Liebe Tina, du hast nun auch bewiesen dass du eine unglaubliche Schmalz-Kitsch-Königin bist. Der Anfang ist wunderschön - aber beweist das zu Genüge
Also ich glaub noch an meine Version. Irgendwie hast dus doch ein bisschen jetzt bewiesen. Auch wenn du es nicht glauben willst
Also dazu muss ich sagen....
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Spoilerich fänd es sehr schön, wenn man endlich mal was lesen könnte, wo eine m/w Freundschaft wirklich platonisch ist und bleibt!
ich hätte sehr gerne gelesen, wie Anne Simon erzählt, dass sie mit Mark zusammen ist, weil ich mir das nicht wirklich vorstellen kann wie das bei den beiden gelaufen wäre :'D
schön finde ich auch, dass du uns Leser relativ schnell, aber nicht sofort aufklärst (also dass ich Zeit hatte, mich zu fragen: "Mark - der Mark?" und dann aber nicht Eweigkeiten lang hingehalten wurde.)
der letzte absatz wirkt für mich irgendwie wie ein Fremdkörper. Er passt nicht in die übliche Erzählweise von dir hinein und ich finde, die Informationen darin hätten auch noch im nächsten Rückblickskapitel einflieÃen können, damit wir uns noch ein bisschen Gedanken dazu machen können (s.o.)
eine feedbackflut!
ich finde es sehr süà wie sich alle so auf simons "seite" schlagen, ihr wollt ja fast alle, dass er eifersüchtig ist
keiner schreibt sowas wie "ach der mark klingt aber niedlich"... ich persönlich find den verdammt niedlich.
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Spoilerich ändere meine einstellung zur existenz rein platonischer freundschaften leider täglich.
@mara:
ich hab auch überlegt ob der absatz reinsoll, aber ich denke er sagt nicht zu viel. und ist in gewisser weise auch eine überleitung auf den nächsten teil, der heute abend irgendwann kommen wird
was das "wir sind zusammen"-gespräch angeht... ein bisschen händchenhalten macht noch kein pärchen
da die beiden aber jetzt zerstritten sind fürchte ich, dass es das gespräch nie gegeben hat. aber du hast recht, es wäre sehr interessant gewesen
naja, ich denke, wenn man 13/14 ist, wie Anne, sollte Händchenhalten für eine anfängliche Beziehung erstmal reichen xD
aber vllt bin ich da auch altmodisch
nee bist du nicht
aber er ist ja schon 16, und sie ist sich ja auch gar nich so sicher was da jetzt passiert ist. was ja nicht heiÃt dass sich da nichts entwickelt hat, das wissen wir ja schon aus drei
das ganze händchengehalte hat simon ja auch aus dem fenster gesehen... oder es ist gut möglich dass er es gesehen hat
daher muss sie ihm das nicht mehr erzählen.
--- Beitrag hinzugefügt um: 16:59 Uhr. --- Verschmelzung, da weniger als 24 Studen alt. ---
soo. hier ist er
Fünf
2011
Simon war sich wieder mal nicht sicher, ob er das Richtige tat. Es war fast zehn Jahre her, dass er ihn gesehen hatte, und eigentlich wollte er es niemals wieder tun. Nicht nur, weil es ihm geraten worden war, sondern weil er damit abgeschlossen hatte. Er befand sich seit einigen Jahren in Therapie, er hatte einen festen Job, er hatte feste soziale Beziehungen... zumindest ein Paar davon. Das Leben im Heim war sicher nicht immer schön gewesen, aber für ein Heim für Kinder und Jugendliche, deren Eltern entweder tot oder im Gefängnis waren, hatte es seine Aufgabe gut gemacht. Er dachte gern an die Tage im Heim zurück, und besuchte immer noch seine damaligen Betreuerinnen. Anders als Anne, die an ihrem achtzehnten Geburtstag dem Heim den Rücken gekehrt hatte und seit dem niemals zurückgeblickt hatte.
Simon wollte nicht wegwerfen, was er gewonnen hatte, was er niemals hätte haben sollen, wäre es nach seinem Vater gegangen. Und er wusste, dass er wieder darüber nachdenken musste, wenn er jetzt das Krankenzimmer betrat.
Es war kalt im Flur des kleinen Krankentraktes des städtischen Gefängnisses, und er zweifelte noch immer. Der Luftzug schien ihn geradewegs vom Krankenzimmer wegzupusten, als wollte er sagen âTu es nicht, Simon!â - und er befürchtete, dass dies das selbe war, wie das was Anne sagen würde, wenn sie wüsste, dass er hier war..
