[B]Kapitel achtundfünfzig
[/B]In der Nacht fing Davey an zu weinen. Luke richtete sich erschrocken und orientierungslos im Bett auf, während Lorelai sich sein Kopfkissen über den Kopf zog. Langsam realisierte Luke was los war, stand auf und ging zu Davey, hob ihn hoch und wiegte ihn hin und her, doch er weinte weiter. Sachte rüttelte er Lorelai.
"Hey, Lore. Er hört nicht auf zu weinen. Was soll ich mit ihm machen?"
"Windel", brummte Lorelai. In Luke schrie alles auf. Windel? Er mochte keine Windeln, schon gar nicht mit Inhalt. AuÃerdem hatte er doch gar keine Ahnung davon. Aber er wollte Lorelai schlafen lassen, also legte er Davey auf eine Decke auf den Boden und suchte in seiner Tasche nach einer Windel. Vorsichtig öffnete er den Strampler, dann, mit zugekniffener Nase, die Windel. Eine Duftwolke stieg auf. "Whoa!", schnaufte Luke. Vorsichtig machte er Davey sauber und legte ihm eine frische Windel an. Verzweifelt, wohin mit der Windel, die er mit spitzen Fingern hochhielt, drehte er sich um sich selbst und schmiss sie dann schlieÃlich aus dem Fenster. Dann legte er Davey wieder ins Bett und ging selbst wieder schlafen.
"Hey Rory, wach auf." Sanft strich Jess ihr über die Wange. Rory brummte nur. "Komm schon, wach auf. Deine Mum ist am Telefon und will dich sprechen." Er hielt ihr den Hörer ans Ohr.
"Mum?", brummte Rory verschlafen. "Warum weckst du mich?"
"Hast du noch geschlafen? Das tut mir leid, liegt warscheinlich an der Zeitverschiebung!", sagte Lorelai am anderem Ende vergnügt.
"In Stars Hollow ist es genauso unnatürlich früh wie hier!"
Lorelai kicherte. "Erwischt."
"Was willst du?"
"Meiner überfreundlichen Tochter Guten Morgen sagen!"
"Das hast du ja jetzt. Sonst noch was?"
"Ich bin schwanger!", rief Lorelai glücklich.
Es entstand eine lange Pause.
SchlieÃlich sagte Rory: "Mum. Das weià ich längst!"
"Ja, aber es ist mir erst jetzt richtig bewusst geworden! Denk mal richtig darüber nach: Ich, Lorelai Gilmore, bekomme ein Baby!"
"Ja, mit Luke!"
"Eigentlich ja, um es offizieller zu machen, und mich nicht von meiner genervten Tochter unterbrechen zu lassen: Ich, Lorelai Gilmore, bekomme ein Baby von Lucas Danes!"
"Und um mir das zu erzählen, weckst du mich?"
"Ãhm.... Ja."
"Mum? Gib mir Luke.", verlangte Rory genervt. Als sie Luke dranhatte, befahl sie ihm: "Luke, lass sie mich nie wieder so früh morgens anrufen, nur um mir zu sagen dass sie lange braucht um wichtige Informationen zu verarbeiten, ok?" Luke versprach es und Rory legte auf.
"Was willst du heute machen?", fragte Jess und zog sich an.
"Schlafen!" Sie zog sich die Decke wieder über den Kopf, nur um sie von Jess wieder weggezogen zu bekommen.
"Hey!", rief sie beleidigt und startete einen lächerlichen Versuch, die Decke wieder zu ergattern, während Jess sie frech angrinste.
"Nichts da!", sagte er. "Jetzt wird aufgestanden! Na los, hopp, hopp!" Rory schob beleidigt die Unterlippe vor.
"Sadist!"
"Tja, das ist Teil meines Charmes."
Währenddessen zog Lorelai Klein Davey einen Strampler an und schwatzte munter mit ihm. Luke war schon unten im Diner und bediente seine Gäste. Als Lorelai mit Davey runterkam, richteten sich entzückte und erstaunte Blicke auf sie.
"Was denn?", fragte sie verwirrt. "Ihr kennt doch Davey, und ich hab ihn sicherlich nicht geklaut."
Patty kam zu ihnen rüber und kniff Lorelai in die Wange. "Lorelai, Schatz, wir wussten ja gar nicht, wie sehr dir ein Baby steht!"
"Na, ich bin eben eine Trendsetterin! Ab morgen werden die Leute nur noch mit Babys auf dem Catwalk laufen, das sag ich dir.", grinste sie und setzte sich.
Eine halbe Stunde später kam Rory aus dem Bad.
"Bist du endlich soweit?", fragte Jess ungeduldig und zog sie, ohne eine Antwort abzuwarten, mit sich aus dem Zimmer. "Ich verhungere noch!", sagte er, während sie ihr Zimmer abschlossen und sich auf den Weg in den Frühstückssaal machten.
Rory lachte. "So schnell stirbst du schon nicht, Unkraut vergeht nicht!" Sie erntete einen leichten Knuff von ihrem Freund und betraten schlieÃlich den groÃen Raum, der gefüllt war mit Düften von leckerem Frühstück und exotischen Früchten. Als sie gerade einen Tisch ausgesucht hatten und sich setzten wollten, hörte Rory ihren Namen.
[B]Kapitel neunundfünfzig
[/B]
"Ich muss heute den ganzen Tag ins Inn, da Sookie nicht da ist, müssen Michel und ich mehr arbeiten, deswegen musst du Davey nehmen." Lorelai nahm einen Schluck Tee und sah Lukes Gesichtsausdruck, der nicht gerade vor Begeisterung strahlte. -Auch wenn er sonst nicht vor Begeisterung gestrahlt hätte, wenn ihn etwas wirklich begeistert hätte.- "Hey, gewöhn dich schon mal dran! In einem halben Jahr, plus / minus, werden wir so einen süÃen Fratz den ganzen Tag haben. Komm schon, sag, du machst es!" Sie setze einen bittenden Gesichtsausdruck auf und Luke gab auf.
"Hab ich denn eine Wahl?" Lorelai grinste, stellte ihre Tasse ab und beugte sich über den Tresen, um Luke zu küssen.
"Nein!"
"Rory!" Sie drehte sich suchend um, bis sie die ihren Namen rufende Person entdeck hatte.
"Oh mein Gott, Lane!" Freudig lief Rory auf ihre beste Freundin zu und fiel ihr in die Arme. "Was macht ihr denn hier?"
"Wir wollten vor Kalifornien noch ein bisschen das Land erkunden und sind in New York gelandet!" Dave kam auf Jess zu und begrüÃte ihn. "Hey."
"Hi."
"Komm, du musst mir unbedindt erzählen, was ihr so erlebt habt, und was ihr gemacht habt, und noch vorhabt, und, und, und!" Lane zog Rory munter schwatzend mit sich an einen Vierertisch, die beiden Jungs folgten.
Aufgeregt kam Taylor rein. "Luke, ich habe eine Beschwerde vorzuweisen!", sagte er atemlos und kam an den Tresen.
"Raus hier Taylor!" Luke ging an ihm vorbei, zwei Teller in der Hand. Aufgeregt rannte Taylor hinter ihm her.
"Luke, jetzt hör mir doch mal zu! Mitten vor meinem Laden lag heute morgen eine volle Windel, und Davey ist das einzigste Baby hier, und er wohnt bei dir, also führen alle Spuren auf dich zurück!"
"Und?" Luke marschierte zurück zum Tresen, Taylor dicht auf den Fersen.
"Das heiÃt, du musst der Ãbeltäter sein!"
"Und?", fragte Luke genervt und füllte die Kaffeemaschiene neu auf.
"Das heiÃt, du musst den Müll entsorgen!"
Luke dreht sich lachend um. "Das heiÃt, die liegt immer noch da? Man, das ist aber gar nicht gut für die Kundschaft!"
"Nein!", rief Taylor entrüstet. "Nätürlich habe ich sie entfernt!"
"Und was willst du dann noch von mir?", fragte Luke stirnrunzelnd.
"Dass du zu deiner Verschmutzung der Stadt beigetragen hast!"
"Oh Gott."
"Luke, was wirst du jetzt tun?"
Luke kam um den Tresen rum und baute sich vor Taylor auf. "Dich rauswerfen!"
"Du bist unmöglich, Luke! Unmöglich!", rief Taylor, als er aus dem Diner lief und dabei Lorelai fast umrannte, die gerade reinkam.
"Taylor, charmant wie immer!", sagte sie als sie sich an den Tresen setzte.
"Ich hab seine Mutter getroffen!", sagte Rory, als Dave und Jess beim Büffet waren.
"Nein! Und, wie ist sie?", fragte Lane begeistert.
"Total anders, als ich es mir vorgestellt hätte. So nett und freundlich und hilfsbereit. Sie lebt mit einem Mann zusammen, er heiÃt TJ, in einer schönen Wohnung und scheint wirklich glücklich zu sein."
"Hört sich ja nicht gerade wie die Mutter eines Bad Boys an", sagte Lane und stopfte sich ein Brötchen in den Mund.
"Ich weiÃ. Jess denkt ja, das hält nicht lange, aber er redet nicht viel über früher. Aber ich will ihn nicht zwingen, ich bin ja froh, dass er überhaupt geöffnet hat. Aber zu euch! Was habt ihr bis jetzt erlebt?" Sie grinste Lane herausfordernd an. Diese lieà Honig auf ihr zweites Brötchen tropfen.
"Tja, wir sind bis jetzt in Boston gewesen, und in New Hampshire, wo wir in so einer verrückten Frühstückspension waren. Die Frau, die es geleitet hat, ist die ganze Zeit um ums herumgewuselt und wollte und Aktivitäten vorschlagen, und wir waren in so einem schrecklichen Zimmer mit riesigen Rosen an der Tapete, ich hatte echt den Anschein, die bewegen sich. Und es haben wirklich welche ins Gästebuch geschrieben! Einer Verrückter schrieb, "dieses Zimmer hat meine Seele erfrischt", und all so was. Der beste Eintrag war, "Afrikanische Nächte scheinen am Werk zu sein", echt cool. Es hatte so einen komischen Namen, wie die Katze aus Alice im Wunderland. Das Cheshire Cat."
Rory sah auf. "Oh mein Gott! Da waren Mum und ich, als sie die Verlobung von Max platzen lieÃ! Sie hat das mit den Afrikanischen Nächten geschrieben!"
"Was für ein cooler Zufall."
"Und?"
Lane versuchte, Rorys erwatungsvollen Blick zu ignorieren. "Und was?"
"Komm schon Lane, du weiÃt, was ich meine."
Lane grinste nur in ihren Tee.
"Oh mein Gott!" Rory konnte es nicht fassen. "Ihr habt tatsächlich....."
"Shhhh!!!" Erschrocken sah Lane sich um. "Nicht so laut!"
"Und? wie war es?"
"Ein bisschen beängstigend", flüsterte Lane so leise, dass Rory es kaum verstand. "Aber Dave ist wirklich toll. Er war ganz lieb und einfühlsam."
Rory sah sie erstaunt an. "Warum flüsterst du?", flüsterte sie aus Reflex zurück.
"Na ja, weil ich denke, dass, egal wo sie ist, meine Mum diese Unterhaltung hören kann."
Rory sah sie teilnahmsvoll an. Sie wusste, dass Lane es nie mit Mama Kim einfach gehabt hatte, aber sie war immerhin ihre Mutter, und Lane hatte immer versucht, es ihr recht zu machen. Das Mama Kim sie rausgeworfen hatte, hatte Lane schwer getroffen, vielleicht sogar schwerer, als ihr bewusst war. Aber vielleicht brauchte sie das jetzt einfach, um ihr Leben so leben zu können, wie sie es wollte. Und Mrs. Kim konnte ja nicht ewig auf Lane sauer sein. Oder?
"Und wie läuft es bei euch so? Ich meine, wegen der Schwangerschaft und so...." Dave nahm sich einen Kaffee und sah Jess fragend an.
"Wie soll es schon laufen?" Er zuckte die Schultern. "Meine Mutter weià es jetzt, und sie ist ausgetickt vor Freude. Na ja, sie hat ja auch ein Ding an der Waffel." Dave merkte, dass er nicht darüber reden wollte, aber er verstand es. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es sein würde wenn Lane von ihm schwanger wäre. Aber Dave mochte Jess wirklich gerne. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Hey, wir kennen uns zwar noch nicht so lange, aber wenn du einen Freund brauchst, ich bin da. Ich fand dich von Anfang an cool, ok?"
Jess nickte. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Dave war einfach ein klasse Kumpel. "Das gleiche gilt für mich." Dave nickte, nahm seinen vollen Teller und schlug Jess freundschaftlich auf die Schulter. Er konnte sich vorstellen, dass Jess es nicht einfach hatte. Sein Image war durch die Schwangerschaft nicht gerade besser geworden, doch Dave hatte noch nie auf Tratsch gehört. Er lieà sich von seinem Gefühl überzeugen. Und das sagte ihm, dass Jess ein anständiger Kerl war, der es einfach im Leben nicht einfach hatte und gehabt hatte, und deswegen aus Angst zumachte. Auch wenn er das niemas, unter keinen Umständen im Leben zugeben würde. Da war sich Dave sicher. Jaja, nicht umsonst nannten ihn Zack und Brian auch den Psycho. Auch wenn das nicht gerade Rock ´n Roll war.
[B]Kapitel sechzig
[/B]
"Was machst du denn wieder hier?" Luke sah Lorelai fragend an und schob ihr eine Tasse Kräutertee hin.
"Michel ist krank, und alleine wurde mir langweilig, deswegen hab ich meine Arbeit mit hier hin genommen." Sie hob die Ordner und Mappen hoch, die sie mitgebracht hatte und schob die Tasse unbenutzt wieder zurück.
"Und?", fragte Dave, als er und Jess wieder am Tisch saÃen. "Was habt ihr noch so vor?"
"Wir haben noch keine genauen Pläne, oder?" Fragend sah Rory Jess an, der die Schultern zuckte.
"Wir wollten eigentlich erst in drei Tagen nach Kalifornien aufbrechen, wie wäre es, wenn wir solange noch was gemeinsam machen?"
"Klar, oder?" Jess zuckte wieder die Schultern. Fragend sah Rory ihn an, doch er wich ihr aus.
[B]Kapitel siebzig
[/B]
"Jess, was ist los?" Am Abend lagen Jess und Rory beide auf dem Rücken im Bett. Den ganzen Tag lang hatte Jess sich weiterhin so komisch verhalten und war noch schweigsamer als sonst gewesen.
Er schwieg eine lange Zeit, bevor er antwortete.
"Was soll denn los sein?" Er wich ihr aus, das spürte Rory.
"Du weichst mir aus, schweigst, redest noch weniger, was ist los?"
Jess seufzte. "Es ist nur.... Ich habe Zweifel. Wenn ich so meine Mutter sehe, hat es sie achtzehn Jahre gebraucht, um ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, erst dann, als ich weg war. Mein Vater hat Panik nach der Geburt bekommen und ist abgehauen. Es ist einfach, ...... ich hab Angst, Rory. Ich schwör dir, gerne geb ich es nicht zu, und ich werde es auch nur dieses eine Mal sagen, aber ich hab ehrlich Angst. Ich habe keine Ahnung, wie die Zukunft aussehen wird, ich habe keine Ahnung von Babys, von Familienleben, ich muss mein Leben auf die Reihe bekommen und gleichzeitig ein Baby versorgen." Er rückte näher an sie heran und strich ihr sanft über den Bauch. "Ich meine, ich liebe dich, ich will mit dir zusammen sein, für immer, aber was, wenn es nicht funktioniert? Wenn wir uns nach einiger Zeit so ankotzen, dass wir uns trennen? Dann haben wir wieder eine Familie, die nicht zusammen ist."
"Wow.", sagte Rory nur.
"Hä?" Ãberrascht sah Jess sie an. Was gab es darauf jetzt 'wow' zu sagen?
Rory drehte ihm ihr Gesicht zu. Der Wind kräuselte die Vorhänge und lieà den Mond silbrig ins Zimmer scheinen.
"Ich bin nur überrascht, dass du dir so unsicher in etwas bist. Ich kann es nicht in Worte sagen, es ist nur....... " Sie brach ab und griff nach seiner Hand. Sachte stieÃen ihre Fingerspitzen gegeneinander und tippten eine Melodie, die nur sie beide kannten. "Ich glaube, wir können das schaffen. Ich weià auch nicht, was auf uns zukommen wird, wie schwer es sein wird, aber gemeinsam können wir das schaffen. Du bist anders als deine Eltern."
Jess nickte. "Das ist doch krank. Ich müsste derjenige sein, der dich aufbaut, nicht umgekehrt."
"Sagt wer?"
"Das Handbuch für coole Jungs."
Rory lachte. "Du bist verückt."
"Und du bist wundervoll." Er küsste sie.
"Lorelai, willst du nicht mal aufhören? Es ist schon spät, ich hab den Laden gerade geschlossen und Davey schläft auch schon." Luke steckte den Kopf in die Wohnung. Lorelai saà am Küchentisch, eine Flasche Wasser vor sich, und schrieb am Laptop, während sich die Papierhaufen um sie herum stapelten. Nach ein paar Sekunden hob sie schlieÃlich den Kopf.
"Gleich, ich muss nur noch diese Dokumente durchlesen." Sie stöhnte, legte die Brille ab und rieb sich die müden Augen. Luke kam ganz herein und trat hinter sie.
"Was machst du denn noch?" Er legte ihr die Hände auf die Schultern und begann, sie zu massieren.
"Gott, ich bin schon den ganzen Tag daran, die Vorschläge der Architekten zu verbessern, was eigentlich sinnlos ist, da Michel und Sookie auch noch entscheiden müssen, aber nicht da sind, was heiÃt, dass ich in einer Woche nochmal von vorne anfangen kann, aber wenn ich nicht anfange macht es keiner, und auÃerdem habe ich ein Problem." Sie seufzte und lehnte ihren Kopf an Lukes Brust.
"Was ist denn?"
Lorelai schloss die Augen und genoss seine Berührungen. "Tom hat vorhin angerufen, um mir zu sagen dass er jemand neues in seiner Crew einstellen will. Dean."
"Ah."
"Ja, ah. Ich weià nicht was ich machen soll. Grundsätzlich ist es ja egal, wer für uns arbeitet, und Dean braucht das Geld sicher, jetzt wo er verheiratet ist, aber ich mach mir Sorgen um Rory... und Jess. Wenn er anfängt, werden sie sich zwangsläufig über den Weg laufen, und du hast ja gesehen wie es das letzte Mal ausgegangen ist. Und ich habe echt keine Lust auf dieses ganze Drama, das können sie sich für die schlechten Soaps sparen." Sie drehte ihren Kopf zu ihm. "Was würdest du machen?"
"Frag mich das nicht.", wich Luke aus.
"Tja, zu spät, Mister."
Luke seufzte. "Na gut. Ich würde sagen, du kannst ja mal Rory fragen, was sie davon hält, ob es sie stört, aber wie ich Rory kenne, sagt sie nein, und wenn es doch Ãrger gibt, kannst du Dean immer noch rausschmeiÃen."
"Hm, gute Idee." Lorelai lächelte. "Wo ist eigentlich Davey?"
"Der ist unten."
"Alleine?" Besorgt stand Lorelai auf und lief runter. Als sie unten ankam, traf sie fast der Schlag.
Abrupt blieb sie stehen und Luke, der hinter ihr her gekommen war, stoppte nicht rechtzeitig. Gemeinsam stolperten sie ins Diner, wo Kirk sich über Davey beugte und mit ihm redete.
"Kirk!", rief Lorelai entsetzt. "Was macht du denn da?"
Kirk sah auf. "Ich wollte nur mal sehen, ob Kinder mich mögen, da ich einen Job als Kindermädchen anehmen möchte."
"Ich denke, deine Chancen stehen da eher schlecht" Luke ging auf ihn zu. "Ich habe geschlossen!"
Schnell drehte Kirk sich um und rannte aus dem Diner. Lorelai konnte nicht anders, sie musste loslachen.
"Oh man, es ist doch echt schade, dass man nicht immer einen Cocktail zur Hand hat, wenn Kirk da ist."
Luke nahm Davey samt Cosi hoch und legte einen Arm um ihre Hüfte. "Selbst dann würdest du keinen Cocktail kriegen, weil unser Baby dann warscheinlich ohne Gehirn auf die Welt kommt oder so." Gemeinsam gingen sie hoch.
[B]Kapitel einundsiebzig
[/B]Am nächsten Morgen machten Jess und Rory sich gemeinsam auf den Weg zum Frühstücken. Unten trafen sie auf Lane und Dave, die schon am Essen waren, und setzten sich zu ihnen.
"Was wollt ihr heute machen?", fragte Rory. Die anderen zuckten mit den Schultern.
"Wie wäre es mit etwas Sight- Seeing?", schlug Lane schlieÃlich vor. "Ihr wisst schon, Freiheitsstatue und so weiter. Oder wisst ihr was besseres?"
Rory kam eine Idee. "Hey Jess, warum zeigst du uns nicht die Stadt, du bist doch hier aufgewachsen!"
"Ich spiel doch nicht Stadtführer", muffelte er, doch Rory stieà ihm ihren Ellbogen in die Seite.
"Au!" Beleidigt rieb er sich die Rippen. "Was denn?"
"Komm schon mein Sonnenschein, hab doch mal etwas gute Laune!" Bittend sah Rory ihn an.
"Hab ich doch" Er seufzte und verdrehte die Augen. "Na gut. " Rory küsste ihn zum Dank und lächelte zu den anderen beiden, die ihr Spiel grinsend mitverfolgt hatten.
Und so machten sie sich auf den Weg. Jess führte sie von ihrem Hotel aus, das im Greenwich Village lag, durch Soho, Little Italy und China Town bis zu Financial District wo sie die riesige Börse in der Wall Street bewunderten. Dann brauchte Rory eine Pause und sie setzten sich in den Washington Square Park.
"Da sieht man mal, aus was für einem Dörfchen wir kommen", stellte Lane fest, als die Leute beobachteten. Gerade kamen zwei Frauen an ihnen vorbei, die von Kopf bis Fuà tätowiert waren, und in China Town hatten sie die verrücktesten Haarfarben und -frisuren bewundert.
Rory fuhr Jess durchs Haar. "Ja, kaum zu glauben, dass Jess so normal ist" Grimmig machte Jess sich los, aber die anderen lachten. Plötzlich
leuchteten Rorys Augen auf.
"Lane!", rief sie. "Ich weià den perfekten Platz für dich und Dave. Kommt mit!" Sie stand auf und führte die beiden mit Jess zu dem Musikladen, den er ihr damals gezeigt hatte. Strahlend stürzte Lane sich auf die CD´s und war ab dem Zeitpunkt nicht mehr ansprechbar.
Nachdem Jess und Rory auch ein wenig gestöbert hatten, gingen sie nach drauÃen um sich die Beine zu vertreten, während Lane und Dave noch immer ihr Geld ausgaben.
"Da haben wir uns ja was eingebrockt" Stirnrunzelnd sah Jess auf seine Uhr und vergub die Hände in den Hosentaschen. Schon seit einer dreiviertel Stunde waren die beiden dadrinnen und es sah danach aus, dass sie in den nächsten Stunden auch dort bleiben würden. Rory legte ihm einen Arm um die Hüfte und schmiegte sich an ihn.
"Na komm schon, die beiden sind halt Musik Freaks. Dagegen gibt es nunmal keine Heilung."
"Wie wäre es mit Elektroschock- Therapie?" Jess zog sie näher an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.
Als Rorys Handy etwas später klingelte, waren die beiden immer noch drinnen und Jess hatte ihnen beiden inzwischen Hot Dogs gekauft, die sie längst gegessen hatten.
"Hallo?" Sie presste das Handy fest gegen ihr Ohr, da ein LKW an ihnen vorbebrauste.
