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es kommt, annchen. ist schon bei der betareaderin Smile

aber ich kann schonmal ein bisschen re-fb geben:

was annes verhalten angeht:
sind wir nicht alle manchmal doof?
mir ist das wichtig, dass die charaktere nicht nur liebenswürdig sind. anne hat, genau wie die anderen charaktere auch, positive und negative seiten. ich denke, ein fröhliches, nettes mädchen von nebenan, das sich immer verständlich verhält, kann aus einer vergangenheit wie der von anne gar nicht entstehen^^ ich freu mich immer, wenn ihr solche schwächen der charaktere erkennt und ein bisschen drüber meckert Big Grin

was valerie und anne angeht: ja, da bin ich auch gespannt Big Grin

ach, und mel: danke, dass du mich auf die fehler aufmerksam machstSmile ich glaub du hast recht und korrigier das dann gleich!

--- Beitrag hinzugefügt um: 23:03 Uhr. --- Verschmelzung, da weniger als 24 Studen alt. ---

sooo und hier ist er- viel spaß!

Neunundzwanzig
2011
Drei Tage waren vergangen, seit Anne wieder in der Stadt angekommen war. Drei Tage, die Simon nichts von ihr gehört hatte, drei Tage, in denen sich die Haartönung langsam heraus wusch und drei Tage, die Valerie tierisch auf die Nerven gingen.
„Warum rufst du sie nicht einfach an?“, fragte sie, als der Kerl auf der Leinwand gerade wieder mit seiner Mutter darüber diskutierte, warum er nicht heiraten wollte. Ein richtiges Date hatte es sein sollen, um Simon auf andere Gedanken zu bringen, aber das war nicht so einfach, wie Valerie gedacht hatte.
„Sie will mich nicht sehen.“
„Ich denk ihr habt euch ausgesprochen! Ich versteh das nicht.“
„Ich auch nicht. Aber irgendwie... versteh ich es doch.“
„Manchmal bist du wirklich komisch.“, murmelte sie.

Er seufzte und legte sein Kinn auf ihren Kopf.
„Ich weiß.“
„Pssssst.“, machte es einige Reihen hinter ihnen. Valerie verdrehte die Augen und versuchte, wieder in den Film einzusteigen. Es fiel ihr nicht schwer. Wie gut, dass alle romantischen Komödien ungefähr gleich abliefen...


*
Den vierten Tag nach ihrer Rückkehr hatte Anne komplett in der Bibliothek verbracht. Es gab viel nachzuholen, was sie in den letzten Wochen in der Uni verpasst hatte.
Jetzt saß sie auf der Couch, nippte an einem Glas Wein und telefonierte mit Mark, während ihr Kater mal wieder voll beschäftigt mit einem Wollknäuel war. Im Gegensatz dazu, wie normale Katzen wahrscheinlich mit Wollknäueln spielten, war dies ein sehr langsamer und wirklich unspannender Prozess:
Der Kater zog an dem Faden, das Wollknäuel bewegte sich minimal und Mrs. Mistoffelees verschwand unter dem nächsten Schrank oder auf dem nächsten Stuhl. Dort blieb er ungefähr fünfzehn Minuten, bis er einen erneuten Versuch wagte, das Wollknäuel zu erlegen.
Manchmal fragte sich Anne wirklich, was mit ihrem Kater nicht stimmte. Andererseits passte das neurotische Tier ganz gut in ihr Leben, wenn sie recht überlegte. Mit ihrer panischen Angst vor Feuer und Simons Wasserproblem war es wohl kein Wunder, dass der Kater nicht besonders mutig war.
„Ich weiß auch nicht, wie ich dir das erklären soll.“, sagte sie zu Mark, der am anderen Ende der Leitung fast hörbar die Augen verdrehte.
„Er ist ganz anders und so glücklich. Ich glaub, ich verkompliziere alles total. Und ich versteh ihn nicht. Ich hab ihn noch nie nicht verstanden. Aber jetzt holt er mich vom Bahnhof ab und erzählt mir im nächsten Atemzug, dass nichts einfacher war, als sich von mir abzulenken. Und... ich weiß nicht worüber ich mit ihm reden soll!“
„Worüber habt ihr denn früher geredet?“
„Nicht viel. Meistens haben wir eher wenig gesagt.“
Sie zuckte mit den Schultern, obwohl er es nicht sehen konnte, und beobachtete Mrs. Mistoffelees, der gerade wieder einen Versuch machte, dem Wollknäuel unauffällig näher zu kommen. Als er die Tatze etwa zwei Finger breit darüber hielt, klingelte es plötzlich an der Tür. Sofort war er wieder unter dem Schrank verschwunden.
„Moment, es hat geklingelt.“
Sie legte das Telefon auf den Couchtisch und ging zur Tür, um den Hörer der Gegensprechanlage abzunehmen.
„Hallo?“
„Eine Eillieferung für Becker!“
„So spät noch?“
„Ich mach mein FSJ im Altenheim an der Färberstraße, Herr Mayer sagt sie kennen ihn?“
Anne legte ruckartig den Hörer auf und öffnete die Haustür per Knopfdruck, bevor sie die Wohnungstür aufriss. Der junge Mann, der ihr mit einem Paket im Hausflur entgegen kam, sah müde aus.
„Entschuldigen Sie die Störung.“, sagte er und übergab ihr das Paket. Sie sah es skeptisch an.
„Herr Mayer lässt schön grüßen.“, meinte der junge Mann zögerlich.
Anne antwortete ebenso unsicher.
„Wie geht es ihm denn?“
„Nicht so gut, er hat sich vor ein paar Monaten die Hüfte gebrochen, seitdem bewegt er sich kaum noch.“
„Oh...“
„Er könnte mal wieder Besuch vertragen.“, fügte er noch an, dann nickte er ihr zu.
„Ich muss los. Schönen Abend noch.“
Und da stand sie. Allein im Hausflur, mit einem Paket in der Hand und einem unguten Gefühl im Bauch.