Er ignorierte das Betteln des Luftzugs und machte noch zwei Schritte auf die Tür zu.
âSind sie bereit?â, fragte der Wärter und suchte den richtigen Schlüssel am Schlüsselbund.
Simon blickte durch das kleine Fenster in der Tür.
Da lag er also, und selbst im Schlaf und zerfressen von vielen kleinen Tumoren- wie der Arzt erklärt hatte- grinste er. Es war dieses Grinsen das ihm die letzten 9 Jahre so oft den Schlaf geraubt hatte, dieses Grinsen, das ihn seine Kindheit zur Hölle gemacht hatte.
Es reichte, es nur durch das Fenster zu sehen, und allerlei Erinnerungen kamen in Simon hoch. Erinnerungen, über die er niemals auÃerhalb des Büros seines Therapeuten gesprochen hatte, Erinnerungen, die so tief in ihm verankert waren, dass er sie wahrscheinlich nie vergessen würde, obwohl er doch nichts mehr wollte. Simon trat einen Schritt von der Tür weg und schüttelte den Kopf in Richtung des Wärters. Er war nicht bereit. Und wahrscheinlich würde er es erst sein, wenn die Leichenstarre dieses ewige Grinsen gelöscht hatte.
Als er das Gefängnis endlich verlassen hatte, wich ein beklemmendes Gefühl von ihm, das er vorher nicht einmal bemerkt hatte. Er musste es gehabt haben, seit er den winzigen Zeitungsartikel gelesen hatte: âVorzeitige Entlassung nach 9 von 18 Jahren Haft für schweren Raubüberfall mit Todesfolge â Häftling Leon K. leidet unter Lungenkrebs im Endstadiumâ.
Er hatte geglaubt, dass er so viel älter sein würde, wenn er wieder freikam, so viel weiter weg von allem, was er ihm angetan hatte. Die Neuigkeit hatte ihm beinahe die Luft zum Atmen genommen, und er konnte nicht fassen, dass so eine groÃe Sache auf einer so kleinen Fläche hatte stehen können, sodass er es fast nicht bemerkt hätte â wenn er nur nicht zu viel Gemüse gekauft hätte!
Er musste an Anne denken. Sie hatte keine Ahnung was los war, und er hatte ihr nichts erklärt. Er hoffte, dass sie noch in seiner Wohnung sein würde, wenn er wiederkam.
Sie war noch da. Jedenfalls hatte er dieses untrügliche Gefühl, das ihre Anwesenheit immer bei ihm verursachte. Er konnte sich nicht erklären, warum er immer spürte, wenn sie in der Nähe war, aber er vermutete, er hatte es sich antrainiert. So wie ein Urwaldmensch lernte, wann ein Tier in der Nähe war, obwohl es sich nicht zeigte und keinerlei Geräusche machte, hatte Simon einen sechsten Sinn entwickelt, der ihm ihre Anwesenheit verriet.
Er lieà die Tür leise ins Schloss fallen und sah sich in der Wohnung um. Auf dem Herd dampften vier Töpfe vor sich hin, und er musste zugeben, dass es nicht schlecht roch. Alle Fenster waren offen und es strömte frische, aber unglaublich kalte Luft in die Wohnung. Diese Eigenheit von Anne, dass sie überall wo sie war frische und möglichst frostige Luft brauchte, hatte ihn schon oft in den Wahnsinn getrieben. Ja, nach längerer Betrachtung seiner Wohnung war er sich sicher, dass sie hier war. Nur wo?
Anne war sich immer bewusst gewesen, dass ihre Narben nicht ihr Hauptmakel waren. Simon hatte ihr nach der Trennung von Mark versichert, dass sie wunderschön war und den meisten Männern den Kopf verdrehte, obwohl sie es nicht merkte.
Allerdings war das nicht ihr Hauptproblem gewesen. Sie hielt sich nicht für unendlich schön, aber sie hatte sich schon immer mehr Sorgen gemacht, dass ihr Charakter abstoÃend wirken könnte. Ihr Körper, das war etwas was sie nicht ändern konnte. Aber sie wusste, dass sie einige Charaktermerkmale aufwies, die es schwer machten, sie zu mögen.