"Hey Rory, ich bin´s."
"Oh hi Mum", sagte Rory erfreut. "Wie gehts dir?"
"Gut, euch hoffe ich auch. Was machen Lane und Dave?" Lorelai ignorierte Luke, der gestikulierend auf sein Schild verwieà und wandte sich ihren Pancakes zu.
"Oh, sie plündern gerade einen Musikladen. Ruft du aus einem besonderen Grund an?"
"Eigentlich.... ja. Oder ist es gerade unpassend?" Lorelai warf Luke eine Kusshand zu und ignorierte ihn dann weiter.
"Nein, du unterbricht nur unsere Warterei."
Lorelai lachte. "Na dann. Hör mal, wie stehst du im Moment zu Dean?" Unsicher wartete sie Rorys Antwort ab.
Diese runzelte die Stirn. "Ich hab ihn seit der Hochzeit nicht mehr gesehen oder gesprochen. Wieso fragst du?" Jess warf ihr einen fragenden Blick zu, aber Rory winkte ab.
Lorelai holte Luft. "Weil Tom ihn einstellen will."
"Und?"
"Und ihr euch dann irgendwann über den Weg lauft, oder Lindsay, und ich weià nicht, wie ihr nach der Hochzeit weitergemacht habt oder wollt, und ich nicht wieder eine Schlägerei haben will."
Rory verdrehte die Augen. "Mum, auf der Hochzeit hat Dean Jess einen Grund gegeben, und Jess schlägt ihm keine rein, nur weil er für dich arbeitet."
"Ok, ok.", sagte Lorelai erleichtert. "Ich wollte dich nur fragen, um sowas von vornerein auszuschlagen. Ich hab mir nur Sorgen gemacht."
"Das ist lieb von dir, aber völlig unnötig. Wirklich.", sagte Rory mit Nachdruck.
"Ok, na dann ist ja gut. Habt noch Spass und geniesst den Rest eures Urlaubs."
"Jaah, wenn Lane und Dave jemals wieder aus diesem Laden herauszubekommen sind."
"Gebt ihnen noch zehn Minuten, dann könnt ihr Gewalt anwenden" Lorelai beobachtete Luke, der weiterhin versuchte sie auf sein Schild aufmerksam zu machen. Stirnrunzeln sah sie ihn an und tat ganz unwissend.
"Ich glaub, dass machen wir wirklich. Machs gut." Rory legte auf und sah seufzend auf ihr Uhr. "Also, langsam ist es wirklich gut. Noch zehn Minuten, dann holst du sie raus, ok?" Sie lächelte Jess an, der sie jedoch stirnrunzelnd ansah. "Was?"
"Was habt ihr von Hochzeit und mir geredet?"
"Es ging um Dean. Mum hat nur gefragt, ob es für mich oder uns ok wäre, wenn er für Tom arbeitet. Nichts wichtiges also."
"Aha." Jess sah nicht besonders begeistert aus, doch Rory stupste ihn in die Seite.
"Hey, du musst ihn ja nicht sehen. Wann werden wir schon im Inn sein, während es umgebaut wird?"
"Hm."
"Ach komm schon. Wir sind im Urlaub, jetzt blas keinen Trübsal. AuÃerdem -" Sie wurde von lauten Rufen unterbrochen und im nächsten Moment kam eine Gruppe von sechs Leuten auf sie zu und begrüÃte Jess stürmisch.
"Hey Alter, was machst du denn hier?" "Man, dass man dich hier mal wieder sieht!" "Wir dachten schon, dass du deinen Arsch hier nie wieder hinbewegst" Und so weiter.
Etwas verwirrt musterte sie die Leute. Es waren vier Typen und zwei Mädchen, und obwohl sie nett aussahen, waren sie nicht unbedingt die Art von Leuten, die Rory sich als Freunde aussuchen würde. Etwas verwirrt sah sie zu Jess, der überrascht bei seinen Kumpels einschlug. Er fing ihren Blick auf und zog sie an sich.
"Hey, das sind Josh, Marc, Dan, Steve, Mary und Sandy" Er deutete immer auf die jeweilige Person. "Meine Freunde von früher. Leute, das ist meine Freundin Rory." Die beiden Mädchen hoben grüÃend die Hand, und die Jungs taxierten Rory von oben bis unten. Josh pfiff durch die Zähne. "Freundin, ja? Seit wann denn?"
"Seit fast sieben Monaten", erwiederte Jess und sah Josh an. "Und du lässt die Finger von ihr, klar?"
Josh hob abwehrend die Hände. "Reg dich ab, man! Man darf ja wohl noch fragen....."
Die anderen lachten. "Josh tendiert dazu, ein äuÃeres Interesse für die Freundinnen seiner Kumpels zu entwickeln", erklärte Sandy und lächelte Rory an. "Deswegen wird er auch am meisten verdroschen."
"Hey, ist es meine Schuld wenn die Ladys sich mit mir einlassen?", Josh grinste. "Ihre Typen sollten eher froh sein, dass sie mich haben, sonst wüssten die doch nie dass sie mit den gröÃten Schlampen New Yorks herum laufen. Ich bin sozusagen ein Treuetester." Er zwinkerte Rory zu, doch Dan schlug ihn auf den Hinterkopf.
"Jetzt halt endlich die Klappe, du Vollidiot!", zischte er.
"Ja, so läuft das bei uns", lachte Mary. "Lass dich von den Idioten nicht beeindrucken, die haben nur groÃe Sprüche drauf, sonst nichts." Rory lächelte. Eigentlich waren sie ja doch nicht so schlecht. Gut, Josh war ein Idiot, aber der Rest schien wirklich nett zu sein.
"Hey Rory, tausend Dank dass ihr uns diesen Laden gezeigt habt!" Dave kam haraus mit einer prallen Tüte, gefolgt von Lane.
"Ja, der Laden ist eine echte Goldgrube. Ich glaube, wir haben eure Zeit ein kleines bisschen beansprucht...." Sie stoppte, als sie die anderen bemerkte.
Jess stellte sie den anderen vor und auch Lane wurde von Josh unter die Lupe genommen, gefolgt von einem weiterem Schlag von Dan.
"Was habt ihr heute Abend vor?", fragte er und ignorierte Josh, der sich den Kopf rieb.
"Nichts besonders", sagte Jess. "Wisst ihr irgendwas?"
"Wir wollten ein bisschen durch die Clubs ziehen, du weiÃt schon, die übliche Tour.", sagte Steve und sah sie an. "Wollt ihr mitkommen?"
Fragend drehte sich Jess zu den anderen um. "Wollt ihr?"
"Was spielen die denn so für Musik hier?" Lane zog die Nase kraus, doch als die anderen ihr diverse Band nannten, hellte sich ihr Gesicht auf. "Aber klar kommen wir mit, oder?" Auch Dave nickte, nur Rory zögerte noch. Doch als sie Lanes Gesicht sah, nickte sie auch.
"Cool. Wir treffen uns um neun vor eurem Hotel, klar?" Marc schlug Jess auf die Schulter und sie verschwanden.
[B]Kapitel zweiundsiebzig
[/B]
In ihrem Zimmer angekommen, ging Rory unter die Dusche. Während das warme Wasser auf sie herunterprasselte, legte sie ihre Hände auf den Bauch. Sie war jetzt in der 14. Woche; ihr Baby war ungefähr 7 cm groÃ, das war so in etwa die GröÃe ihres Ringfingers. Sie konnte es immer noch nicht richtig glauben, dass in ihr ein neues Leben wuchs. Und das bloÃ, weil sie und Jess miteinander geschlafen hatten. Sie war schon gespannt darauf, wann ihr Bauch runder werden würde. Wann sie ihr Baby das erste Mal spüren würde. Was es werden würde. Jess freute sich bestimmt über einen Jungen, dachte sie. Für einen kurzen Moment schoss ihr ein Bild von einem Miniatur - Jess in den Kopf, und sie musste lächeln.
SchlieÃlich drehte sie das Wasser ab, wickelte sich ein Handtuch um und ging aus dem Badezimmer. Jess lag auf dem Bett und laÃ. Lächelnd setzte sie sich zu ihm und zog ihm das Buch aus der Hand.
"Hey" Er setzte sich auf. "Das war aber echt unhöflich." Er strich ihr das feuchte Haar zurück. "Alles ok? Ich weiÃ, die Jungs müssen dir etwas hirnlos vorkommen, aber sie sind echt gute Kumpels."
Rory nickte. "Das hab ich auch bemerkt." Jess beugte sich zu ihr vor und küsste sie sanft. Sie verschränkte ihre Hände in seinem Nacken und sah ihn herausfordernd an.
"Wir haben noch drei Stunden, bevor die anderen uns abholen" Sie legte den Kopf schief. "Was sollen wir solange noch machen?" Grinsend bahnte sich Jess´ Hand unter ihr Handtuch.
"Ich wüsste da schon etwas" Langsam öffnete er das Handtuch und schob sich über sie.
Um neun holten die anderen sie ab und sie machten sich auf den Weg. Rory beobachtete Jess, während sie gingen. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Zum einen wollte sie nicht, dass Jess Freunde erfuhren dass sie schwanger war. Dann hatte sie Angst, dass die Club- Luft schädlich für das Baby war. Dann bemerkte sie, dass Jess sich anders benahm als sonst. Wieder hundertprozent Bad Boy. Und einfach... anders. Sie war froh, dass Lane auch da war.
"Wo wollt ihr zuerst hin?", fragte Jess und legte seinen Arm um Rorys Schultern.
"Ins I- Max", antwortete Dan. "Da geht um diese Zeit zwar noch nichts ab, aber das ist gut für den Start."
"Man, es kommt mir wie Ewigkeiten vor, dass wir diese Tour gemacht haben", stellte Jess fest, als sie durch die Dämmerung gingen.
"Alter, werd mal nicht nostalgisch." Marc schlug ihm auf die Schulter, doch man konnte erkennen, dass auch er die alten Zeiten vermisste.
"Na komm", erwiederte Mary. "Es war schon lustiger, wo Jess noch dabei war" Sie strubbelte Jess durch die Haare.
"Hey", er schlug ihre Hand weg. "Zerstöre nicht das Kunstwerk!" Er besah sich Rory von der Seite. "Hey", sagte er leiser. "Alles ok?"
Rory sah ihn kurz an, bevor sie nickte. Was hätte sie in diesem Moment auch, vor den anderen, sagen sollen? Jess musterte sie noch kurz und küsste sie dann auf die Wange.
"Uuuuh", flötete Josh. "Jetzt wird´s versaut"
Von beiden Seiten, Dan und Sandy, bekam er wieder Schläge auf den Hinterkopf.
"Was denn?" Er rieb sich den Kopf. "Ich sag doch nur! Seid mal ehrlich, wann hatte Jess jemals ne feste Freundin? Das einzige, was er immer mit den Girls gemacht hat, war fic.... AU!" Diesmal hatte Jess ihn getroffen, aber härter als all die anderen.
"Jetzt halt doch mal die Schnauze". sagte Dan genervt. Und wandte sich an Rory. "Sorry wegen dem Idioten, der redet nur ScheiÃe. Ignorier ihn einfach." Rory nickte, sah Jess jedoch von der Seite an. Doch er wich ihrem Blick aus.
"Also, dass du noch keine Gehirnerschütterung hast verwundert mich jeden Tag aufs neue", stellte Mary verwundert fest.
"Bei welchem Gehirn denn?", knurrte Jess.
Nachdem sie im I- Max waren, zogen sie weiter ins Plasma, das schon mehr gefüllt war. Danach ging es ins Sonic. Inzwischen hatten die anderen schon einiges an Alkohol intus, auch Jess. Rory wurde immer besorgter und zog ihn nach einiger Zeit schlieÃlich zur Seite.
"Was is´ los?" Er war noch nicht betrunken, aber viel fehlte nicht mehr, das merkte sie.
"Ich weià nicht...." Sie biss sich auf die Lippen. "Ihr habt schon so viel getrunken, reicht es nicht jetzt mal?" Besorgt sah sie ihn an, aber er legte ihr nur die Hände auf die Schultern.
"Ich hab alles im Griff, entspann dich", sagte er und zog sie auf die Tanzfläche.
Doch das konnte Rory einfach nicht. Sie sah Josh, der eine nach der anderen angrub, und die anderen, die einen Drink nach dem anderen kippten, inklusive Jess. Die Zigaretten machten ebenfalls mehrmals die Runde, aber sie konnte mit Jess nicht reden. Deswegen suchte sie Lane und deute auf die Toiletten.
Als sie in den Kloräumen waren, sah Lane sie besorgt an.
"Hey, was ist denn los?"
Rory lehnte den Kopf gegen die Wand. "Ich seh´s schon kommen, irgendwas passiert noch. Die saufen sich doch das Hirn weg. Hast du gesehen, wie anders Jess sich verhält? Total anders."
Lane legte ihre Hand auf Rorys Arm. "Hey, rede mit ihm."
"Hab ich doch versucht. Er will nicht zuhören." Sie schüttelte den Kopf.
"Willst du gehen? Wir könnten einfach zurück ins Hotel, irgendwas anderes machen, was du willst."
"Nein", wiedersprach Rory. "Ich will nicht gehen, wer weiÃ, was dann passiert?"
"Na dann komm. Wenn es allzu schlimm wird, zerren wir ihn mit unseren Kräften raus!"
Das brachte Rory zum Lachen. Zufrieden hakte Lane sich bei hr ein und sie gingen wieder raus.
[B]Kapitel dreiundziebzig
[/B]
Später gingen Lane und Dave kurz vor die Tür, um "ein wenig frische Luft zu schnappen". Rory konnte sich denken, was die beiden taten und sah sich nach Jess um. Doch er war nirgends zu sehen.
"Hey, du" Sie drehte sich um und sah Josh auf sich zukommen.
"Hey" Sie wandte sich etwas von ihm ab, da seine Fahne weit ausschweifte. Doch er kam noch näher auf sie zu. Langsam wich sie Stück für Stück von ihm zurück, doch er kam immer näher. SchlieÃlich stieà sie mit dem Rücken gegen die Wand. Es gab keinen Ausweg mehr.
"WeiÃt du, ich muss dir was gestehen...... Ich steh total auf dich" Er strich ihr über die Wange, doch sie drehte den Kopf weg.
"Ach ja? Ich bin mit Jess zusammen", sagte sie deutlich und wollte an ihm vorbei, doch er hielt sie an den Schultern fest. Er drückte sie gegen die Wand.
"Josh, was willst du von mir?", fragte Rory genervt und mit leichtem Anflug von Panik. Wo war denn nur Jess?
"Nur das" Er beugte sich vor, und noch ehe Rory reagieren konnte, küsste er sie. Sie versuchte sich zu wehren, doch er war viel stärker als sie und presste sie fester gegen die Wand, während er ihre Hände festhielt. Verzweifelt versuchte Rory sich zu wehren, aber erfolglos. Sie spürte, wie seine Zunge nach Einlass suchte und tat alles, um ihn abzuwehren.
Plötzlich wurde er von ihr weggerissen. Jess stand hinter Josh und zerrte ihn von seiner Freundin weg. Bevor er noch irgendwas sagen konnte, schlug Jess ihm auch schon mit der Faust ins Gesicht.
"Reg dich ab, Alter!", versuchte Josh ihn abzuwehren, aber Jess zog ihn mit vor die Tür. Beunruhigt folgte Rory ihnen, und auch die anderen hatten die Schlägerei mitbekommen und kamen hinterher.
Als sie drauÃen ankamen, schlug Jess Josh wieder eine rein. Sie konnten das Blut aus seiner Nase strömen sehen.
"Alter, krieg dich wieder ein!" Marc und Dan versuchten, ihn Jess von Josh wegzuziehen, doch sie steckten selbst ein paar Schläge ein.
"Jess, komm runter!", versuchte Josh wieder. "Es war ja wohl nicht nur ich, was ist denn mit deiner feinen Freundin? Die ging ja wohl auch ganz schön ab!"
Ungläubig sah Rory von ihm zu Jess. "Jess, du weiÃt dass das nicht wahr ist!"
Er drehte sich wieder zu Josh, schlug ihm noch eine rein und ging dann zu Rory.
"Wir müssen reden, jetzt!" Er zog sie in eine dunkere Ecke, weg von den anderen.
"Was sollte das?", fragte Rory stirnrunzelnd.
"Was?"
"Dass du ihn direkt schlagen musstest! Hättet ihr das nicht anders klären können?"
"Rory, das hier ist New York, da redet man nicht, hier lässt du Taten sprechen, ok?" Jess verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wusste, worum es ging.
"Jess.... Du weiÃt, dass Josh Mist erzählt hat. Du kennst mich, ich würde sowas nie tun." Er sah sie einfach nur lange an.
Doch in diesem Moment erkannte Rory etwas. Sie realisierte, wie wenig sie doch von Jess wusste. Sie wusste nichts von seiner Vergangenheit, seiner Kindheit, wie er aufgewachsen war. Wer seine Freunde gewesen waren. Seine erste Liebe. All die Dinge, die er von ihr wusste, waren für sie ein Geheimnis. Ja, er kannte sie, aber kannte sie ihn? Sie wusste nicht, wieso sie das gerade jetzt erkannte, aber es traf sie wie ein Schlag.
"Ich weiÃ, dass du nichts damit zu tun hattest. Ich... tut mir leid, dass ich gezweifelt habe", sagte Jess schlieÃlich.
[B]Kapitel vierundsiebzig
[/B]
Als sie wieder im Hotelzimmer angekommen waren, ging Jess unter die Dusche und Rory stellte sich auf den Balkon und betrachtete die Stadt. Nachdenklich sah sie den fahrenden Autos nach, beobachtete vorbeiziehende Leute. Gedankenverloren strich sie über das Geländer des Balkons.
SchlieÃlich wurde ihr kalt und sie ging wieder ins Zimmer. Dort legte sie sich ins Bett.
Nach ein paar Minuten kam Jess aus der Dusche und sah verwundert, dass sie schon im Bett lag.
"Schläfst du schon?"
Rory drehte sich auf den Rücken. "Nein."
Er legte sich zu ihr. "Alles ok?"
Sie nickte langsam. Jess beugte sich über sie und küsste sie. Zögernd lieà sie sich darauf ein. Jess schob sich mehr auf sie und öffnete den ersten Knopf ihres Oberteils, doch sie hielt seine Hand fest.
"Jess... Nicht jetzt", wehrte sie ihn ab. Verwunderd sah er sie an. "Ich... Einfach nicht jetzt, ok?" Bevor er etwas sagen konnte, drehte sie ihm den Rücken zu und legte sich auf die Seite. Vorsichtig berührte er sie an der Schulter.
"Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?", fragte er und strich ihr sachte über die Haare.
"Jaah", sagte sie gedehnt.
Doch Jess glaubte ihr nicht. "Ich glaub dir nicht", sagte er deswegen ohne Umschweife.
"Oh, Jess, akzeptier doch einfach, dass ich jetzt nicht mit dir schlafen will!", sagte sie gereizt. Genervt drehte er sich auf den Rücken.
"Darum geht es doch gar nicht", sagte er schlieÃlich.
"Ach ja, und worum dann? "
"Das will ich ja von dir wissen, Rory." Er drehte den Kopf zu ihr. "Warum zum Teufel bist du so angepisst?"
Sie zog sich die Decke bis zur Nase hoch. "Darum."
"Hey, komm schon. Rede mit mir."
"So wie du es immer tust?", fragte Rory leise. Jess sah sie erstaunt an. Durch den Mond und die StraÃenlaternen war ihr Zimmer zum Teil beleuchtet, und so konnte Jess das verdächtige Glitzern in Rorys Augen sehen.
"Was meinst du damit?", sagte er halb sauer, halb besorgt.
Rory setzte sich halb auf und lehnte den Kopf gegen das Kopfteil des Bettes. "Ich meine, was weià ich denn schon über dich und deine Vergangenheit? Gar nichts. Oder nur das nötigste. Warum erzählst du mir nichts? Ich bin deine Freundin, verdammt! Das gehört dazu, dafür bin ich doch da, man erzählt seiner Freundin was los ist!" Ihre Tränen flossen über ihre Wangen, obwohl sie es gar nicht so recht wollte.
Jess sah sie mit groÃen Augen an. "Hey, was ist denn plötzlich mit dir los? Du weiÃt doch dass ich nicht gerne über meine Vergangenheit rede, denn wie der Name schon sagt, sie ist Vergangenheit."
Rorys Tränen strömten weiter über ihr Wangen. Vorsichtig streckte Jess seinen Arm aus und strich Rory über den Kopf. Schluchzend sank sie auf seine Brust. Unsicher, was er tun sollte, schlang Jess die Arme um seine Freundin und hielt sie einfach nur fest, während sie sich heulend an ihn krallte.
[B]Kapitel fünfundsiebzig
[/B]Die Sonne schien ins Zimmer und warf ihre Strahlen auf Rory und Jess. Er wachte langsam auf, öffnete verschlafen die Augen und sah sich desorientiert um. Dann bemerkte er Rory, die auf ihm lag und es ihm unmöglich machte, aufzustehen. Seufzend fuhr er ihr sachte und langsam mit den Fingerspitzen über den Rücken. Als er an die voherige Nacht dachte, schüttelte er den Kopf. Er hatte Rory noch nie so weinen gesehen. Und er wusste noch nicht mal, woran es lag.
"Hey, Kleine", flüsterte er und strich ihr etwas fester über den Rücken. "Aufwachen." Langsam rührte sich Rory, hielt aber die Augen geschlossen.
"Hey", versuchte Jess es wieder. "Rory... Frühstück?" Sie brummte nur. Sanft strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und hielt inne. Sie fühlte sich wärmer an als normal. Verwundert legte er seine Hand auf ihre Stirn und fühlte, dass sie Fieber hatte. Vorsichtig rutschte er unter ihr weg und kniete sich vor das Bett.
"Rory", sagte er. Langsam öffnete sie die Augen und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
"Mein Kopf", stöhnte sie und hob die Hand zur Stirn, lieà sie auf dem Weg dorthin jedoch mit schmerzverzerrtem Gesicht sinken.
"Bewegt dich nicht", sagte Jess etwas hilflos, stand auf und drehte sich im Zimmer. "Ich...." Sein Blick fiel auf den kleinen Tisch, auf dem Gläser standen. "Ich hol dir ein Glas Wasser." Es klopfte an der Tür und er stellte das Glas auf dem Nachttisch ab. Vor der Tür standen Lane und Dave.
"Hey ihr Schlafmützen, wir warten schon seit Ewigkeiten auf euch!" Dave hielt inne, als er sah, dass Rory im Bett lag und Jess nur Boxershorts und T- Shirt anhatte. "Habt ihr echt noch geschlafen?"
Jess wiegte den Kopf. "War ein bisschen spät gestern. Kommt rein."
"Hast du ein blaues Auge?", fragte Lane, als sie und Dave hinter ihm herkamen.
"Nee, ich steh auf Make - Up", erwiederte Jess und hockte sich wieder vor das Bett. "Wie geht´s dir?", fragte er Rory und gab ihr das Wasser. Vorsichtig trank sie einen Schluck und gab es ihm dann zurück.
Lane setzte sich zu ihr aufs Bett. "Was hast du?", fragte sie besorgt. Rory setze sich halb auf.
"Mein Kopf fühlt sich an, als ob er platzt", stöhnte sie. "Und ich glaub, ich hab Fieber."
Lane fühlte ihr die Stirn und nickte. "Habt ihr hier Aspirin?", fragte sie.
Jess nickte und stand auf, um es zu holen.
"Geht das denn bei - Schwangerschaften?", fragte Lane vorsichtig. Sie war immer noch nicht so recht an das Wort in Zusammenhang mit Rory gewöhnt. Ihr zuliebe zeigte sie es natürlich nicht, aber sie war besorgt um Rory. Nicht nur jetzt, wo sie krank war, sondern einfach im Allgemeinem. Sie hatte zwar generell nichts gegen Jess, aber warscheinlich war das normal für eine beste Freundin, sich zu sorgen.
