Hope Renoir, London, The Ritz - später Nachmittag
Erneut schluckt sie und stammelt "Ja." in das Telefon. Sie wartet auf eine Reaktion ihrer Schwester, doch sie kommt nicht. Schweigen. Sie unterbricht die Stille, will ihrer Schwester alles sagen, alles beichten. Sie sucht Geborgenheit und vorallem Schutz, den sie nicht kennt."Emily, ich bin davongelaufen und bin jetzt in London! Sie suchen mich", sie stockt, fährt dann doch fort "Ãberall, ich weià nicht mehr weiter! Ich habe Angst."
Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens
Hopies Worte lassen sie unwillkürlich erstarren. Erstarren, während ihr Puls zu rasen beginnt. "Hopie", sagt sie. "Was um alles in der Welt ist passiert?"
Hope Renoir - London, The Ritz - später Nachmittag
Sie flüstert beinahe, umklammert das Telefon mit beiden Händen und ihre Stimme zittert "Er will mich umbringen!"
Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens
"Was redest du denn da, Hope?", ruft sie entsetzt aus, weià nicht ob sie am Verstand ihrer Schwester zweifeln soll oder ob sie ihr Glauben schenken soll. Der Knoten in ihrem Magen hat sich für Letzteres entschieden, sie schlieÃt die Augen, versucht ihn zu ignorieren.
Hope Renoir - London, The Ritz - später Nachmittag
Man glaubt ihr nicht, ihre Schwester glaubt ihr nicht, sie wusste es schon bevor sie Emily anrief. Keiner glaubt ihr! Die Polizeit in Frankreich hatte sie für verrückt erklärt, in London lieà man sie auf der Polizeiwache warten und kümmerte sich um überhaupt nichts. Doch Hope weià dass sie nicht verrückt ist. Sie sieht die Gestalten die hinter ihr hergehen, ihr in den StraÃen von London auflauern, sie mitten in der Nacht anrufen und ihr immer wieder das gleiche sagen 'Ich bring' dich um!'
Sie schüttelt den Kopf und ermahnt sich selber ruhig zu bleiben. "Emily, bitte hilf mir!"
Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens
Sie weià nicht was sie von den seltsamen Andeutungen ihrer Schwester halten soll, der Panik und Angst in ihrer Stimme. Sie ist verrückt, schieÃt es ihr durch den Kopf, deine Schwester ist verrückt geworden. Denn wer sollte denn jemanden wie Hopie töten wollen? Wer sollte - sie ruft sich zur Räson, egal ob es stimmt oder nicht, Hope braucht Hilfe, aus welchen Gründen auch immer. "Hör mir zu, Hope", setzt sie an, versucht dabei so gefasst und bestimmt wie möglich zu klingen. "Ich möchte, dass du dich in den nächsten Flieger in die Vereinigten Staaten setzt. Falls du Geld brauchst, dann werde ich es dir telegraphisch überweisen, aber du wirst die nächste Maschine nehmen, die von Heathrow aus abgeht, hast du mich verstanden?"
Hope Renoir - London, The Ritz - später Nachmittag
Emily will das sie kommt! Vielleicht glaubt sie ihr, nein, sie glaubt ihr, sonst würde sie Hope nicht in die USA holen. 'Ich flieg nach Hause' sagt sie zu sich und entspannt sich sichtlich. Mit wesentlich ruhigerer Stimme antwortet sie Emily "Danke, Emily, du weiÃt gar nicht wie sehr ...." Tack! Die Leitung ist unterbrochen, sie zuckt zusammen und wird starr vor Angst als jemand an die Tür klopft.
Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens
Ein Tuten, monoton und beunruhigend. "Hope?", fragt sie, obwohl ihr der gesunde Menschenverstand sagt, dass sie keine Antwort erhalten wird, tote Leitungen haben nicht die Angewohnheit zu sprechen. "Hope??", wiederholt sie dennoch mir Nachdruck. Dann lässt sie den Hörer sinken. Sie wird bestimmt gleich wieder zurückrufen, sagt sie sich, legt das Telefon daher hastig auf die Gabel und starrt es an. Was wenn sie nicht zurückruft?, schieÃt es ihr durch den Kopf. Was wenn sie nicht zurückruft? Du hast keine Ahnung wo sie steckt, London ist riesig, Dutzende von Hotels, Pensionen und Gaststätten, sie könnte bei Freunden untergekommen sein, sie kann überall sein.
Nervös setzt sie sich auf den Stuhl neben den Telefon, nimmt dabei nicht den Blick von dem weiÃen Gerät, beginnt auf ihrer Unterlippe herumzukauen, wartet ab.
Hope Renoir - London, The Ritz - später Nachmittag
Sie öffnet die Tür und weicht gleich zurück. Jacque - ihr noch Ehemann - steht in der Tür, packt sie am Arm, wirft sie aufs Bett, rüttelt sie, brüllt sie an. Hope nimmt es jedoch nicht wahr, ihr ist es gleichgültig, ihr einziger Gedanke, er hat sie gefunden, er wird sie töten!
Seine rauhe Stimme donnert über sie hinweg. "Hopie, Schätzchen? Was ist mit dir! Sag etwas!" Er brüllt sie an. Schlägt ihr ins Gesicht. Sie widerum schlieÃt die Augen und hofft, dass er es schnell macht. Doch er brüllt weiter. Sie hört Schritte, nein, es sind nicht Jacques, es sind mehrere Menschen jetzt im Zimmer. Braucht er etwa eine ganze Armee um sie zu töten? Sie liegt am Bett, rührt sich nicht, wehrt sich nicht und er braucht Verstärkung? Sie blinzelt und blickt genau in seine grünen Augen die ihr damals so gut gefallen haben. Sie sind kalt, kalt wie alles andere in dem Zimmer.
Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens
Die Minuten verstreichen zäh wie Ahornsirup und irgendwann wird es ihr zuviel, sie springt auf, greift nach dem Telefonhörer. Irgendetwas muss sie tun, geht in Gedanken ihre Optionen durch, keine erscheint ihr sonderlich befriedigend bis es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt, sie sich leise fragt, was sie wohl tun würde, wenn sie in London wäre, wo sie ihre Nächte verbringen würde. Wo sie sie bislang dort verbrachte .... seit ihrer ersten Europareise vor vierzig Jahren, die erste Reise die sie und Hope jemals ohne ihre Eltern unternommen hatten.
Ein Lächeln umspielt ihre Mundwinkel, als sie eine Nummer wählt, geduldig wartet bis sich am anderen Ende eine Frauenstimme meldet.
"Telefonauskunft, was kann ich für sie tun?"
"Emily Gilmore am Apparat. Geben sie mir bitte die Nummer des Ritz in London."