„Hallo?“, fragte Valerie in die Gegensprechanlage und schloss den Reißverschluss von Simons Sweatshirt bis zu ihrem Kinn.
„Hallo.“, kam es aus der Sprechanlage zurück. Dann war wieder alles still und Valerie hörte nur unruhige Atemgeräusche.
„Wer ist da?“, fragte sie nach und zog eine Augenbraue hoch.
Es blieb still. Wie gut, dass sie sich einige Stockwerke über der Straße befand. Obwohl die Stimme nur eine dünne Frauenstimme war, war es irgendwie gruselig, hier in der dunklen Wohnung zu stehen und einer Fremden beim Atmen zuzuhören. Ob sie Simon Bescheid sagen sollte?
„Hier ist Anne Becker. Ist Simon da?“, klang es plötzlich erneut aus der Sprechanlage und Valerie zuckte zusammen.
„Er schläft.“, sagte sie.
„Valerie, oder?“

Die Stimme wurde fester und Valerie entspannte sich ebenfalls ein wenig.
„Ja. Ist es wichtig?“
„Ja. Kannst du ihn vielleicht wecken?“

Anne hörte es in der Sprechanlage knacken, dann öffnete sich die Haustür. Ungewöhnlich langsam und mit dem Paket in den Händen stieg sie die Treppe hinauf. Als sie oben ankam, stand Simon in Jogginghose und T-shirt vor ihr und hielt die Wohnungstür auf.
„Annie.“, sagte er nur leise, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Eigentlich wollte er ihr zumindest ein bisschen böse sein, dafür, dass sie ihn so lange zappeln ließ. Dass sie ihm nicht gleich am Bahnhof in die Arme geflogen war oder wenigstens gesagt hatte, was sie nach mehreren Wochen immer noch so unsicher machte. Aber er kannte diesen Gesichtsausdruck und er wusste, dass er jetzt besser nicht nachtragend war.
Augenblicke später schlossen sich ihre dünnen Arme um ihn und ihr Kopf lehnte sich an seine Brust.
Er legte eine Hand auf ihren Rücken und strich mit der anderen über ihren Kopf. Wortlos und beinahe auch gedankenlos in dieser ungewohnten Situation, während seine Freundin am Türrahmen lehnte und noch skeptischer aussah als er selbst noch vor wenigen Minuten ausgesehen hatte.
„Ich weiß nicht, was...“, begann Anne.
„Ich weiß.“, unterbrach er sie und schob sie vorsichtig etwas weg, sodass er sie ansehen konnte.
„Was ist das für ein Paket?“
Sie löste sich ganz von ihm und ging zielstrebig an Valerie vorbei in die Wohnung, während sie erklärte.
„Erinnerst du dich noch an den alten Polizisten, den ich im Altenheim besucht habe? Es ist von ihm. Ich wollte nicht allein sein, wenn ich es öffne. Ich... ich hab eben sofort an Dich gedacht. Und dann bin ich einfach hergekommen.“
„Simon, was passiert hier grad?“, fragte Valerie irritiert, während sie ihm und Anne zur Couch folgte, wo diese unschlüssig stehen blieb.
Gerade noch hatten die beiden in einer unerklärlichen Scheinversöhnung festgesteckt, die die gesamte Freundschaft in Frage stellte, und jetzt war wieder alles in bester Ordnung und sie redeten über Polizisten und geheimnisvolle Päckchen?