Jess las den Beipackzettel. "Also, da steht: Bla, bla, bla, wirkt bei Fieber und Schmerzen, nicht anzuwenden bei bla, bla, bla, ... hier: in den letzen drei Monaten der Schwangerschaft. Soweit bist du ja wohl noch nicht." Er gab ihr eine der weiÃen Tabletten.
"Versuch, wieder zu schlafen", schlug Jess vor. "Ich muss kurz weg" Langsam lieà Rory sich wieder in die Kissen sinken.
"Wohin denn?", fragte sie und schloss die Augen.
Jess zögerte. Er wollte es ihr nicht sagen, weil sie sonst mitkommen wollen würde oder ihn hindern würde. "Weg", startete er deswegen einen lächerlichen Versuch, in der Hoffnung, sie würde nicht weiterfragen.
"Wohin?", fragte sie wieder.
"Ich muss noch was mit Josh klären", sagte er langsam und wartete auf die Reaktion seiner Freundin. Prompt richtete sich Rory auf und sah ihn an.
"Ich komm mit!", sagte sie bestimmt. "Sonst schlagt ihr euch doch die Köpfe ein!"
Aber Jess schüttelte den Kopf. "Nope. Du bleibst hier." Als er Rorys Gesichtsausdruck sah, fügte er noch hinzu: "Mach dir keine Sorgen, ich schlag ihn schon nicht. Solange er mir keinen Grund dafür gibt...."
"Jess!"
Jess lachte. "Reg dich ab. Sowas nennt man einen Scherz."
"Ich lach mich tot." Schmollend zog Rory die Bettdecke bis zum Kinn hoch und sah Lane fragend an. "Was macht ihr heute noch?"
"Also, ich lass dich nicht krank alleine!", sagte Lane und verschränkte bestimmend die Arme.
"Dann geh ich mit Jess mit", bot Dave an.
Erstaunt warf Jess ihm einen Blick zu. "Als Wachhund?"
"Als Freund, ... wenn du willst", antwortete Dave und sah amüsiert den leicht perplexen Jess an.
"Oh... Na dann." Er küsste Rory zum Abschied auf die Wange und machte sich dann mit Dave auf den Weg.
"Ist das nicht cool?", quitschte Lane, sobald die beiden draussen waren. "Jetzt haben wir mal unsere Ruhe, und können in Ruhe reden, oder was auch immer du machen willst." Sie schmiss sich neben Rory auf Bett und sah sie an.
"Mir ist es auch egal. Lass uns einfach quatschen, ich kann sowieso nicht schlafen, wenn ich nicht weiÃ, was Jess jetzt mit Josh anstellt." Sie konnte den besorgten Ausdruck nicht von ihrem Gesicht verbannen.
"Hey", sie legte ihr eine Hand auf den Arm. "Dave ist doch dabei. Und es war doch süÃ, dass er dich nur beschützen wollte. Ich meine, an seiner Stelle hätte ich Josh auch geschlagen." Rory lächelte sie an.
"Ist dir klar, dass du gerade Jess verteidigst?"
"Ja, aber ich meine,... so schlimm ist er ja auch nicht. Das sieht man schon, wenn er mit dir redet, dich ansieht. Auch wenn er es nicht zeigen will, ... er ist total verliebt in dich."
Nach einer Viertelstunde ging es Rory etwas besser. Die Aspirin hatte gewirkt und sie und Lane saÃen im Bett und lachten und redeten über alles, was ihnen einfiel.
"Und mit Dave und dir läuft es noch immer so gut?", fragte Rory nach einiger Zeit.
Lane nickte. "Wir geniessen die Zeit, die uns noch bleibt." Sofort stellte sich wieder der traurige Ausdruck auf ihr Gesicht, den Rory noch nie bei ihr gesehen hatte, bis jetzt, wo Dave davor stand, am anderem Ende des Landes zu studieren.
"Hey, es gibt Leute, bei denen eine Fernbeziehung funktioniert hat", versuchte Rory, sie aufzumuntern.
"Aber du glaubst nicht dran, oder?"
"Nun ja, ... " Rory kam in Bedrängnis. "Ich hatte noch nie eine Fernbeziehung, deswegen weià ich es nicht. Ich war mit Dean kurz davor wegen Harvard, und dann mit Jess wegen Yale, bis ..." Beim Gedanken an die Uni und das Leben, was sie hätte leben können, stockte sie.
"Hast du eigentlich noch Kontakt zu Dean?", fragte Lane, um Rory abzulenken.
Diese wiegte den Kopf. "Es geht. Seit der Hochzeit nicht mehr so richtig. Was ich eigentlich schade finde, immerhin war er mein erster fester Freund, und ich habe mit ihm so viel erlebt, bis auf ..." Sie unterbrach sich und dachte nach. Mit Dean hatte sie nie geschlafen. Sie hatten auch nicht darüber gesprochen, es war einfach nie passiert. Warum eigentlich?, fragte sie sich. Vielleicht war sie ja nicht dafür bereit gewesen. Aber bei Jess, da war sie es gewesen. Für ihn hatte sie schon immer stärkere Gefühle gehabt als für Dean. Was auch gut so war. Sie war glücklich mit Jess, selbst wenn es manchmal kompliziert war. Aber warum hatte sie dann gestern so plötzlich geweint?
Lane holte sie aus ihren Gedanken zurück. "Hey, worüber denkst du nach?"
"Ich dachte nur gerade, ... ich weià auch nicht, Lane. Ich verändere mich. Ich denke über Dinge nach, die ... Ich dachte nur gerade, dass ich mit Jess glücklicher bin als mit Dean. Ich mein, ich habe ihn geliebt, aber für Jess empfinde ich mehr."
"Aber das ist doch gut, oder? Ich meine, dass du Jess liebst. Aber warum veränderst du dich? Ich meine, wie?"
Rory dachte nach. "Gestern, nachdem Josh mich geküsst und Jess sich mit ihm geprügelt hat, ist mir aufgefallen, wie wenig ich ja von Jess weiÃ. Ich mein, von seiner Vergangenheit. Das ist immer ein Problem für mich, oder besser gesagt, ein Punkt zwischen uns beiden. Er redet einfach nicht darüber. Ich meine, er sagt immer, wie schreklich es damals war, und dass das ja Vergangeheit ist, aber ich will ihm helfen, darüber hinwegzukommen, aber wie kann ich dass, wenn er mir nichts erzählt? Und dann ist das gestern irgendwie aus mir herausgebrochen, und ich hab wahnsinnig angefangen zu weinen. Und da war er dann ganz süÃ, weiÃt du, er hat mich in den Arm genommen und getröstet, so lange, bis ich eingeschlafen bin. Die Schwangerschaft verändert mich. Ich werde irgendwie ... emotianaler. Kleine Dinge machen mich schneller fertig. Ich meine, ich weiÃ, dass das an den Hormonen liegt, aber nur aus der Therorie, und es in Praxis zu erfahren, ist dann doch irgendwie erschreckend. Es macht mir bewusst, wie wenig ich auf so etwas vorbereitet bin, und wie sehr ich Jess jetzt brauche."
"Hey ... Er ist doch da für dich. Er hat es dir versprochen, er bleibt bei dir. Ich mein, ein Baby ist etwas anderes als wenn er dein Auto verschrottet. Er kann vor seinem Kind nicht wegrennen." Lane war etwas überfordert mit der Situation und nahm Rory deswegen einfach kurzerhand in den Arm. Als sie sich voneinander lösten, lächelte Rory.
"Danke, dass du da bist", sagte sie einfach nur.
Kapitel sechsundsiebzig
"Hey, Alter!", wurden Jess und Dave begrüÃt, als sie die anderen am Strand, ihrem alten Stammplatz, gefunden hatten. "Haste dich wieder abgeregt?"
Jess nickte. "Das kann sich aber wieder ganz schnell wieder ändern, also reizt mich nicht. Ich will nur kurz mit Josh reden." Sandy zeigte ihm, wo Josh war und er machte sich auf den Weg, während Dave wartete.
"Na, du hast ja ein schönes Veilchen", sagte Jess zur BegrüÃung. Josh sah ihn an.
"Du ja auch!" Er musterte ihn. "Hey, wegen gestern, es tut mir leid. Du weiÃt, Alkohol und schöne Frauen ..."
"Keine gute Mischung bei dir", beendete Jess den Satz. Er kannte Josh einfach zu gut. "Ist ok. AuÃerdem wollt ich dir schon immer mal eine reinhauen." Er grinste, Josh ebenfalls.
Gegen Abend kamen die beiden wieder und fanden Rory und Lane schlafend vor. Grinsend blieben sie vor dem Bett stehen.
"Jetzt sieh dir das an", sagte Dave kopfschüttelnd. "Wie können die so früh schon schlafen?"
"Ich habe keine Ahnung", lachte Jess. "Sollen wir sie wecken?"
Dave wiegte den Kopf. "Ich weià nicht. Wie wäre es, wenn wir was zu essen holen, meinetwegen ein paar Filme, und wenn wir wieder da sind und sie immer noch schlafen, dann wecken wir sie, ok?"
Als sie wieder kamen, war Lane inzwischen wach.
"Hey ihr beiden", murmelte sie verschlafen und richtete sich auf. Dave kam zu ihr und küsste sie.
"Habt ihr die ganze Zeit nur geschlafen?", fragte er und verkniff sich das Lachen.
"Nein!", kam auch prompt die entrüstete Antwort. "Wir haben nur ein kleines Nickerchen zwischendurch gehalten."
"Ja, das haben wir gesehen!" Jess hockte sich vor die schlafende Rory und strich ihr über die Nase. "Hey, du." Langsam öffnete Rory die Augen und sah direkt in Jess´ grinsendes Gesicht. "Naah, ausgeschlafen?"
Brummend richtete sie sich auf und sah Lane an, die etwas zerzaust aussah. "Hast du auch geschlafen?", fragte sie erstaunt. Lane nickte und fing an zu lachen. "Na, das ist ja sehr Rock ´n Roll" Neugierig sah sie die Tüten, die beide trugen. "Was habt ihr denn da?"
"Wie dachten, da wir ja hier einen DVD Player haben, könnten wir ein paar DVDs ausleihen und haben auch noch was zu essen geholt."
Rorys Gesicht hellte sich auf. "Essen? Klingt gut, ich bin am verhungern. Was denn? Hoffentlich nichts gesundes, das würde ich jetzt nicht vertragen. Ich brauch was ungesundes!" Die anderen sahen sie verwundert an. "Hey, ich bin schwanger, da darf ich das!", verteidigte sie sich.
"Ist der Dame Chinesich recht?", fragte Dave und legte die Schachteln aufs Bett.
"Ja, vorzüglich!" Rory grinste. "Welche DVDs habt ihr mitgebracht?"
Jess ging zum Fernseher und legte die DVDs daneben. "Also, wir wussten ja nicht, was ihr wollt, deswegen haben wir eine kleine Auswahl. Hier ist Sid & Nancy, The Ring 1 und 2, Pulp Fiction, Blue Crush, Billie Jack und zuguterletzt Almost Famous."
"War ja klar.", sagte Rory nur, als der Vorspann von Almost Famous zuerst lief. Sie quetschen sich zu viert auf das Bett und fingen an, zu essen und zu gucken.
Kapitel siebenundsiebzig
"Na, noch wach ihr beiden?", fragte Jess am Ende des Films.
"Haha", antworteten Rory und Lane. "Leg mal lieber den nächsten Film ein!", sagte Rory. Seufzend stand Jess auf und legte den nächsten ein. "Ich hoffe, ihr seid keine Weicheier", sagte er, als er sich wieder neben Rory setzte und der Film anfing.
"Wieso, welcher ist es denn?", fragte Rory, als ein Efeu bewachsenes Haus gezeigt wurde und Amber Tamblyn sich über das Verschwinden ihrer Gehirnzellen beim Fernsehen beklagte. "Oh, nicht The Ring!", quitschte Rory erschrocken. "Ich hasse den!"
"Wieso, hast du den schonmal gesehen?", fragte Dave.
"Nur die ersten zehn Minuten, dann hab ich ausgemacht. Ich sag euch, Mum hat sich eine Woche lang über mich lustig gemacht."
"Ich muss sagen, ich hasse Horrorfilme auch!" Lane rutschte näher an Dave.
Während der ersten Viertelstunde hielten sich Rory und Lane einigermaÃen tapfer. Doch als sie das Video, nachdem man nur noch sieben Tage zu Leben hatte, zum ersten Mal sahen, klingelte exakt danach das Telefon. Erschrocken schrien Lane und Rory auf.
Belustigt ging Jess ran und erstarrte. Erschrocken reichte er Rory den Hörer, den sie mit angstvollem Gesicht entgegen nahm.
"Hallo?", wimmerte sie leise.
"Hey SüÃe, ich bin´s. Was ist? Du klingst so ängstlich, hast du was gemacht, was ich nicht machen würde?", lachte Lorelai am anderen Ende. Wütend schlug Rory Jess auf den Arm, der sie breit angrinste.
"Nein, alles Ok. Jess ist nur gerade ein Idiot."
"Also nichts neues. Ich wollte nur mal hören, wie es euch geht."
"Ganz gut, aber kann ich dich morgen anrufen? Wir gucken uns gerade Filme an und ich will die anderen nicht langweilen."
Nachdem sie aufgelegt hatte, schlug sie Jess wieder. "Du Idiot! WeiÃt du, was ich für Angst hatt?" Jess grinste nur weiter und lieà den Film weiter laufen.
Bei der nächsten gruseligen Stelle schrien Lane und Rory wieder auf und Rory vergrub den Kopf in Jess´ Hemd.
"Hey", lachend strich er ihr über den Kopf. "So gruselig ist das nun auch nicht."
"Doch!", wimmerte Rory verängstigt.
"Seit wann bist du so ängstlich?", fragte Jess jetzt verwundert. Er konnte verstehen, dass manche Szenen gruselig waren, aber so sehr?
"Ich bin halt im Moment empfindlich", murmelte sie in sein Hemd. Jess tauschte Blicke mit den anderen beiden, die die Schultern zuckten und ihm auffordernd ansahen. SchlieÃlich zog er Rory etwas auf sich und legte einen Arm um ihre Schultern.
"Na komm, es wartet noch Teil zwei auf uns, also halte durch." Er strich ihr über den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Aber der ist wirklich mies, da hast du nicht viel zu befürchten."
Nachdem auch The Ring zwei absolviert war, sahen sie Sid & Nancy. Da Lane und Rory danach zu müde waren, um weiter zu sehen, verschoben sie die anderen Filme auf den nächsten Abend.
[B]Kapitel achtundsiebzig
[/B]"Geht´s dir eigentlich wieder besser?" Fragend drehte Jess den Kopf zu Rory, als sie im Bett lagen.
Sie nickte. "Die Kopfschmerzen sind so gut wie weg, und das Fieber glaub ich auch. Aber ich seh mir nie wieder The Ring an, oder irgendeinen anderen Horrorfilm."
"Weichei."
"Hey", sie schlug ihm leicht auf den Arm. "Ich weià auch nicht, irgendwie stellt sich bei mir gerade was um. Ich mein, wegen der Schwangerschaft. Sieh dich vor, bald musst du mir dauernd saure Gurken holen gehen", sagte sie und sah ihn dankbar an. "Aber danke, dass du vorhin so liebt zu mir warst. Ich fürchte, du wirst mit mir noch einiges durchmachen müssen", fügte sie nachdenklich hinzu.
"Hey" Er küsste sie auf die Wange. "Das schaffen wir schon, mach dir keinen Kopf." Sie nickte nur und drehte sich auf die Seite. Sie machte sich aber einen Kopf, selbst wenn sie nicht wollte. Sie machte sich eben Sorgen über die Zukunft, aber schob sie fürs erste zur Seite, da sie müde war.
Aber anscheinend war Jess noch nicht sehr müde. Er rückte näher an sie ran und fing an, ihren Nacken zu küssen. Rory lieà ihn gewähren, weil sie seine Berührungen genoss und sich plötzlich nach seiner Nähe sehnte. Langsam wanderte seine Hand über ihren Körper, und fordernd schob er ihr Oberteil hoch. Doch Rory hielt sachte, jedoch bestimmt seine Hand fest.
"Jess ... ", sagte sie leise. "Ich bin zu müde, ok? Können - Können wir einfach nur so schlafen?" Er zuckte mit den Schultern, legte seinen Arm um ihre Hüfte und sah ihr beim einschlafen zu, bis er selbst ins Land der Träume entschwand.
Als Rory die Augen aufschlug, fiel ihr Blick auf den Wecker. Es war erst halb acht, kein normaler Mensch war zu dieser Uhrzeit schon wach. Aber sie fühlte sich ausgeschlafen. Immer noch etwas verwundert reckte sie sich und stieà dabei an Jess, der hinter ihr lag. Vorsichtig drehte sie sich um und sah ihn zerknirscht an.
"Hab ich dich jetzt geweckt?"
Er rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf. "Nee, ich war sowieso gerade dabei, aufzuwachen. Du hast es nur gewalttätig beschleunigt."
Grinsend hievte sie sich auf seinen Oberkörper. "Hm, wie kann ich das nur wieder gut machen?" Er fuhr ihr sanft mit seinen Händen über den Rücken. "Keine Ahnung." Sie rutschte ein Stück höher um mit ihm auf gleicher Höhe zu sein. Den Kuss, den sie ihm auf die Lippen hauchte, erwiederte er nur zugerne. Langsam rutschten seine Hände weiter runter zu ihrem Po und ihr Kuss wurde intensiver. Als Jess Rory unter ihr Oberteil strich, klingelte ihr Handy und sie löste sich von ihm.
"Lass doch klingeln", sagte er und strich ihr sanft über den Oberkörper, doch Rory machte sich los.
"Es könnte wichtig sein!", sagte sie, rutschte von ihm und langte nach ihrem Handy, das auf dem Nachttisch lag.
Stöhnend lieà Jess den Kopf in die Kissen sinken.
"Hallo?" Rory warf ihm einen ärgerlichen Blick zu und setzte sich dann auf die Bettkante.
"Hey du, hab ich dich geweckt?" Lorelai klang merkwürdigerweise sehr fröhlich und ausgeschlafen, obwohl es so früh war.
"Nee, ich war schon wach. Komisch, oder?"
"Aah, mist, ich wollte dich ärgern." Rory hörte Luke im Hintergrund sein Schild zitieren, aber wie immer schenkte Lorelai ihm keine Aufmerksamkeit.
"Hast du nur deswegen angerufen?", fragte Rory ungeduldig.
"Hey, warum bist du so genervt? Hast du Streit mit Jess?"
"Wie man´s nimmt. Ist grad nur ein blöder Zeitpunkt, ich ruf dich später nochmal an, ok?"
Nachdem sie aufgelegt hatte, setzte sich Jess wieder auf. "Und das war jetzt so wichtig, dass es nicht hätte warten können?"
Rory legte ihr Handy wieder auf den Nachttisch. "Jess, komm schon. Es ist ja nicht so, als ob sie uns jetzt mitten aus irgendwas gerissen hat."
"Oh, man." Jess stand auf.
"Warum bist du so sauer?", fragte Rory stirnrunzelnd. Er zog sich ein T- Shirt über.
"Bin ich nicht", sagte er und nahm seine Jeans. Während er den Gürtel schloss, sah er, dass Rory ihn noch immer ansah. "Hast du auch Hunger? Es ist noch früh, wir könnten schonmal runter gehen und danach noch was mit Lane und Dave machen, bevor sie weiterfahren. Wann eigentlich? Heute Abend oder Morgen früh?"
"Morgen früh", sagte Rory misstrauisch. "Bist du sicher, dass nichts ist?"
Er nickte nur, ging auf sie zu und küsste sie kurz. Dann ging er ins Bad.
Seufzend sah sie ihm hinterher.
[B]Kapitel neunundsiebzig
[/B]
SchlieÃlich griff sie nach ihrer Hose. Was war nur wieder mit Jess los? Vor allem, warum redete er nicht mit ihr? Sie hasste es, wenn er das tat. Und das sie nicht wusste, worum es geht. Sollte sie ihn einfach darauf ansprechen? Nachdenklich streifte sie eine Bluse über und fing an, sie zuzuknöpfen, als Jess wieder rauskam.
"Hey." Er strich ihr die Haare zurück und küsste sie. "Sollen wir gehen?" Er drehte sich um und wollte gehen, aber Rory hielt ihn am Arm zurück. Verwundert sah er sie an.
"Können wir nicht noch hier oben bleiben?" Sie legte ihm eine Hand an die Wange. Sie wollte jetzt darüber reden, was mit ihm los war, ob er wollte oder nicht. Aber anscheinend verstand er nicht ganz, was sie wollte.
Er grinste sie an. "Wieso? Was willst du denn hier noch machen?" Er spielte mit den Knöpfen ihrer Bluse und öffnete schlieÃlich den ersten.
Seufzend hielt sie seine Hände fest. "Reden, Jess.", sagte sie schlieÃlich. Er stöhnte.
"Muss das sein? Wir können doch auch was anderes machen ... " Viel sagend sah er sie an und wollte den zweiten Knopf öffnen. Rory verdrehte die Augen und hielt erneut seine Hände fest.
"Jess, nein.", sagte sie bestimmt. "Ich will wirklich reden." Genervt lieà Jess die Hände sinken und trat einen Schritt zurück. Erwartungsvoll sah er sie an.
"Und worüber?"
"Siehst du, jetzt bist du schon wieder so komisch. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du nichts hast."
"Aber ich hab nichts, Rory."
"Ich glaub dir das nicht." Kopfschüttelnd und bittend zugleich sah sie ihn an. "Warum sagst du mir nicht, was los ist?"
"Ror, komm schon. Du bildest dir das nur ein, ich habe nichts. Jetzt lass uns Lanes und Daves letzten Tag nicht mit Nichtigkeiten verschwenden." Er zog sie an der Hand nach drauÃen. Wiederwillg folgte sie ihm.
"Und?" Luke kam aus dem Bad und öffnete den Kleiderschrank. "Geht´s den beiden gut?" Lorelai nickte und trat hinter ihn. Sie schlang die Arme um ihn und besah sich den Inhalt des Schranks.
"Tja Mr. Danes, wie immer ist die Auswahl schwer. Was nehmen Sie, das Flanellhemd, das Flanellhemd, oder wollen Sie heute mal verrückt sein und das Flanellhemd nehmen?" Luke nahm sich eins seiner typischen blau karierten Hemden raus, schloss den Schrank und drehte sich zu Lorelai um.
"Hey, es sagt auch keiner was über deine Klamotten."
"Ja, weil die abwechslungsreicher sind." Sie grinste ihn liebevoll an, doch plötzlich blitzen ihre Augen voller Tatendrang. "Hey, kannst du dir nicht heute frei nehmen?"
Misstrauisch beäugte Luke sie. "Wieso?", fragte er vorsichtig.
"Weil ich mit dir shoppen gehen will!" Voller Vorfreude strahlte sie ihn an, doch Luke brummte nur missbilligend.
"Ich geh aber nicht shoppen."
"Doch, mit mir"
"Vor allem nicht in Shoppingcentern. Die Parkplätze sind nur überteuert, also sind wir schon pleite bevor wir loslegen. Dann laufen wir los, mit tausend anderen, hektischen, drängelnden Leuten im Rücken, so dass wir panisch wie Rehe von einem Laden zum anderen hetzen, dauernd in der Angst dass wir überrant werde. Und -"
Er kam nicht weiter, denn Lorelai verschloss seinen Mund mit einem sanften Kuss. "Du vergisst", sagte sie leise und sah ihm in die Augen, "dass ich ja auch da bin um dich zu beschützen, und wir haben Davey im Kinderwagen als Waffe, deshalb werden alle Leute vor einem sabbernden, schreienden, nach voller Windel stinkenden Baby reisaus nehmen, woduch wir eine Schneise haben und ungestört einkaufen können."