Da war zum einen ihre Unsicherheit, die sich breit machte, wenn sie mit Menschen sprach, die sie gern näher kennengelernt hätte. Ihr fehlendes Redebedürfnis und ihre Eigenart, alles mit sich selbst auszumachen. Und schlieÃlich ihre Neugier. Sie schämte sich ein bisschen dafür, dieser wieder nachgegeben zu haben. Aber normalerweise vergab er ihr dafür, und nachdem er sie so abrupt allein gelassen hatte, hatte sie sich Sorgen gemacht.
23.08.2009
Du bist immer noch da,
wo ich dich nicht will
hör dein Schreien, dein Lachen,
bist einfach nicht still,
du bist in meinem Kopf
und lässt mich nicht in Ruh',
seh' nicht mehr in den Spiegel,
denn dort bleibst immer du.
Ich weià ich kann anders sein,
und ich weià ich bin nicht,
das was mir das Erbe,
das du mir gabst, verspricht -
Doch ich kann nicht vergessen,
du bleibst immer in mir -
wenn ich nicht jeden Tag kämpfe,
werd' ich doch noch zu dir.
âAnne?â
Es geschah selten, dass sie ein frostiger Schauer überfiel, doch jetzt saà sie hier, zwischen all seinen Notizbüchern, und eine Gänsehaut zog sich über ihren Körper. Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, schlang die Arme um sich und sah das letzte Gedicht an, was sie gelesen hatte. Sie hatte am Anfang der Bücher begonnen und hatte es bis kurz nach der Mitte geschafft. Was sie las, sprühte von Angst, Verzweiflung und Hass â Gefühle, die sie von ihm in diesen Extremen nicht kannte.
âANNE! Was zur Hölle machst du da?â
Sie zuckte zusammen, drehte sich um und sah ihn in der Tür stehen. Und da war der Hass in seinen Augen, von dem sie eben noch geglaubt hatte, dass er ihn nicht fühlen konnte.
âIch... Simon...â
âHast du sie alle gelesen?â
âNein, nicht alle. Bis August 2009.â
Ihre Stimme zitterte. âEs tut mir leid, Simon, ich wollte... Ich hab mir Sorgen gemacht, und...â
Er schnaubte wütend, nahm ihr das Buch weg, das sie in der Hand hielt und begann den Rest einzusammeln und ins Regal zu räumen.
âSimon...â
Er reagierte nicht mehr. Sie konnte nicht deuten, ob er vor Wut oder vor Scham so rot war, was in ihm vorging, was er als nächstes tun würde. Ob es sicherer war zu gehen oder zu bleiben.
Anne war von ihren eigenen Gedanken erschrocken. Nie zuvor hatte sie Angst vor ihm gehabt, aber in diesem Moment wollte sie am liebsten rennen, so weit sie konnte. Nur der Gedanke, dass sie ihn nicht verlieren wollte, hielt sie wo sie war, stumm und zitternd auf seinem Schlafzimmerboden.
SchlieÃlich drehte er sich mit funkelnden grünen Augen, die alles andere als warm wirkten, zu ihr um.
âFass die noch mal an und ich...â, zischte er, dann verstummte er.
Er biss sich auf die Lippe, senkte den Kopf, ging an ihr vorbei und schloss leise die Tür hinter sich, als würde er sich plötzlich schämen. Sie blieb sitzen wo sie war und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Der Simon, den sie kannte, war verschwunden.
Sie wartete darauf, dass er wiederkommen würde, um ruhig über das zu sprechen, was geschehen war. Dass sie ihm vielleicht erklären könnte, warum sie sich so in sein Privatleben gemischt hatte. Dass sie sich entschuldigen konnte, und vielleicht hoffte sie auch ein bisschen, dass er sich entschuldigen würde. Oder ihr erklären könnte, warum er so wütend geworden war, dass sie ihn fast nicht wiedererkannte. Aber die Stunden gingen vorbei, und mit jedem Schritt, den die schleichenden Zeiger der Uhr machten, fühlte sie sich nur fremder, unwillkommener und immer einsamer. Sie zog ihr Kleid vom Vortag an, in dem sie sich nicht mehr hübsch, sondern nur noch lächerlich vorkam, schlüpfte in ihre Schuhe, in denen sie nur noch stolpern, aber nicht mehr laufen konnte, und wartete auf ihn.