„Psst.“, zischte ihr Freund nur, als wäre Anne ein seltenes, scheues Tier, das auf keinen Fall verscheucht werden durfte.
Aber Anne war sich bereits wieder bewusst geworden, dass sie nicht allein waren.
„Oh. Entschuldigung.“, sagte sie und senkte den Blick auf das Paket. „Ich störe euch, oder?“
„Nein, ist schon okay.“, sagte das Pärchen synchron und Anne fiel wieder ein, warum sie Simon im Pärchenformat nicht leiden konnte. Haare färben hin oder her, es war doch nur der Anfang einer bedingungslosen Anpassung, wenn er wieder einmal dachte, er hätte sich verliebt.
„Lassen wir das mit dem Paket!“, zwitscherte sie fröhlich.
„Willst du uns nicht vorstellen, Simon?“
Auch diesen Gesichtsausdruck kannte er. Anne hatte noch nie eine seiner Freundinnen auf den ersten Blick gemocht, aber sie gab sich immer Mühe, ihn das nicht wissen zu lassen. Schließlich hatte Simons Verhalten gegenüber Mark zu ihrem ersten und in der Vergangenheit auch einzigen richtigen Streit geführt – und dieser sollte sich auf keinen Fall wiederholen. Leider konnte sie ihre Gefühle vor Simon nicht sehr gut verstecken und so hatte er es immer recht schnell gemerkt. An genau diesem Gesichtsausdruck. Er konnte sich nicht erklären, wie sie immer so schnell zu einem augenscheinlich vernichtendem Urteil kam.

„Ähm... Valerie, das ist meine beste Freundin Anne. Anne, das ist Valerie, meine Freundin.“
Valerie sah zwischen den beiden hin und her und überlegte, ob sie sich in irgendeiner Weise über Telepathie verständigten. Schließlich bemerkte sie die Stille im Raum.
„Schön, dich kennen zu lernen.“, sagte sie, um diese zu vertreiben.
„Und schön, dass ihr euch wieder vertragen habt. Simon hat dich sehr vermisst.“
Anne zog eine Augenbraue hoch.
„So klang das aber gar nicht, als du mich abgeholt hast.“, stellte sie fest und war selbst erschrocken, wie deutlich die Enttäuschung in ihrer Stimme mitschwang.

„Ich weiß.“, hörte sie ihn überraschender Weise sagen.
„Das tut mir leid. Deshalb warst du so komisch?“
Sie nickte und biss sich auf die Lippe. Jetzt kam es ihr albern vor. Sie kannte ihn doch, sie wusste doch, dass er ihr alles andere als die Wahrheit sagen würde, wenn es um Gefühle ging. Sie wusste doch, dass seine Taten schon immer mehr gesagt hatten als Worte. Und was war deutlicher, als sich um ein lebensgefährliches Haustier zu kümmern und sofort da zu sein, als sie wieder in Reichweite kam? Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen, aber bevor sie ihm sagen konnte, wie leid ihr das alles tat, schlossen sich seine Arme ein zweites Mal an diesem Abend um sie. Wortlos, wie immer. Aber Worte waren ohnehin überflüssig.