Luke sah sie nur leidend an, doch Lorelai juchzte auf und küsste ihn. "Danke, danke, danke! Halt schon mal die Kreditkarten bereit!" Mit diesen Worten stürmte sie nach unten, um Ceasar zu sagen dass er heute alleine den Laden schmeissen würde.
"Rory, kann ich mal mit dir reden?" Lane hatte sie die ganze Zeit lang während des Frühstücks beobachtet und gesehen, dass Rory nicht so war wie immer. Die ganze Zeit lang hatte sie abwesend in ihrer Tasse gerührt und so gut wie nichts gegessen. Jeden Blick, den sie Jess zugeworfen hatte, hatte er nicht erwiedert. Lane machte sich Sorgen um sie. Rory nickte und entfernte sich mit ihr auÃer Hörweite der Jungs.
"Hey, was ist los mit dir?" Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah sie hinter ihrer Brille besorgt an.
Rory schüttelte seuzend den Kopf und strich eine wiederspenstige Haarsträhne hinter die Ohren. "Jess.", sagte sie traurig. "Er redet nicht mit mir. Er geht einfach, oder lenkt ab, oder will etwas anderes machen. Nur nicht mit mir reden. Manchmal hab ich das Gefühl, er hat sich gar nicht geändert. Zumindestens verhält er sich im Moment genauso wie früher."
"Aber er kann sich ja auch nicht zu hundert Prozent verwandeln."
Rory seufzte. "Lane, ich weià das. Aber ich will, dass er mit mir redet!" Sauer sah sie rüber zu Jess, der mit Dave redete und ihren Blick nicht sah.
"Hey, was ist plötzlich los mit dir? Du weiÃt doch, wie Jess ist."
"Ja, das tu ich. Ich fühl mich im Moment nur überfordert. Es ist komisch, als ob diese ganzen Klischéehaften Sachen sich entschieden haben, jetzt aufzutauchen."
Lane umarmte sie kurz und sah sie dann aufmunternd an. "Du schaffst das, du bist... du. Und du hast mich, und Lorelai, und Jess, selbst wenn er jetzt so komisch drauf ist. Ich mein, Dave redet mit mir, deswegen hab ich keine Erfahrung, aber gibt Jess Zeit, zu entscheiden wann er bereit ist, zu reden."
"Und wenn er nie bereit ist?"
"Dann sperr ihn ein und zwing ihn mit dir zu reden, ansonsten bereitest du ihm groÃe Schmerzen zu. Ich habe gehört, Schwangere sind unberechenbar."
Rory zauberte dies ein kleines Lächeln auf die Lippen. "Was soll ich nur ohne dich machen? Du schaffst es doch tatsächlich, mich immer wieder aufzumuntern."
Lächelnd legte Lane ihr einen Arm um die Schultern und sie gingen wieder zurück zu den beiden.
[B]Kapitel achtzig
[/B]
Den Vormittag wollten Rory und Lane noch für sich nutzen, bevor sie sich für eine Zeit nicht mehr sahen und gingen etwas shoppen. Während sie durch die StraÃen schlenderten, redeten sie über alles, was ihnen einfiel.
"Ich find es toll, dass Dave und Jess sich immer besser verstehen", sagte Rory.
Lane nickte zustimmend. "Ja. Und dabei ist es echt schade, dass Dave jetzt geht." Sie seufzte tief und straffte dann die Schultern. "Lass und über etwas anders reden, ok?"
Rory nickte und hielt mit ihr zusammen Ausschau nach einem Musikladen.
Währenddessen war Jess bei Dave im Zimmer und lieà sich Daves Lieblingsband vorspielen. Die beiden hatten festgestellt, dass sie in einigen Sachen den selben Geschmack hatten,, wie eben im Musik.
"Schade, dass meine Uni so weit weg ist", sagte Dave nach einiger Zeit. Jess nickte. "Aber du und Rory könnt mich immer besuchen, oder ich komm in den Ferien rüber."
Jess nickte erneut. "Das wär cool. Was ist denn - " Er wurde von Klingeln seines Handys unterbrochen.
"Hallo?"
"Hey Jess."
"Mary!" Ãberrascht setzte Jess sich etwas auf und wechselte das Handy ans andere Ohr. "Hey, wie gehts?"
"Ganz gut." Mary hörte sich bedrückt an, als ob ihr etwas auf dem Herzen lag.
Das fiel selbst Jess auf. "Was ist los?", fragte er deswegen direkt.
Mary seufzte. "Hör zu... Flipp nicht direkt aus, ok?"
"Sag mir was es ist!", drängte Jess mit einem unguten Gefühl.
"Aaron ist wieder da."
"Lorelai, bitte!" Luke ging genervt hinter Lorelai her, die munter und mit mindestens fünf Tüten bepackt Davey vor sich herschob. "Wir sind jetzt hier seid drei Stunden, reicht das nicht mal langsam?"
Lorelai ging weiter. "Aber nein mein Lieber, du hast noch mindestens genauso viele Stunden vor dir!" SchlieÃlich hatte sie erbarmen und blieb stehen. Sie dreht sich um lächelte ihn an. "Willst du eine Pause?"
Luke nickte und sie setzten sich in ein Cafe. "Also, ich weià ja nicht ob du es gemerkt hast, aber wir haben bis jetzt nur für dich was gekauft."
"Tja, du willst ja nichts neues."
"Stimmt. Aber wenn wir noch mehr kaufen, bist du arm."
"Dann hab ich ja noch meinen Freund, der ein gut laufendes Diner hat... Tut mir leid, dass du es so rausfinden musstest!" Theatralisch seufzend sah sie ihn mit groÃen Augen an. Luke verdreht die Augen, legte das Geld auf den Tisch und stand auf. "Na los, lass uns schon weitergehen!" Freudig stand Lorelai auf und küsste ihn innig.
Jess legte grimmig auf.
"Hey, was ist los?", fragte Dave ihn besorgt.
Jess zögerte. Wenn er Dave jetzt erzählen würde, was damals zwischen ihm und Aaron gewesen war und was passiert war, wie würde Dave darauf reagieren? Er war seine Vergangenheit, mit der er versuchte, klar zu kommen und zu vergessen, und jetzt kam alles wieder hoch. Und er musste Rory unbedingt von dem Kerl fernhalten.... Er seufzte schlieÃlich und sah Dave ann.
"Ok, was ich dir jetzt erzähle, habe ich noch niemanden erzählt, nichtmal Rory, und du darfst es niemandem erzählen, ok? Und - verurteil mich nicht deswegen, ok?"
Dave nickte und Jess begann, zu erzählen.
Kapitel einundachtzig
Aaron presste Dan gegen die Wand und drückte ihm die Kehle zu. "Wo ist er?" Seine Stimme zischte gefährlich, wie eine Kobra vor ihrer Beute. Dan öffnete den Mund und schloss ihn wieder, es kamen nur würgende Geräusche zu. Aaron verstärkte seinen Griff und beobachtete amüsiert, wie sein Opfer langsam rot anlief.
"Aaron, hör auf!", rief Sandy mit schriller Stimme und versuchte, sie zwischen ihn und Dan zu drängen, doch Aaron wischte sie mit einer Handbewegung zur Seite.
"Sag mir, wo der kleine Bastard ist, oder ich schwöre bei Gott, ich bring dich mit einer Hand um!"
"Dann lass ihm wenigstens Luft zum Atmen!" Sandy stellte sich energisch neben ihn. "Wenn er tot ist, bringt es dir auch nichts!"
"Ach Miss Neumalklug, geh aus dem Weg!" Er schubste sie erneut weg, lockerte jedoch den Griff um Dans Hals etwas. "Also?"
"Er - er ist hier", würgte dieser hervor. "Mit seiner Freundin - die beiden sind hier."
Aarons hob die Brauen. "Freundin? Soso ... Das ist interessant.... Dann werd ich den beiden mal einen Besuch abtechen."
"Lass sie in Ruhe!", rief Sandy wütend. "Rory ist nicht so wie die anderen, sie hat keine Ahnung von früher!"
"Das wird sie bald nicht mehr behaupten können." Dreckig grinsend lieà Aaron von Dan ab, der sich die Kehle rieb, und drehte sich zu Sandy um. "Würde mich wundern, wenn sie dann noch bei dem Hurensohn bleibt!"
Wütend wollte Sandy sich auf ihn stürzen, aber die anderen hielten sie zurück.
"Kluge Entscheidung", sagte Aaron kalt und verschwand.
Inzwischen saÃen Rory und Lane auf einer Bank im Washington Square Park und aÃen Sandwiches.
"Hier hab ich Jess gefunden, als ich die Schule geschwänzt hab und zu ihm gefahren bin.", erinnerte sich Rory lächelnd. Es kam ihr so unendlich lange her, obwohl es gerade mal ein Jahr war.
Lane kaute. "Mh, dein erstes Mal Schule schwänzen, um bei Jess zu sein."
"Das hättest du für Dave auch gemacht", erwiederte Rory trocken. Darauf schwieg Lane.
Plötzlich stand Sandy vor ihnen.
"Hey, ich muss euch etwas sagen ... besser gesagt, ich muss dich warnen Rory!" Sie sah sich hektisch nach allen Seiten um und beugte sich dann zu Rory vor. Diese sah sie fragend an.
"Was ist denn los? Willst du dich setzten?"
Sandy schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht lange bleiben, ich wollte dir nur sagen: Wenn dir irgendein Typ über den Weg läuft, der Aaron heiÃt, dann geh ihm aus dem Weg. Lass dich nicht von ihm aufhalten und rede nicht mit ihm, ok?"
"Wieso? Wer ist denn dieser Aaron? Und was ist so schlimm an ihm?"
"Frag das besser Jess, aber bitte glaub mir, der Kerl ist gefährlich!" Sie sah sie noch eindringlich an und verschwand dann wieder.
Verwundert sah Rory Lane an. "Was war das denn?"
Als Sandy aus dem Park eilte, sah sie sich wieder hektisch um. Wenn Aaron sie jetzt sah, würde er sie grün und blau schlagen, das wusste sie. Als sie eine dunke Ecke passierte, wurde sie von einer Hand reingezogen.
"Wow.", brachte Dave nur hervor, nachdem Jess geendet hatte. "Das ist heftig."
Jess nickte. "Aber du verstehst, dass ich das Rory nicht erzählen kann. Ich weià nicht, ob sie mir glauben würde, und dieser Bastard würde alles tun, um es mir heimzuzahlen. Ich sage nicht, dass es richtig war, was ich getan habe, das war es sicher nicht, aber wie hättest du dich in meiner Situation entschieden? Ich hatte keine Wahl."
"Hey" Dave schlug ihm kurz auf die Schulter. "Bleib cool, man. Ich hab doch gar nichts gesagt. Ich weià nicht, ob ich dasselbe wie du gemacht hätte. Aber du kannst dich auf mich verlassen, ich sag Rory nichts. Aber an deiner Stelle würde ich es ihr erzählen. Sie hat ein Recht, es zu erfahren, und sie fragt sich bestimmt, was mit dir los ist." Jess schwieg.
[B]Kapitel zweiundachtzig
[/B]Nach einer Weile gingen Rory und Lane weiter. Rory hatten Sandys Worte nicht kalt gelassen, sie dachte die ganze Zeit darüber nach. Wusste Sandy mehr als sie? Oder die anderen? Es machte sie schon verrückt genug, dass Jess nie mit ihr über die Vergangenheit redete, aber wenn die anderen, mit denen er schlieÃlich aufgewachsen war, mehr wussten, .... das war noch schlimmer. Sie musste es rausfinden, sie musste einfach endlich wissen, was mit ihm los war. Aber das konnte sie nicht mit Lane tun. Es war ihr letzter Tag in New York, und sie wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte oder sie sogar von ihrem Plan abhielt. SchlieÃlich wandte sie sich an Lane.
"Lane, mir geht es nicht so gut." Sie hasste es, sie anzulügen, aber diesmal musste es sein. Es versetzte ihr zusätzlich einen Stich, als sie sah, wie besorgt Lane sie musterte.
"Ist es wegen dieser Sandy? Wegen dem, was sie gesagt hat?" Sie kannte sie einfach zu gut. Doch Rory schüttelte den Kopf.
"Nein, ich fühl mich einfach nicht so gut. Es ist ja noch früh, ich glaub, es ist besser, wenn wir einfach zum Hotel gehen und ich mich etwas hinlege, damit wir heute Nachmittag oder Abend noch etwas mit euch machen können, bevor ihr fahrt. Ok?" Lane nickte und gemeinsam gingen sie zurück. Rory fühlte sich jetzt wirklich schlecht, Lane so angelogen zu haben. Sie konnte nur hoffen, dass Jess nicht im Hotel war.
Was keine von beiden bemerkte war, dass sie beobachtet wurden.
SchieÃlich stand Jess auf. "Ich muss ihn finden, bevor er mich findet." Er schnappte sich seine Jacke vom Bett und lief zur Tür.
"Hey" Dave kam ihm hinterher. "Ich komm mit."
Jess nickte nur und ging voraus. "Ich glaub, ich weià wo er ist."
Lorelai schob Davey vergnügt ins Haus der Gilmores und lieà die Tür hinter sich offen. Sie parkte den Wagen im Flur, nahm Davey heraus und setzte sich mit ihm aufs Sofa.
"Hast du Hunger?" Sie kitzelte ihm am Bauch, und er brachte ihr ein zahnloses Lächeln entgegen. Er brabbelte munter vor sich hin und sah Lorelai dabei an. Aufmerksam "hörte" sie ihm zu.
"Oh ja, ich frag mich auch, wo der Onkel Luke bleibt.", antwortete sie grinsend.
"Haha", kam es trocken von der Tür, wo sich Luke verzweifelt mit sieben Tüten durch die Tür quetschte. "WeiÃt du, ich glaube ich streich dir die extra Pommes für die nächste Zeit, um meinen seelischen Schaden von diesem Höllentrip wieder gutzumachen." Resignierend lieà er schlieÃlich alle Tüten fallen, stieg über sie hinweg und setzte sich zu ihr und Davey. Spöttisch sah Lorelai ihren Freund an.
"Na komm, dir haben die Sachen ja wohl gefallen!" Mit einer hochgezogenen Augenbraue wanderte ihr Blick auf die Tüte mit der Aufschrift "Victoria´s Secret". Da konnte sich selbst der mürrische Luke kein Grinsen verkneifen.
"Hm", brummte er. "Ich denke, eine Vorführung der Sachen würde den Schaden ebenso wettmachen. Ist das nicht sowieso das Lieblingshobby der Frauen? Erst stundenlang shoppen, und dann zuhause nochmal alles durchprobieren."
Lorelai lachte. "Seit wann bist du ein Experte in Sachen Frauen?"
"Ich wurde achtzehn Jahre lang mit einer Schwester gestraft, die das regelmäÃig getan hat."
"Ooh, armer Luke." Lorelai legte ihm eine Hand an die Wange und küsste ihn. Zu gerne erwiederte er den Kuss und lieà seine Hand über ihren Rücken wandern. "Wie sind wir mit der Vorführung geblieben?", raunte er ihr ins Ohr. Lorelai grinste und löste sich ein wenig von ihm, um ihm in die Augen sehen zu können.
"Du vergisst Davey!", sagte sie etwas schadenfroh und deutete auf das munter vor sich hin brabbelnde Baby auf ihrem SchoÃ.
Luke wiegte nur den Kopf. "Der schläft ja auch irgendwann mal, oder?"
Als Rory in ihrem Hotelzimmer ankam, fand sie er leer vor. Erleichtert setzte sie sich aufs Bett. Sie spürte die Nervosität in sich brodeln und durch ihren ganzen Körpern flieÃen. Sie hatte Angst vor dem, was sie vielleicht gleich erfahren würden, und doch konnte sie nicht anders. Sie musste es erfahren. Sie musste. Es gab keinen anderen Weg. Vielleicht war es falsch, vielleicht würde sie dass, was sie erfahren würde, umhauen, vielleicht erleichtern. Sie wusste es nicht. Sie konnte es auch nicht lassen. Sie spürte einfach diesen Drang in sich, diesen verzweifelten Drang, endlich zu wissen, was mit ihrem Freund war. Dem Vater ihres Kindes. Den sie so liebte. Und gleichzeitig hasste, weil er ihr etwas verschwieg, von dem sie ahnte, dass es wichtig war. Sie fühlte all diese Emotionen und Gefühle in sich, und musste etwas dagegen tun. Sie war einfach zu voll mit Gefühlen. Entschlossen stand sie auf und ging aus dem Zimmer. Sie nahm nur den Zimmerschlüssel mit. Und das Kind, das sie unter dem Herzen trug.
Kapitel dreiundachtzig
Sie brauchte nicht lange, um sie zu finden. Während sie, Jess, Lane und Dave mit ihnen umhergezogen waren, hatte Mary erwähnt, dass sie sich öfters am Strand trafen um zu feiern.
Das Lagerfeuer schien ihr schon vom Weitem entgegen. In seinem Schein konnte Rory die Silouetten der sechs Freunde sehen. Ihre Tür zur Vergangenheit. Die Chance, zu erfahren was mit Jess war, lag direkt vor ihr. Zehn Schritte entfernt. Doch sie zögerte. Sollte sie das wirklich tun? Hier konnte sie sich holen, was Jess ihr nicht freiwillig preisgab. Was war sein Grund dafür? Was veranlasste einen Menschen, sich so zu verschlieÃen, sogar der Person, die er liebte?
"Der Kleine schläft." Leise schloss Lorelai die Tür zu Rorys Zimmer hinter sich und kam zu Luke, der auf der Gilmor´schen Couch saÃ. Sie setze sich neben ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter.
"Er ist so süÃ", seufzte Lorelai entzückt. Luke nickte und fuhr ihr sanft mit seiner Hand über den Arm.
"Wo waren wir vorhin eingentlich stehen geblieben?", fragte Lorelai leise. Luke küsste sie als Antwort. Als sie sich voneinander lösten, lächelte sie ihn an. "Ich glaube, ich habe es schon wieder vergessen."
Luke schüttelte den Kopf. "Was machen wir nur dagegen?"
"Ich weià auch nicht." Gespielt ahnungslos hob sie die Schultern. "Das liegt in der Familie, meine Mutter vergisst auch immer alles und schreibt es sich aus Post - Its. Du müsstest mal ihr Zimmer sehen, eine Post- It Firma ist dagegen so klein wie Daveys Nase." Luke verdrehte die Augen und küsste sie wieder. "Wir könnten auch nach oben gehen, da ist die Luft dünner, vielleicht ist mein Gedächtnis dann nicht so vollgepumt mit Sauerstoff, und es kann mehr behalten...." Luke zog sie vom Sofa und dirigierte sie unter Küssen nach oben.
Bevor Rory noch weiter denken konnte, kam Mary auf sie zu. "Hi Rory!", rief sie überrascht.
"Hey" Zögernd kam Rory auf sie zu. Es war also entschieden. Sie würde es fragen.
"Kommt Jess noch, oder - "
Rory schüttelte den Kopf. "Ich bin alleine hier. Hör zu, ich muss dringend mit euch reden."
Besorgt legte Mary ihr eine Hand auf die Schulter. "Alles Ok bei dir?"
"Ich muss etwas wissen", antwortete Rory nur.
Etwas unbehaglich musterte Dave das Viertel, in dem er und Jess umhergingen. Es war mehr wie ein Ghetto, und sah nicht gerade so aus, als ob sich hier alle Nachbarn verstanden. Hinter jeder düsteren Ecke sah er Jugendlich in seinem Alter oder sogar jünger, die tranken, rauchten, einmal war sogar eine Nadel durch die Runde gegangen. Er hoffte, dass sie hier schnell wegkamen oder wenigstens von den Junkies, doch Jess steuerte geradewegs auf eine Gruppe rauchender Typen zu.
"Hey" Er steià mit dem Fuà gegen den, der ihm am nächsten auf dem Boden saÃ. Benebelt sah dieser auf und weckte in Dave die Vermutung, dass sie sicher nicht nur Tabak geraucht hatten.
"Hä?"
"Ist Aaron hier gewesen?" Jess runzelte die Stirn. Er hatte keine Zeit und Geduld für Junnkies, er musste Aaron einfach so schnell wie möglich finden.
Der Typ nickte. "Yo."
"Und?" Auffordernd sah Jess ihn an. "Was wollte er hier?"
"Hat nach dir gefragt... Und was von einer Rory gefaselt..... Kennste die? Wenn ja, kannste mir die ja mal vorstellen.... Bin immer bereit für nen Quickie ...."
"Vergiss es", antwortete Jess und winkte ab. "Man Steve, womit hast du dir jetzt wieder das Hirn weggeraucht?"
Steve kniff die Augen zusammen. "Hab´s vergessen.... Zog aber voll rein.... Ach ja, Aaron hat dich Hurensohn genannt... Sollen wir ihn schlagen?"
Jess schüttelte nur den Kopf. "Hör zu, ich muss gehen. Ich komm nachher nochmal wieder, um zu checken ob du noch lebst. Klar?"
Steve nickte und grinste dümmlich.
Jess drehte sich um und deutete Dave, dass sie weitergingen, als ihm noch etwas einfiel und er sich wieder zu Steve drehte. "Hat er gesagt wo er hin will?"
"Zu dieser Rory."
"Setz dich". Mary deutete auf den Sandboden, auf dem rund ums Feuer Handtücher lagen. Rory setzte sich und Mary lieà sich gegenüber von ihr nieder. Rory spürte die neugierigen Blicke der anderen und knetete nervös ihr Hände.
"Was ist los?" Mary klang ehrlich besorgt und sah Rory ernst an. Jetzt kam auch Josh an, der wieder angetrunken war.
"Hey hey hey, wer ist denn hier?", rief er und kam auf Rory zu. "Willst du diesmal mehr als letzes Mal? Wie ich sehe, hast du deinen Bodyguard nicht dabei!" Dan schob ihn weg und zog ihn unsanft zu sich auf dem Boden.
"Jetzt tu uns allen mal einen Gefallen und halt VEDAMMT NOCHMAL DIE FRESSE!"
Rorys Blick fiel auf Sandy, die ein blaues Auge hatte. "Was ist passiert?", fragte sie erschrocken. Sandy verzog das Gesicht.
"Aaron", sagte sie nur.
Rory holte Luft. Sandy hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
"Darum geht es ja. Ich - ich will von euch wissen, was damals passiert ist. Es ist doch irgendetwas passiert zwischen Jess und Aaron, oder?" Ein Blick in die Gesichter der andern genügte. "Gut, und ihr kennt Jess, er erzählt nichts freiwillig, zumindestens nichts von früher. Aber ich kann nicht so weitermachen. Ich muss wissen, was damals passiert ist. Bitte!" Sie sah die anderen eindringlich an.
"Wieso drängst du den armen Kerl so? Lass ihn zu dir kommen, wenn er reden will. Ich mein, er hatte hier kaum eine feste Freundin, nur ... du weiÃt schon... Ich mein, ... wer sagt, dass das mit euch noch lange hält?" Josh verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück.
"Josh!" Mary sah ihn wütend an. "Warum kannst du nicht mal die Klappe halten?" Besorgt sah sie Rory an.
Sie zog die Stirn kraus und sah Josh kritisch an. "Ich bin schwanger!", sagte sie schlieÃlich.
Stille. Erstaunte Gesichter.
Dann fasste sich Mary wieder. "Wow. Mein Glückwunsch." Sie lächelte sie kurz an. "Na gut", sagte sie nachdenklich. "Ich denke, du hast ein Recht, es zu erfahren."
"ScheiÃe!" Fluchend ging Jess im Laufschritt durch die dunklen StraÃen New Yorks.
