dieser unnötigen Familienfeier mitnehmen und am Samstag zu einem Gig begleiten? Ist sie wenigstens gut?â
âIhre Band ist wirklich toll.â Meinte Paris.
âUnd heute willst du wirklich unbedingt in diesen Club?â
âJa. Du bist schlieÃlich so oft dort. Also, was ist mit nächstem Samstag?â
âGlaubst du, ich lasse mir den Auftritt einer wirklich tollen Band entgehen?â
Rory suchte ungeduldig nach dem Käse, den Luke stets kaufte.
Nach ein paar Minuten wurde sie schlieÃlich fündig. Sie seufzte und ging schnell zur Kasse.
Am halben Weg stieà sie mit einem jungen Mann zusammen. Die Käsepackungen fielen ihr dabei aus der Hand.
âEntschuldige, ich habe dich nicht gesehen.â Sagte Dean verlegen und wollte sich bücken um den Käse aufzuheben.
âDanke, es geht schon.â Rory schnappte die acht Packungen schnell und ging weiter.
âRory!â
Sie drehte sich seufzend um.
Was will er denn schon wieder?
âKönnen wir reden?â
Wir haben nichts mehr zu reden. Das sollte ihm nach dem Streit von damals bewusst sein. âIch habe keine Zeit. Ich arbeite.â
âWie lange arbeitest du?â
âDas weià ich noch nicht. Aber danach verbringe ich den Abend mit meinem Freund Jess.â Rory versuchte so kühl wie möglich zu klingen.
Warum ist er hier?
âDas von damals tut mir wirklich leid.â Dean blickte sie flehend an.
âDas sollte es auch.â Rory kehrte ihm den Rücken und ging zur Kassa.
Nach einem gemütlichen Spaziergang durch den
Zauberwald, wie ihn Lorelai liebevoll nannte, fuhren sie weiter.
Lorelai lächelte noch immer. Obwohl es gerade einmal früher Nachmittag war, wusste sie schon, dass dies der schönste Tag ihres Lebens war.
Sie beobachtete Luke während der Fahrt. Sie liebte ihn schon seit Jahren. Lorelai strich sanft über sein Knie und seufzte glücklich.
Ich bin bestimmt die glücklichste Frau der Welt.
Luke lächelte. Eine angenehme Wärme erfüllte ihn, wie jedes Mal wenn sie ihn berührte, ihn ansah oder er auch nur ihre Stimme hörte. Er hatte noch niemals eine Frau so sehr geliebt, wie er Lorelai liebte. Diese Gefühle überwältigten ihn voll und ganz. Obwohl es gegen seine eigenen Sicherheitsvorschriften verstieÃ, nahm er ihre Hand und lenkte nur mehr einhändig.
Paris beobachtete die fröhliche Stimmung im Central Park.
âUnglaublich wie viele Menschen nichts besseres zu tun haben als ihre Zeit in einem Park zu verschwinden.â Sie schüttelte den Kopf.
Carlos legte grinsend den Arm um sie.
âWeiÃt du, ich bin normalerweise nicht jemand, der Stunden auf einer alten Bank in einem viel zu überfüllten Park verbringt.â
âIrgendwann sollte jeder Dinge tun, die er normalerweise nicht tut.â
âDiese riesige Portion Eis vorhin zählte eindeutig zu solchen Dingen.â
âEs hat dir geschmeckt.â
âEs war das beste Eis, das ich jemals gegessen habe.â Sie lächelte.
Er streichelte sanft über ihre Wange und küsste sie.
âDu schmeckst noch nach Schokolade.â Stellte er fest.
Paris grinste. âDann solltest du nicht aufhören mich zu küssen.â
Carlos zog sie fest an sich und küsste sie wieder.
Luke parkte sein Auto auf einem Parkplatz einer ruhigen Kleinstadt.
Lorelai stieg aus und sah sich verwundert um. âIch kann mich erinnern hier einmal tanken gewesen zu sein. Aber was machen wir beide hier? Dein Tank ist doch voll?â
Luke grinste und nahm ihre Hand. âKomm mit.â
Er führte sie zu einem kleinen Kino und deutete auf die Plakate. âHier zeigen sie dieses Wochenende echte Klassiker...â
Lorelai strahlte fröhlich wie ein kleines Kind, das so eben ein schon lang ersehntes Geschenk erhalten hatte.
âGegenüber ist übrigens ein kleines Cafe. Ich habe mir sagen lassen, das Eis wäre ausgezeichnet. 40 Sorten! Für zwei Uhr haben wir Karten für
Breakfast at Tiffanyâs, direkt danach zeigen sie
Love Story und
Casablanca. Ich verspreche dir, diesmal nicht wieder einzuschlafen.â Er grinste.
Lorelai blickte ihn einen Moment sprachlos an, umarmte ihn dann glücklich. âDu bist der Beste! Ich liebe dich!â Sie küsste ihn stürmisch.
âIch liebe dich auch.â
... gleich gehts weiter