Als die Tür des Schlafzimmers hinter Valerie leise ins Schloss gezogen wurde und fast zeitgleich Annes Handy hörbar zu vibrieren begann, lösten sich die beiden voneinander. Anne spürte ein merkwürdiges Gefühl im Magen: Normalerweise waren sie nicht solche Berührungsmenschen. Eine so lange Umarmung war ungewöhnlich, aber in Ausnahmefällen und nach langer Trennung durchaus normal – trotzdem brachte es ihre Gefühlswelt noch mehr durcheinander, als sie es ohnehin schon war. Sie nahm das Handy ans Ohr.
„Hallo?“
„Ich hab mir Sorgen gemacht, was machst du denn? Ich ruf schon seit 'ner halben Stunde immer wieder an!“
„Mark? Oh nein, es tut mir leid, ich hab... es ist 'ne lange Geschichte, aber ich erzähl dir später alles, ja? Das tut mir so leid, ich hab in der Eile ganz vergessen... aber es geht mir gut, okay?“
Sie hatte tatsächlich vergessen, dass er noch am Telefon auf sie wartete. Was war sie nur für ein Mensch? Kein Wunder, dass ihm der Kontakt mit ihr beim letzten Mal zu anstrengend geworden war.
„Du klingst nicht so, als würde es dir gutgehen. Du weinst doch schon wieder.“, stellte er fest. Wie um zu überprüfen, ob er Recht hatte, fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Wange und betrachtete erstaunt die Reste zerflossenen Mascaras.
„Das ist aber okay.“
Sie lächelte Simon an, der das Gespräch interessiert beobachtete.
„Danke, dass du dir Sorgen gemacht hast, Schatz. Ich versprech dir, ich mach das nie wieder und ich erklär dir alles morgen, okay?“
Simon konnte Mark durch das Handy hören, aber nicht verstehen was er sagte.
„Ja, das mache ich.“, antwortete Anne auf die Frage, die er anscheinend gestellt hatte.
„Ich dich auch.“, beendete sie dann das Gespräch.
„Du ihn auch, deinen 'Schatz'?“, zitierte Simon sie, sobald sie aufgelegt hatte, und grinste.
„Ich hab ihn auch lieb, ja.“
Sein Grinsen war ansteckend. Fast vergaß sie, dass sie es eigentlich hasste, wenn er sich in ihr Liebesleben einmischte.
„Aber mehr nicht. Er wird sowieso einen gepiercten Rauschgoldengel heiraten.“
„Wie bitte? Mark und heiraten?“
„Ja, er...“
Sie unterbrach sich selbst. Das Paket auf dem Couchtisch schien sie noch immer durchdringend anzustarren.
„Simon... kann ich dir das alles später erzählen?“, fragte sie mit einem Seitenblick auf das schmale Päckchen, das mit Zeitungspapier eingewickelt war.
Ihr bester Freund folgte ihrem Blick und verstand sofort.
„Sollen wir es doch öffnen?“
Anne nickte, während sie weiter den Blick auf dem Paket gerichtet hielt.

„All die Jahre, die ich die Wahrheit gesucht habe.... und jetzt schickt mir der einzige Mensch, der sie kennt, aus heiterem Himmel ein Paket? Es könnte sein, dass ich in wenigen Minuten alles weiß... aber irgendwie hab ich Angst. Vielleicht hatte mein Vater gute Gründe, das alles geheim zu halten?“
Sie nahm das Päckchen in beide Hände und fuhr über die Außenseiten.
„Wer weiß, was da drin ist?“

Tinaaaaaa O.o
Hör doch nicht an so ner Stelle auf Mad:nonono::heul:
Ich muss wissen was in dem Päckchen ist!!
Bitte mach schnell weiter. War wieder super Top
Ich hasse dich! Du hörst wirklich an der unmöglichsten Stelle auf! Wehe das nächste Kapitel brauch jetzt wieder ewig, denn das, liebste Tina, wäre nahezu unmenschlich von dir! :gg:

Tolles Kapitel.
Ich finde gut, dass du Valerie mit eingebunden hast und sie nicht wie eine egoistische Ziege dabei aussieht.
Aber Mark der arme Kerl Big Grin
Schön, dass Anne mit dem Päckchen zu Simon gefahren ist.
Aber jetzt will ich wissen was da drin ist!!
Zitat:„Er wird sowieso einen gepiercten Rauschgoldengel heiraten.“
:lach:Meine Lieblingsstelle in dem Teil.