"Hast du denn eine Ahnung, wo er ist?", fragte Dave und hielt mit ihm Schritt. Es beunruhigte ihn, wie Jess drauf war. In dieser Verfassung würde er diesem Aaron einfach sofort eine reinhauen. Und was Jess von ihm erzählt hatte, würde der seine Kumpels holen und Jess wäre ... ziemlich demoliert.
Ungläubig sah Rory Mary an. Sie konnte nicht fassen, was sie da gerade gehört hatte. In ihrem Kopf tobte ein Wirbel aus Gedanken. Jess hatte so etwas getan? Wie konnte er nur? Wie um alles in der Welt konnte er einen...
"Hey", unterbrach Mary ihre Gedanken. "Hör zu, es ist lang her, und Jess hatte einfach schlechte Einflüsse... Ich weià auch nicht, ob es richtig war dass wir es dir erzählt haben, aber es ist besser dass du es von und erfährst, bevor Aaron es dir erzählt."
Rory nickte. Sie war dankbar dafür, dass die anderen es ihr erzählt hatten, aber jetzt musste sie einfach alleine sein. Ihre Gedanken sortieren. Mit Jess reden. Sie stand auf.
"Danke... dass ihr es mir erzählt habt... ich muss jetzt gehen..." Bevor die anderen noch etwas sagen konnten, lief sie über den Strand zur StraÃe. Sie wünschte, sie hätte es nicht erfahren. Denn jetzt war sie so verwirrt, so ... sie wusste noch nicht mal, wie sie sich jetzt fühlte.
Mit der Zeit verlangsamte sie ihr Tempo und als sie wieder in den StraÃen New Yorks war, ging sie wieder normal. Sie musste einfach mit Jess jetzt reden, sonst würde sie noch verrückt werden.
"Woah, woah! Hey Lady, wohin des Weges?" Erschrocken fuhr sie herum. Dicht hinter ihr stand ein Kerl, vielleicht zwei Jahre älter als sie, mit schulterlangen, blonden Dreads. Er strich sich über sein Kinnbärtchen und musterte sie eingehend.
"Ja?", fragte sie vorsichtig. Der Kerl kam ihr etwas suspekt vor.
"Ich hab gesehen, dass du vom Strand kommst. Freunde von dir? Du bist ziemlich schnell gelaufen. Haben sie dir was getan?"
"Ich - Nicht direkt", stammelte sie. "Ich kenn sie kaum, sie sind alte Freunde von meinem Freund... " Warum erzählte sie ihm das alles? Sie war immer noch so verwirrt, dass sie einfach drauflos redete.
"Dein Freund? Ist er auch hier?" Neugierig musterte der Typ sie. Rory fühlte sich immer noch etwas unwohl, aber sie musste einfach reden. Darüber. Ãber das, was sie erfahren hatte.
"Nein- er ist... ich... " Jetzt war sie völlig aufgelöst. Dass er Jess angesprochen hatte, war zu viel für sie. Sie lieà sich auf den Boden sinken und vergrub den Kopf in den Händen.
"Hey", besorgt hockte er sich neben sie und tätschelte ihr den Rücken. "Was ist denn mit dir los?"
"Ich - tut mir leid, ich mein, du kennst mich gar nicht und so, aber ich hab gerade was über meinen Freund erfahren, und bin deshalb gerade... ich ..." Verzweifelt brach sie ab. "Kennst du einen Aaron? Ich weià nicht wie er weiterheiÃt, aber ich muss ihn finden, weil nur er mir weiterhelfen kann..."
Der Kerl richtete sich etwas auf. Die Erleuchtung würde um ihn herum blinken, wäre sie sichtbar.
"Du hast ihn gefunden!"
[B]Kapitel vierundachtzig
[/B]
Rory lief. Sie lief wie noch nie zuvor ihn ihrem Leben. Sie musste hier weg. Sie konnte es nicht eine Minute, Sekunde hier aushalten. Hier. Wo es passiert gewesen war. In seiner Stadt. Wie hatte er ihr das nur antun können? Wie? Die Fragen hämmerten wie wild in ihrem Kopf und fanden keine Antwort.
Als sie ins Hotelzimmer stürmte, war es zum Glück leer. Sie wüsste nicht was sie getan hätte wenn Jess dagewesen war. Ihre Gedanken wirbelten im Kopf herum, während sie hektisch all ihre Sachen in ihre Reisetasche stopfte, den Autoschlüssel vom Nachttisch nahm und rauslief.
Während sie den Wagen startete, schaltete sie das Radio aus. Jeder Song, den sie auf der Fahrt gehört hätte, wäre für immer verflucht gewesen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, als sie fuhr. Sie fuhr einfach mechanisch weiter, raus aus der Stadt, die ihr das Herz zerbrochen hatte. Die ihr das Grauen zugefügt hatte.
Sie bog in eine LandstraÃe ein und die Gedanken klärten sich in eine einzige Frage. WARUM?
Ihr liefen heiÃe Tränen über die Wangen, vernebelten ihre Sicht auf die StraÃe und lieÃen sie aufschluchzen. Sie wegzuwischen wäre unnütz gewesen, da für eine weggewischte Träne hundert neue flossen.
Sie fühlte nichts als Trauer und Leere in sich, konnte nur noch weinen und durch einen Nebelschleier von salzigen, verfluchten Tränen die StraÃe erahnen.
Das letzte, was sie sah, war das Auto, dass mit hoher Geschwindigkeit genau auf sie zuraste.
[B]Kapitel fünfundachtzig
[/B]Panisch trat sie auf die Bremse. Der Jeep blieb abrupt und mit quitschenden Reifen stehen, der Gurt schnitt ihr in die Schulter und bewahrte sie davor, mit dem Kopf durch die Windschutzscheibe zu rasen. Sie hob den Arm schützend vor den Kopf, voller Angst, war jetzt kommen würde. Doch es blieb still. Kein Aufprall, kein splitternes Glas, keine Wunden.
Langsam lieà sie den Arm sinken und wagte den Blick durch die Windschutzscheibe.
Der andere Wagen stand knapp dreiÃig Zentimeter von ihrer StoÃstange entfernt vor ihr. Rory lieà geschockt den Kopf aufs Lenkrad sinken.
Die Frau, die sie fast zu Tode gefahren hatte, stieg völlig aufgelöst aus ihrem Wagen und lief auf Rory zu.
"Oh mein Gott, geht es Ihnen gut? Sind sie verletzt? Brauchen sie Hilfe? Einen Krankenwagen?" Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus und sie sah Rory ängstlich an. Diese hob den Kopf und sah die Frau schwach an.
"Nein, mir geht es gut. Alles - alles in Ordnung. Ich bin nur etwas - oh mein Gott." Der Schock saà ihr tief in den Knochen und sie fing an zu weinen. Es war einfach zu viel für sie. Erst das, was sie über Jess erfahren hatte, dann jetzt das Auto, dass fast frontal in sie reingefahren wäre... Was hätte nicht alles passieren können, ihr und dem Baby... Das Baby. Bei dem Gedanken an ihr Baby wurde ihr heià und kalt. Konnte so ein Schock und die Aprupheitx, mit der das Auto zum stehen gekommen war, dem Baby was getan haben?
"Oh man... Kommen Sie, steigen sie erstmal aus. Sie sind ja völlig fertig, - ich mein, verständlich, aber... kommen Sie." Die Frau half ihr beim Aussteigen. Mit zittrigen Knien setzte Rory sich auf einen Stein am StraÃenrand, die Frau sich neben sie.
"Es tut mir leid", schluchzte Rory.
Die Frau tätschelte ihr mitfühlend den Rücken und gab ihr ein Taschentuch. "Das muss es doch gar nicht. Im Gegenteil, mir tut es leid. Ich hatte das Radio zu laut, und es wurde gerade Mozart gespielt, und da werde ich immer gefesselt. Deswegen hab ich wohl nicht auf meine Geschwindigkeit geachtet. Und hier kommt sonst nie jemand um diese Uhrzeit vorbei, das ist natürlich keine Entschuldigung, aber...." Sie brach ab und sah Rory tröstend an.
Diese putzte sich die Nase und wischte sich die Tränen weg. "Es tut mir leid. Ich hab nur vorhin etwas erfahren, was mich ... ich ... ich will nach Hause.", murmelte sie. Dann zögerte sie. Sollte sie die Frau einfach fragen? Sie sah so aus, als wäre sie anfang vierzig, also könnte sie vielleicht Kinder haben und sich mehr auskennen als sie.
"Hören Sie.... ich bin schwanger, und ich habe jetzt Angst, dass ...." Unsicher sah sie die fremde Frau an.
"Oh Herzchen, nein, dem Baby geht es sicher gut. Wie weit bist du denn?"
"Vierzehnte Woche", murmelte Rory.
"Na, dann hat das kleine Ding sich schon festgesaugt." Die Frau lachte, und jetzt fielen Rory auch die Grübchen in ihren Wangen auf. "Gehts dir etwas besser?"
Rory wiegte den Kopf. "Ich will nur noch nach Hause", sagte sie erschöpft. Die Frau nickte verständnisvoll.
"Kann dich vielleicht jemand von zu Hause abholen? Oder traust du dich wieder, weiter zu fahren?"
Rory überlegte. Sie hatte schon Angst, wieder loszufahren, aber hieà es nicht bekanntlich, dass, wenn man vom Pferd fällt, wieder aufsteigen soll weil man sich sonst nie wieder trau? Und auÃerdem müsste sie dann Lorelai alles erzählen, wenn sie sie abholen sollte, und sie konnte nicht darüber reden. Noch nicht. Es war einfach zu ... heftig.
"Nein, ist ok", sagte sie schlieÃlich. "Ich fahre weiter."
"Ok" Die Frau brachte sie zum Jeep. "Also nochmal, es tut mir wirklich wahnsinnig leid, was da vorhin fast passiert ist. Und mach dir um das Baby keine Sorgen, da braucht man schon härtere Aufprälle um ... Du weiÃt schon. Ich wünsch dir noch viel Glück mit dem kleinen Ding." Sie tätschelte Rory die Schulter und stieg dann wieder in ihren Wagen.
Nachdem die Frau weg war, blieb Rory noch ein paar Minuten im Wagen sitzten. SchlieÃlich startete sie langsam den Wagen. Ihre Hände umfassten das Lenkrad. Sie atmete tief durch. Kein Angst,redete sie sich zu. Es ist wieder ok. Die Nacht ist klar, die Scheinwerfer funktionieren. Kein Gegenverkehr. Sie versuchte, so gut wie möglich nicht an Jess zu denken. Der Schock war zwar noch tief, aber sie drückte langsam aufs Gaspedal. Sanft fuhr der Jeep los und Rory entfloh dem schrecklichen Ort, lieà alles hinter sich, die Stadt, in der sie so Schreckliches erfahren hatte, die Stelle, an der sie beinahe einen Unfall gebaut hatte, und ein Stückchen, ein klitzekleines Stückchen nur, aber immerhin, der Angst, weiter zu fahren.
Kapitel sechsundachtzig
Lorelai schlich die Treppe runter und zog sich beim Gehen ihren Morgenmantel an. Es kam ihr sehr suspekt vor, dass sie das Türschloss gehört hatte und dann Geräusche in der Küche. SchlieÃlich hatte nur noch Rory einen Schlüssel, und die war doch mit Jess in New York. Aber wer kam nachts um halb eins zu ihr und schloss auf? Leise tapste sie in die Küche.
"Rory!", rief sie erschrocken beim Anblick ihrer Tochter, die am Küchentisch saÃ, den Kopf in den Armen, und weinte. Sofort eilte Lorelai zu ihrer Seite und strich ihr über die Haare.
"Schatz, was machst du denn hier? Was ist passiert? Wo ist Jess?", bombardierte sie sie mit Fragen. Rory hob den Kopf nicht.
"Ich wusste nicht, dass du hier bist, ich dachte du bist bei Luke", schniefte sie gedämpft.
"Luke und ich haben hier geschlafen, aber ist doch auch egal, was ist denn nur passiert?" Besorgt hockte sie sich vor Rory hin, die immer noch schluchzte.
"Ich will nicht darüber reden", heulte sie. "Ich will nur schlafen, Mum. Bitte!" Ihre Stimme klang so flehend, so verletzt, dass es Lorelai ins Herz schnitt. Sie wollte so dringend erfahren was mit ihrer Tochter war, doch sie sah ein, dass Rory jetzt erstmal Schlaf brauchte. Deswegen nickte sie und zog Rory auf die Beine.
"Ok. Komm mit." Sanft bugsierte sie sich nach oben, wo Luke auch wach war. Beim Anblick von Rory sah auch er besorgt drein, doch Lorelai bedeutete ihm, keine Fragen zu stellen. Sie brachte Rory zu ihrem Bett und deckte sie zu. Mit kummervollen Blick strich sie ihr übers Haar und zog Luke dann mit nach drauÃen. Sachte schloss sie die Tür hinter sich und ging mit Luke nach unten, wo sie sich zusammen aufs Sofa setzen.
"Was ist denn nur passiert?", fragte Luke sofort.
Doch Lorelai konnte nur die Augen schlieÃen und hilflos mit den Schultern zucken.
[B]Kapitel siebenundachtzig
[/B]
Rory schlug die Augen auf und sah sich desorientiert um. Wo war sie nur? Das war nicht ihr Hotelzimmer. Und Jess lag auch nicht neben ihr. Jess. Es fiel ihr wieder ein. Die Erlebnisse der letzten Nacht. Die Gepräche über Jess´ Vergangenheit. Der beihnahe- Unfall. Die Heimkehr. Der Schmerz in ihrem Herzen. Die unendliche Leere, die sie fühlte.
Und die Ãbelkeit. Schluchzend sprang sie auf und lief ins Badezimmer.
Lorelai regte sich und schlug die Augen auf. Noch etwas benebelt sah sie sich um und fand sich in Lukes Armen wieder, der, den Kopf nach hinten gelegt, schnarchte. Sachte befreite sie sich aus seinen Armen und ging nach Oben zu Rory. Als sie sie in ihrem Schlafzimmer nicht finden konnte, sah sie im Badezimmer nach, wo Rory auf dem Boden hockte, die Knie angezogen. Ihr Kopf ruhte auf den Knien und aus ihren blauen Augen quollen stumme, leidvolle Tränen. Sie zogen ihre Bahnen über ihre Wangen, vermischten sich mit den anderen und hinterlieÃen salzige Spuren auf ihrem Gesicht. Bekümmert hockte Lorelai sich vor sie hin.
"Bitte Rory", sagte sie traurig. "Sag mit was los ist."
Entsetzt sah Lorelai ihre Tochter an. "Oh mein Gott", flüsterte sie leise. Sie konnte es nicht fassen, was die da gerade gehört hatte. Sie wollte es nicht fassen. Jess. Ja, er war ein Rebell, auch Bad Boy, aber ein ... ? ?
"Weià Luke davon?", fragte sie. Wie? Sie war gänzlich verwirrt. Er konnte doch nicht ...?
Rory schüttelte langsam den Kopf. "Ich glaub nicht", sagte sie matt.
"Weià er, dass du weg bist?"
Erneut schüttelte sie den Kopf.
"Rory, du musst ihn benachrichtigen. Du musst ihm wenigstens sagen, dass du hier bist."
"Wieso? Es ist doch jetzt alles sowieso nicht mehr wichtig. Gar nichts zählt mehr. Es ist alles kaputt.", flüsterte sie leise. Lorelai strich ihr nur bekümmert übers Haar. Sie war so hilflos. Sie konnte nichts für Rory tun. Ihr den Schmerz nicht nehmen. Obwohl sie alles dafür getan hätte. Alles.
Von unten Drang das leise Weinen von Davey hervor und sie hörten Luke zu ihm gehen und beruhigend auf ihn einreden. Das Weinen verstummte. Schritte näherten sich ihnen und einen Moment später kam Luke herein, Davey auf dem Arm.
"Hey", sagte er, sah dann aber Rorys verweintes Gesicht. "Oh. Ich ... ich lass euch lieber allein. Ich muss sowieso ins Diner. Ich - ähm... ich nehm Davey mit, ok?" Er ging wieder und wenig später hörten sie die Tür zuschlagen.
Lorelai seufzte. "Was willst du jetzt tun?" Rory schüttelte den Kopf. Es war alles zuviel. Sie hatte das Gefühl, ihre ganze Welt war mit einem Mal zusammengebrochen. Alles war kaputt. In Scherben. Nicht reparierbar. Ihr Herz fühlte sich an wie zerissen. Sie musste etwas tun. Ihre Gedanken sortieren. Den Kopf klar kriegen. Den Schmerz verarbeiten. "Mum... ich muss spazieren gehen, ok?" Sie sah Lorelais Blick. "Alleine. Bitte. Ich muss das alles verarbeiten." Sie sprang mit einem Satz auf und ging aus der Tür. Traurig und hilflos sah Lorelai ihr hinterher.
Kapitel achtundachtzig
Es war von vorne rein klar gewesen, wohin ihre Beine sie tragen würden. Als sie sich auf dem alten Holz niederlieÃ, knarrte die Brücke, als drohe sie einzustürzen. Strich sich das Haar aus dem Gesicht und schloss die Augen. Der Wind fuhr ihr mit seinen kühlen Finger übers Gesicht, wehte durch ihre Haare und hinterlieà seinen kühlen Atem auf ihr. So saà sie da, und versuchte klar zu kommen, so gut wie es eben ging, wenn die eigene Welt gerade zerbrochen wurde.
Krank vor Sorge lief er durch Stars Hollow. Er konnte sich keinen Reim draus machen, wieso seine Freundin einfach so aubhaute. Das sah eher ihm ähnlich als ihr. Aber so ganz, ohne Zettel, einfach ihre Klamotten packen, das Auto nehmen und wegfahren? War war nur in sie gefahren? War ihr etwas passiert? War sie hier? Erschöpft von der Stundenlangen Busfahrt und der ganzen Grübelei und der verdammten Ungewissheit kam er am Steg an.
Erleichterung durchflutete ihn, überspülte seine Sorge und Verwirrtheit, als er sie dort sitzten saÃ. Mit groÃen Schritten eilte er auf den Steg zu. Klar war sie dort. Sie verbanden eine besondere Beziehung zu dieser Brücke.
"Hey", rief Jess schon von Weitem. "Rory! Bist du durchgeknallt? Wieso fährst du einfach weg? Keiner wusste, wo du bist! Wir waren alle krank vor Sorge, Lane, Dave, alle! Warum zur Hölle fährst du einfach weg ohne auch nur ein Scheià Wort zu sagen?" Atemlos kam er vor ihr zu Stehen und beugte sich vor. "Was zum Teufel ist los mit dir?"
Rory sprang auf. Nein, nicht er. Nicht Jess. Nicht jetzt. Nie wieder. Wie konnte sie das erst kürzlich Erfahrene verarbeiten, wenn Jess jetzt da war? Es ging nicht. Nicht mehr. Allein sein Anblick verletzte sie noch mehr.
Wirbelte alles wieder auf, was sie versuchte zu verarbeiten. Nein. Sie zwang sich, nicht in seine braunen Augen zu sehen, die sie so verwirrt ansahen. Klar, er wusste nicht, was sie über ihn wusste. Aber sie konnte es nicht erneut aussprechen. Nicht schon wieder. Sie holte Luft. Dies war der schwierigste Schritt in ihrem Leben. Doch sie musste es tun.
"Jess ... ich brauch eine Pause." Sie sah die Ãberraschung in seinem Gesicht, doch er hatte sie einfach zu sehr verletzt. "Ich kann das nicht mehr. Es tut mir leid, ... aber es geht einfach nicht mehr." Sie spürte wieder die Tränen in sich aufkommen und tat ihr bestes, sie zurückzuhalten. Nicht schon wieder.
"Was willst du damit sagen?", sagte er misstrauisch. Sie schüttelte den Kopf.
"Ich denke, du weiÃt genau was ich damit meine. Es ist vorbei." Mit diesen letzten, grauenhaften Worten drängte sie sich an ihm vorbei und lief vom Steg. Weg von ihrem Platz, weg von ihrer Liebe, weg von ihrer Beziehung. Weg von ihm.
Es war vorbei.
Kapitel neunundachtzig
Schluchzend lief sie in ihr Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Es war vorbei. Dieses Wort hallte immer wieder in ihrem Kopf. Vorbei, vorbei, vorbei. Sie konnte nicht fassen, was sie da getan hatte. Und doch ging es nicht anders. Es hatte keinen Sinn mehr. Sie konnte so nicht mit ihm zusammen sein. Ihre Beziehung konnte nicht auf einer Lüge basieren. Die Tränen wollten nicht versiegen. Sie lieà sich auf ihr Bett sinken und schluchzte verzweifelt. Noch nie hatte sie diesen Schmerz gefühlt. Noch nie hatte sie jemanden so geliebt. Noch nie hatte sie jemand so sehr verletzt.
Vorsichtig trat Lorelai neben sie. Sie setzte sich neben ihrer Tochter aufs Bett und strich ihr beruhigend über den Kopf.
"Jess", brachte Rory schluchzend hervor. "Er ... ich hab ... es ist aus" Erneut schossen tausende von Tränen in ihre Augen.
"Shh", versuchte Lorelai sie zu beruhigen. Doch wie konnte sie das tun? Wie konnte sie das Herz ihrer Tochter wieder zusammenflicken?
Luke fütterte Davey, der in seinem Maxi Cosi auf dem Tresen saÃ. Ihm war immer noch unwohl bei dem Gedanken, dass Rory einfach so aufgetaucht war. Das musste heiÃen, dass etwas zwischen ihr und Jess vorgefallen war. Sonst würde sie doch nicht einfach abhauen. Aber was war dann los? Sie hatte so verzweifelt ausgesehen, so verletzt. Hatte Jess irgendwas getan? Aber das konnte er sich nicht vorstellen. Luke wusste, wie sehr sein Neffe Rory liebte. Aber was war dann los? Er hasste es, so im Dunkeln tappen zu müssen.
Als Türglocke des Diners klingelte, sah er auf und sein Gesichtsausdruck wechselte von Ãberraschung zu Erleichterung in Besorgnis.
Jess stapfte herein, warf die Tür hinter sich zu, sodass sie scheppernd ins Schloss fiel und polterte nach Oben. Kurz darauf hörte man bis unten in den Laden laute Musik hämmern und irgendetwas wurde zu Boden geworfen. Seufzend übergab Luke Davey an Babette und ging nach oben.
"Hey", rief er und versuchte, die Metallica zu übertönen. Jess hörte ihn nicht. Sein Seesack lag auf dem Boden, und sein Inhalt auf dem Bett. Wahllos nahm er eine CD und warf sie gegen die Wand. Dann fegste er mit einem Schlag alles vom Tisch.
"Hey!", rief Luke erneut, diesmal lauter und trat hinter Jess. Wütend drehte dieser sich um und sah ihn auffordernd an. "Was?", fragte er gereizt.
Luke ging zur Anlage und drehte die Musik leiser.
"Hey!", protestierte Jess, doch Luke schob ihn auf einen Stuhl.
"Du verschreckst mir noch all meine Kunden. Also, warum demoliert du unsere Wohnung?"
Jess schüttelte den Kopf und wollte aufstehen, doch Luke drückte ihn zurück. "Nichts da, du bleibst hier. Komm Jess, warum taucht Rory hier mitten in der Nacht wieder auf? Was ist passiert?"
"Ich weià es nicht, ok?" Ãrgerlich schlug Jess auf den Tisch. "Ich komm zurück in unser Hotelzimmer, ihre Sachen sind weg, der Jeep ist weg, kein Arsch weià wo sie ist, keiner weià wieso sie weg ist, dann komm ich endlich hier wieder an und sie sagt dass sie ne Pause braucht! Kein Grund, keine Erklärung, nein, sie macht einfach so Schluss!" Er fuhr sich durchs Haar und sah seinen Onkel an.
Endlich war Rory eingeschlafen. Seufzend betrachtete Lorelai ihre Tochter und stand dann leise auf. Im Wohnzimmer nahm sie das Telefon und wählte.