Als er wiederkam, war es bereits dunkel. Er brauchte seinen sechsten Sinn nicht, denn er wusste, dass sie nicht gegangen sein würde. AuÃerdem saà sie gut sichtbar auf seinem Sofa, kaute an ihren Nägeln und hatte ihr verheultes Gesicht sorgfältig überschminkt.
Er lieà die Tür laut ins Schloss fallen, um sie auf sich aufmerksam zu machen.
âIch kann gehen, wenn du willst!â, sagte sie und griff nach ihrem Mantel und der Tasche voller Sachen, die sie beim Aufräumen ausgemistet hatte. Exakt wie bei einer Trennung, wurde ihr bewusst, und sie lieà die Tasche wieder los. Egal wie böse er ihr war â sie wollte sich nicht von ihrem besten Freund trennen.
âIch wollte nur nicht gehen, ohne mich zu verabschieden, ich wusste nicht...â
âDu solltest gehen.â, unterbrach er sie, und sie schlang ihren Mantel um sich und legte ihren Schlüssel seiner Wohnung auf den Couchtisch, bevor sie verschwand.
âNimm deinen Schlüssel mit!â, wollte er ihr noch hinterher rufen, doch die Tür war bereits ins Schloss gefallen.
Vor der Couch stand die Tasche mit ihren Sachen, und auch er konnte nicht anders, als zu denken, dass die Situation wie für eine endgültige Trennung gemacht war.
Der Zug fuhr über Flüsse und Felder, durch Dörfer und Städte, durch Regen und Wind.
Wie in einem langweiligen Film zog es an ihr vorbei, während sie mit ihren Gedanken woanders war. Hätte sie in der Stadt bleiben sollen? Ein paar Tage, um ihm Zeit zu geben?
Vielleicht wollte sie einfach nicht wissen, ob er noch mal vorbeigekommen wäre, wenn sie geblieben wäre. Vielleicht wollte sie einfach in zwei Wochen zurückkommen, und hoffen, dass alles wieder so war wie vorher. Vielleicht aber war ihre Freundschaft auch nicht stark genug, um zu viele Geheimnisse zu überstehen. Vielleicht war das hier der Anfang eines neuen Lebens.
âKieselchen?â
Sie lächelte, als sie seine liebevolle Version von âFrankensteinâ hörte. Es war lange her, viel zu lange, seit sie sich das letzte mal gesehen hatten. Er nahm ihren Koffer in die eine Hand und zog sie mit der anderen an sich, hielt sie lange an sich gedrückt und vergrub seine Nase in ihren Haaren.
Sie schmiegte sich an ihn, schlang die Arme fest um ihn und trat mit ihrem Fuà die Wohnungstür zu. Es war lange her, aber was war schon Zeit?
ÃvÃ
ich bin geschockt.
Du schockst mich....
Ich komme nach Hause und da steht ein ganz neues Ende von dem, was ich vorherige Woche noch gelesen habe.
Ein Schock OO
TINAAA
wo ist denn unsere kleine Annie, was macht sie da und wird das alles wieder gut??
Herje du brichst mir das Herz oO
Aber trotzdem
die Spannung bleibt ^^
Ich liebe es ;D
Meffi schrieb:du findest dich auch noch mal in anne wieder, ganz sicher
Bitte was? Ehrlich, ich will solche Sätze hier nicht mehr lesen (auÃer im Roman vlelleicht)!! Das ist ja unbeschreiblich! Empörend!
:gg:
Nun also zum Kapitel
Ein tolles Kapitel - du schreibst schön und so langsam erfahren wir mehr über Anne und Simon (aber warum ausgerechnet Anne?)
ich will aus dem Kapitel etwas zitieren, das mit besonders gefallen hat
Zitat: Er würde später merken, dass er falsch lag, und sich dafür entschuldigen, und sie würde die Entschuldigung annehmen.
Sie würde später erfahren, dass sie eigentlich nicht um Mark gestritten hatten, sondern darüber, ob sich Menschen ändern konnten. Sie würde verstehen, dass sie, weil sie daran glaubte, sein gesamtes Weltbild aus den Fugen gerissen und alte Wunden geöffnet hatte. Und in ferner Zukunft, über sieben Jahre später, würde sie erkennen, dass es immer ein Streitpunkt zwischen ihnen bleiben würde.
gerade weil es anders geschrieben ist als sonst, fällt es auf. Man muss nicht alles immer Haar genau erklären, manchmal reicht auch ein Ansatz,so wie in diesem Fall. Mir gefällt er.