Buhuuu was ist dem Päckchen Tina. Sag doch, was ist in dem Päckchen? Also ich tippe mal auf 1. du weiß es selber noch nicht und willst uns nur ärgern. oder 2. es ist was, was uns nicht weiterbringt und ärgerst uns noch mehr damit Big Grin
Wie kannst du nur an so einer Stelle aufhören. Ich will wissen was in dem Päckchen ist. Big Grin

Das Kapitel hat mir super gefallen. Mach schnell weiter Smile
was ich von dem kapitel halte und bestimmten stellen, weißte ja schon. deshalb werd ich mich jetzt mal nicht wiederholen. das wäre ja langweilig. (wehe du bringst morgen oder samstag ein neues bzw. das kapitel. *mecker*)

ich bin schon seeeeeeeeeeeehr gespannt wie es weiter gehen wird.


ps: gut geschüttelt :wink:
pps: du bist fiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiies
*nochmal loswerden musste*
Zuallererst möchte ich den Kater haben, weil er das Lustigste in den zwei neuen Kapiteln war und ich ihn dafür innig liebe! :herz:

Dann bin ich irgendwie erleichtert, dass Simon Anne doch vom Bahnhof abgeholt hat und sie sich jetzt auch irgendwie wieder versöhnt haben. Ich persönlich mag Anne total gern und kann mich gut in sie hineinversetzen. Egoistisch ist doch jeder mal, ich finde Annes Gefühle und Gedanken dazu ziemlich normal. Ganz im Gegensatz zu anderen ist sie sich das aber bewusst, andere sind von ihrem Egoismus total verblendet und führen sich auf wie sonst was, wenn ihnen was nicht passt.

Was das Päckchen angeht hoff ich ja auf 3., dass es uns in Annes Geschichte mal ein Stück weiterbringt, ich finde, dafür ist es allmählich höchste Zeit Big Grin
Ich will das jetzt wissen!

Ich mag die 2 neuen Kapitel und freu mich schon aufs Weiterlesen :groove:
schön, dass es euch gefallen hat. ich spann euch mal nicht länger auf die folter.... obwohl. doch. Big Grin

(ungebetat- sorry Wink )

Dreißig
August 1992
Mayer hatte in seinem Leben schon viel gesehen. Viel, was schreckliches Leid bedeutet hatte, viel, was man nicht erklären konnte, so viel, was sein tägliches Leben verändert hatte. Er war Polizist mit seinem ganzen Herzen und seiner ganzen Seele – und das bedeutete nun einmal, dass man schreckliche Dinge sah.
So etwas wie heute allerdings, so etwas grausames und gleichzeitig so schönes, das hatte er noch nie gesehen. Dass ein Vater solche Schmerzen erlitt, nur damit seine Tochter nicht die grausame Wahrheit erfahren würde, war ihm nur schwer begreiflich.
Noch immer konnte er die Hand des am ganzen Körper verbrannten Mannes in seiner spüren, seine Worte in seinem Ohr und seine Angst überall. Den Krankenhausstuhl, auf dem er sich jetzt niederließ, nahm er hingegen kaum noch wahr. So, als ob er darüber schweben würde, aber nur einen Millimeter darüber vielleicht, oder zwei.
„Mayer?“
Die Stimme seines Partners erklang direkt hinter seinem Ohr. Er war zu müde, um davor zu erschrecken.
„Das Mädchen redet nicht. Sie haben die Schnitte genäht und jetzt liegt sie da, starrt an die Decke. Ich musste mal raus. Wie wars bei dir?“
„Er stirbt.“
„Ich weiß.“
„Und er hat geredet. Aber vielleicht war es nur Phantasie?“
„Was?“
„Kann ich versuchen mit dem Mädchen zu reden?“
„Morgen wieder. Für heute war es mehr als genug. Was hat er dir erzählt?“

Mayer stand auf und warf einen letzten Blick auf die Tür, aus der er vor wenigen Minuten gekommen war. Die Schreie waren inzwischen verstummt und er wusste, was das bedeutete. Augenblicklich versuchte er, nicht mehr daran zu denken, so wie er es mit all den grausamen Dingen tat, die er täglich sah. Und wusste doch, dass er die Schreie noch sehr lange nicht vergessen würde.
„Ich erzähl es dir auf dem Weg zum Auto.“, sagte er nur und griff seine Jacke vom Stuhl neben sich. Das Krankenhaus war voll. Hinter jeder Tür ein Schicksal, das er nicht beeinflussen könnte. Er würde sich damit abfinden müssen.