"Danes", meldete sich Luke. Lorelai setzte sich an den Küchentisch und stützte den Kopf in die Hände.
"Luke, ich bin´s."
"Oh, hey. Wie geht es ihr?", fragte er besorgt. Jess sah auf. Er konnte sich denken, wer am Telefon war.
Lorelai strich über den Tisch. Die Farbe war fast komplett abgefärbt, tiefe Kratzer zogen sich durchs Holz. Kein Wunder, immerhin war dieser Tisch mit ihnen eingezogen. Siebzehn Jahre schon... Sie riss sich aus ihren Gedanken. "Na wie schon?", fragte sie mit leiser Stimme. "Sie ist völlig fertig und hat die ganze Zeit geweint. Jetzt schläft sie zum Glück, aber .... Luke, ich weià nicht was ich machen soll. Ich kann ihr nicht helfen." Verzweifelt vergrub sie den Kopf in den Händen. "Ich will ihr so sehr helfen, aber ich kann nicht. Ich kann nicht." Eine einsamen Träne rollte ihr über die Nase.
Ãberrascht setzte Luke sich wieder. Dass es Lorelai so sehr mitnehmen würde, hätte er nicht gedacht. Seit wann brachte sie etwas so runter? Es sei denn ... "Lorelai, weiÃt du mehr als ich? WeiÃt du, was los war?" Lorelai schwieg. Sie konnte es Luke nicht sagen. Er würde ausrasten. Nein, sie konnte es ihm nicht sagen bevor Jess wusste, was los war. "Nein", log sie deswegen mit schlechtem Gewissen. "Und es macht mich so fertig, sie so traurig zu sehen. Gerade jetzt."
Luke nickte. "Kann ich was für dich tun?" Er hielt Jess, der aufstehen wollte, am Arm zurück und bedeutete ihm, sitzten zu bleiben.
"Nein, ich denke nicht.", seufzte Lorelai. "Ich will Rory jetzt nicht alleine lassen. Ich wollte nur kurz deine Stimme hören."
"Soll ich euch heute Abend was vorbei bringen? Sonst verhungert ihr noch." Ihm was klar, dass Rory jetzt erstmal nicht ins Diner kommen würde, und somit Lorelai auch nicht.
Lorelai nickte dankbar. "Das wäre schön. Aber bitte lass Jess erstmal nicht vorbeikommen. Ich glaube, dass ist jetzt das Beste."
Als Luke auflegte, sah er seinen Neffen lange an. "Du hast gar keine Ahnung, was passiert sein könnte?"
Jess hob die Schultern. "Ich weià nur, dass sie mit Lane unterwegs war und ihr gesagt hatte, dass sie sich ausruhen wollte und zurück ins Hotel gegangen ist. Dann war sie weg." Kopfschüttelnd sah er aus dem Fenster. "Luke, ich muss zu ihr. Ich muss mit ihr reden."
Doch Luke hielt ihn zurück. "Jess, nein. Lorelai hält es für das Beste, wenn du Rory jetzt erstmal in Ruhe lässt. Glaub mir, es ist besser so."
"Wie soll ich das bitteschön fertig bringen, hm?" Wütend sprang Jess auf. "Ich kann doch jetzt nicht einfach so weitermachen, als ob nichts passiert wäre! Ich muss doch wenigstens wissen, warum zum Teufel!"
Luke stand auf, legte ihm einen Arm um die Schultern und zog ihn zur Tür. "Helf mir erstmal unten im Diner. Ich versprech dir, ich red mit Lorelai dass du zu ihr kannst. Nur nicht heute, ok? Gib ihr und dir ein wenig Zeit, das zu verdauen. Du wirst es nicht glauben, aber arbeiten hilft." Er fing den wenig überzeugten Blick seines Neffen auf. "Ok, es hilft nicht, aber wenigstens bist du abgelenkt." Wiederwillig machte Jess sich los, ging jedoch mit nach unten.
Rory schlug die Augen auf. Wie lange hatte sie geschlafen? Sie fühlte sich so erschöpft. Als sie den Kopf zur Seite drehte um einen Blick auf den Wecker zu werfen, zuckte sie erschrocken zusammen. Lorelai saà im Sessel gegenüber.
"Mum!" Immer noch verschlafen richtete Rory sich auf. "Wie lange sitzt du denn schon da?"
Lorelai zuckte mit den Schultern. "Nicht sehr lange. Eine halbe Stunde vielleicht." Besorgt musterte sie ihre Tochter. "Wie fühlst du dich?"
Rory strich sich die Haare hinter die Ohren. "Ich will jetzt nicht darüber reden. Ich will nicht mal darüber nachdenken. Bitte Mum." Sie sah Lorelai flehend an. "Ich kann es im Moment einfach nicht. Jeder Gedanke daran tut weh." Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen.
Tief seufzend kam Lorelai zu ihr aufs Bett und umarmte sie. "Es wird wieder gut. Ich versprech es dir. Wir stehen das durch. Ich bin hier, ich bin immer für dich da." Rory nickte und legte ihren Kopf auf der Schulter von Lorelai ab.
Zum Glück war das Diner an diesem Tag sehr voll, sodass Jess wirklich kaum dazu kam, an Rory zu denken. Und in den wenigen Augenblicken in denen er es tat, verdrängte er sie sofort aus seinem Kopf. Verdrängen war immer noch die beste Lösung, egal was andere sagten. Für ihn jedenfalls. Als er zwischen zwei Bestellungen hinter dem Tresen stand, find Davey an zu weinen. Erschrocken wandte Jess sich nach Luke um, doch dieser war nicht zu finden. Unbeholfen stupste er Daveys Cosi an, sodass er schaukelte. Doch Davey weinte weiter. "Hey, kleiner Mann, was hast du denn?", fragte er mit einem leichten Anflug von Panik. Er hatte keinen blassen Schimmer was das weinende Baby vor ihm hatte und sah es fragend an. SchlieÃlich hob er Davey vorsichtig aus dem Sitz und nahm ihn auf den Arm. Ein wenig seltsam kam er sich schon vor, mit einem Baby. Auf der Theke entdeckte er ein noch heiÃes Fläschchen und steckte es Davey unbeholfen in den Mund. Gierig saugte das kleine Baby an der Flasche.
Als er fertig mit Trinken war, hielt Jess ihn noch ein wenig im Arm. Dann legte er ihn zurück in seinen Cosi, betrachtete ihn noch kurz und machte sich dann weiter an die Bestellungen.
Er hatte keine Ahnung, dass Luke ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Kopfschüttelnd ging er wieder in die Küche zurück.
"Ok, es ist alles da. Oder fehlt noch etwas?" Lorelai drehte sich im Wohnzimmer um. Der Couchtisch bog sich nahezu durch von all den Sachen, die auf ihm lagen. Schüsseln von Chips, Schokolade, Eis, Gummibärchen, Marshmallows und anderen Sachen, die den Zahnarzt der Gilmore Girls laut aufjubeln liessen würden. Neben dem Fernseher lag ein Stapel von Filmen, deren oberster Lorelai jetzt reinschob. Während der Vorspann anlief lieà sie sich zu Rory auf die Couch plumpsen und kroch zu ihr unter die Decke. Wortlos reichte sie ihr ein Eis und strich ihr über den Kopf.
Gegen Abend leerte sich das Diner und Luke machte sich fertig, um den Gilmore Girls ein Fresspaket vorbeizubringen. Bevor er ging, wandte er sich an Jess. "Hör zu, du bleibst hier und passt auf Davey auf, klar?" Er sah ihn eindringlich an. "Du bleibst hier", wiederholte er nochmal. "Glaub mir, es ist besser so."
Genervt rollte Jess die Augen. "Jaah, ich mach schon keinen ScheiÃ!", sagte er genervt.
Als Luke weg war, nahm Jess Davey mit nach oben. Nachdenklich schaukelte er ihn und stützte das Kinn in die Hand. Es war so komisch. Sie hatte einfach so Schluss gemacht, ohne einen Grund zu nennen. Wenn er doch nur wüsste, warum. Warum hatte sie ihre Beziehung einfach so beendet?
Seems like just yesterday, you were a part of me
I used to stand so tall, I used to be so strong
Your arms around me tight, everything it felt so right
Unbreakable, like nothing could go wrong
Now I can't breathe, no I can't sleep
Iâm barely hanging on
Rory war die einzige, die er je richtig geliebt hatte. Und es noch tat. Nie hatte er diese tiefen und wahren Gefühle empfunden. Sie machte ihn zu einem anderen Menschen, schaffte es, dass er sich mehr öffnete, über Gefühle sprach, sich sogar ändern wollte. Und jetzt sollte alles einfach so vorbei sein?
Here I am, once again
Iâm torn into pieces, can't deny it, can't pretend
Just thought you were the one
Broken up, deep inside
But you won't get to see the tears I cry
Behind these hazel eyes
I told you everything, opened up and let you in
You made me feel alright, for once in my life
Now all thatâs left of me is what I pretend to be
So together, but so broken up inside
Cause I canât breathe, no I canât sleep
Iâm barely hanging on
Was sollte er nur tun? Er konnte ihre Entscheidung doch nicht einfach akzeptieren, hinnehmen, einfach weitermachen? Das ergab doch keinen Sinn, dachte er wütend, dass Rory einfach abhaute und sich von ihm trennte. Sie, sie Listen schrieb, die ihre Entscheidungen erklärte, immer vernünftig war.
Seeing you, it kills me now
Tief seufzend brachte er Davey ins Bett und warf sich mit einem Bier aufs Sofa.
But you won't get to see the tears I cry
Behind these hazel eyes
Kapitel neunzig
Als es an der Tür klopfte, waren Lorelai und Rory inzwischen beim dritten Film angelangt. Lorelai stand auf und öffnete die Tür.
"Hey", sagte sie und drückte Luke einen sanften Kuss auf die Lippen.
"Hey" Er zog die Tür hinter sich zu. "Ich hab euch hier was zusammen gestellt, damit ihr nicht verhungert. Wo soll ich das abstellen?" Lorelai deutete auf den überfüllten Tisch vor dem Sofa und folgte ihm.
"Ich hab etwas gesundes direkt weggelassen, da das bei euch sowieso nur verfault", sagte Luke und stellte den Karton hin. "Hey Rory." Nervös fuhr er sich über die Kappe. "Geht´s dir einigermaÃen gut?" Rory nickte nur, doch er sah die Traurigkeit in ihren Augen, die sonst vor blau strahlten. Nervös wandte er sich an Lorelai. "Kann ich dich mal kurz sprechen?" Lorelai sah ihn stirnrunzelnd an und zog ihn in die Küche.
"Was ist los?", fragte sie besorgt und legte ihm die Augen auf die Schultern.
Luke seufzte. "Jess ist total ausgetickt. Er hat alles demoliert, was ihm in die Finger gekommen ist. Der Kerl ist total fertig."
"Rory geht es auch nicht besser", sagte Lorelai. "Aber wir können ihnen nicht helfen, ich mein ... das müssen sie allein auf die Reihe bekommen."
"Er will mit ihr reden." Luke strich ihr eine Haarstähne hinter die Ohren. "Er verzweifelt noch an dieser Ungewissheit."
"Ich weiÃ, aber ich finde dass es nicht gut ist wenn er Rory jetzt so drängt. Sie soll das alles erstmal verarbeiten."
Luke hob die rechte Braue. "Also weiÃt du doch mehr als ich!", sagte er mit einem Anflug von Ãrger in seiner Stimme.
"Luke, ich will nur nicht dass Rory jetzt noch mehr verletzt wird! Sie ist gerade erst nach Hause gekommen, total verstört und verletzt, weil irgendetwas in New York passiert ist was sie veranlasst hat die Beziehung zu Jess zu beenden, und ich will sie nur schützen! Also mach mir jetzt keinen Vorwurf!", zischte Lorelai gereizt.
Er verdrehte die Augen und hob abwehrend die Hände. "Ich geh jetzt", sagte er genervt. Ohne ein weiteres Wort drehte Lorelai sich um und ging zurück. Luke sah ihr hinterher und ging dann ebenfalls.
"Alles ok?", fragte Rory als Lorelai wieder kam.
Diese lächelte und setzte sich zu ihr. "Klar. Welchen Film willst du jetzt sehen?"
"Ist mir egal, such du dir einen aus", sagte Rory. Lorelai nickte und legte einen ein.
"Was meinst du", fragte sie als sie wieder zu Rory unter die Decke kroch, "wie wäre es mit auf Pommes aufgespieÃten Marshmallows?"
"Klingt eklig genug um es auszuprobieren!" Das zauberte Rory ein kleines Lächeln auf die Lippen.
Kapitel einundneunzig
So verbrachten sie die nächsten zwei Tage. Lorelai war immer für Rory da, die ganze Zeit. Sie verschanzten sich in ihrem Haus, bestellten sich das Essen, redeten kaum mit jemanden. Lane hatte Rory zwar angerufen, aber Rory hatte ihr verschwiegen weswegen sie sich von Jess getrennt hatte. Sie wollte Lane einmal nicht den Urlaub vermiesen und zum anderen nicht erneut darüber reden. Lorelai redete auch nicht mehr mit Luke, was Rory sehr verwunderte, aber jedesmal wich Lorelai ihr aus, wenn sie das Thema zur Sprache brachte. So führten sie ihr Leben ihn ihrem Versteck, wie Schildkröten die sich in ihrem Panzer verkrochen wenn Gefahr drohte.
Am dritten Tag schlieÃlich fasste Rory einen Entschluss. Das Verkrümeln hatte ihr geholfen, die Trennung auch nur annähernd zu prozessieren, aber jetzt nusste sie raus. Endlich wieder frische Luft. Als Lorelai am Nachmittag eingeschlafen war, stand Rory auf, nahm ihre Jacke und ging zur Tür raus.
Sie zog die frische Luft tief ein. Vorsichtig sah sie sich nach neugierigen Nachbarn um, aber Babette war nicht zu sehen. Langsam ging sie auf die StraÃe und wanderte durch Stars Hollow. Es war immer noch Sommer, und die warme Luft wehte ihr durch Haar.
Ganz in Gedanken versunken bemerkte sie nicht, wohin ihre Beine sie trugen.
Jess schaukelte Davey leicht. "Hey Luke!", rief er nach hinten in die Küche. "Wann kommen Sookie und Jackson eingentlich wieder?"
Luke streckte mürrisch den Kopf aus der Küche. "Morgen Abend", brummte er.
"Ok, immer noch nichts von Lorelai?", fragte Jess. Statt einer Antwort ging Luke zurück in die Küche.
"Oh man", seufzte Jess und hielt Davey sein Stofftier hin. "Was sind wir doch für Witzfiguren." Er sah nach drauÃen und konnte seinen Augen nicht glauben. Rory ging vor dem Diner über den Platz, die Hände in den Jackentaschen, und wunderschön wie immer.
Ohne zu zögern stürmte Jess zur Tür und lief Rory hinterher.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Kapitel zweiundneunzig
I watch the walls around me crumble
But it´s not like I won´t build them up again
So here´s your last chance for redemtion
So take it while it lasts cause it will end
My tears are turning into time I´m wasting trying to
Find a reason for goodbye
"Rory!", rief er. Sie drehte sich um und entdeckte ihn. Sofort stellte sich wieder dieser traurige Blick auf ihrem Gesicht ein. Sie wollte sich wieder umdrehen, von ihm fort gehen, ihre Beziehung weiter auseinander bringen. Doch dieses Mal lieà Jess sie nicht. Er hielt sie am Arm. Seine Berührung wirkte bei ihr wie ein Brandmal. Er schmerzte zur Grenze des Unendlichen.
"Bitte rede mit mir. Rory, bitte sag mir was los ist!" Dass sie das noch erleben durfte. Jess Mariano. Mr. Cool. Mr. Bad Boy. Der nie Gefühle zeigte. Und jetzt? Jetzt stand er vor ihr, beinahe hilflos, und flehte sie an, mit ihm zu reden. Welch Ironie doch dahinter steckte. Sonst war immer sie es gewesen, die ihn angefleht hatte, mit ihr zu reden. Und jetzt, wo alles vorbei war, kehrte sich das Blatt.
I can´t live without, can´t breathe without you
I dream about you
Honestly tell me that it´s over
Cause if the world is spinning and I´m still living
It won´t be right if were not in it together
Tell me that it´s over
And I´ll be the first to go
Don´t wanna be the last to know
Rory presste die Lippen aufeinander. Nein Rory, redete sie sich zu. Nicht weinen. Nicht schon wieder. Du schaffst das. Du musst ja nicht einmal alles wiederholen. Er weià nur zu gut worum es geht. Komm schon, Rory. Tu ihm noch diesen letzten Gefallen. Zum Abschied.
"Jess ... ", fing sie an, stockte und brach wieder ab. Sie sah auf den Boden. Es ging nicht ohne Tränen. Die ersten bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen. Sie konnte einfach die Worte der anderen nicht vergessen. Die alles entscheidende Worte Aarons. Was er getan hatte.
"Rory, verdammt nochmal sag mir was los ist! Gib mir einen verdammten Grund, und ich schör dir ich lass dich in Ruhe!!" Bittend sah er sie an. "Was ist denn nur los?"
Jetzt schluchzte Rory wirklich. Es brach einfach einfach ein zu groÃes Stück Schmerz in ihr. "Jess ... ich kann nicht mit dir zusammen sein!", weinte sie.
"Wieso nicht?", fragte Jess verzweifelt.
Rory vergrub das Gesicht in den Händen. "Jess, ich weià alles! Ich weià was damals passiert ist! Sie haben es mir erzählt... Von dem Einbruch ... und dass du einen Menschen auf dem Gewissen hast! Wie konntest du nur? Wie konntest du mir das nur verschweigen! Ich dachte, du liebst mich!"
I won´t be the one to chase you
But at the same time youre the heart that I call home
I´m always stuck with these emotions
And the more I try to feel the less I´m whole
My tears are turning into time I´m wasting trying to
Find a reason for goodbye
I can´t live without, can´t breathe without you
I dream about you
Honestly tell me that it´s over
Cause if the world is spinning and I´m still living
It won´t be right if were not in it together
Tell me that it´s over
And I´ll be the first to go
Don´t wanna be the last to know
Ihre Welt wankte. Alles war kaputt gegangen, seit sie die verhängnisvollen Sätzte gehört hatte. Ihre Tränen wollten nicht versiegen. Strömten in Bächen über ihr Gesicht.
Jess sah sie mit offenem Mund an. "Aber ich liebe dich!", sagte er geschockt.
"Nein!" Rory schüttelte den Kopf. "Wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du mir das alles nicht verschwiegen. Aber so ...." Die Tränen liefen weiter. Sie wegzuwischen wäre sinnlos gewesen. "Ich will dich nie wieder sehen!"
Over, over, over
My tears are turning into time I´m wasting
Trying to find a reason for goodbye
I can´t live without, can´t breathe without you
I dream about you
Honestly tell me that it´s over
Cause if the world is spinning and I´m still living
It won´t be right if were not in it together
Tell me that it´s over
Sie drehte sich um und ging. Jetzt war es ausgesprochen. Es war endgültig worbei. Jess. Die Liebe ihres Lebens, der Vater ihres Kindes. Alles war zerbrochen. Die Chance auf Reperaur unter null.
Honestly tell me,
Honestly tell me,
Don´t tell me that it´s over
Don´t tell me that it´s over
Ein letztes Mal noch drehte sie sich um, sah Jess unter Tränenschleiern an. Prägte sich jedes Deteil an ihm ein. Wünschte sich, sein Bild würde nie verlöschen. Und hasste sich gleichzeitig dafür. Dann ging sie wirklich.
Over.
Kapitel dreiundneunzig
"Luke, ich hab´s dir doch schon hundertmal gesagt, ich bin hier bei Rory und kann sie im Moment nicht alleine lassen, deswegen bin ich in den letzten Tagen nicht rausgegangen. Es ist kein Drama solange du keins daraus machst." Lorelai lag auf dem Sofa, die Beine ausgestreckt und das Telefon in der Hand. Seufzend strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. "Bitte, Luke. Ich muss jetzt für Rory da sein." Sie sah auf, als die Tür aufging und Rory herein trat. Sie wischte sich über das tränenfeuchte Gesicht und schmiss sich zu ihrer Mutter aufs Sofa.
"Rory!", rief Lorelai erschrocken. "Was ist passiert, wo warst du?"
Rory legte ihren Kopf in den Schoà ihrer Mutter und lieà sich über die Haare streichen. "Ich ... ich hab´s Jess... er- erzählt", wimmerte sie. "Ich hab´s ihm erzählt.... Wie konnte er mir das nur antun?", schluchzte sie.
Lorelai seufzte. "Shh", versuchte sie Rory zu beruhigen. "Es wird wieder gut."
"Wie denn?", fragte Rory verzweifelt. "Wie soll alles weder gut gehen, wenn er einen Menschen getötet hat? Wie kann ich ein Kind mit Jess haben wenn er jemanden auf dem Gewissen hat?" Sie fing wieder an zu schluchzen. Leider fiel Lorelai erst jetzt auf, dass sie Luke noch am Telefon hatte. Sie lauschte in den Hörer. Stille kam ihr entgegen.
"Luke?", fragte sie leise. Sie hörte, wie er am anderen Ende scharf die Luft einsog.
"Du hast es gewusst?" Seine Stimme klang ihr heiser entgegen. Mit ihr schallten Vorwurf und Enttäuschung.
Lorelai biss sich auf die Lippen. "Es tut mir leid", flüsterte sie. "Ich konnte nicht."
Es entstand eine lange Pause.
SchlieÃlich redete er wieder, doch seine Stimme klang so kalt, so fremd, dass es Lorelai eine Gänsehaut brachte. "Ich muss gehen.", sagte er.
"Luke", sagte sie mit leiser, bittender Stimme. "Bitte nicht."
Doch er hatte schon aufgelegt.
Kapitel vierundneunzig
Jetzt waren sie zwei traurige Gestalten, die beide in ihrem Haus hockten,
auf dem Sofa, in eine Wolldecke eingehüllt, mit unmengen von Eis. Beide mit rot geweinten Augen, beide das Herz voll Schmerz. Beide nicht in Kontakt mit ihren Freunden. Beide versunken in Selbstmitleid.
"Mum", sagte Rory, nachdem die Dunkelheit ihr Haus umzogen hatte und die Nacht erwacht war. "Es tut mir so leid. Es tut mir leid, dass du jetzt wegen mit Streit mit Luke hast." Sie legte ihrer Mutter den Kopf auf die Schulter. Lorelai seufzte und legte ihren Kopf auf Rorys.
"Es ist nicht deine Schuld, Schätzchen. Ich hätte ihn nicht anlügen sollen. Lass - lass uns einfach über etwas anders reden, ok?" Rory nickte und legte einen neuen Film ein. Dann öffnete sie den nächsten groÃen Becher Eis, kippte extra dick SchokosoÃe drüber und reichte Lorelai einen Löffel. Seufzend stachen beide ins Eis.
Als sie später ins Bett gingen, wälzte Rory sich schlaflos hin und her. Sie konnte nicht schlafen. Ihr ging einfach zuviel durch den Kopf. Sie konnte die Worte der anderen mal wieder nicht aus ihren Gedanken verscheuchen.