EDIT: Zu Kapitel 5
oh ...man ... was machst du mit uns?
Erst einmal: Ich liebe deinen Schreibstil. Es macht Spaà deine Texte zu lesen.
Aber wer um alles in der Welt ist Leon? Habe ich irgendwas vergessen oder wird das später noch aufgeklärt?
Und dann der Streit und sie geht zu dem anderen, dessen Namen mir gerade entfallen ist.
Du schreibst schnell weiter, oder? Denn im Augenblick bin ich zwischen "verwirrt" und "gespannt" gefangen.
Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Die arme Anne. Aber muss sie gleich die Stadt verlassen ?
Bitte schreib schnell weiter
Zitat:Aber wer um alles in der Welt ist Leon? Habe ich irgendwas vergessen oder wird das später noch aufgeklärt?
Und dann der Streit und sie geht zu dem anderen, dessen Namen mir gerade entfallen ist.
Du schreibst schnell weiter, oder? Denn im Augenblick bin ich zwischen "verwirrt" und "gespannt" gefangen.
du hast mit leon nicht prinzipiell was verpasst. allerdings gibt es hinweise darauf, wer er sein könnte
falls nicht wird das aber auch geklärt- ein paar kapitel später
zumindest jemand, der simon sehr viel bedeutet und zu dem er ein ziemlich gestörtes, von angst geprägtes verhältnis hat. auÃerdem hat er ihn nicht gesehen, seit er ins heim gekommen ist.
der streit. wird auch mehr sinn geben wenn klar ist, worüber die beiden eigentlich gestritten haben. simon ist eigentlich kein mensch, der brüllt und droht- anne ist also ähnlich verwirrt wie ihr (haha. anne
).
und da sie a) trotzig und b) sauer und c) verwirrt ist geht sie -richtig- zu "dem anderen". aber kommen wir erstmal dazu, wer "der andere" eigentlich ist und welche bedeutung er in dieser geschichte hat.
_______________________________
Sechs
April 2004
Seit dem Streit hatten Simon und Anne kein einziges Mal miteinander gesprochen. Immer länger war es jetzt drauÃen hell, und Anne saà abends oft mit Mark am See, während Simon mit ein paar älteren Jungs aus dem Heim oft an der Feuerstelle war. Unter dem Vorwand, dort das Altpapier des Heimes zu verbrennen verbrachten sie einige Abende des Monats dort und tranken Bier, das die Ãlteren aus der Stadt mitbrachten. Simon hatte in dem Monat seit dem Streit seine erste Zigarette geraucht und es gleich wieder aufgegeben, er hatte die Regeln gebrochen und gelernt, dass das im Heim auch ohne Probleme möglich war. Jeder wusste, was an der Feuerstelle passierte - auch wenn kein Feuer brannte â und niemand legte gesteigerten Wert darauf, es zu unterbinden.
Es war, als hätten sich beide absichtlich dorthin begeben, wohin der andere nicht folgen wollte, wie um ein Zeichen ihr Unabhängigkeit zu setzen und eine räumliche Trennung festzuhalten. Inzwischen hatten sich alle AuÃenstehenden daran gewöhnt, dass sie getrennte Wege gingen, wenn es auch zuerst vor allem den engagierten Betreuerinnen groÃe Sorgen gemacht hatten. Jetzt jedoch waren diese nur noch erfreut, dass der ewige Kleinkrieg zwischen Anne und Mark ein Ende hatte.
Anne lieà wie immer die FüÃe vom Steg ins Wasser baumeln und sah dem Sonnenuntergang über dem See zu. Meist war sie bis zum späten Nachmittag in der Schule, die in der Stadt lag und nur mit dem Kleinbus des Heims zu erreichen war, weshalb sie die Stunden am See nach den Hausaufgaben und dem Abendessen nur noch mehr auskostete. Ein sachter Wind fuhr durch den Schilf am Rand des Sees, der inzwischen wieder grün nachwuchs, und blies ihr eine ihrer dunklen Haarsträhnen ins Gesicht. Die Welt um ihren geliebten riesigen See, der sich weit ausstreckte und das Heim fast mit Wasser umschloss, weil es auf einer kleinen Landzunge gebaut war, die in den See hineinragte, war schon weitgehend aus dem Winterschlaf aufgewacht. Wenn sie genau hinhörte, konnte sie Grillen hören, die jedoch meist vom Quaken der Frösche übertönt wurden. Es wurde Frühling, und Anne genoss die letzte nicht allzu heiÃe Jahreszeit in vollen Zügen.