*
Der Anruf war nicht viel später am letzten Abend gekommen. Der Vater des kleinen Mädchens war tot und jetzt war sie allein auf der Welt. Aber das war Mayer schon klar gewesen, als er den verbrannten Mann im Krankenzimmer gesehen hatte, der mühevoll einzelne Wörter zwischen den Zähnen hervorpresste, die Mayer das Versprechen abrangen, das ihm noch zwanzig Jahre später nachhängen würde.
Jetzt betrat er das Krankenzimmer des dreijährigen Mädchens. Er wusste, was er wissen musste. Er hatte es schon geahnt, als sie die Verletzten geborgen hatten. Aber das ganze Ausmaß hatte er erst nach der Begegnung mit dem Vater gesehen und verstanden hatte er es immer noch nicht.
Würde das Mädchen ihm dabei helfen können, zu verstehen? Wahrscheinlich nicht. Aber er musste sie sehen, musste sich vergewissern, dass er das richtige versprochen hatte, dass er sein Leben lang schweigen können würde.
Die Tür quietschte, doch im Zimmer rief es keine Reaktion hervor. Einzig die Sozialarbeiterin hob den Kopf aus ihrem Buch, das sie aus dieser Welt wegbringen sollte. Für einen Moment sah er in ihren Augen den Unwillen, in die Realität zurückkehren zu müssen, dann die Erleichterung, dass sie damit nicht schon wieder allein war. Sie stand auf, ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand.
„Sie sind hier um mit Anne zu sprechen?“
„Richtig. Hat sie denn schon gesprochen?“
„Nein, nicht wirklich.“
Beide warfen synchron einen Seitenblick zum Krankenbett, in dem das Mädchen starr wie eine Salzsäule lag. Sie sah beide unverwandt an und schien nicht einmal zu blinzeln. Mayer räusperte sich und setzte sich auf die Bettkante.
„Hallo Anne. Ich heiße Thomas, ich arbeite für die Polizei. Darf ich mich hier hinsetzen?“
Das kleine Mädchen starrte ihn weiter an und bewegte sich nicht. Ihr Hals und ihr Arm waren verbunden, über der Schnittwunde im Gesicht war mit Heftpflastern eine Mullbinde befestigt worden.
„Ich habe gehört, dass du sehr tapfer warst.“, sprach Mayer leise weiter. Die Tür des Raumes schloss sich mit einem kaum hörbaren Klicken, dann waren sie allein. Eigentlich war es nicht üblich, die Polizei allein mit einem so jungen Opfer zu lassen, aber Mayer wunderte längst nichts mehr, was das Verhalten beteiligter Personen anging. Wer wäre nicht dankbar, den Raum für einige Minuten verlassen zu können, wenn man hier dazu verpflichtet war, ein traumatisiertes Kind mit schweren Schnittwunden zu beobachten?
Mayer war es nur Recht. Er hatte nicht vor, irgendeine Aussage bei Gericht zu verwenden, also musste das Gespräch auch nicht innerhalb der Richtlinien ablaufen. Abgesehen davon war es vielleicht besser, wenn niemand die Aussage des Mädchens hörte, falls sie sich doch erinnerte.
Nicht, dass Mayer momentan besonders viel Hoffnung hatte, überhaupt irgendeine Gefühlsregung des Kindes beobachten zu können. Ganz zu schweigen von Worten.
„Dein Papa war auch sehr tapfer.“, versuchte er noch einmal, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen – und dieses Mal klappte es.
Plötzlich schien das Leben in ihre Augen zurückzukehren und mit überraschender Kraft schnappte sie nach seinem Unterarm und hielt ihn fest. Noch immer sagte sie nichts.
Mayer war lange Polizist gewesen, aber von diesem Kind ging eine ungewohnte Energie aus. Etwas, was einem gestandenen Gesetzeshüter wie ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Es genügte nur ein Blick von ihr und es hielt nur für einen Sekundenbruchteil an, dann sah er wieder nur das kleine, zerbrechliche Kind im viel zu großen Krankenbett.
„Er ist sehr mutig und er hat dich sehr lieb.“, sprach er weiter. Er fühlte sich bei der Nutzung des Präsens wie ein Lügner, aber er war nicht der richtige, um ihr zu erklären, dass ihr Vater jetzt Vergangenheit war. Nicht, dass er jemanden gewusst hatte, der die richtige Person für die Überbringung einer solchen Nachricht war, aber er selbst war es bestimmt nicht.
„Wo ist mein Papi?“, fragte sie leise, als wäre sie auf einer Mission, ihn zu verunsichern. Mayer wusste nicht, was er sagen sollte.
Er räusperte sich und bekämpfte das merkwürdig beengende Gefühl in seinem Hals, dann lenkte er ab.
„Kannst du dich erinnern, was passiert ist?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. Erst langsam, dann schneller.
„Wo ist mein Papi?“
„Dein Papi hat gesagt ich soll für ihn hier hin kommen.“