~Flashback~
"Damals waren Josh und Jess beste Kumpels.", fing Mary an. "Sie hingen jeden Tag zusammen ab und hatten nur ScheiÃe im Kopf. Aber es wurde schlimmer, als Jess Mutter anfing, fast jede Woche neue Kerle anzuschleppen. Er veränderte sich, wurde verschlossener, aggressiver. Die beiden bauten nur noch ScheiÃe. Ich meine, geraucht und gesoffen haben sie auch schon vorher, aber dann verwickelten sie sich noch öfter in Schlägereien. Sie bauten Kontakte zu Dealern auf und kamen so mit harten Sachen in Kontakt. Crack, Koks, und so weiter. Sie gingen kaum noch in die Schule, waren ständig auf Partys und hatten immer mindestens drei Flittchen am Hals. Aaron baute seine eigene Gang auf, voll mit Schlägertypen die mehr Muckis als Hirn hatten, und jeden verstauchten der sie auch nur schief ansah. Schwächere hatten keine Chance gegen sie, Aarons Leute erpressten sie und drückten ihnen jeden Cent ab. Nur Jess hielt sich dabei mehr im Hintergrund, ging lieber zu uns als zu den Erpressungen. Doch er blieb mit Aaron befreundet. Irgendwas verband die beiden, denn auch nur bei Jess duldete Aaron es, dass er nicht mitmachte. -Immerhin war Jess bei allem anderen tatkräftig dabei. Nach einiger Zeit fingen sie an, kleinere Brüche zu starten. Wegen des Kicks natürlich. Es war verhältnissmäÃig noch harmlos, sie stiegen in Kioske ein, nahmen was auch Kaufhäusern, und so weiter. Dann wollte Aaron mehr. Durch seine Drogensucht hatte er hohe Schulden bei den Dealern, und bei denen konnten selbst seine Typen nichts ausrichten. Dealer verprügeln dich nicht, sie stechen dich kaltblütig ab, wenn du ihnen ihr Geld nicht beschaffst. Also fingen sie an, in Läden einzubrechen. Wir redeten Jess natürlich die ganze Zeit zu, dass das ganze Schwachsinn sei, dass er seine Zukunft ruinieren würde, dass er den Scheià lassen sollte. Nach einiger Zeit sah er es auch ein und wollte raus aus der Gang von Aaron. Aber Aaron lässt niemanden einfach so gehen. Er drängte Jess solange, bis er noch beim letzten, groÃen Bruch mitmachte. Ein Einbruch bei einem Juwelier. Ab hier wissen wir auch nicht mehr genau, was passiert ist. Keiner von beiden hat jemals ein Wort darüber verloren. Wir wissen nur, dass die Polizei sie überrascht hat. Aaron wurde verknackt, Jess aber nicht. Was wir nur wissen, ist ..." Sie sah die anderen unsicher an. Keiner redete weiter. Erwartungsvoll sah Rory von einem zum anderen.
"Was?", fragte sie nervös.
Josh beugte sich zu ihr vor. "Wir wissen nur, dass einer dabei abgekrazt ist."
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Du hast ihn gefunden!" Rory sah auf.
"Du - du bist Aaron?", wiederholte sie. Aaron nickte. "Jup, der bin ich. Was willst du von mir wissen?"
Rory presste die Lippen aufeinander. "Was ist damals geschehen? In der Nacht, wo ihr beim Einbruch erwischt wurdet und-" Sie schluckte. "Wo jemand bei gestorben ist?"
Aaron sah sie an. Mit einem mitleidigem Blick. "Arme Kleine", sagte er mit freundlicher Stimme. "Tut mir leid, dass du es so erfahren musst." Er setzte sich bequemer hin. "Damals kam der Besitzer und überraschte uns. Jess sollte ihn zurückhalten, während ich den Schmuck holte, deswegen hielt er ihm seine Waffe an den Kopf. Dann wollte der Besitzer sich ihrgendwie aus dem Staub machen, und Jess drückte ab. Er hatte keine Chance mehr. Die Kugel traf ihn sauber im Hirn. Als nächstes kamen die Cops und führten uns ab. Dann steckten sie mich in den verdammten Knast. Tja, jetzt bin ich wieder drauÃen." Er grinste zufrieden, während die geschockte Rory aufstand und weglief.
~Flashback Ende~
Kapitel sechsundneunzig
Als Jess endlich nach Hause kam, saà Luke immer noch an der selben Stelle wie vor drei Stunden. Er hatte sich nicht bewegt, unfähig, zu glauben, was passiert gewesen sein sollte. Jess schloss die Tür hinter sich und sah Luke an.
"Was?", fragte er gereizt. Er hatte jetzt wirlklich keinen Nerv für noch irgendwelche anderen Sachen. Er konnte nur daran denken, was Rory gesagt hatte.
"Setz dich." Lukes Stimme klang kälter als Eis und er sah seinen Neffen mit versteinernder Miene an. Grimmig lieà Jess sich in den Stuhl gegenüber fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. Auffordernd hob er die Brauen und sah Luke auffordernd an.
"Ich weiÃ, was passiert ist." Immer noch diese Kälte in seiner Stimme. "Damals. Ich hab mich Lorelai telefoniert, und war noch dran als Rory reinkam." Unwillkürlich zuckte Jess bei ihrem Namen zusammen. Luke sprang auf. "Du hast einen Menschen umgebracht?", rief er laut. Er konnte es einfach nicht glauben. Jess, ein Mörder?
"Nein, hab ich nicht!" Jess sprang ebenfalls auf. "Wie wäre es, wenn du mich einfach mal fragst, bevor du den Scheià nachredest, den Rory erzählt?" Luke drehte sich im Kreis und verschränkte die Hände auf der Kappe. SchlieÃlich setzte er sich wieder. "Dann erzähl endlich, was wirklich passiert ist!"
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Kapitel siebenundneunzig
Müde schlug Rory die Augen auf. Halb neun. Sie war erst vor ungefähr vier Stunden eingeschlafen. Hatte sich unruhig von einer Seite zur anderen gedreht, unfähig, die Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis zu löschen. Unfähig, ihn aus ihrem Gedächtnis zu löschen. Und selbst wenn es ihr gelingen würde, ihn auch nur annähernd zu vergessen, so trud sie Jess doch in sich. Zwar nur einen Teil von ihm, aber immerhin. Sie konnte ihm nicht entfliehen, wurde immer wieder eingeholt. Na toll, so früh am Morgen und schon wieder am Grübeln, dachte sie. Der Tag konnte ja nicht besser werden. Aber ein neues Gefühl hatte sich zu all den verwirrten, kleinen anderen geschlichen, tobte mit ihnen in ihrem Inneren und lieà sie nicht in Ruhe. Es nagte unnachgiebig an ihr. Es waren die Zweifel. Zweifel, ob er, Jess, wirklich in der Lage war, jemanden umzubringen. Zweifel, dass er wirklich die Kaltblütigkeit dazu besaÃ, einen Menschen aus dem Leben zu reiÃen. Sie kannte ihn doch eigentlich gut genug, im zu wissen, dass er das nicht konnte. Aber wie lange war lange genug? Es war jetzt ein Jahr her, dass sie sich das erste Mal getroffen hatten, und vor fünf Monaten waren sie zusammen gekommen. Und jetzt, alles aus. Weil sie einem wildfremden Menschen geglaubt hatte, was er über ihren Freund erzählt hatte. Ex- Freund, fügte sie bitter hinzu. Ja, die Zweifel nisteten sich immer tiefer in ihr ein, reiften sich aus. Wieso hatte sie nicht Jess gefragt, ob er wahr war? Ja, klar, fügte direkt eine kleine, wispernde Stimme in ihrem Kopf hinzu. Als ob du danach die Ruhe gehabt hättest, zu ihm zu gehen und zu fragen: Hey Jess, na, heute schon jemanden umgebracht? Oder: Jess, ich liebe dich, und Aaron hat erzählt, dass du jemanden erschossen hast. Ist das wahr? Nein, das konnte keiner. Aber sie wollte, nein, sie konnte nicht mit Jess jetzt reden. Sie musste das alles erstmal sacken lassen. Verarbeiten. Realisieren. Es war vorbei. Sie und Jess waren nicht mehr länger zusammen. Seufzend schwang sie die Beine aus dem Bett und ging in die Küche. Dort machte sie sich einen Kakao. Sonst hatte Lorelai ihn ihr immer gemacht, als sie noch klein gewesen war, damals, als sie noch im Schuppen des Independence Inns gewohnt hatten. Immer dann, wenn sie schlecht geträumt hatte, oder Angst vor der Dunkelheit oder den grellen Blitzen gehabt hatte. Seufzend fuhr sie sich durch die Haare. Ja, Lorelai war immer für sie da gewesen. Bis heute. Sie tat immer ihr Bestes, damit es Rory gut ging, beschützte sie, und riskierte sogar einen Streit mit Luke wegen ihr. Jetzt regte sich auch noch das schlechte Gewissen in ihr. Na schön, als ob sie nicht genug Probleme hatte. Sie legte eine Hand auf den Bauch. Ihr Baby schwieg noch. War noch still. Oder bewegte sich so sachte, dass sie noch nichts mitbekam. Wann hatte der Arzt nochmal gesagt, würde sie die ersten Bewegungen spüren? Zwischen der zwanzigsten und vierundzwanzigsten Woche. Also nicht mehr soo lange. Bei dem Gedanken an ihr Baby spürte sie ein erneutes Ziehen im Herzen. Ihr Baby sollte doch nicht so aufwachsen wie sie. Den Vater nur unregelmäÃig sehen, keine richtige Beziehung zu ihm aufbauen können. immer zwischen den Stühlen stehen. Was hatte Jess nochmal gesagt? "Ich liebe dich, ich will mit dir zusammen sein, für immer, aber was, wenn es nicht funktioniert? Dann haben wir wieder eine Familie, die nicht zusammen ist." Ja, das waren seine Worte gewesen. Seufzend zwang sie sich, an etwas anderes zu denken. Doch sie konnte nicht. Konnte es einfach nicht. Brachte es nicht übers Herz, mit ihm abzuschlieÃen. Nicht, wenn diese Ungewissheit noch zwischen ihnen lag. Langsam stand sie auf. Eher mechanisch, wie ein Robotor, ging sie in ihr Zimmer, zog sich an. Es war, als ob ihr schon immer klar gewesen war, dies zu tun. Als ob es so selbstverständlich war. Sie schrieb Lorelai noch einen Zettel, nahm ihre Jacke und ging zur Hintertür raus.
Jess stand wieder hinter dem Tresen und fütterte Davey. Doch mit seinen Gedanken war er ganz woanders. Er musste mit Rory reden, ihr die Wahrheit erzählen, ihr klar machen, dass er es verdammt nochmal nicht war.
Als er sie dann wirklich vor dem Diner stand, konnte er es erst nicht glauben, aber dann kam sie rein. Unsicher blieb sie in der Tür stehen und sah sich um. Dann erkannte sie ihn, wie er hinter dem Tresen stand und Daveys Flasche in der Hand hielt. Ihre Ãberraschung war für kurze Zeit deutlich sichtbar, doch schnell wurde sie wieder überflutet von Traurigkeit. Ihr blauen Augen vermieden es, ihn anzusehen, doch er sah auch so, dass sie bis tief ins Innere verletzt war.
"Luke, übernimm mal für mich!", rief er, ohne den ernsten Blick von Rory abzuwenden, die immer noch vor ihm stand und ihn stumm ansah. Luke streckte seinen Kopf aus der Tür, -entdeckte Rory, und schob Jess zur Seite.
"Ist ok, geht nach oben", sagte er. Jess nickte und deutete Rory mit einem Kopfnicken an, nach oben zu gehen. Sie nickte kaum merklich und ging vor. Mit Knien wie Blei ging er hinter ihr her.
I don't believe
In the smile that you leave
When you walk away
And say goodbye
Well I don't expect
The world to move underneath me
But for God's sake
Could you try?
I know that you're true to me
You're always there
You say you care
I know that you want to be mine
"Setz dich", brachte er mit krächzender Stimme hervor, als sie oben ankamen. Langsam lieà Rory sich auf einem Stuhl nieder. Sie presste die Lippen zusammen, sah ihn immer noch nicht an. Er lehnte sich an den Kühlschrank und musterte sie. Sie sah so schlecht aus, wie er sich fühlte. Schweigen erfüllte den Raum, hoffnungloses, stilles Schweigen. Das Ticken der Uhr klang unnatürlich in dieser Stille.
"Ich denke, du weiÃt, warum ich hier bin", sprach sie schlieÃlich. "Wir müssen reden - oder besser gesagt: Ich finde, es ist Zeit, dass du redest." Endlich sah sie ihn an. Endlich konnte er wieder in diese blauen Augen sehen, die er so vermisst hatte. In denen er so oft gewünscht hatte, zu versinken. Er nickte, setzte sich ihr gegenüber und legte sie Hände auf den Tisch.
"Hör zu, ich kann dir nur sagen, dass du dir mit Aaron den am meisten Falschen Typen ausgesucht hast, um dir die Vergangenheit zu erzählen." ScheiÃe Jess, das war der falsche Anfang. Das klang ja wie ein Vorwurf. So hatte sie es offenbar auch empfunden, denn sie spitzte beleidigt die Lippen. Gott, selbst das sah sexy bei ihr aus.
"Tja, wenigstens hat er mir erzählt was los war. Das macht nicht jeder."
Where is your heart?
'Cause I don't really feel you
Where is your heart?
What I really want is to believe you
Is it so hard
To give me what I need?
I want your heart to bleed
That's all I'm asking for
Oh, where is your heart?
Der Schlag traf ihn. Er seufzte, und wandte sich wieder an sie.
"Rory, ich wollte dir damit keinen Vorwurf machen. Ich wollte nur sagen, dass Aaron nicht gut auf mich zu sprechen ist. Gar nicht gut." Er holte Luft. "Hör zu, ich weià nicht, ob du mir glauben wirst, aber hör mir wenigsten zu, ok?" Misstrauisch sah sie ihn an. Doch dann nickte sie.
I don't understand
Your love is so cold
It's always me that's reaching out
For your hand
And I've always dreamed
That love would be effortless
Like a petal fallin' to the ground
A dreamer followin' his dream
"Na gut." Er leckte sich nervös über die Lippen, fuhr sich durch die Haare. Dann erzählte er ihr die Vergangenheit. Das, worauf sie so lange gewartet hatte.
Where is your heart?
'Cause I don't really feel you
Where is your heart?
What I really want is to believe you
Is it so hard
To give me what I need?
I want your heart to bleed
And that's all I'm asking for
Oh, where is your heart?
It seems so much is left unsaid
So much is left unsaid
But you can say anything
Oh, anytime you need
Baby, it's just you and me
Oh yeah
"Damals, als ich realiert habe, wie dumm es war in Aarons Gang zu sein, waren die Cops schon lange hinter ihm her. Als ich dann für ihn Drogen vertickt habe, tat ich das leider an einen Undercover Cop. Tja, es sah nicht gut für mich aus, aber sie boten mir einen Deal an. Ich sollte ihnen Aaron ausliefern, dafür würde ich milde davon kommen. Ich überlegte Tag und Nacht, immerhin war er trotz allem mein Kumpel. Eigentlich hatte ich mich gegen den Deal entschieden, doch dann fing ich was mit seiner Schwester an. Wir hatten ... unseren Spass, für einige Zeit, bis ich dahinter kam, dass Aaron sie auf mich angesetzt hatte, um zu checken ob ich etwas hinter seinem Rücken trieb. Tja, und damit hatte es sich für mich. Ich war nicht gerade verliebt in sie, wir hatten auch eigentlich nur sowas wie eine Affäre, aber so leicht konnte Aaron sowas nicht mit mir machen. Ich sagte den Cops, wann der groÃe Bruch stattfinden sollte, und sie stürmten den Laden. Aaron versuchte, einen von ihnen als Geisel zu nehmen, was ihm auch irgendwie gelang. Tja, und dann schoss er den armen Kerl ab. Kurz danach nahmen die Cops ihn fest, aber ihren Mann konnten sie nicht mehr retten. Als er herausfand, dass ich nur Sozialstunden liefern musste, ist er ausgetickt. Er schwor Rache as Ewig, und jetzt, wo er anscheinend wegen "guter Führung" drauÃen ist (ich denk ja, dass da eher Schmiergelder und Erpressungen von seinen Kerlen dahinter stecken), hat er sich seine Rache geholt. Er wusste durch die anderen, dass wir zusammen sind - waren", er verzog das Gesicht, "und konnte halt so dir die ganze Geschichte anders erzählen. Vor allem, weil er und ich die einzigen sind, die wissen, wie es wirklich ausgegangen ist." Er sah Rory an.
I know that you're true to me
You're always there
You say you care
I know that you want to be mine
Where is your heart?
'Cause I don't really feel you
Where is your heart?
What I really want is to believe you
Is it so hard
To give me what I need?
I want your heart to bleed
That's all I'm asking for
Oh yeah
Rory schloss die Augen. Das war also die Wahrheit. Seine Vergangenheit. Es steckte noch genug Vertrauen in ihr, dass sie seine Version glaubte. Er ergab auch einen Sinn. Eigentlich müsste sie doch jetzt zufrieden sein. Sie hatte, was sie immer wollte. Jess Vergangenheit. Aber nicht so. Nicht unter diesen Umständen. Nicht unter dem Druck, ihre Beziehung zu retten. Sie hatte sie freiwillig von Jess gewollt. aber so ...
Where is your heart?
'Cause I don't really feel you
Where is your heart?
What I really want is to believe you
Is it so hard
To give me what I need?
I want your heart to bleed
And that's all I'm asking for
"Rory?" Seine Stimme holte sie wieder zurück. Er sah sie fragend an. "Bitte ... sag doch was", sagte er bittend. Sie schüttelte nur den Kopf.
"Und das konntest du mir nicht vorher erzählen?" Sie konnte den Vorwurf, der mitschwang, nicht zurückhalten. Es schwallte einfach wieder hoch, die Enttäuschung, die Wut, die Verzweiflung, alles, was sie so oft gefühlt hatte, wenn Jess sie wieder so ahnungslos zurückgelassen hatte. "Ich mein, ich hab dich oft genug nach deiner Vergangenheit gefragt, oft genung! Du hattest hundert Gelegenheiten, es mir zu erzählen, aber du hast es nicht. Stattdessen hast du mich jedesmal so verletzt zurückgelassen, ist dir das eigentlich bewusst?" Sie spürte, wie sich mal wieder die ersten Tränen ihren Weg nach oben bahnen wollten. "Wenn ich dir so viel bedeutet habe, wieso hast du mich dann immer im Unklaren gelassen? Ich mein, für so etwas gibt es keine passende Gelegenheit, also entschuldige dich bloà nicht damit!" Drohend hab sie den Zeigefinger, als er den Mund öffnete, zu einer Erklärung ansetzte.
"Es - es tut mir leid", sagte er schlieÃlich nur.
Doch Rory stand auf. "Damit ist es diemal nicht getan, Jess! Ok, ich glaube dir, dass du kein Mörder bist, aber das wars dann auch schon." Verletzt stand sie auf und ging zur Tür raus.
Where is your heart?
Where is your heart?
Where is your heart?
Where is your heart?
Kapitel achtundneunzig
Zwar hatte sie jetzt die Wahrheit, aber es brachte ihr gar nichts. Es war zu spät. Zu spät. Sie weinte, so viel, dass es einen See hätte ausfüllen können, weinte um ihre zerbrochene Beziehung, um sich selbst, um den Schmerz, der drohte, sie zu zerreiÃen. Lieà sich von ihrer Mutter halten, wiegen und trösten wie ein kleines Kind, und bemerkte mit mehr Schmerz die verzweifelte Hilflosigkeit ihrer Mutter. Sie sah, wie sehr sie ihr helfen wollte, und feststellen musste, dass sie nicht konnte. Ja, da musste sie alleine durch. Niemand konnte ihr helfen, niemand.
Nach drei Tagen voller Selbstmitleid schaffte sie es, wider aufzustehen. Sie packte alles in eine Kiste, was sie mit Jess in Verbindung brachte. Jetzt gab es auch eine Jess- Box. Doch diesmal verstaute sie sie selbst im Schrank im Flur. Nur für alle Fälle. Sie war dankbar, so dankbar, dass Lorelai so sehr für sie da war. Und freute sich mit ihr, dass Luke sich wieder mit ihr vertragen wollte. Als er sie zu einem Date am vierten Abend einlud, half Rory ihr beim Vorbereiten, wie früher, und gab ihrer Mutter einen Kuss, als diese zur Haustür ging.
"Du bist sicher, dass ich dich alleine lassen kann?", fragte Lorelai sie mit besorgtem Blick. "Du siehst immer noch so traurig aus. Und du bist so dünn geworden. Versprich mir, wenigstens eine Packung Twinkies zu essen, ja? Du musst doch essen."
Ungeduldig schob Rory sie zur Tür. "Ja Mum, und du musst jetzt an dich denken! Du hast dich viel zu lange um mich gekümmer, jetzt geh und hab mit Luke einen schönen Abend! Ich komm schon klar, versprochen!" Sie küsste ihre Mutter zum Abschied. "Ich hab dich lieb!"
"Ich dich auch! Aber du wirst mir nie zur Last fallen, das weiÃt du, oder?" Sie lächelte sie noch einmal kurz an, und hüpfte dann die Treppen zu Lukes Truck runter. Leise schloss Rory die Tür. Ja, Lorelai hatte wieder ein Recht auf ein eigenes Leben. Sie hatte es wirklich viel zu lange für sie, Rory aufgeschoben.
Seufzend lieà sie sich aufs Sofa plumpsen. Schaltete den Fernseher an, und wieder aus. Was war nur mit ihr los? Si lieà sich doch auch sonst nicht so gehen. Komm Rory, es wird Zeit, wieder einigermaÃen zu leben, redete sie sich zu. Aber tief, tief im Inneren wusste sie, dass sie noch nicht bereit war.
Kapitel neunundneunzig
So vergingen die Tage und Wochen. Langsam, ganz langsam fing sie an zu realisieren, dass es mit Jess vorbei war. Und langsam, ganz langsam, fing sie wieder an, weiter zu leben. Schritt für Schritt. Sie ging wieder vor die Tür. Auch wenn sie das Diner mied. Ihm und ihr zuliebe. Sie freute sich mit Lorelai, hörte ihr aufmerksam zu, wenn sie über ihre wieder heile Beziehung mit Luke redete - auch wenn sie für Rory allzu schmerzhafte Dinge verschwieg. So erzählte sie ihr dann meistens nur über die sinnlosen Diskussionen mit Luke über seinen Kleidungstil, das Diner, oder Muffel - Luke an sich. Langsam fing Rory auch an, wirklich mitzulachen, und nicht nur ihrer Mutter wegen, damit diese den traurigen Gesichtsausdruck verlor. Lane kam von ihrer Reise zurück und redete mit Rory über alles, was sie wollte. Alle waren da für Rory, aber sie wusste, sie wollte nur einen. Doch sie musste abschlieÃen, das spürte sie. Sie fing an, bei Andrew zu arbeiten, was sie für ein paar Stunden am Tag ablenkte. Klar blieb der Stadt die Trennung nicht geheim, aber niemand erwähnte in ihrer Gegenwart auch nur ein Wort darüber. Sie tat einfach allen zu leid. Doch sie fing wieder an, zu leben. Nahm Lane bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung mit, freute sich mit ihr, malte sich Namen für das Baby aus, und stellte sich vor, ob es wohl später mal in einer Band spielen würde.
Ein Monat war es jetzt her. Sie war inzwischen in der achtzehnten Woche. Ihr Bauch war ein Stückchen gewachsen, aber noch viel es nicht stark auf. Nur wenn man ganz genau hinsah, und ihre Sachen etwas enger geschnitten waren. Sie kam inzwischen einigermaÃen gut mit der Trennung klar. Das einzige, was sie im Moment wieder traurig machte, was dass Lorelai und Luke erst kürzlich einen Streit hatten - wegen ihr. Luke war sauer, dass Lorelai nur noch wenig vorbei kam, sindern lieber mit Rory zu Hause aÃ. Was Lorelai natürlich Schwachsinnig fand.