Bekannte Schritte näherten sich ihr über den Steg und sie lächelte. Früher hätte sie jetzt ihre Sachen zusammengerafft und wäre ihm aus dem Weg gegangen, aber das war nicht mehr nötig.
âHey, Kieselchen.â, sagte er nur und setzte sich hinter sie in den Schneidersitz. Er zog sie an sich und schob seine Hände in ihre Bauchtasche. âWo warst du denn die ganze Zeit?â
Sie schloss die Augen und lehnte sich an ihn.
âHausaufgaben.â, murmelte sie, doch ganz wahr war es nicht.
Sie mochte es mit ihm zusammen zu sein. Sie mochte seine Art sie anzusprechen und zu berühren, sie mochte sein Lächeln und seine Augen, sie mochte ihn, vielleicht sogar sehr. Aber manchmal überkam sie trotz allem das Gefühl, dass es zu viel für sie war. Sie dachte dann darüber nach, ob sie es nicht mochte, wenn er ihr so nah war, oder ob es vielleicht nur ungewohnt war, und dafür zog sie sich oft zurück. Es schien ihn zu wundern und sie war überzeugt davon, dass er merkte, wenn sie log, aber gleichzeitig störte es ihn nicht. Vielleicht verstand er ja ganz genau, was sie fühlte? Sie hatte oft das Gefühl, dass er in sie reinschauen konnte.
Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und begann leise zu reden.
âWas hältst du davon, morgen eins von den Booten auszuleihen? Wir könnten den ganzen Tag was zusammen machen und vielleicht... vielleicht ist es ganz schön da drauÃen auf dem See.â
Vielleicht konnte er doch nicht direkt in sie reinschauen. Morgen war Samstag.
Sie sollten den ganzen Tag ohne Fluchtmöglichkeit, zu zweit auf einem Fleck? Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen, als, dass es vielleicht schön auf dem See sein könnte. Sie öffnete die Augen und drehte den Kopf zu ihm.
âMark... möchtest du... hast du vielleicht was Bestimmtes vor?â
âVielleicht. Fändest du das gut, wenn ich... was Bestimmtes vorhätte?â
âWas was wir noch nie gemacht haben?â
âJa, genau.â
Jede normale vierzehnjährige dachte wahrscheinlich darüber nach, wie wohl ihr erster Kuss sein würde - wenn sie ihn nicht schon erlebt hatte. Auch Anne. Und ihr war mehr als klar, dass sie gerade genau darüber sprachen.
âIch weià nicht.â, sagte sie ehrlich.
Sie wusste nur, dass ihn dieses ewige Händchenhalten irgendwann frustrieren musste. Und dass sie nicht gedacht hatte, dass er sie fragen würde. Irgendwie machte das ihren nächsten Satz einfacher. âAber das mit dem Boot klingt gut.â
Er grinste. âOkay.â Anscheinend musste er sich möglichst auffällig anstellen, damit sie verstand, dass das hier gut war... und ihr ein bisschen entgegen kommen.
*
Mai 2004
Ein Monat war vergangen und es war immer noch alles beim Alten: Anne und Simon sprachen nicht miteinander, Mark musste weiterhin Geduld beweisen, der See lag immer noch still da und auch die Welt drehte sich stur weiter, egal was geschah. Wie es der Kalender verlangte, flogen jetzt Maikäfer zwischen den Bäumen am Ufer des Sees entlang, und Anne und Mark hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Samstag mit einem der kleinen Paddelboote auf den See zu fahren. Es war wieder Samstag, und in der Woche zuvor hatte Anne ihren fünfzehnten Geburtstag gefeiert. Simon hatte Anne, nach langen Ãberlegungen höflich und ohne sie zu berühren, gratuliert, und Mark war ihr den ganzen Tag umher gefolgt und hatte zu dutzenden Gelegenheiten den Arm um sie gelegt oder ihre Hand gehalten. Sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt, doch es wurde ihr immer noch oft zu viel, wenn andere Leute dabei waren.