Das war zumindest keine Lüge.
„Und mein Bär?“
Er schüttelte nur den Kopf. Sie drehte sich weg.
„Anne, hast du Hunger?“, fragte er das nächstbeste, was ihm einfiel.
Sie reagierte nicht mehr.


Etwas später war Mayer wieder in seinen eigenen Gedanken versunken. Immer noch saß er auf dem Bett und sprach Anne hin und wieder an, aber sie rührte sich nicht. Trotzdem wollte er noch nicht gehen. Auch die Sozialarbeiterin saß inzwischen wieder auf ihrem Platz, versteckte sich hinter ihrem Buch um ab und zu Mayer einen prüfenden Blick zuzuwerfen. Es hatte keinen Sinn. Das kleine Mädchen würde heute nicht mehr mit ihm sprechen.
Ob sie sich an das Feuer erinnern konnte und nur nicht verstand, dass jetzt von ihrem Leben nichts mehr übrig war? Oder hatte sie alles vergessen?
„Mein Arm tut weh. Der böse Mann hat mir aua gemacht.“, sagte sie plötzlich, sachlich, als würde sie von jemand anderem sprechen. Mayer reagierte sofort.
„Der böse Mann?“, fragte er überrascht. Das passte nicht zu der Geschichte, die ihr Vater erzählt hatte.
Anne jedoch nickte bestimmt und sah ihn durchdringend an, als sich hinter ihm jemand räusperte.
„Ich bin zur Visite hier.“, wisperte der dünne junge Mann mit den wirren Haaren, der in einem viel zu großen Ärztekittel steckte. Anscheinend war Mayer nicht der einzige, auf den Anne einen einschüchternden Effekt hatte.
„Der da.“, stellte sie jetzt fest und schloss dann die Augen.
„Den will ich nicht mehr.“, flüsterte sie in der Hoffnung, dass er sie nicht wahrnehmen würde, und zog die Decke über ihren Kopf.