Als sie ihr Bücherregal sortierte, fiel ihr auf, das ein Buch fehlte. Ihr Lieblingsbuch. Das sie Jess geliehen hatte, damit er es lesen konnte, fiel ihr siedenheià ein. Na gut. Sie straffte die Schultern. Zeit für eine neue Bewährungsprobe.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Hey Luke." Vorsichtig betrat sie das Diner und sah sich nach Jess um. Doch er war nirgendwo zu sehen. Luke streckte seinen Kopf aus der Küche und sah sie überrascht an. SchlieÃlich war es das erste Mal seit einem Monat, dass sie hier austauchte. "Hey Rory! Ãhm ...Willst du was zu essen?" Er sah sie freundlich an, obwohl sie der Grund für seinen Streit mit ihrer Mutter war. Sie hatte sie gestern Nacht am Telefon streiten gehört.
Sie winkte ab. "Nein danke. Ich wollte nur fragen, ob ich oben nach einem Buch suchen kann. Ich find es zu Hause nicht, und dachte, es sei vielleicht oben...?"
Luke nickte. "Geh ruhig nach oben, er ist nicht da. Aber ist Lorelai zu Hause?" Als Rory nickte, nahm er sich seine Jacke. "Entschuldige mich. Sie ist mir jetzt lange genug aus dem Weg gegangen. Sieh dich ruhig um." Er stürmte zur Tür raus und Rory ging nach oben.
Als sie die Tür zum Apartment öffnete, kam ihr ein Schwall Erinnerungen entgegen. Hier hatte sie mit Jess so viel Zeit verbracht, so viele Erinnerungen hinterlassen, die auf ewig dort weilten, wie Fingerabdrücke. Seufzend ging sie näher rein und sah sich suchend um. Wo könnte er das Buch hingelegt haben?
Erschrocken fuhr sie zusammen, als sich die Badezimmertür öffnete und Jess, nur ein Handtuch um die Hüften, herauskam.
"Jess", rief sie gleichzeitig mit seinem erstaunten "Rory!"
"Was -was machst du hier?", fragte er verblüfft. Verlegen wickelte sie sich eine Haarsträhne um den Finger und zwang sich, nicht auf seinen nackten Oberkörper zu sehen.
"Ich such ein Buch", murmelte sie. "Luke sagte, dass du nicht hier bist, deswegen ..." Sie sah verlegen auf den Boden. Das hatte sie vermeiden wollen. Eine weitere Konfrontation. Sie wollte Jess und sich selbst nicht noch weiter verletzen.
Er kam ein Stückchen näher. "Na ja, anscheinend hat er mich vergessen. Er ist im Moment ein wenig durcheinander, wegen dem Streit mit deiner Mutter, ... und der gesamten Situation halt."
Das trieb Rory wieder die Tränen in die Augen. "Es ist meine Schuld", flüsterte sie. "Sie haben nur Streit wegen mir. Mal wieder." Ihre Tränen tropften auf den Boden. Vorsichtig kam Jess näher. Er fasste ihr unters Kinn und hob es, sodass sie ihn ansehen musste. "Red doch keinen ScheiÃ", sagte er sanft und hob die Hand. Mit dem Zeigefinger tupfte er ihr eine Träne von der Wange. "Sie sind erwachsen, sie sind für ihren Streit verantwortlich, nicht du. Gib dir nicht immer die Schuld an allem." Er strich ihr leicht über die Wange. Sie schloss die Augen unter seinen Berührugen, versuchte zum einen, auf ihren Verstand zu hören, der ihr sagte, lieber jetzt zu gehen, und wollte zum anderen nicht mehr denken. Sie vergaÃ, was vor vier Wochen hier passiert war, vergaà die Kluft, die zwischen ihnen lag, vergaà alles. Sie lieà einfach zu, was geschah. Lieà zu, dass ihre Gefühle verrückt spielten, lieà zu, dass sie ihn so sehr wollte, leià zu, dass sie realiserte, dass sie überhaupt nicht über ihn weg war. Sie spürte, wie sich seine Lippen sanft auf ihre legten. Ein, zwei Sekunden zögerte sie noch, bevor sie den Kuss erwiederte. Lieà zu, dass er intensiver wurde. Spürte das Verlangen nach Jess, das in ihr tobte. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und presste sich an ihn. Er legte seine Arme auf ihre Hüften und zog sie noch näher, als sie ohnehin schon war. Gott, wie sehr er sie vermisst hatte. Sie zu küssen, sie zu spüren. Einfach alles. Doch ihr ging es nicht anders. Tausend kleine Blitze schossen durch ihren Körper, gaben ihr eine Gänsehaut von oben bis unten. Sie sog seinen vertrauten Geruch ein, spürte seine Hände sanft auf ihrer Hüfte ruhen, schmeckte seinen Kuss. Spürte ihren Körper ganz nahe an seinem.
Nach einer schier endlosen Zeit spürte sie, wie Jess sie langsam und vorsichtig, fast fragend zu seinem Bett schob. Sie wehrte sich nicht, lieà sich nach hinten sinken als sie den weichen Stoff der Decke an ihren Beinen spürte. Ein wohliges Kribbeln machte sich in ihrem Bauch breit als Jess sich über sie schob. Sie strich ihm über den Rücken, zog ihn nah, ganz nah zu sich und lieà zu, dass er ihren Pulli hochschob. Als er seine Küsse weiter nach unten wandern lieÃ, fuhr ihr ein Schauer den Rücken runter. Langsam zog er ihren Pulli über den Kopf. Wortlos sahen sie sich einen Moment an, bevor sie sich wieder küssten.
Sie spürte seine tastende Hand, die den Knopf ihrer Hose suchte und fand. Vorsichtig öffnete er ihn und streifte ihre Jeans ab. Er suchte in ihren Augen irgendwelche Zweifel oder Bedenken, einen Grund, ihn zum Stoppen zu veranlassen, aber nichts dergleichen. Stattdessen wanderte ihre Hand unter sein Handtuch.
Als sie schlieÃlich miteinander schliefen, verdrängte Rory alle Gedanken. Sie genoss nur Jess´ Nähe, das war alles was zählte. Und er behandelte sich so rücksichtsvoll und zärtlich, dass sie sich in seinen Armen geborgen und sicher wie lange nicht mehr fühlte.
Wenig später lagen sie nebeneinander und sahen die Decke an. Jess fuhr ihr sachte mit der Hand über den Arm. Nachdenklich legte sie ihm den Kopf auf die Schulter.
"Und?", fragte sie schlieÃlich. "Wie geht es jetzt weiter?"
"Ich weià nicht," sagte er. "Was willst du denn?" Rory wollte in diesem Moment eigentlich nichts mehr als in seinen Armen zu liegen. Doch sie wusste, dass das nicht reichte. Sie musste wissen, was das jetzt für die Zukunft bedeuten würde. Sie seufzte als Antwort. Doch Jess gab sich damit nicht zufrieden.
"Rory?", fragte er. Sie drehte ihren Kopf zu ihm. "Was hat dir der Sex mit mir bedeutet?"
Sie drehte den Kopf wieder zur Decke. "Ich weià es nicht, Jess. Ich mein, es war wunderschön, aber es rettet dadurch nicht unsere Beziehung."
Seufzend focusierte auch er wieder die Decke. "Ich weiÃ. Vielleicht war das ganze ein Fehler."
Sie nickte traurig. "Ich sollte gehen", sagte sie leise. Vorsichtig setzte sie sich auf und fischte nach ihren Sachen, die auf dem Boden lagen. Er drehte sich auf die Seite und beobachtete sie. Ihre Schönheit war jedesmal aufs neue Atemberaubend und er verfluchte es, dass sie keinen Weg fanden, ihre Beziehung wieder zu kitten.
Als sie wieder angezogen war, krabbelte sie noch einmal auf das Bett. Zögernd kam sie ihm näher, bis sie auf Augenhöhe waren. "Machs gut", flüsterte sie und drückte ihm noch einen letzten Kuss auf die Lippen, dann ging sie zur Tür.
Als sie weg war, lieà Jess sich stöhnend in die Kissen sinken.
Als sich wenig später die Tür wieder öffnete, dachte er für einen kurzen Moment Rory hätte es sich anders überlegt, aber es war nur Luke, der herein kam. Er brauchte nur einen Blick, um zu realisieren was hier passiert war.
"Was ist denn hier vorgefallen?" Stirnrunzelnd lehnte er sich gegen den Kühlschrank.
Kopfschüttelnd stand Jess auf. "Frag lieber nicht!"
Nachdenklich setzte Rory sich an den Küchentisch, eine Tafel Schokolade vor sich. Was hatten sie nur getan? Wieso hatten sie sich nur weiter in diese Chaos geritten? Was hatten sie sich davon versprochen? Es war doch klar, das Sex keine Beziehung kitten könnte. Sie sah auf, als ihre Mutter die Küche betrat. Lorelai sah ihr sofort an, das etwas nicht stimmte. Stumm lehnte sie sich in den Türrahmen und sah Rory fragend an.
Diese seufzte und stützte den Kopf in die Hände. "Ich hab mit Jess geschlafen!", sagte sie betrübt. Seufzend setzte Lorelai sich ihr gegenüber und nahm ein Stück Schokolade. Sie sah sie einfach nur an, wartete darauf, dass Rory weiterredete.
"Ich weià auch nicht wie dass passieren konnte, ich mein, ich dachte er wäre nicht da, und dann stand er plötzlich vor mir, und irgendwie ... haben sich meine Gedanken dabei ausgeschaltet, und er hat mich geküsst, und plötzlich waren all diese Gefühle wieder da, und die Sehnsucht nach ihm ... und dann haben wir miteinander geschlafen." Sie hob ratlos die Schultern. "Und jetzt bin ich noch tiefer drin in dieser ganzen Beziehungskrise. Ich mein, es hat und kein Stück weiter gebracht, wir stehen immer noch an dem Punkt fest, an dem wir jetzt sind." Sie vergrub den Kopf in den Händen. "Warum muss das alles so kompliziert sein?", fragte sie leise. Lorelai tätschelte ihr nur ratlos den Rücken.
Kapitel einhundert
Wie so oft lag sie schlaflos in ihrem Bett. Sah den Mond an, als ob sein Anblick ihr die Erleuchtung brächte. Alles war wieder da. Die Sehnsucht nach ihm. Nach Jess. Sie wollte ihn so sehr, dass es schmerzte. Was das alles also ein Fehler gewesen, der sie weiter ins Chaos gebracht hatte? Oder war dies einfach ein Zeichen, dass sie zusammen gehörten?
Empty spaces fill me up with holes
Distant faces with no place left to go
Without you within me I canât find no rest
Where Iâm going is anybodyâs guess
Iâve tried to go on like I never knew you
Iâm awake but my world is half asleep
I pray for this heart to be unbroken
But without you all Iâm going to be is incomplete
Sie dachte über die Vergangenheit nach. Ihre Vergangenheit mit Jess. Sah sich auf Sookies Hochzeit, wie sie ihn küsste, und realisierte, dass da doch mehr Gefühle für ihn waren als sie zulassen wollte. Sah den Tanzmarathon vor sich, wie Dean sich von ihr trennte, weil er das Offensichtliche, was sie nicht erkennen wollte, erkannte. Sah sich auf der Brücke sitzen, Jess dazu kommen. Der Anfang ihrer Beziehung.
Voices tell me I should carry on
But I am swimming in an ocean all alone
Baby, my baby
Itâs written on your face
You still wonder if we made a big mistake
Sah all die Minuten, Stunden, die zu zusammen verbrachten. Glücklich. Sah ihren ersten Kuss an der Tankstelle, sah die Anfänge ihrer Beziehung an Thanksgiving, sah das Winterfest der Stars Hollow High, sah, wie sie zusammen endlos über Bücher diskutierten, sich immer wieder Almoust Famous ansahen. Sah, wie sie zusammen lachten, redeten, sich küssten, glücklich waren.
Iâve tried to go on like I never knew you
Iâm awake but my world is half asleep
I pray for this heart to be unbroken
But without you all Iâm going to be is incomplete
Sie sah, wie sie ihr erstes Mal mit Jess verbrachte. Sah, wie glücklich sie danach war. Sah, wie er ihr versprach, für sie und das Baby dazu sein. Hörte, wie er ihr zum ersten Mal sagte, dass er sie liebte. Sah all die Zeit mit ihm, in der sie so glücklich war wie noch nie. Und sah nocheinmal, wie sie und Jess am Nachmittag miteinander schliefen.
I donât mean to drag it on, but I canât seem to let you go
I donât wanna make you face this world alone
I wanna let you go (alone)
Iâve tried to go on like I never knew you
Iâm awake but my world is half asleep
I pray for this heart to be unbroken
But without you all Iâm going to be is incomplete
So durchlebte sie all die glückliche Zeit mit Jess nocheinmal, und dachte verzweifelt darüber nach, ob es nicht doch noch eine Chance für sie beide gab. Sah den Mond traurig an, der so hell schien. Ãber sie alle, ihre Mum, Stars Hollow, die ganze Welt. Und über Jess, der circa zweihundert Meter von ihr entfernt an all das selbe dachte, was ihr durch den Kopf fuhr. Auch wenn sie das nicht wusste.
Incomplete
Kapitel einhundertundeins
Nebel waberte um sie herum. Legte seine Finger um sie. Umschloss sie, nahm sie beinahe sanft in seine Arme. Licht, Licht fiel ihr ins Auge, wurde jedoch durch die Schwaden von Nebel um sie herum gedämpft. Wie von selbst ging sie auf dieses myteriöse Licht zu, dessen Quelle sie nicht auszufinden vermochte. Sie fühlte sich magnetisch angezogen von diesem sanften Licht und wusste, es war das, was sie brauchte. Aus tiefsten Herzen brauchte. Ohne dieses Licht war ihr Leben nicht lebenswert. Ihre nackten FüÃe wanderten weiter über den Boden. Wind kam auf, zog ihr durchs Haar, streifte das lange, perlmutt schimmernde, lange Kleid, dass sie trug. Weiter, immer weiter ging sie, doch sie kam dem Licht nicht näher. Je mehr sie sich darauf zubewegte, desto mehr entfernte es sich von ihr. Sie spürte ihr Herz schmerzen, es begehrte dieses Licht so sehr. Wenn sie es doch nur erreichen könnte. Wenn ...
Am Morgen schlug Rory die Augen auf und fühlte sich leicht benebelt. Dieser Traum ... Sie schüttelte den Kopf und sprang unter die Dusche. Ein klarer Kopf, das brauchte sie jetzt. Keine Grübeleien mehr, zumindest nicht für eine Weile. Als sie sich zu ihrer Mum an den Küchentisch setzte, musterte Lorelai sie eindringlich. Rory wusste, dass sie über gestern reden wollte, aber sie nicht.
"Musst du nicht ins Hotel?", fragte sie in einem Versuch, Lorelai abzulenken. Diese rührte in ihrem Kaffee herum. Sie konnte es einfach nicht ohne zumindest eine Tasse pro Woche aushalten, auch wenn sie es vor Luke geheimhielt. "Andere essen haufenweise Schokolade oder saure Gurken, da kann Kaffee auch nicht mehr schaden", hatte sie gesagt, als Rory sie kritisch darauf angesprochen hatte. Na ja, ihr hatte es ja auch nicht geschadet. Und sie wusste, dass Lorelai nichts zur Gefärdung des Babys tun würde.
"Erst in zwei Stunden", sagte sie. "Davor wollte ich noch zu Sookie. Es gibt so unendlich viele Dinge zu tun, man glaubt es kaum. Ich fürchte, so wie die Ãgypter vierzig Jahre in der Wüste herumirren mussten, werden wir und verzig Jahre mit diesem ganzen Paperkram herumschlagen werden."
Rory nickte, froh über die Ablenkung. "Was wird denn heute gemacht?"
"Rory, wie lange willst du noch versuchen, mit belangloser Konservation das Thema zu vermeiden?"
Ertappt malte Rory mit den FüÃen kleine Kreise auf den Boden. "Was meinst du?" Noch ein unnützer Versuch, Zeit zu schinden.
"Willst du gar nicht mit ihm reden?", fragte Loreai und versuchte, ihren Blick zu fangen. Doch Rory zog es vor, den Boden zu betrachten.
"Wozu denn noch?", murmelte sie. "Es ändert doch sowieso nichts."
Lorelai seufzte. "Merkst du nicht, wie sehr du ihn vermisst? Da hilft kein Verdrängen, Schatz."
Kopfschüttelnd stand Rory auf. "Ich muss zu Andrew. Wir sehen uns später."
Seufzend sah Lorelai hinter ihr her.
Bei Andrew wartete schon ein Stapel Bücher auf sie, die eingeräumt werden mussten. Rory liebte den Job, sie war ständig mit Büchern in Kontakt, hatte Ablenkung und bekam auf alle Bücher zwanzig Prozent Rabatt. Die Bezahlung war natürlich auch etwas Gutes, so hatte sie ein finanzielles Polster für das Baby.
Als sie die neuen Bücher einsortierte, kam ihr ein Buch in die Hand. Der Titel lautete: "Schwager - Was sie alles wissen müssen" Leicht erschreckt stellte sie fest, dass sie sich noch gar nicht richtig vorbereitet hatte. Klar, der Arzt hatte sie mit dem wichtigsten Wissen gefüttert, und auch mit Lorelai konnte sie sich austauschen, aber sie hatte noch nichts vorbereitet. Ein Gefühl von Panik breitete sich langsam in ihr aus, das drückende Gefühl, zu wenig Zeit zu haben, zu wenig vorbereitet zu sein, die Kontrolle über alles zu verlieren. Ermahnend zwang sie sich zur Ruhe und sagte Andrew, dass sie ihre Mittagspause nehmen würde. Sie nahm ihre Jacke und ging zur Tür.
Seufzend lieà Lorelai den Kopf in Lukes Schoà sinken. "Sie redet nicht mit mir. Kein bisschen. Sie geht einfach, wenn ich es zur Sprache bringe." Hilflos schloss sie die Augen und lieà sich von Luke über die Haare streichen. "Du weiÃt doch, was jetzt wieder zwischen ihnen passiert ist? Dass sie gestern miteinander geschlafen haben?"
"Ich konnte mir soetwas denken", sagte Luke und schüttelte den Kopf. "Wir können nichts tun Lorelai."
Sie presste sich an ihn. "Genau das macht mich ja so krank."
Wenig später klingelte ihr Handy. "Hallo?", meldete sie sich und setzte sich neben Luke.
"Mum, ich bin´s."
Lorelai´s Gesicht hellte sich auf. "Rory! Alles in Ordnung bei dir?"
"Ich weià nicht. Ich bin grad am Druchdrehen."
Stirnrunzelnd wechselte Lorelai das Handy ans andere Ohr. "Wieso? Was ist los?"
"Ich bin nicht vorbereitet!" Sie merkte, wie ihre Stimme schrill wurde. "Wie konnte ich das zulassen? Ich bin schwanger, und mein Wissen reicht gerade soweit, dass ich weiÃ, wie ein Baby entsteht, fertig!"
"Rory, beruhig dich. Wo bist du?"
"Mum, ich brauch dich. Ich brauch dich jetzt." Ihre Stimme wurde ganz leise.
"Sag mir wo du bist.", bat Lorelai.
"Vor Weston´s."
"Ok. Ich bin gleich da." Lorelai klappte ihr Handy zu und drehte sich zu Luke. "Es tut mir leid, aber ich muss zu Rory." Etwas zerknirscht sah sie ihn an. SchlieÃlich hatte sie ihn in der letzten Zeit oft genug vernachlässigt. "Sie flippt gerade aus, faselt irgendwas von wegen sie sei gar nicht vorbereitet. Ich seh nur schnell nach ihr und komm dann wieder, ok? Bitte sei nicht sauer."
Luke sah sie an, schüttelte dann den Kopf. "Bin ich nicht. Mach dir keine Sorgen." Er sah ihren zweifelnden Blick. "Jetzt geh schon." Er küsste sie noch kurz und schob sie dann zur Tür.
Rory drehte schon ungeduldig ihre zehnte Runde vor Westons, als Lorelai mit eliegen Schritten ankam. "Rory, was ist denn los?", fragte sie und schloss sie besorgt in die Arme. Sie sah, dass Rory den Tränen nahe war und zog sie zu einer ruhigeren Stelle.
Als sie zu zweit den Steg betraten und sich setzten, beruhigte Rory sich allmählich wieder. Sie lieà mit Lorelai die Beine baumeln.
"Es ist alles so schwer.", fing sie nach einiger Zeit der Stille an zu reden. "Ich hab nicht gedacht, wie schwer es sein würde ohne Jess. Nicht nur dass er mir fehlt. Ich will diese Zeit jetzt nicht alleine durchstehen. Ich habe Angst vor der Zukunft Mum. Ich weià nicht, ob ich das Baby alleine groÃziehen kann. Ich bin nicht so stark wie du. Du siehst doch, wie ich vorhin ausgeflippt bin, nur weil ich nicht genug vorbereitet war. Was soll ich denn nur tun?" Sie lehnte den Kopf an Lorelais Schulter. "Ich kann nicht mit Jess wieder zusammen kommen, nur wegen dem Baby."
Nachdenklich strich Lorelai ihrer Tochter über die Haare. "Wäre es denn nur deswegen?", flüsterte sie schlieÃlich.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Gedankenverloren sah Rory in die Ferne. Sie antwortete nicht. Sie wusste es nicht. Es waren auf jeden Fall noch Gefühle für Jess da, aber reichten sie aus? Reichten sie aus, um das Vergangene zu vergessen? Um einfach weiterzumachen, oder neu anzufangen? Vertraute sie ihm denn noch? Es waren zu viele Fragen da, um neu anzufangen. Oder?
Derweil kam Jess ins Diner, wo ihn Luke schon erwartete. Mürrisch drängte Jess sich an ihm vorbei und nahm sich einen Kaffee. "Was?", fragte er gereizt, als er bemerkte, dass Luke ihn beobachtete. Ohne ein Wort zog er Jess in die Vorratskammer.
"Wo kommst du her?", fragte Luke.
Perplex sah Jess ihn an. "Ãhm ... Aus der Schule? Du weiÃt, dass ich jeden Tag mich in dieses Wissenserlebnis begebe, damit du zufrieden bist."
"Jess, verarsch mich nicht!" Drohend kam Luke seinem Neffen näher, so nahe, dass vielleicht noch ein Stiefel zwischen sie gepasst hätte. "Ich habe heute einen Anruf bekommen, und weiÃt du von wem?"
"Vom Weihnachtsmann?" Sarkastisch hob Jess die Augenbrauen.
"Von deinem Direktor!", fauchte Luke.
"Man, der Typ muss dich ja echt mögen. Wann willst du es Lorelai sagen?"
"Jess, hör auf mit mit Spielchen zu spielen! Er hat mir gesagt, dass du schon wieder seit längerem fehlst und nur unregelmäÃig kommst! Jetzt sag mir die Wahrheit, und wag es jah nicht zu lügen!"
Jess verschränkte die Arme vor der Brust. "Wal Markt." Herausfordernd sah er seinen Onkel an.
"Wal Markt?" Luke drohte, zu explodieren. Sein Gesicht nahm den Farbton einer Tomate an und eine Ader pochte auf seiner Stirn. "Jess, bist du vollkommen durchgedreht? Wir hatten eine Abmachung, erinnerst du dich? Du gehst zur Schule, zu kündigst deinen Job! Was ist nur los mit dir?"
"Was soll schon sein? Ich hab alles unter Kontrolle." Gelangweilt zuckte Jess mit den Schultern. Jetzt war doch sowieso alles egal. Für wen sollte er seine Vormittage in der Schule verschwenden, wobei er den Stoff doch sowieso wusste?
"Jess, ich warne dich. Kündige deinen Job und gehe zur Schule." Luke sprach plötzlich beunruhigend ruhig. Doch Jess schüchterte das nicht ein.
"Und wenn nicht?"
Luke kam ihm noch ein Stück näher. Seine Miene zeigte keine Gefühlsregung. "Dann ziehst du aus." Damit drehte er sich um und lieà Jess stehen.