Das âwirâ, das bei âAnne und Simonâ immer mitschwang, als seien sie siamesische Zwillinge, hatte sie weitaus weniger gestört als das bei âAnne und Markâ, und auch die Gerüchte, dass beide ein Paar waren, waren mit steigendem Wahrheitsgehalt nerviger geworden. Bei Simon hatte sie dieses Getuschel nie gestört, denn sie beide hatten gewusst, dass nichts zwischen ihnen war, und die Meinung der anderen war uninteressant gewesen. Für Anne schien diese Zeit unglaublich weit weg zu sein, doch gleichzeitig ertappte sie sich manchmal dabei, über Simons Meinung nachzudenken. Wütend auf sich selbst verbannte sie dann diese Gedanken aus ihrem Kopf und redete sich beruhigend selbst zu, dass Simons Meinung jetzt niemanden mehr interessierte. Manchmal klappte es.
Gerade noch in Sichtweite vom Ufer schwamm ein kleines Paddelboot aus Holz. Von auÃen hätte man fast nicht sehen können, dass sich in dem Boot jemand befand. Nur ein aufmerksamer Beobachter hätte bemerkt, dass auf jeder Seite des Bootes ein Paar nackte FüÃe über den Rand hingen und gerade so das Wasser streiften. Aber niemand beobachtete sie.
Anne und Mark lagen Kopf an Kopf im Boot, jeder von beiden mit einem Stecker der Kopfhörer von Annes neuem MP3-Player, einem Geburtstagsgeschenk, im Ohr.
âDu wirst Koch, wenn du mit der Schule fertig bist, oder?â, fragte sie und biss in einen Muffin, den sie mitgebracht hatten.
Er nickte. âNaja, jedenfalls will ich das. Aber man braucht nicht so furchtbar gute Noten dafür, und ich denk ich kann das wirklich. Oder naja, mach es nicht schlecht.â
Grinsend drehte er den Kopf zu ihr. âWieso? Planst du unser Gesamteinkommen?â
âNein.â
Sie drehte sich ebenso grinsend zu ihm, sah ihm in die Augen und war nur eine Handbreit von ihm entfernt. Einen Moment schwiegen sie beide, dann drehte sie sich weg und kicherte.
âDie Muffins sind nur so gut!â, sagte sie dann mit schon wieder vollem Mund. Er lieà sich auf den Rücken zurückfallen.
âUnd du, was machst du wenn du fertig bist?â
âHmm... meine Lehrerin meint ich soll Abi machen und dann studieren. Aber ich weià nicht...â
âAlso hast du mich nicht gefragt weil die Muffins so gut sind, sondern, weil du es selber nicht weiÃt, richtig?â
Er verzog den Mund.
âUnd ich dachte die Muffins wären gut.â
Sie lachte. âBesser als der Kaffee, den ich 'gekocht' hab.â, meinte sie, und er setzte den Becher ab, den er gerade zum Mund führte. âDu findest den auch nicht lecker?â, fragte er erleichtert.
Anne nahm zur Antwort die Thermoskanne und bereicherte ihren geliebten See um einen halben Liter viel zu starken Kaffee.
âMachst du Witze? Der ist widerlich. Aber ich fand es so spannend, dass du ihn trotzdem die ganze Zeit getrunken hast.â Sie kicherte.
âSowas machst du mit mir? Ich trink dir zuliebe dieses Gift und du...â, meinte er empört, setzte sich auf und begann sie ohne Vorwarnung zur Strafe zu kitzeln. Sie quietschte und lachte, während sie unter seinen Händen zuckte und sich wand, und bald griff sie seine Hände und versuchte einen Gegenangriff zu starten. Das Boot schwankte gefährlich, und ihr Versuch scheiterte kläglich.
âStoppâ, flehte sie auÃer Atem, âHör auf, wir kentern gleich!â
Er erbarmte sich, setzte sich wieder aufrecht hin und beobachtete amüsiert, wie sie langsam wieder zu Atem kam.
âAnne, wie kommt das, dass du hier so anders bist?â, fragte er, als sie wieder in der Lage zu sein schien, ihm zuzuhören.
âWie, anders?â
Sie betrachtete misstrauisch den halben Muffin, der jetzt platt und zerbröselt war. âNa lecker...â murmelte sie.
âDu bist anders zu mir wenn wir allein sind... wenn die anderen in der Nähe sind, dann... naja. Wahrscheinlich bild' ich mir das nur ein.â
âJa, wahrscheinlich.â, log sie, und in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie nicht wollte, dass das, was sie hatten, kaputt ging. Sie entschied, endlich ins kalte Wasser zu springen- schlieÃlich liebte sie es normalerweise!