*
„Und, wie wars?“, fragte sein Partner, als sie an der ausgebrannten Ruine aufeinander trafen.
„Sie erinnert sich an nichts. Sie denkt, der Arzt hätte ihr die Schnitte verpasst. Aber der sieht nicht gerade so aus, als würde er auch nur eine Spinne totduschen.“
Der Kollege und Freund lachte trocken.
„Nein, es ist ja auch hier passiert. Sie hatte die Wunden schon, als ich sie gefunden habe. Wahrscheinlich denkt sie das, weil er sie genäht hat.“
„Nun, wir werden warten müssen, bis die Kinderpsychologin den Bericht schickt, aber ich denke wir können annehmen, dass sie alles ausgeblendet hat. Inklusive Feuer.“
Mayer ging voraus und klopfte prüfend gegen den Türrahmen des Hauses, bevor er eintrat.
„Was willst du da drin? Das Haus ist hoch einsturzgefährdet! Und es ist ohnehin kaum noch etwas davon übrig...“
„Ich brauche eine Bestätigung. Über das, was der Vater gesagt hat. Wenn er wirklich die Wahrheit gesagt hat, werden wir hier alles finden. Was sagt die Feuerwehr?“
Er wartete im Flur – oder dem was einmal der Flur gewesen war– auf seinen Kollegen, der zögerlich hinter ihm eintrat.
„Ach, und wenn du einen Bären findest, nimm ihn mit.“, fiel ihm ein. Sein Partner zog nur eine Augenbraue hoch und ignorierte letzteres. Stattdessen gab er die Erkenntnisse der Feuerwehr wieder, während Mayer seine Taschenlampe einschaltete.
„Mehrere Ursprungspunkte. Vor allem Vorhänge und andere Textilien.Vermutlich sollten als erstes die Ausgänge dicht gemacht werden, aber dank Brandbeschleunigern ging wohl alles sehr schnell. Mit der Aussage passt es zusammen: Der Vater hat das Mädchen rausgebracht und ist dann zurück ins Haus, wo die Mutter war. Zu der Zeit stand das Untergeschoss schon in Flammen.“
„Er hätte aber genug Zeit gehabt, auch wegzulaufen?“
„Wenn seine Frau nicht oben eingeschlossen gewesen wäre, ja. Aber er konnte sie nicht zurücklassen. Er dachte eben er könnte sie retten.“
Ein Balken knackte bedrohlich über ihren Köpfen. Es war dunkel in der Ruine, deren jetzt geschwärzte Steine dank massiver Bauweise noch Wände bildeten – in den Räumen, die nicht eingestürzt waren. Das Feuer hatte ganze Arbeit geleistet.
„Aber wie ist er verbrannt, ohne vorher am Rauch zu ersticken?“
„Eine Rauchvergiftung hatte er ja. Die Verbrennungen sind aber wohl gezielt gesetzt worden.“
„Du meinst...?“
„Der Rechtsmediziner sagt er wurde angezündet, ja.“
Beide schwiegen für einen Moment. Sie hatten die meiste Zeit ihres Berufslebens zusammen gearbeitet und waren sich beide bewusst, dass keiner von ihnen je mit einem Mord dieser Art zu tun gehabt hatte. Schnell sprach Mayer weiter, bevor ihn Mitleid und Entsetzen von der Ermittlungsarbeit ablenkten.
„Okay, und die Brandbeschleuniger? Passen die zur Theorie?“
„Das wurde noch nicht ermittelt. Benzin war es allerdings nicht, das würde man riechen. Irgendetwas anderes, vielleicht auch verschiedene, aber Laboruntersuchungen dauern eben ewig.“
Sie waren inzwischen durch das Wohnzimmer in die Küche eingedrungen. Diese war teilweise eingestürzt, was bessere Sicht als in den anderen Räumen ermöglichte, aber auch mehr Gefahren barg.
„Mayer, ich finde wirklich dass wir auf die Sicherung des Hauses warten sollten.“
„Ich hab dem Mann versprochen, dass ich alles tun werde, was ich kann. Ich muss es finden.“
„Was denn? Wenn du mir sagst, was du suchst, finden wir es vielleicht schneller.“, drängelte sein genervter Partner, während er den Staub aus seinem Sichtfeld wedelte. Mayer bückte sich und hob mit seinem Jackenärmel etwas vom Boden auf.

Er hustete.
„Schon gefunden.“, stellte er triumphierend fest und hielt es seinem Partner vor die Nase.

Ach, Tina, du Fiesling. Du und deine Kapitel, die so viel erzählen, aber das Wichtigste und Interessanteste nicht preisgeben wollen Big Grin

Zitat:„Wo ist mein Papi?“, fragte sie leise, als wäre sie auf einer Mission, ihn zu verunsichern.

Das war herzallerliebst und todtraurig <3

Zitat:„Wenn seine Frau sich nicht oben eingeschlossen gewesen wäre, ja."

Der einzige fehlerhafte Satz, den ich persönlich entdecken konnte.

Poste ganz bald weiter :herz:
Du bist gemein! WIrkliches übel, böse Fieslich!

Aber verstehe ich das richtig- Anne hatte Schnittverletzungen und ihr Vater hat sie, als es unten im Haus brannte, nach draußen gebracht und ist dann zurück? Also befand sich der Mörder, der ihn schließlich angezündet hat, noch im Haus? Oder hat er sich selbst angezündet (was ich nicht glaube). Und Mami ist auch verbrannt?
Fragen über Fragen.

Schreib doch bitte schnell weiter!
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