âMark? Wolltest du nicht unbedingt mal was ausprobieren?â
Sie atmete einmal tief ein und wieder aus, drehte sich zu ihm um und schloss die Augen. Sie war gerade fünfzehn geworden und fühlte sich gleichzeitig so erwachsen und doch unglaublich klein, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben vom hübschesten Jungen der Welt geküsst wurde. Noch Jahre später war sie froh, dass es genau so gewesen war.
*
Juni 2004
Es war Sommer geworden und die Zeit der gemeinsamen Lagerfeuer hatte begonnen. Heute war mal wieder eines geplant gewesen, und wie immer war Anne nicht dabei. Die Betreuerinnen hatten ihr erlaubt, im Haus zu bleiben, weil sie Annes Reaktion auf Feuer gut kannten. Auch Mark fehlte, und Simon sah das Licht in Annes Zimmer brennen. Er konnte sich denken, wo beide waren.
Simon hatte oft überlegt, mit Anne zu sprechen. Sie war jetzt bald einen Monat offiziell mit Mark zusammen, und Simon hatte sich selbst schon längst eingestanden, dass sie recht gehabt hatte. Dies jedoch vor ihr zu sagen, würde noch schwerer werden. Aber heute war der Abend, an dem er es tun würde.
Es klopfte an der Tür. Anne hüpfte aus ihrem Schreibtischstuhl, den sie weit vom Fenster weggezogen hatte, um nicht heraus sehen zu müssen. Unpraktischer Weise hatte man die Feuerstelle von hier direkt im Blick. Mark legte das Buch aus der Hand, in dem er gerade las, und zog eine Augenbraue hoch. LeichtfüÃig tapste seine Freundin zur Tür und öffnete sie.
âSimon?â
âIch hab dir was mitgebracht.â, sagte dieser und hielt ihr einen Teller hin, auf dem ein Stück Stockbrot lag. âIch mein... ihr könnt es euch auch teilen.â
Anne legte den Kopf schief und Mark setzte sich in ihrem Bett auf und schaute interessiert zur Tür.
âDas ist... nett von dir.â, meinte Anne unsicher und sah über ihre Schulter zu Mark.
âIch...â, fing Simon wieder an.
âTut mir leid, Annie, ich war ein Idiot und ich hätte dich entscheiden lassen sollen. Ich weià dass du nie viel redest, aber drei Monate kein Wort von dir... das reicht mir. Es tut mir wirklich leid.â
Ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Sie nahm den Teller mit dem Stockbrot in die eine Hand und Simons Ãrmel in die andere. âKomm rein. Wir haben sowieso Langeweile.â, verkündete sie und zerrte ihn ins Zimmer.
Der Abend war schrecklich merkwürdig. Viel hatte sich verändert, was vielleicht nie so gekommen wäre, wenn sie sich nicht so sehr gestritten hätten. Besonders, dass Anne nun vergeben war und Mark vom gemeinsamen Feind zu einem Mitglied ihrer Gruppe geworden zu sein schien, verwirrte Simon zunächst, und auch Anne war nicht sicher, was diese neue Situation bedeutete. Aber dass das lange Schweigen endlich vorbei war, bedeutete mehr.
Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis Simon für Anne wieder an erster Stelle stehen würde.
Doch in den letzten drei Monaten war so viel geschehen, was sie beide beschäftigt hatte. Viel, was vergeben und vergessen war, und vor allem so viel, worüber man reden oder auch schweigen konnte.
Denn manchmal - und das war das wahrscheinlich merkwürdigste, was sie aus ihrem Streit gelernt hatten â manchmal konnte man auch vermissen, dass etwas nicht gesagt wurde, und dann fehlte die Stille in dem unausgesprochenen Wissen, dass man nicht allein war.
Ja, es gab wirklich viel nachzuholen!
23 Zwerge schrieb:Aber wer um alles in der Welt ist Leon? Habe ich irgendwas vergessen oder wird das später noch aufgeklärt?
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Spoiler Ich denke dieser Leon ist ein Mörder und der Vater von Simon und Simon hasst Wasser deshalb so, weil das etwas mit dem Mord zutun hat und Anne hasst Feuer, weil durch Feuer ihre Eltern gestorben sind.
Ja []
Nein []
Vielleicht []
AAAAAAAAAAAAA ICH MUSS WEITERLESEN!!!
Du schreibst toll, Tina!!